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"Star Trek": Interview mit den SF-Satirikern Klapowski & Sparkiller Drucken E-Mail
"Richtig witzig wird es meistens, wenn Star Trek völlig ironiefrei vor den Baum gefahren wird." Kategorie: Interviews - Autor: Martin Wenzel - Datum: Montag, 01 September 2008
 
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Wenn man sich in den unendlichen Weiten des StarTrek-Fandom auf die Suche nach dem Humor begibt, kann einem allein schon dieses Suchen unendlich lang vorkommen - so durchwachsen sind einige der "witzigen" Stilblüten, die in den Serien und Filmen hervorgekaspert wurden. Wer könnte einem bei diesem Thema besser helfen als Herr Klapowski und Herr Sparkiller: Die Chefsatiriker im deutsprachigen ScienceFiction-Fandom. Sie ließen uns in ihr Reich "Zukunftia" und gaben dort fröhlich schwadronierend wie immer Auskunft darüber, wann in Stark Trek gelacht werden darf - oder wann besser doch nicht.

Mehr zum Thema "Auf der Suche nach dem Humor in Star Trek" kann man im 3. Teil unseres "Star Trek XI" - Countdowns lesen:
>> Zum "Star Trek XI - Countdown"

 


Das Interview führte Martin Wenzel (fictionBOX).
Im folgenden Text werden Herr Klapowski mit "Klapo" und Herr Sparkiller mit "Sparki" abgekürzt.

Auf nach ZukunftiafictionBOX: "Star Trek" und Humor ... Passt das zusammen oder ist das eher was für bedrohte Randgruppen?
Sparki: Humor in Star Trek war schon immer eine arme Sau, welcher von den Schulhof-Rowdies "Action" und "Story" regelmäßig verdroschen wurde. Und dabei war dieser mindestens gleichermaßen für den Erfolg von Star Trek verantwortlich!
Hätte der Trek tatsächlich seinen Durchbruch geschafft, wenn sich das Triumvirat Kirk/Spock/McCoy nicht dauernd so köstlich gepiesackt hätte? Oder wäre vielen Zuschauern die Serie vielleicht zu trocken gewesen, wenn nicht manchmal der Kopf des Doktors rot angelaufen wäre um gleichzeitig ein empörtes "Grünblütiges Spitzohr!" abzulassen?
Und auch auf Seiten des Zuschauers war ein Mindestanteil von Humor sowieso Pflicht! Oder hätte man sonst tatsächlich weiterhin eingeschaltet, wenn Abraham Lincoln auf seinem heißen Stuhl an der Enterprise vorbeidüst? Oder wenn Captain Kirk einen auf die Omme kriegt und sich plötzlich für den Anführer einer Bande Karl May-Indianer hält?
Daran hat sich ja auch später nix geändert. Ob nun Odo regelmäßig Quark an seinen zierlichen Ohren hinter sich herschleift und diesen dabei als Betrüger und Gaukler beschimpft, oder der Voyager-Doktor sich bevorzugt (und zu Recht) über die Crew lustig macht... ohne Humor geht da nix! Und gerade bei Voyager braucht man davon doch sowieso eine Menge, damit einem beim Gucken nicht das Hirn zerschmilzt.
Klapo: Sehe ich ganz ähnlich. Star Trek ist ohne Humor gar nicht denkbar! Und umgekehrt glaube ich sogar fast, dass der Humor OHNE diese Raumschiff-Steilvorlage nicht den Erfolg gehabt hätte, den er nun mit dem "Sat.1-Funfreitag" regelmäßig feiert.
Und manche Fanaktivitäten sind ohne Humor gar nicht zu verkraften, ohne Witz! Ob es nun darum ging, für eine 5. ENTERPRISE-Staffel zu spenden oder anwaltlich von www.Treknews.de ganze 58.000 Euro für ein paar (erlaubt!) gedrehte Filmsequenzen auf einer großen Convention zu verlangen: Das Fandom bringt mich immer wieder zum Lachen. Das dieses manchmal auch in ein irres Husten übergeht, will ich an dieser Stelle allerdings nicht verschweigen...

fictionBOX: Wo seid ihr das erste Mal auf den Humor in "Star Trek" gestoßen?
Sparki: Einen genauen Zeitpunkt will mein vom Alter gezeichnetes Hirn leider nicht mehr ausspucken, aber mein erster Kontakt mit dem Trek und seinen Humor dürfte bei den frühen Kinofilmen gewesen sein.
Aber ob es der trockene Austausch zwischen den Hauptfiguren beim zornigen Khan oder die grandiose "Grand Theft Raumschiff"-Szene bei der Suche nach Mr. Spock gewesen ist, daß will sich mir leider nicht mehr ganz erschließen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.
Klapo: Eigentlich wohl doch eher im Dunkeln, oder?
Bei mir ist's aber ebenfalls schwer zu bestimmen. Aber ich vermute aber stark, dass mich die lockeren Sprüche von Kirk - nur in der deutschen Synchronisation - sehr beeindruckt haben. 'Im Himmel ist Jahrmarkt und wir feiern ein bisschen mit.' kommt mir da gerade in den Sinn. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass Picard später einen deftigen Raumschiffkampf ebenfalls mit Kirmes-Metaphern ausgeschmückt hat. Obwohl das bei der Autoscouter-Szene am Ende von NEMESIS durchaus am besten gepasst hätte!

fictionBOX:
Also ist der Humor in "Star Trek" eher unfreiwillig?
Klapo: Zumindest ist er nicht immer freiwillig mit Clownsmaske in die Zirkusrakete gestiegen... Richtig witzig wird es - für uns - ja auch meistens dann, wenn das Franchise völlig ironiefrei vor den Baum gefahren wird. Gerade NEMESIS und einige Folgen von VOYAGER und ENTERPRISE sind da ja nicht ganz unschuldig am allgemeinen Waldsterben.
Sparki: Was aber nicht bedeutet, daß man den größten Unterhaltungswert durch die eigene Schadenfreude erhält. Auch, wenn diesen Schaden wohl keine Haftpflichtversicherung tragen würde.
Nein, GEWOLLT lustige Folgen und Szenen gibt es natürlich auch. Spontan fällt mir bei TOS zum Beispiel die kultige Tribble-Episode ein. Auf die Idee, eine Sci-Fi-Geschichte auf gefräßige Garnknäule basieren zu lassen, muß man schließlich erst einmal kommen!

fictionBOX: Ihr seid ja praktisch die Erfinder des StarTrek-Humors im deutschsprachigen Internet. Alles begann mit "Star Trek und Satire" (STuS.de). Erzählt doch mal, wie die Idee damals entstanden ist und was euch dazu bringt, nach all den Jahren immer noch vor´m PC zu hängen und sich über alles lustig zu machen, was einem so vor die virtuelle Flinte läuft...
Klapo: Alles begann für mich mit dem STCE-Forum im Jahre 1999, wo ich zu einer Gruppe munter lästernder Verbalakrobaten stieß. Die zwei Prägendsten sind heute weit über 30 und vermutlich schon längst tot. Vielleicht wurden sie aber auch nur zwischen meinem und dem Ego von Sparkiller zerquetscht, das ist nachträglich schwer zu sagen.
Eine richtige Grundidee gab es auch eigentlich nie. Wir wollten uns eigentlich nur fundiert und humorvoll über ein Thema unterhalten, von dem wir alle Ahnung hatten. Und da auf "Schnuersenkel.de" und "Baywatchbabes.com" gerade die Foren down waren, wurden es halt die alten Beam-Kaschemmen.
Sparki: Wohl durch einen evolutionären Selbstschutz-Instinkt habe ich seltsamerweise fast alle Erinnerungen an unser erstes Zusammentreffen bereits vergessen. Die Begriffe "Forum" und "irgendwie lustig" treiben zwar noch als Erinnerungsbrocken umher, aber das Zusammenrühren unserer heutigen Satire-Suppe war eine so langsame Entwicklung, daß genaue Details über die Entstehung bereits total zerkocht sind.
Grundsätzlich konnte ich mich aber schon früh für die Schreibe von Klap und seiner Gang begeistern, weswegen ich diese dann auch in bester Groupie-Manier mit meinen Damals noch viel bescheideneren (design-)technischen Möglichkeiten unterstützte. Richtig gedankt hat man es mir natürlich nie, so daß ich beispielsweise in Interviews immer nur an zweiter Stelle auftauche. BUHUHUUU!

fictionBOX: Inzwischen reicht es euch ja nicht mehr, nur "Star Trek" zur Sau zu machen - seit Anfang diesen Jahres habt ihr euch von ST-Enterprise.de in Zukunftia.de umbenannt. Und nun muss die komplette ScienceFiction dran glauben. Wie kommt´s? War das Opferpotential im Trek-Fandom irgendwann zu gering?
Klapo: Ja. Sich weiterhin nur mit Star Trek zu beschäftigen, hätte heute in etwa den Erfolg, als wollte man auf dem Bielefelder Marktplatz eine Demonstration gegen den Irakkrieg organisieren. Manche Themen sind halt einfach irgendwann durch. Und außerdem hat mir mein Nervenarzt verboten, auch nur noch ein einziges Wortspiel aus mir herauszuquetschen, das den Vorgang des Beamens oder Warpens humorvoll umschreibt. Da läuft man danach ja immer mit untertassengroßen Pupillen durch die Straßen, weil so ein handelsübliches Gehirn auch nur eine gewisse Anzahl an Abstraktionsmöglichkeiten bereithält. Und außerdem waren uns kurz vorher gerade die laufenden Serien mit Trek-Bezug ausgegangen...
Sparki: So sieht das aus. Denn spätestens nach der Absetzung von "Enterprise" hat die Serie den Schlüssel zum Medizin-Schrank gefunden und sich hemmungslos an den Valium-Tabletten vergangen. Kurz gesagt, den aktuellen Zustand des Fandoms als Wach-Koma zu beschreiben wäre wohl schon zu viel der Ehre.
Weswegen wir uns halt auch entschlossen haben, unseren Themen-Bereich mit der Umbenennung auch offiziell in andere Gebiete auszudehnen. Was ja eigentlich auch schon vorher der Fall war. Nur fanden wir es halt ein wenig doof, beispielsweise einen Artikel zum Thema "Stargate" oder dem Stopfen von Socken auf einer Seite mit dem sowieso gar nicht mal so schönen Titel "ST Enterprise.de" zu veröffentlichen. "Zukunftia" klingt da doch gleich viel griffig... ia?

fictionBOX: Seht ihr euch auch ein bisschen als die Befreier des Humors im sonst ja manchmal eher angestaubten ScienceFiction-Fandom?
Klapo: Klar haben wir - bei aller Bescheidenheit - einen gewissen Allmachtsanspruch, was das Aufrütteln und Wegschließen von verbohrten SF-Fans geht. Es ist sowieso verwunderlich, wie konservativ und  kleinkariert manche Liebhaber des Genres sind: Wenn da mal eine drittklassige Voyagerfolge gegen eine Prämisse aus der ersten Kirk-Staffel verstößt, wird da ja gleich geheult. Okay, wir greifen das
natürlich auch auf, aber das dann schon eher mit der visionären Weitsicht eines "elder Statesman". Ich sehe mich da durchaus irgendwo zwischen Helmut Schmidt und Margaret Thatcher.
Sparki: Sehe ich genauso. Gerade was die optische Ähnlichkeit angeht!
Wobei "Befreier" im Moment vielleicht nicht mehr ganz zutrifft. Als wir angefangen haben, da war gerade der Trek noch fast in seiner Blütezeit und somit auch wir.
An jeder Ecke traf man Verrückte mit einer selbstgeschneiderten und fünf Nummern zu kleiner Captain-Uniform. Fan-Filme mit Kulissen aus Pappe und Filzstift waren an der Tagesordnung und eine Episoden-Rezension unter 2- brachte einen in die Gefahr, von wütenden Trekker-Horden überfallen zu werden.
Heute erhält man für eine wütende 6+ sogar noch Beifall. Das nimmt dem Ganzen natürlich etwas den Biss.

fictionBOX: Ihr scheint sowieso ständig auf missionarischen Pfaden zu wandeln. Schließlich mag man bei dem Namen "Zukunftia" fast glauben, dass dies ein verzweifelter Rettungsversuch der arg gefährdeten deutschen Homepage-Titel sein soll. Warum dann nicht gleich was lässig-deutsches wie ZukiVZ, FutuVZ oder meinZukunftia.de?
Klapo: Ich finde deutsche Titel toll, wenn sie Sinn ergeben und deutlich unter 10 Silben haben. Liegt wohl daran, dass ich teilweise als Kind einige Brocken dieser mitteleuropäischen Sprache aufgeschnappt habe. Und gerade WEIL es so schwer ist, etwas Wohlklingendes zu finden, das sich im Germanischen nicht wie Klingonisch im Vollsuff anhört, waren wir da immer recht motiviert. Und komische Kunstworte wie Wii, Iphone oder Google sind ja heute auch über jede Kritik erhaben. Zu viel Nachdenken sollte man da sowieso nicht, schließlich geht es dabei ja auch um Gefühlia und Unterbewusstia.
Sparki: Unser Problem ist auch, daß wir kein Problem mit Selbstironie haben. Während eine sündhaft-teuere Wortmutation wie "Evonik" mit großen Tam-Tam und mindestens 5000 Klopfern auf die eigene Schulter gefeiert wurde, leiten wir unsere eigene Ankündigungen meistens direkt mit
Eigenkritik ein.
Welche manchmal vielleicht etwas zu ernst genommen wird. Welche... Ironie!

fictionBOX: Zurück zu "Star Trek"! Jetzt mal im Ernst: Wie ist eure Version von einer richtig humorvollen Trek-Welt? Welche Tipps habt ihr für J.J. Abrams, damit einem beim nächsten Film nicht wieder die Lachmuskeln verwelken?
Klapo: Selbstironie ist Trumpf! Aufgesetzte Gags wie Picard beim Jeepfahren (Nemesis) oder Worf mit Pickel (Der Aufstand) meine ich damit aber nicht. Es darf halt nicht zu draufgeklebt wirken und sollte mit dem Hintergrund der Figuren spielen. Wenn Geordie in "Der Aufstand" gerade die "Warpkerne ausgegangen" sind oder Chekov in "Zurück in die Vergangenheit" mit russischem Akzent nach amerikanischen Atom-U-Booten fragt, finde ich das schon witzig.
Aber das ist so sehr Geschmackssache, dass man das kaum logisch erklären kann, wenn man nicht gerade der Spock der Humorologie ist.
Abgesehen von der ersten Hälfte von "Galaxy Quest" warte ich ja auch immer noch auf eine brauchbare Star Trek-Parodie. Am liebsten im Stil der „Nackte Kanone"-Filme. - Wo darf ich dafür spenden?
Sparki: Eine Hauptrolle sollte man dem Humor beim Trek auch gar nicht geben. Der "Torte ins Gesicht"-Gag könnte bei Schwerelosigkeit sogar ausnahmsweise mal lustig sein, aber eigentlich darf dieser nur in Maßen verwendet werden.
Mir reichen schon ein paar trockene Sprüche. Zusätzliche Handlungs-Elemente ("Worf? Ist das ein Pickel?!") halte ich dabei persönlich für unnötig.

fictionBOX: Ein großes Dankeschön für dieses aufschlussreiche Interview! Lebt lang und humorvoll!



Damit sind wir am Ende des 3. Teils unseres "Star Trek XI"-Countdowns! Spätestens Ende September geht es mit einem neuen Feature aus dem riesigen "Star Trek"-Universum weiter... Bis dahin freuen wir uns über euer Feedback zu diesem Special! Hinterlasst einfach einen Kommentar (am Ende dieses Artikels, unter den News) oder schreibt eine mail an







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