Mit: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Judi Dench, Giancarlo Giannini, Jeffrey Wright, Jesper Christensen, Gemma Arterton u.a.
Kurzinhalt:
Durch das Verhör von Mr. White kommt der MI-6 einer bisher unbekannten und offensichtlich sehr mächtigen Geheimorganisation auf die Spur. Seine Nachforschungen führen James Bond dabei zuerst nach Haiti, wo er nicht nur das erste Mal auf Dominic Greene trifft, sondern zudem die Bekanntschaft der schönen Camille macht. Diese hat ein ganz eigenes Interesse an der Organisation, hofft sie doch, dadurch an einen General heranzukommen, dem sie nach dem Leben trachtet. Bond wiederum versucht jene Person ausfindig zu machen, die für Vespers Tod verantwortlich ist – und sich an ihm zu rächen. Er zieht eine Spur der Verwüstung durch die Organisation, die M schon bald beunruhigt, und schließlich sogar dazu veranlasst ihn vorläufig zu suspendieren. Doch davon lässt sich 007 natürlich nicht aufhalten: Er verfolgt Dominic Greene zuerst nach Österreich und danach nach Bolivien, wo dieser einen Putsch des aktuellen Regimes durchsetzen will. Auf sich allein gestellt, treten Bond und Camille mitten in der Wüste der mächtigen Organisation Quantum gegenüber...
Review:
"Ein Quantum Trost" ist das erste Mal, dass ein Bond-Film unmittelbar an den Vorgänger anschließt (wenn man auch mit "Diamantenfieber", in dem sich Bond nach dem Mord an seiner Frau auf die Suche nach Blofeld macht, schon mal ziemlich nah dran war). Nach einer – für meinen Geschmack viel zu hektisch geschnittenen, aber dazu später mehr – Auto-Verfolgungsjagd stoppt Bond in einer Seitengasse eines kleinen italienischen Städtchens, und zerrt Mr. White unsanft aus dem Kofferraum, um ihn zum Verhör zu bringen. Davor wurden meine Augen und Ohren aber noch mit dem schlechtesten Bond-Titelsequenz aller Zeiten gequält. Gleiches hatte ich ja schon bei "Casino Royale" behauptet, aber im Vergleich zu jener aus "Ein Quantum Trost" war diese ja noch eine Wohltat! Das von Jack White geschriebene und gemeinsam mit Alicia Keys (die sich für ihre Leistung hier wirklich schämen sollte) gesungene Lied ist absolut grauenhaft, und lässt selbst "Die another Day" und "You know my name" wie Meisterwerke der Musikgeschichte klingen. Amy Winehouse hätte da selbst im Drogenrausch über der Kloschüssel hängend noch einen besseren Song hingelallt...
Was in den darauffolgenden 100 Minuten folgt (was "Ein Quantum Trost" zum bisher kürzesten Bond-Film aller Zeiten macht) ist eine relativ unmotivierte Aneinanderreihung von Actionszenen, und ein ziemlich dünner Plot – mit dem sich Marc Foster allerdings auch nicht allzu lange aufhält. Die Handlung ist zwar sicher nicht schlecht und hat ihre Momente, verläuft aber auch sehr geradlinig; es fehlt die Komplexität des Vorgängers. Das hohe Tempo sorgt zwar dafür, dass kaum Langeweile aufkommt, aber gerade nach dem handlungstechnisch sehr ausgeklügelten und überzeugenden "Casino Royale" war dies für mich schon eine Enttäuschung. Nicht zuletzt, da dort die Handlung für mich viel herausgerissen hat und mich die Schwächen leichter verzeihen ließ. Was mich auch nicht wirklich überzeugt hat, ist wie unüberlegt Bond bei seinen "Ermittlungen" teilweise vorgeht. Statt Leute zu verhören und Nachforschungen anzustellen, killt er sich von einem Hinweis zum nächsten, und verdankt es mehr Glück und purem Zufall, dass es ihm trotz seiner skrupellosen Vorgehensweise immer wieder gelingt, die Spur der Geheimorganisation aufzunehmen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Lediglich während der Oper darf er einen Anflug von Intelligenz zeigen...
Daniel Craig ist und bleibt für mich auch nach seinem zweiten Auftritt als James B(l)ond eine Fehlbesetzung – was trotz dieses geistreichen Wortwitzes nicht das Geringste mit seiner Haarfarbe zu tun hat. Ich weiß, dass ich damit gegen den Strom schwimme, aber für mich sind durch seine Portraitierung Merkmale der Figur verloren gegangen, die ich als wesentlich erachte. Er mag ein harter Killer sein, gut und schön, aber ihm fehlt jeglicher Charme, und die Ausstrahlung, die man mit Bond sonst verbindet. Als Frauenheld finde ich ihn jedenfalls wenig überzeugend, so sehr die Filmemacher uns auch genau davon überzeugen wollen. Auch technische Spielereien sucht man wieder einmal vergeblich. Es muss ja nicht gleich ein unsichtbares Auto sein, aber warum muss man auf ein solches wesentliches Element, dass die Bond-Filme in der Vergangenheit ausgezeichnet hat, gänzlich verzichten? Damit ist leider genau das eingetreten, was ich schon nach "Casino Royale" befürchtet hatte: Man hat sämtliche Aspekte, die Bond von allen anderen Agentenfilmen da draußen unterscheiden, über Bord geworfen – bis zu einem Punkt, an dem der neueste Bond-Film nicht nur nicht mehr von den Bourne-Filmen zu unterscheiden ist, sondern teilweise sogar schon wie eine – schlechte – Kopie von ihnen wirkt.
Dies gilt insbesondere für die Action, und wie diese inszeniert wurde. Die Nahkämpfe in engen Räumen erinnern an die entsprechenden Kämpfe aus der Bourne-Trilogie, auch die Verfolgungsjagd auf dem Motorrad weckte Erinnerungen an das "Bourne-Ultimatum". Am deutlichsten spürbar ist die Ähnlichkeit aber wohl bei der Autoverfolgungsjagd gleich zu Beginn des Films, die mir wie schon bei der "Bourne-Verschwörung" viel zu hektisch und schnell geschnitten war, weshalb ich der Action schon bald nicht mehr folgen konnte. Dies gilt im übrigen für die meisten Actionszenen des Films - ich glaube, es gab in den entsprechenden Szenen keine einzige Einstellung die länger als 'ne Sekunde zu sehen war. Zudem war die Kamera wieder einmal häufig viel zu nahe am Geschehen dran, als das man noch den Überblick behalten könnte. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was immer mehr Regisseure dazu veranlasst, sich für diesen unübersichtlichen Inszenierungsstil zu entscheiden, der momentan wie eine Seuche in Hollywood um sich greift. Wenn ich nicht weiß, was gerade passiert und in welcher Lage sich James Bond befindet, wie(so) soll ich dann mitfiebern? Und wenn ich den Actionszenen einfach nur verwirrt folge und eigentlich keine Ahnung habe, was genau vor sich geht, wie soll mich das dann unterhalten?
Doch die Ähnlichkeiten zwischen Bond und Bourne beschränken sich nicht nur auf die Action, selbst handlungstechnisch finden sich kleine Parallelen, wie z.B. die Chefin, die eigentlich gegen ihn sein sollte aber ihn trotzdem unterstützt. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir blutet das Bond-Herz wenn ich mit ansehen muss, wie DER Vorreiter des Agentenfilmgenres zu einer Kopie verkommt. Ich bestreite nicht, dass die Bond-Filme mit "Die Welt ist nicht genug" und "Stirb an einem anderen Tag" auf einem schlechten Weg waren, und dort viel falsch gemacht wurde. Und grundsätzlich begrüße ich auch den Schritt, Bond wieder mehr in die Realität zurückzuholen und einen deutlich härteren Doppelnull-Agenten zu präsentieren. Aber musste man dafür wirklich unbedingt just auf all jene Elemente verzichten, die Bond so unverwechselbar und einzigartig gemacht haben? Bei all dem Realismus und dem harten kompromisslosen Vorgehen fehlt mir dann doch irgendwie der Charme der alten Filme. Bei "Casino Royale" ist es noch gelungen, das Fehlen dieser Elemente durch eine tolle Handlung und den erfrischend neuen Stil weitgehend zu kompensieren – doch "Ein Quantum Trost" fehlen diese Stärken, weshalb es mir hier um so deutlicher auffällt.
Trotz aller Schwächen, der 22. offizielle Bond-Film ist sicher kein kompletter Reinfall. Dank des hohen Tempos gelingt es ihm überwiegend, gut zu unterhalten. Die Schauplätze wechseln sehr schnell und bieten dem Kinobesucher damit laufend etwas neues fürs Auge. Während Foster bei der Inszenierung der Action meines Erachtens weitestgehend versagt hat, gelingt es ihm um so besser, die Schönheit und Einzigartigkeit der gewählten Locations ins Bild zu rücken. Auch ist die Handlung, so dünn sie auch sein mag, nicht gänzlich frei von gelungenen Wendungen und Tiefgang. Vor allem die gemeinsame Szene von Bond und Camille in der Höhle ist eine schöne Rückbesinnung auf beste "Casino Royale"-Tugenden. Womit wir bei einer weiteren Stärke wären: Den schauspielerischen Leistungen. Sowohl Daniel Craig als auch Olga Kurylenko meistern ihre - zugegebenermaßen wenig fordernden Rollen - mit Bravour. Auch Dominic Greene macht seine Sache sehr gut, leidet jedoch etwas darunter, dass seine Figur sehr gewöhnlich und austauschbar ist – es fehlt ein Element wie z.B. Le Chiffre's blutendes Auge, dass die Figur denkwürdig und unverwechselbar gemacht hätte. Da fand ich ja fast den Schweizer mit der komischen Figur im Hintergrund bemerkenswerter und auffälliger als ihn!
"Ein Quantum Trost" ist ein sehr ernster Film – um so wichtiger sind jene Gags, die gelegentlich (wenn auch in sehr geringer Dosis) eingestreut werden, um das Geschehen etwas aufzulockern. Was die Action betrifft, so gibt es zumindest eine Szene, die mich inszenatorisch überzeugen konnte, und das ist die Schießerei während der Oper. Hier weitestgehend auf Geräuscheffekte zu verzichten und nur die Musik wirken zu lassen, war ein sehr guter Schachzug. Der Showdown war ebenfalls recht gelungen, vor allem, da er durchaus emotional war, weshalb ich den hektischen Schnitt leichter verzeihen konnte. Auch die Auflösung, um welche Ressource es Quantum denn nun bei ihrem Liegenschaftserwerb in Bolivien eigentlich geht, fand ich sehr gelungen. Das kam – zumindest für mich – unerwartet und war wirklich mal etwas neues. Gut gefallen hat mir auch das Ende des Films, als James Bond endlich am Ziel seines Rachefeldzugs angekommen ist – ein Moment, der den Anfang von "Casino Royale" perfekt wiederspiegelte. Last but not least: Der Soundtrack von David Arnold ist wieder recht gelungen – wenn sich auch bei ihm mein Gesamtfazit zu "Ein Quantum Trost" wiederspiegelt: Ganz gut, aber nicht so gelungen wie der Vorgänger...
Fazit:
Mit "Ein Quantum Trost" ist die Bournifizierung der Bond-Reihe nun endgültig soweit fortgeschritten, dass Bond als Marke de facto verloren gegangen und das Original zur Kopie verkommen ist. Wo "Casino Royale" dies durch eine bessere Inszenierung und die komplexe Handlung großteils kompensieren konnte, fehlen dem unmittelbaren Nachfolger diese Stärken leider weitestgehend. Die Action war mir persönlich viel zu hektisch inszeniert, und die recht geradlinige Handlung enttäuscht nach dem diesbezüglich herausragenden Vorgänger. Was bleibt, ist ein guter Actionfilm, dem es überwiegend gelingt gut zu unterhalten, jedoch mit wenigen herausragenden Szenen und ohne das Herz und die Komplexität von "Casino Royale". Alles in allem also eine eher enttäuschende Fortsetzung.
Hier trifft da gleiche zu wie auf Casino Royale. Und wieder fehlen all die elementare Bond-Faktoren. Nee, das schmeckt mir einfach nicht. Allerdings stufe ich den Film noch vor Casino Royale ein, weil ich die Story dann doch etwas interessanter finde.
Achja, und die Actionszenen: Ich finde es auch schrecklich mit desen vielen Schnitten und Wackelkameras. Ich weiß nicht, warum das mittlerweile so viele so machen. Es stört einfach nur. Dann lieber einen schönen Oldschool-Film, wo das alles grundsolide inszeniert ist.