A GEEKs LiFE #19: Wie sieht der typische Trekkie aus?
Eine Studie über eine ganz besondere "Randgruppe"Kategorie: Kolumnen - Autor: Björn Flügel - Datum: Sonntag, 30 November 2008
Wer kennt sie nicht, diese Vorurteile? Trekkies sprechen fließend Klingonisch,
Trekkies haben eine eigene Uniform im Schrank, und ohnehin sind Trekkies eine
kuriose Randgruppe, die sich bevorzugt absondert und unter ihresgleichen bleibt.
Als ich vor einiger Zeit gebeten wurde, etwas zum Thema Trekkies bzw. über den
Einfluss von Star Trek auf das Fan-Leben zu schreiben (siehe "A GEEKs LiFE #18: Get a Life!"), stieß ich bei meinen
Recherchen auf eine Studie des volkskundlichen Seminars der Universität Bonn. Im
Jahr 2005 wurde von den Studenten Matthias Wetter und Johann Pantzer das
Star-Trek-Fandom im Rahmen eines Seminars zum Thema "Szenen und Subkulturen"
empirisch untersucht. Mithilfe von Fragebögen, Online-Umfragen, Interviews und
eigenen Beobachtungen entstand eine umfassende Studie, die das Phänomen Star Trek
erstmals aus soziologischer Perspektive betrachtet und einige überraschende
Ergebnisse liefert. Im Folgenden möchte ich einige wesentliche Aspekte
zusammenfassen und eine Antwort auf die Frage finden: Wie sieht der typische Trekkie
aus?
Will man den Grad des Fan-Seins bestimmen, ist der Geld- und Zeitaufwand ein
geeigneter Maßstab. Gut zwei Drittel der Fans bekunden, weniger als 6 Stunden pro
Woche für Star Trek aufzuwenden, lediglich jeder Zehnte investiert mehr als 12
Stunden. Tatsächlich verbringt die Mehrheit der Fans die Zeit damit, die Serien und
Filme anzuschauen oder einschlägige Internetseiten und -foren zu besuchen. Befragt
nach dem Geldaufwand, gestehen nur 6 % der Fans, mehr als 50 € im Monat (z.B. für
Fan-Treffen / Conventions, Merchandising-Artikel) auszugeben, etwa jeder zweite
Befragte ist davon überzeugt, weniger als 5 € pro Monat für seine Leidenschaft
auszugeben.
Dass diese Angaben mit Vorsicht zu genießen sind, machen die Studenten in einem
Pressestatement deutlich: "Viele Fans schätzen ihre Ausgaben nicht realistisch ein.
Die Merchandising-Produkte wie zum Beispiel DVDs sind teuer. Und auch für den Besuch
eines Fantreffens werden schnell mehr als 100 Euro ausgegeben."
Ebenso überraschend ist auch die Analyse der Faszination, die Star Trek auf die Fans
ausübt. Die Mehrheit gibt an, Star Trek sei pure Unterhaltung. Dabei zeichnen die
Entdeckung des Unbekannten, die Technologien, die optimistische Sicht der Zukunft
und die friedlichen Problemlösungen Star Trek aus. Die überwiegende Mehrheit sieht
in Star Trek eine Mischung aus Realität und Fiktion, also gewissermaßen Science Fact
und Science Fiction. Weiter befragt nach dem Stellenwert von Star Trek im eigenen
Leben, konstatiert fast jeder zweite Trekkie, es sei ein Hobby in der Freizeit.
Immerhin noch jeder dritte Fan bezeichnet Star Trek als festen Bestandteil seines
Lebens, während lediglich jeder 20. der Befragten Star Trek mit seinen politischen,
philosophischen und ethnisch-moralischen Aspekten als zentralen Lebensinhalt
betrachtet.
Die Antworten auf die Frage, welchen Einfluss die Begeisterung für Star Trek auf das
eigene Leben hat, fallen ähnlich unterschiedlich aus. Die Angaben umfassen die
höheren Ausgaben, das Interesse an Wissenschaft, das intensivere Nachdenken über
Vorgänge im persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld, den Abbau von Vorurteilen
bis hin zum Finden neuer Freunde oder gar des Lebenspartners. Allerdings gibt es
auch Fans, denen gar keine Einflüsse bewusst sind.
Anhand dieser Angaben wird deutlich, dass sich Star-Trek-Fans nicht eindeutig
kategorisieren lassen. Den typischen Trekkie gibt es nicht. Es existieren durchaus
Fans, die vor keiner Investition zurückschrecken und eben auch Klingonisch sprechen.
Und es gibt Fans, die die Abenteuer von Captain Kirk und Co. mit großem Interesse
verfolgen, dafür aber nicht tief in die Tasche greifen. "Zwischen diesen beiden
Extrema gibt es alle denkbaren Ausformungen des Fandoms", so das Fazit der
Studenten. Star Trek ist ein einzigartiges Phänomen, dessen Anhänger in allen
Gesellschaftsgruppen zu finden sind. Und ein bisschen stolz mag man sein, dass man
zumindest eines mit Größen wie Stephen Hawking, Bill Gates oder Barack Obama
gemeinsam hat: Die Liebe zu Star Trek.