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Einer DER Horrorklassiker schlechthin in der Kritik Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Freitag, 31 Oktober 2008
 
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Frankenstein
(Frankenstein, USA 1931)
 
Frankenstein
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: James Whale
Produzenten: E.M. Asher und Carl Laemmle Jr.
Drehbuch: John L. Balderston, nach einem Theaterstück und dem Roman von Mary Shelley
Musik: Bernhard Kaun
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: Clarence Kolster
Genre: Horror
Kino-Start (Deutschland): 18. Mai 1932
Kino-Start (USA): 21. November 1931
Laufzeit: 71 Minuten
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Kaufen: DVD
Mit: Colin Clive (Dr. Henry Frankenstein), Mae Clarke (Elizabeth), John Boles (Victor), Boris Karloff (Monster), Edward van Sloan (Dr. Waldman), Dwight Frye (Fritz) u.a.


Kurzinhalt: Der junge Wissenschaftler Dr. Henry Frankenstein ist besessen von der Idee, nach dem Ursprung des Lebens zu forschen. Er erschafft aus Leichenteilen ein Geschöpf, zu dessen Vollendung er ein Gehirn aus der Präparatensammlung seines Professors entwenden lässt. Das Gehirn stammt jedoch von einem hingerichteten Mörder. Durch einen Blitzschlag wird das Geschöpf tatsächlich zum Leben erweckt. Allerdings gerät es außer Kontrolle und entkommt schließlich. Nachdem es auf seiner Flucht mehrere Menschen umgebracht hat, nehmen die Dorfbewohner die Jagd auf.

Review: Ich war vielleicht 15 oder 16 Jahre alt, als ich James Whales "Frankenstein" erstmals zu Gesicht bekam. Und es war dieser Film, der meine Vorliebe für klassische Horror- und SF-Filme initiierte. So wie "Frankenstein" über 60 Jahre zuvor den Grundstein für die überaus erfolgreichen Horrorfilmproduktionen der Universal Studios gelegt hatte, so beeinflusste dieser Film nun auch mich.

ImageEs gibt viele Gründe, die "Frankenstein" zu einem ausgezeichneten Horrorfilm und weiterhin zu einem Meilenstein der Filmgeschichte überhaupt machen. Fangen wir mit der hervorragenden Besetzung an. Boris Karloff ist als "Monster" omnipräsent, auch wenn er nur in weniger als der Hälfte der Szenen in Erscheinung tritt. Die Kreatur ist der Angelpunkt der Geschichte. Sie agiert, sie bestimmt alles Handeln, während die restlichen Charaktere lediglich reagieren und dabei die Opferrolle einnehmen. Selbst ihr Schöpfer, Dr. Frankenstein (Colin Clive), verliert zunehmend die Kontrolle - sowohl über seine Schöpfung als auch sich selbst - und ist am Ende dem Mob, den namenlosen Dorfbewohnern, die das Wesen hetzen, gleichgestellt.

Eine Verurteilung der Kreatur als mörderisches Unwesen fällt schwer. Signifikant ist die rührselige Szene, in der die Kreatur gemeinsam mit einem kleinen Mädchen Blumen in den Fluss wirft. Hier wird der naive, gewissermaßen unschuldige Charakter des Wesens unterstrichen. Karloff agiert hier mit einer bemerkenswerten Feinfühligkeit, und fast empfindet man schon eine Sympathie, doch umgehend wird dem Zuschauer wieder der Schrecken in Erinnerung gerufen, als er das Mädchen ins Wasser wirft und hofft, es würde ebenso schön wie die Blumen an der Oberfläche treiben. Insgesamt liegt es im Ermessen des Zuschauers, inwieweit die Kreatur grausam ist, ob es wirklich ein Monster ist. Es ist nicht die Lust am Morden, die das Wesen leitet, sondern vielmehr die Sehnsucht nach Anerkennung, die Suche nach seiner Bedeutung und der Wunsch, frei zu sein. Es sind diese menschlichen Grundbedürfnisse, welche die Kreatur vorantreiben. Doch gleichzeitig wird deutlich, welche Voraussetzungen dem Wesen fehlen, um als "Mensch" gelten zu können.

ImageAls James Whales "Frankenstein" 1931 veröffentlicht wurde, betrat er gerade im elementaren Bereich Neuland. Der Film präsentiert für damalige Verhältnisse revolutionäre Ton-, Kamera- und Schnitttechniken. Gerade die Bildsprache (mit ihren Schattenspielen) lehnt sich am deutschen Expressionismus an - Was durchaus schlüssig ist, spielt der Film (ebenso wie die Romanvorlage) in Deutschland. So ergeben sich nicht nur inhaltliche, sondern auch stilistische Parallelen zu "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920) und "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920). Die Machart in Bild und Ton beeinflussten wesentlich das Genre und wurden in zahlreichen Produktionen rezitiert und erneut in "Van Helsing" (2004) aufgegriffen.

Fazit: James Whales "Frankenstein" ist aus heutiger Sicht sicher kein Horrorschocker, sondern ein filmhistorisches Dokument, das ein gesamtes Filmgenre etabliert hat. Bedeutsam sind seine existenziellen Grundfragen und die stilistischen Elemente, die selbst heute, 77 Jahre später, zu einem Filmerlebnis der besonderen Art einladen.

Wertung:9 von 10 Punkten


Hintergrundinformationen:
  • Frankenstein zeigt erstmals zahlreiche Stilelemente, die in nachfolgenden Horror- und Gruselfilmen zum Inventar wurden: Zerfallene Gemäuer, schwere Unwetter, missgestaltete Assistenten, den 'mad scientist', den väterlichen Ratgeber, eine schöne Frau, die es zu beschützen gilt, einen guten Freund und eben ein Monster.

  • Nach dem Erfolg von "Van Helsing" (2004), der als Hommage an die großen Horrorklassiker der 30er/40er Jahre gedacht war, veröffentlichte Universal erneut diese Vorbilder unter dem Label "Die Inspiration für Van Helsing" auf DVD mit umfangreichem Bonusmaterial.


  • Ursprünglich war Bela Lugosi, der im gleichen Jahr für die Universal Studios in die Rolle des Dracula schlüpfte, als "Monster" vorgesehen. Er lehnte die Rolle jedoch ab, da er der Ansicht war, sein schauspielerisches Genie sei unter der Maske kaum zu erkennen. 1943 spielte er dann schließlich doch die Rolle des Monsters in "Frankenstein trifft den Wolfsmenschen".


  • 1935 vereinte James Whale den Cast erneut für die Fortsetzung "Frakensteins Braut". Diese Fortsetzung wird heute als bester Horrorfilm gesehen, den Universal jemals produziert hat.


  • Boris Karloff spielte insgesamt dreimal das Monster (neben "Frankenstein" und "Frankensteins Braut" auch in "Frankensteins Sohn"). In weiteren Fortsetzungen wurde die Rolle u.a. von Lon Chaney Jr. verkörpert.


  • Der Film basiert nur lose auf der Romanvorlage von Mary Shelley. Vielmehr nutzte man das entsprechende Bühenstück von Peggy Webling als Vorlage. Dementsprechend ergeben sich zahlreiche Unterschiede zum Original.


  • Der Vorspann benennt als Autorin nicht Mary Shelley, sondern "Mrs. Percy B. Shelley", also die Ehefrau von Percy B. Shelley.


  • Es ist dem Maskenbildner Jack Pierce zu verdanken, dass das typische kantige Antlitz des Monsters sofort mit dem Begriff "Frankenstein" assoziiert wird, wobei oft fälschlicherweise angenommen wird, Frankenstein sei selbst das Monster. Die berühmte Maske gilt heute als Ikone und als Markenzeichen des Horrorfilms und wurde in nahezu allen Frankenstein-Verfilmungen wieder aufgegriffen. Selbst der Name "Frankenstein" an sich hatte eine so gewaltige Anziehungskraft, dass mehrere Filmemacher ihre zweit- oder drittklassigen Horror- und Monsterschocker mit diesem Namen zierten, obwohl keinerlei Bezug vorliegt.


  • In den überaus populären Comedyserien "The Munsters" und "The Addams Family" aus den 60er Jahren kehrt Frankensteins Monster indirekt zurück: Als Familienoberhaupt Herman Munster bzw. als Butler Lurch.


  • Björn Flügel
    (Bilder © Universal Pictures)

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