Originaltitel: The Same Old Story
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16. September 2008
Erstausstrahlung D: 23. März 2009
Drehbuch: Jeff Pinkner, J.J. Abrams, Alex Kurtzman & Roberto Orci
Regie: Paul Edwards
Hauptdarsteller:
Anna Torv als Olivia Dunham,
John Noble als Dr. Walter Bishop,
Joshua Jackson als Peter Bishop,
Lance Reddick als Phillip Broyles,
Kirk Acevedo als Charlie Francis,
Jasika Nicole als Astrid Farnsworth.
Gastdarsteller:
Derek Cecil als Christopher,
Mark Blum als Dr. Claus Penrose,
Betty Gilpin als Loraine Daisy,
Elizabeth Stanley als Stacey,
Carmen Goodine als Amy,
Bernie McInerney als Old Man Christopher,
Ty Jones als Doctor,
Jack O'Connell als Male Resident,
Jacqueline Hendy als Nina's Assistant,
Danielle Skraastad als Nurse u.a.
Kurzinhalt:
Eine junge Frau wird vor einem Krankenhaus abgeladen. Als die Sanitäter sie finden, scheint sie hochschwanger zu sein, und wird sofort in den Kreissaal gebracht. Doch der Fötus wächst ungewöhnlich schnell, weshalb die Mutter die Geburt nicht überlebt. Das Baby selbst ist wenige Stunden später ebenfalls tot, da sich das rasante Wachstum auch nach der Geburt fortsetze, und es somit binnen weniger Stunden als alter Greis verstarb. Olivia Dunham und ihr frisch gegründetes Team, das direkt Phillip Broyes untersteht, nimmt die Ermittlungen auf. Als man jenes Motel untersucht, in dem die Frau zuletzt gesehen wurde, kommt Olivia ein schrecklicher Verdacht: Sie glaubt, dass der Tod der jungen Frau mit einer Reihe ungeklärter Serienmorde in Verbindung steht, die Olivia und John Scott vor rund einem Jahr untersuchten. Dabei hat der Täter die Hirnanhangsdrüse seiner Opfer entfernt – die wiederum für das Wachstum von Menschen verantwortlich ist. Walter Bishop erinnert sich an ähnliche Experimente, und verweist sie an den Wissenschaftler Dr. Claus Penrose – nicht ahnend, dass dieser in direkter Verbindung zu den Morden steht…
Review:
Die erste reguläre Folge von "Fringe" fand ich leider doch eher schwach. Sie wirkt wie eine unterdurchschnittliche "Akte X"-Folge, die – zu recht – im Stapel der noch übrigen, nie verwirklichten Drehbücher recht weit unten lag. Die Grundidee rund um den rasch wachsenden Mann, der ein bestimmtes Enzym zum Überleben braucht, war dabei ja noch nicht mal so schlecht, und generell der Einstieg noch recht stimmungsvoll (zumindest, sofern man über das Lens Flare-Feuerwerk zu Beginn hinwegsieht, mit der sich Regisseur Paul Edwards wohl bei J.J. Abrams einschleimen wollte). Was man dann aber in weiterer Folge daraus machte, entlockte mir bestenfalls ein Achselzucken, und schlimmstenfalls ein Augenrollen. Letzteres bezieht sich nicht zuletzt auf das mit dem auf der Retina der toten gespeichertem Bild – eine Idee, die wohl selbst Chris Carter als zu weit hergeholt abgelehnt hätte. Die "Ironie" hinter der Sache, dass der Killer zuvor ja unbedingt wollte, dass sie auf die Brücke sieht, und ihm eben dies dann zum Verhängnis wurde, machte es nur noch schlimmer.
Dabei hätte die Idee, dass Täter zum Opfer zu machen, durchaus interessant sein können. Denn immerhin tötet Christopher eben nicht aus Mordlust, Sadismus, oder auch für irgendwelche abgedrehten wissenschaftlichen Elemente, sondern um zu Überleben. Aber leider verabsäumt es die Folge, den Zuschauer zu ihm eine Verbindung aufbauen zu lassen – bleibt er doch bis zuletzt viel zu sehr im Hintergrund, und stehen, statt seine Notlage, vielmehr seine abscheulichen Taten im Mittelpunkt, was es einem als Zuschauer schwer macht, Mitleid mit ihm zu empfinden. Schade auch, dass die Folge, vor allem im Hinblick auf die Rolle von Dr. Penrose, enorm vorhersehbar war. Bei der "Geburt" zu Beginn (die mir mit der kreischenden Hebamme etwas zu übertrieben theatralisch inszeniert war) musste zudem wohl nicht nur ich an die unvergessliche "Chestbuster"-Szene aus "Alien" denken. Auch Olivias sehr klischeehaften Alptraum hätte ich nicht gebraucht. Gleiches gilt für Walters "Gott"-Spruch; ich weiß, Gott ist – nicht zuletzt in den USA – groß, aber gerade auch bei Wissenschaftlern tut mir sowas immer ganz Besonders weh. Und die Szene zu Beginn, in der Phillip Broyles dem Schema-Syndikat (oder wie auch immer man die Gruppe nennen will) sein Team vorstellt, wirkte etwas erzwungen, war diese doch in erster Linie dazu da, allfällige erst bei der zweiten Folge einschaltende Zuschauer auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich finde aber, das hätte man eleganter lösen können. Gut fand ich in erster Linie Olivias Selbstzweifel bzw. -vorwürfe, weil wäre es ihr schon vor einem Jahr gelungen, den Killer zu schnappen, hätte sie damit zugleich auch die aktuelle Mordserie verhindert. Auch den schrulligen Walter Bishop fand ich wieder sehr amüsant (wenn auch das mit "Row row row your boat" am Ende soooo klar war). Und mit dem Jobangebot an Olivia sowie Walters geheimnisvolle Worte rund um Peters Krankenakte wurde auch das Gesamtbild nicht aus den Augen verloren, sondern um ein paar nette kleine, neue Mosaiksteinchen erweitert. Letztendlich fand ich "Das Experiment" aber leider nur leidlich spannend, und die Auflösung in vielen Bereichen zu vorhersehbar, und damit die Handlung nicht wirklich interessant.
Fazit:
Mit "Das Experiment" präsentiert man uns eine doch eher mäßige erste reguläre Folge, die auf mich den Eindruck einer unterdurchschnittlichen (bzw. auch einfach nie umgesetzten) "Akte X"-Episode machte. Wobei wohl selbst Chris Carter & Co. das mit dem letzten vor dem Tod gesehenen Bild, dass auf der Retina gespeichert ist, zu viel der "Pseudo-Science" gewesen wäre. Bedauerlich auch, dass sich die Folge nie wirklich bemüht, den Zuschauer mit Christopher – immerhin ein Opfer wissenschaftlicher Experimente – Mitleid empfinden zu lassen. Vor allem aber war "Das Experiment" in einigen Bereichen allzu vorhersehbar, was die Handlung nicht wirklich spannend und/oder interessant machte. Gut: Der recht coole und eigentlich noch ganz vielversprechende Einstieg, Olivias Selbstvorwürfe/-zweifel, da es ihr und John vor rund einem Jahr nicht gelang, den Killer zu stellen, sowie die wieder einmal ganz amüsanten Szenen rund um Walter. Im Vergleich zum noch ganz netten Auftakt war "Das Experiment" aber ein früher – und deutlicher – Abstieg.
Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Trivia:
- Diese Episode schrieb J.J. Abrams (LOST, Star Trek XI) höchstpersönlich, zusammen mit seinen Kollegen Roberto Orci und Jeff Pinker.
- ProSieben startete im März 2009 eine ungewöhnliche Werbe-Kampagne für "Fringe", die sich auf diese Episode bezog und, als Nachrichtenmeldung präsentiert auf den ersten Blick den Eindruck erweckte, dass in einer New Yorker Klinik wirklich ein schnell alterndes Baby geboren wurde. Diese Werbung sorgte teilweise für Empörung und Unverständnis (siehe auch DWDL.de).
- Vor dem Massive Dynamics-Gebäude kann man ein Einbahnstraßenschild sehen (unterhalb eines Straßenschildes zur "Barclay Street"), das mit Aufklebern beklebt ist, die die Worte „Voces Video“ bilden. Das ist lateinamerikanisch und bedeutet „Stimmen sehen“. Dies ist ein Hinweis auf die nächste Episode „The Ghost Network“. Angeblich gibt es dazu auch einige "Viral Sites" (rätselhafte, manchmal mit irreführenden Inhalten getarnte Websites mit teils verschlüsselten Infos zur Serie), beispielsweise soll es auf den Seiten www.vocesvideo.com und www.voicesvideo.com angeblich versteckte Links, Infos und Bilder zu "Fringe" geben. Doch das ist noch nicht alles: Auch auf dem in der Szene zu sehenden "Barclay Street"-Straßenschild befindet sich ein Aufkleber, allerdings ist das Motiv schwer erkennbar. Die Fans spekulieren, dass es sich um eine Abbildung der "Twin Towers" handelt, die am 11.09.2001 beim Terror-Angriff auf das "World Trade Center" in New York zerstört wurden. Die Barclay Street liegt tatsächlich in der Nähe dieser Stelle (heute "Ground Zero" genannt). Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass die Abbildung der Twin Towers tatsächlich auf diesem Straßenschild zu finden ist und nicht extra für "Fringe" eingefügt wurde.
- Walters lockere Kombination „31“, „41“ und „59“ ergibt die ersten Stellen von PI: 3,141593
- Während das Team durch das Krankenhaus läuft, um das tote neugeborene Baby zu sehen, kann man den „Observer“ im Hintergrund stehen sehen.
Robert Lissack
(Bilder © 2008 Bad Robot/Warner Bros. Television)
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