Eine Retrospektive seiner Film- und FernsehabenteuerKategorie: Sonstige - Autor: Björn Flügel - Datum: Donnerstag, 21 August 2008
Als Batman 1939 erstmals in den Detective Comics erschien, war das der Beginn eines Mythos, der bis heute ungebrochen scheint und mit dem Blockbuster „The Dark Knight“ sein fulminantes Comeback feiert.
1943
Um Batmans Ursprünge im Medium Film zu erforschen, reisen wir zurück ins Jahr 1943. Der 2. Weltkrieg hatte die gesamte Welt in ein Chaos gestürzt, Städte lagen in Schutt und Asche, es gab Millionen Todesopfer zu beklagen. Propaganda, Rassismus und Kriegstaktik bestimmten den politischen Alltag. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass sich die Menschen nach einem Erlöser sehnten. Nach einem wahren Helden, der alle Gegner in die Flucht schlug, unzerstörbar war und dennoch einen Sinn für Moral hatte. Eben das bot „The Batman“, ein Abenteuer-Serial der Columbia Pictures in 15 Episoden.
Die Serials feierten ihr „Goldenes Zeitalter“ in den 30er und 40er Jahren. Dabei handelte es sich um eine Reihe von mindestens 15 kleinen Kinofilmen mit einer Laufzeit von 20-30 Minuten, die als Vorfilm zu einem Hauptfilm liefen und im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht wurden. Sie endeten meist mit den Worten „…to be continued“.
Gerade das Genre Science Fiction fand so seinen Weg auf die Leinwand, als viele Filmstudios noch Bedenken hatten, viel Geld in solch weltfremde, „abgefahrene“ Themen zu investieren. So waren viele Serials zwar Billigproduktionen, befriedigten aber dennoch die Begierde des Publikums nach Abenteuer und Action und erreichten deswegen eine immense Popularität. Berühmte Vertreter des Genres sind Flash Gordon (1936), Dick Tracy (1937), Buck Rogers (1939), Captain America (1943) und Superman (1948).
In Anbetracht der angespannten politischen Lage verwundert es nicht, dass gerade „The Batman“ für Propogandazwecke missbraucht wurde. So ist Batmans und Robins Gegenspieler hier der japanische Dr. Tito Daka, der eine Maschine erfunden hat, mit der er Menschen in willenlose Marionetten verwandeln kann. Mit einer Radiumkanone bedroht er nun das gesamte Land… So sehr das Serial gegen Japan hetzte, so sehr glorifizierte es die USA. Batman und Robin sind hier auf einmal Undercover-Agenten des FBI. Dieser Umstand ist allerdings auch auf die relativ strengen Bestimmungen zurückzuführen, denen die Filmindustrie unterworfen war. Man befürchtete, Batman könnte zur Selbstjustiz animieren und legitimierte ihn daher durch den Staat.
Obwohl das Serial sich recht weit von der eigentlichen Comic-Idee entfernt hatte, hinterließ es deutliche Spuren. So zeigte man hier beispielsweise erstmals die Bathöhle und den Geheimgang hinter der Standuhr. Auch prägte der hier präsentierte Alfred (William Austin) als elegenater, schlanker Mann das weitere Erscheinungsbild des Butlers, während dieser in den ursprünglichen Comics als übergewichtiger, glattrasierter Mann beschrieben wurde. Eben diese Elemente bereicherten die Batman-Geschichte dermaßen, dass man sie in die Comics integrierte.
Der Stab:
Regie: Lambert Hillyer
Drehbuch: Victor McLoed & Leslie Swabaker & Harry L. Fraser
Produktion: Rudolph C. Flothow
Musik: Lee Zahler
Darsteller: Lewis Wilson (Bruce Wayne/Batman), Douglas Croft (Dick Grayson/Robin), J. Carrol Naish (Dr. Daka), William Auston (Alfred)
1949
1949 schließlich, der 2. Weltkrieg war bereits vorbei und die Nationen begannen mit dem Wiederaufbau sozialer und infrastruktureller Systeme, folgte die Fortsetzung „Batman and Robin“. Hier geht es um eine Maschine, mit der man über jedes Fahrzeug die Kontrolle übernehmen und an jeden beliebigen Ort steuern kann. Diese Maschine wird von einem Superverbrecher, der sich selbst „The Wizard“ nennt, gestohlen, um einen Zug mit hochgefährlichem Sprengstoff zu entführen. Batman und Robin stellen sich ihm entgegen…
Dieses zweite Serial orientierte sich stärker als sein Vorgänger an der originären Comic-Idee. Auf Grund der kurzen Drehzeit und des knappen Budgets ließ die Qualität allerdings stark zu wünschen übrig, so dass dem Serial kein großer Erfolg beschieden war. Bemerkenswerterweise wurde hier erstmals das Batsignal vorgeführt. Vicky Vale hat hier ihren ersten Auftritt, wobei sich Batman-Erfinder Bob Kane Marilyn Monroe als Vorbild nahm.
Der Stab:
Regie: Spencer Gordon Bennet
Drehbuch: George H. Plympton & Joseph F. Poland & Royal K. Cole
Produktion: Sam Katzman
Musik: Mischa Bakalainikoff
Darsteller: Robert Lowery (Bruce Wayne/Batman), John Duncan (Dick Grayson/Robin), Jane Adams (Vicky Vale), Eric Wilton (Alfred), William Fawcett (Prof. Hammil), Leonard Penn (The Wizard)
1966
1966 schließlich startete der amerikanische TV-Sender ABC eine Neuauflage des Batman. Während die Serie anfangs nur als Lückenfüller gedacht war, entwickelte sie sich schnell zum Hit und führte die Top-10 der beliebtesten Fernsehserien der US-Charts an. Diese Serie dürfte vielen von uns noch bekannt sein. Sie lief ab 1989 auch im deutschen Fernsehen und wurde seitdem mehrfach wiederholt. Wer erinnert sich nicht an Robins Standardspruch „Heiliges…, Batman“? Oder den multifunktionalen Allzweckgürtel, der in jeder brenzligen Situation ein entsprechendes Instrument bot? Oder den Batclimb, wobei man Berühmheiten wie Bruce Lee, Jerry Lewis oder Edward G. Robinson begegnete? Das und die comichaften Einblendungen (Ooof! Pow! Bang!) trugen dazu bei, dass die Serie zum Kult avancierte.
Die Serie erhob nie den Anspruch, die Figur des Batman ernsthaft zu betrachten. Der Spaß und die Action standen im Vordergrund.
1968, nach 3 Staffeln bzw. 120 Episoden, wurde die Serie wegen der sinkenden Einschaltquoten eingestellt. ABC hätte sie zwar gerne fortgesetzt, forderte aber die Streichung der Charaktere Chief O’Hara und Robin, während Batgirl als einzige Partnerin Batmans geblieben wäre. Dagegen sprachen sich allerdings die Autoren (allen voran der Serien-Schöpfer William Dozier) und Batman-Darsteller Adam West aus, weswegen die Serie gänzlich abgesetzt wurde.
Im Zuge des immensen Erfolges wurde bereits 1966 der Spielfilm „Batman“ (dt. Titel: „Batman hält die Welt in Atem“) veröffentlicht. Er vereinte den Originalcast der Serie (ausgenommen Catwoman alias Julie Newmar, die durch Lee Meriether ersetzt wurde) und trieb den Batman-Hype in den USA regelrecht auf den Höhepunkt.
Der Stab:
Regie: Leslie H. Martinson
Drehbuch: Lorenzo Semple Jr.
Produktion: William Dozier
Musik: Nelson Riddle
Darsteller: Adam West (Bruce Wayne/Batman), Burt Ward (Dick Grayson/Robin), Cesar Romero (Joker), Burgess Meredith (Pinguin), Lee Meriwether (Catwoman), Frank Gorshin (Riddler), Alan Napier (Alfred)
1989 - 2008
Es sollten mehr als 20 Jahre vergehen, bis der dunkle Rächer erneut das Licht der Leinwand erblickte. 1989 gelang es Regisseur Tim Burton, der sich bis dato mit seinen Filmen wie „Beetlejuice“ einen Namen gemacht hatte, die Figur des Batman neu zu beleben und eine der profitabelsten Filmreihen der 1990er zu initiieren.
Die Besetzung der Titelfigur mit Michael Keaton, der bislang vorrangig im Komödienfach agiert hatte, löste zunächst heftige Proteste unter den Fans aus, fürchteten sie, Batman könnte zu einem Klamauk verkommen. Umso bemerkenswerter ist es, dass seine Darstellung des Batman heute im Allgemeinen als eine der besten geschätzt wird.
Einen ebenso bleibenden Eindruck hinterließ Jack Nicholson als Batmans Widersacher, der Joker.
Seine Einspielbeteiligung brachte ihm eine geschätzte Rekordgage von 60 Mio. Dollar ein. Sein alter ego (Jack Napier) ist übrigens eine Hommage an den Darsteller Alan Napier, der in der 60er-Jahre-Serie den Butler Alfred spielte. In den Comics hingegen wurde nie ein „Realname“ des Jokers genannt. Ebenso wenig wird dort Jack Napier (bzw. Joker) als Mörder der Waynes überführt. Billy Dee Williams, der den Harvey Dent mimte, sicherte sich einen Exklusivvertrag mit Warner Bros., der ihm eine größere Rolle in „Batmans Rückkehr“ und schließlich den Part des Gegenspielers in „Batman Forever“ (als Two-Face) sichern sollte. Doch seine schwindende Popularität veranlasste das Studio, seinen Vertrag aufzulösen und die Rolle in „Batmans Rückkehr“ (1992) mit Christopher Walken (als Max Shreck) und in „Batman Forver“ (1995) mit Tommy Lee Jones zu besetzen.
Auch wenn der Film von den Kritikern gefeiert wurde, war Tim Burton mit seinem Werk eher unzufrieden. So hatte das Studio eine ziemlich genaue Vorstellung, wie der Film auszusehen hatte, wodurch Burton seine künstlerische Freiheit stark eingeschränkt sah. Nachdem „Batman“ Warner Bros. aber einen beträchtlichen Geldsegen beschert hatte, erhielt Burton bei „Batmans Rückkehr“ freie Hand, was sich gerade in der Bildsprache manifestierte. Der Film ist weitaus grotesker, die Atmosphäre noch finsterer, und Batman selber erscheint noch stärker und entschlossener, aber auch schizoider. Hier präsentiert Burton das Gotham City, das er ursprünglich im Sinn hatte, nämlich eine Melange aus Fritz Langs Metropolis und den düsteren Hochhausschluchten, die in den ursprünglichen Comics gezeigt wurden.
Nach dem exzellenten Zeichentrickfilm „Batman und das Phantom“ (1993), der Burtons Interpretation Batmans komplettierte, übernahm Joel Schumacher für „Batman Forever“ die Regie. Val Kilmer beerbte Michael Keaton als heldenhafte Fledermaus. Sowohl stilistisch als auch dramatisch entfernte sich der Film von Burtons Vorlage und präsentierte ein knallig-buntes Actionspektakel, das zwar von den Kritiken zerrissen wurde, aber dennoch die Kinokassen klingeln ließ, was die Fortsetzung „Batman & Robin“ (1997) schließlich rechtfertigte. Dieses Sequel mit George Clooney als dunklen Rächer blieb allerdings weit hinter den (finanziellen) Erwartungen zurück, weswegen die Reihe schließlich eingestellt wurde und es lange Zeit so aussah, als hätte Schumacher Batman tatsächlich zu Grabe getragen.
Erst Christopher Nolan gelang es 2005, dem Mythos mit „Batman Begins“ neues Leben einzuhauchen. Mit „The Dark Knight“ kehrt die Fledermaus nun zurück, und man darf gespannt sein, ob es Nolan gelingt, seinen grandiosen Einstieg in die Welt Gothams noch zu übertrumpfen.