Überleben in der Wildnis mit "Tropic Thunder"Kategorie: Kolumnen - Autor: Presse-Feature - Datum: Samstag, 20 September 2008
Jenseits von Hollywood ist es für den Outdoor-orientierten
Durchschnitts-Touristen eher unwahrscheinlich, in ein ähnlich heikles
Überlebens-Szenario zu geraten wie Ben Stiller und Kollegen in „Tropic
Thunder“. Doch auch ohne jede bewaffnete Auseinandersetzung bietet ein
Aufenthalt in der Wildnis wahrlich genügend Herausforderungen – vor allem,
wenn man unvorbereitet in eine solche Situation gerät. Das einem zumindest
das einmal passiert, ist dann schon nicht mehr so abwegig. Sich im
heimischen Schwarzwald oder Fichtelgebirge zu verlaufen, ist gar nicht mal
so schwierig. Im nächsten Abenteuer-Urlaub mitten im Nirgendwo den Anschluss
an die Gruppe zu verlieren, kann ebenfalls schneller passieren als man
denkt. Wer dann im Ernstfall nicht weiß, wie er dort draußen mit einfachen
Mitteln überleben kann, der hätte vorher mal besser einen Blick in einen
„Survival“-Ratgeber geworfen. Gut also, dass es hier nun genau um die Frage
gehen soll: Wie überlebe ich mit einfachen Mitteln in der Wildnis?
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Extremsituationen verlangen den Betroffenen gute Anpassungsfähigkeit ab. Je
schneller man sich auf die neuen Gegebenheiten einstellt, desto bessere
Chancen hat man, möglichst lange durchzuhalten. Klingt irgendwie logisch,
ist aber für moderne Mitteleuropäer, die natürlich einen gewissen Komfort
gewöhnt sind, gar nicht so einfach. Das fängt schon bei der Einschränkung
an, nicht so viel trinken zu können, bis man keinen Durst mehr hat. Wasser
spielt für das Überleben in der Wildnis eine zentrale Rolle. Ein Mensch kann
zwar ziemlich lange Zeit ohne feste Nahrung auskommen, nimmt er jedoch zu
wenig Flüssigkeit zu sich, kann die Lage schnell lebensbedrohlich werden.
Vor allem in heißen Regionen trocknet der Körper ohne genügend Wasser rasch
aus, sodass es bereits innerhalb weniger Tage zum Tod durch Verdursten
kommen kann. Was ist also zu tun, wenn die Reserven knapp werden?
Eine nahe liegende Möglichkeit besteht darin, mit Gefäßen oder Plastikplanen
Regenwasser aufzufangen. Will es partout nicht regnen und es herrschen eher
warme Temperaturen, kann man mit derselben Plastikplane zum Beispiel die
Äste von Bäumen umhüllen und sogenanntes „Schwitzwasser“ gewinnen. Hat man
keine solche Plane zur Hand, gilt es, die in Pflanzen gespeicherte
Flüssigkeit selbst anzuzapfen. Dafür kann beispielsweise selbst die gemeine
Birke herhalten: ritzt man ihre Rinde mehrfach senkrecht an, tritt mit der
Zeit Saft aus dem Baum, der als Wasserersatz dienen kann. Bei Nadelbäumen
sollte man sich die Mühe von vornherein sparen – Harz ist zum Durststillen
eher ungeeignet.
Um zwischenzeitlich zumindest dem Durstgefühl etwas entgegenzuwirken, kann
man auf einem Stück Holz oder anderen vorhandenen Gegenständen herumkauen,
denn das regt die Mundspeicheldrüsen an. Jedoch bringt dies nur kurzfristig
etwas, da hier keine „neuen“, sondern nur eigene Ressourcen angezapft
werden. Apropos: Urin sollte man übrigens eher nicht „pur“ zu sich nehmen,
sondern vorher destillieren. Heißt: ein Loch graben und mit einer Plane
auslegen, den Urin hineinfüllen und über das Loch leicht schräg eine weitere
Plane spannen. Über Nacht entsteht an der aufgespannten Plane ein Kondensat,
welches zur Seite abfließend in einem Gefäß aufgefangen werden kann – fertig
ist der Frühstückstrunk.
...Häusle baue!
Um bis zum nächsten Morgen nicht völlig von blutlüsternen Mücken zerstochen
oder gar schon erfroren zu sein, sollte sich der Überlebenskämpfer eine
behelfsmäßige Unterkunft einrichten. Damit der Unterschlupf möglichst viel
Wärme spendet, sollte beim Bau vor allem auf folgende drei Aspekte Wert
gelegt werden: die Isolierung zum Boden, Winddichtigkeit und ein möglichst
kleines Raumvolumen. Außerdem muss die Behausung auch vor Regen schützen,
weshalb auf jeden Fall ein schräges Dach angebracht werden sollte, an dem
der Regen gut zur Seite abfließen kann. Plastikplanen sind also auch hier
wieder gut zu gebrauchen.
Andernfalls kann man auf Baumaterial zurückgreifen, das einem die Natur zur
Verfügung stellt: Aus großen Ästen lässt sich ein Gerüst zusammensetzen, auf
welches nach und nach kleinere Äste, Zweige und Blätter geschichtet werden.
Je mehr Material aufgeschichtet wird, desto sicherer schützt die
Konstruktion am Ende gegen Regen und Wind. Wer geeignetes Material nicht aus
seinem Gepäck oder der Umgebung heranschaffen kann, dem bleibt immerhin noch
die Möglichkeit, nach einer geeigneten Höhle zu suchen.
Hat man eine geeignete Unterkunft gefunden, kommt schon das nächste Problem:
Besonders in kälteren Gebieten kommt man um das Feuermachen meist nicht
herum. Ohne Feuerzeug oder Streichhölzer dürfte das bei der „Mission
Überleben“ eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt werden. Denn einerseits
braucht man dafür erstmal das richtige Holz, andererseits die richtige
Technik. Im Prinzip benötigt man nur einen Holzstab und eine Auflagefläche
aus dem gleichen Material sowie trockene Gräser. Durch schnelles Drehen
eines Holzstabs auf der Unterlage entsteht Hitze, die am Ende die Gräser
entzünden soll. Hört sich in der Theorie simpel an, ist aber für Neulinge
alles andere als einfach und sollte daher vor dem ungewollten Survival-Trip
am besten mal geübt worden sein...
Jäger und Sammler
Nicht allzu wählerisch sollte man in der Wildnis beim Thema Nahrung sein.
Sind die letzten Butterbrote erst einmal aufgebraucht, heißt es: Jagen und
Sammeln! Das mit dem „Jagen“ sollte der Outdoor-Amateur allerdings nicht zu
ernst nehmen. Größere Tiere zu fangen, bedarf neben einiger Planung und
handwerklichen Fähigkeiten auch ziemlich viel Glück – vor allem, wenn man
noch nie zuvor in seinem Leben gejagt hat, was bei den meisten der Fall sein
dürfte. Dazu kommt noch, dass man das Fleisch von Wildtieren besser nicht
roh verzehren sollte, da sonst das Risiko besteht, sich mit gefährlichen
Parasiten zu infizieren. Also muss man letzten Endes auch noch Feuer machen.
Oder sich eben gleich auf eher kleine Tierchen konzentrieren: Ameisen,
Regenwürmer, Maden, Grashüpfer, Käfer. Oft reicht es schon, den Boden nach
Essbarem abzusuchen, aber auch hinter Baumrinde oder unter Steinen versteckt
sich so manche notgedrungene Delikatesse.
Vegetarische Naturen begnügen sich alternativ mit dem Sammeln von Pilzen,
Beeren, Nüssen und Wurzeln. Auch viele Pflanzen- und Pflanzenbestandteile,
die man sich normalerweise nicht auf den Teller legt, sind durchaus essbar:
Brennnesseln, Kiefernsamen, Kastanien, Klee oder auch Lindenblätter sind
bedenkenlos verträglich. Wer auf der nächsten Lichtung unverhofft auf einen
vermeintlich wilden Apfelbaum trifft und sich fragt, wie er nun über diesen
vermaledeiten Gartenzaun rüberkommen soll, der den Weg blockiert, ist der
Rettung vielleicht schon näher als eben noch gedacht. Dann sollte man bei
aller Freude nur nicht vergessen, möglicherweise zurückgelassene
Gruppenmitglieder ebenfalls auf den richtigen Weg zu bringen.
Presse-Feature, Universal Pictures International Germany
Wir haben uns entschieden, diesen Text in unserer Fandom-Kolumnenreihe "A GEEKs LiFE" zu veröffentlichen, weil es sich dabei nicht um eines der üblichen, von Werbung durchlöcherten Presse-Features handelt. Viel mehr ist es ein origineller Survival-Guide, von dem sicher auch der eine oder andere Action-Fan noch etwas lernen kann. Also eine optimale Anregung, mit der sich das Leben eines waschechten GEEKs noch ein bisschen spannender bzw. schmackhafter gestalten lässt... Viel Spaß beim Madenmampfen im Wald um die Ecke!
Martin Wenzel - fictionBOX.de
Chefredakteur "Kolumnen & Specials"