Mit: Val Kilmer, Jim Carrey, Tommy Lee Jones, Chris O'Donnell, Nicole Kidman, Michael Ghoul, Pat Hingle, Drew Barrymore, Debi Mazar u.a.
Kurzinhalt:
Seit zwei Jahren treibt Harvey Dent als Superschurke Two-Face sein Unwesen in Gotham City, nachdem seine linke Gesichtshälfte nach einem Säureangriff extrem entstellt wurde. Da er dafür vor allem Batman verantwortlich macht, versucht er diesen immer wieder in eine Falle zu locken um ihn zu töten. Gleichermaßen versucht Batman, ihn endlich hinter Gittern zu bekommen, doch beide sind mit ihren jeweiligen Anstrengungen nicht erfolgreich. Two-Face bekommt allerdings schon bald unerwartete Hilfe: Der Wissenschaftler E. Nygma war schon immer etwas abgedreht und instabil, nachdem er seine neueste Erfindung im Selbstversuch testet dreht er aber endgültig durch. Besessen von der Idee, die eigene Intelligenz ins Unermessliche zu steigern bringt er TV-Boxen unter das Volk, die die Hirnwellen der Bevölkerung einfangen und an sein eigenes Gehirn weitergeben. In seiner unermesslichen Weisheit erkennt er, dass es nur einen gibt, der ihn aufzuhalten vermag: Batman. Um sich dieser letzten Bedrohung zu entledigen verbündet er sich mit Two-Face, und gemeinsam heckt man einen Plan aus, um hinter Batmans wahre Identität zu kommen und ihn so ein für alle Mal ausschalten zu können...
Review:
Eigentlich war schon ab den Trailern klar, dass Joel Schumacher nach Tim Burtons düsterem Ansatz – der vielen Kinobesuchern, insbesondere aber auch den Studioverantwortlichen von Warner Brothers, in "Batmans Rückkehr" einfach ZU düster war – einen deutlich lockereren und bunteren Ton anschlagen würde. So präsentiert er einen sehr farbenfrohen Comic-Look, der mehr an die TV-Serie erinnert als an die bisherigen Filme, was schon einen starken und gewöhnungsbedürftigen Einschnitt darstellt. Viel schlimmer als die optische Veränderung ist aber der Ton des Films. Während Tim Burton für eine Comicverfilmung erstaunlich viel Tiefgang und Subtext präsentierte, konzentriert sich Schumacher auf luftig-lockere Unterhaltung. Seine Versuche, Batman durch dessen Schuldgefühle am Tod seiner Eltern Substanz und Tiefe zu verleihen, scheitern eher kläglich, und wirken wie Alibi-Aktionen, um sich nicht den Vorwurf einer zu hohlen Action- und Unterhaltungsorgie gefallen lassen zu müssen (was ihn bei "Batman & Robin" dann offenbar nicht mehr gestört hat). Jedenfalls wird der neue Ton schon gleich zu Beginn deutlich, als Alfred Bruce Wayne bittet, auf seinem nächtlichen Streifzug doch wenigstens ein Sandwich mitzunehmen – was dieser lapidar mit einem ach-so-witzigen "I'll get drive through" quittiert.
Auch danach wird dieser lockere Ton beibehalten. Zahlreiche Szenen und Momente zeigen, dass dieser Film – im Vergleich zu den Vorgängern – nicht zu ernst genommen werden will. Als Beispiele seien der Safe, der nach Batman's Rettung just wieder genau zu jenem Punkt zurückkehrt, von dem er entwendet wurde, sowie Batman's "Daumen hoch"-Signal an Gordon genannt. Selbst in jenen Szenen, die eigentlich traurig sein sollten, wie der Tod von Dick Grayson's Eltern, kommt aufgrund des lockeren Tons nie so recht Stimmung auf. Was dem Film ebenfalls sehr schadet, ist sein over the top-Charakter. Alles wirkt bei Schumacher unnötig übertrieben. Größer, höher, weiter und bunter war die Devise, wobei man etliche Male über das Ziel hinausschießt; vor allem aber nimmt man dem Film so jedweden Realismus, was sich in den dramatischen Momenten immer wieder rächt. Denn wenn ich das Geschehen nicht ernst nehmen kann, gibt es auch keinen Grund, mit den Figuren mitzufiebern oder gar zu trauern – weshalb auch nie so recht Spannung aufkommen will. Alles ist einfach viel zu übertrieben, sei es die Festung vom Riddler, die er scheinbar innerhalb von ein paar Tagen erbaut hat (wobei sich generell schwer sagen lässt, wie viel Zeit im Film eigentlich vergeht...), die Action generell, oder auch die schauspielerischen Leistungen.
Vor allem Tommy Lee Jones stellt ein grauenhaftes Overacting zur Schau und liefert wohl eindeutig eine der schlechtesten Leistungen seiner Karriere ab. Jim Carrey ist als Riddler zwar auch schonungslos überzogen, zu seiner Figur passt das allerdings ganz gut (wenn er teilweise auch mehr an den Joker als an den Riddler erinnert) – zumindest nach seiner Transformation. Dumm nur, dass Carrey bereits vor dem Unfall eine völlig übertriebene Mimik und Gestik zur Schau stellt. Vor allem sein "You were supposed to understand" ist einfach nur grauenhaft. Zudem fällt auf, dass der Riddler zwar den ganzen Film über behauptet, immer klüger und klüger zu werden – zu merken ist davon jedoch wenig bis gar nichts. Auch die Rätsel sind nichts aufregendes und lassen sich selbst von so einem – zumindest im Vergleich zur gedopten Intelligenz vom Riddler – Kleingeist wie Bruce Wayne relativ leicht lösen. Auch Val Kilmer hat mich nicht wirklich überzeugt, sein Problem ist jedoch nicht overacting, sondern genau das Gegenteil. Eine Gefühlsregung lässt sich in seinem Gesicht jedenfalls nur selten ablesen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das zu verkrampft auf cool getrimmte Design. Sei es das neue Batlogo, die Batwing oder insbesondere das neue Batmobil, bei allen merkt man, dass auf Teufel komm raus versucht wurde, im Vergleich zu Burton's Filmen etwas hipperes zu gestalten – und dabei leider jegliche Klasse und allen Stil über Bord wirft. Lediglich die letzte Batsuit, die Val Kilmer überwirft ehe er sich dem Riddler stellt, konnte mich halbwegs überzeugen, der Rest fällt in die Kategorie "gewollt, aber nicht gekonnt". Dies gilt auch für Gestaltung von Gotham City selbst. Klar war die Stadt schon immer eine verzerrte und übertriebene Version von New York, aber auch hier treibt es Schumacher mit Elementen wie der Freiheitsstatue auf die Spitze, bzw. eigentlich schon darüber hinaus. Auch der Soundtrack kommt nicht mal ansatzweise an die genialen Kompositionen von Danny Elfman heran. So sehr ich Eliot Goldenthal sonst auch schätze – seinen Score zu "Alien³" zähle ich zu den besten aller Zeiten – aber beim Versuch, den Film durch seine Musik aufzuwerten, scheitert er kläglich. Das neue Bat-Thema ist nicht mal ansatzweise so kultig, genial und eingängig wie Elfmans Version, und erinnert zudem in den letzten Tönen zu sehr an "Also sprach Zarathustra", dass dem Film-Fan vor allem aus "2001" geläufig ist.
Einer der größten Kritikpunkte für mich war allerdings jene Szene am Ende, als sich Batman entscheiden muss, ob er nun die gute Frau Doktor oder doch seinen Robin rettet. Die Grundidee ist ja genial und faszinierend... welche Persönlichkeit dominiert, für wen wird er sich entscheiden? Aber, liebe Macher... wenn ich den Helden mit so einem Dilemma konfrontiere, dann muss ich verdammt noch mal auch den Mumm haben, es durchzuziehen. Alles andere ist Betrug am Zuseher. Bei aller Kritik... es gibt doch auch ein paar positive Elemente. So wird der Film dank des hohen Tempos selten bis nie langweilig. Dass man in den Rückblenden weitere Einzelheiten zu Batmans Ursprüngen erfährt, hat mir ebenfalls gut gefallen. Dick Grayson stellt zwar einen schrecklichen Ohrring zur Schau, aber davon abgesehen fügt sich seine Figur prima ins bekannte Universum ein. Vor allem auch seine Reibereien mit Bruce Wayne, das sich langsam anbahnende Schüler-Mentor Verhältnis sowie die Thematisierung seiner Rachegelüste fand ich sehr gut. Zudem gefiel mir, dass Michael Ghoul diesmal etwas mehr zu tun bekam – er hat den Film jedenfalls in jeder Szene in der er zu sehen war aufgewertet. Die beste Leistung des Films vollbringt aber Nicole Kidman. Ihre Rolle ist sehr sexy und verrucht, darf aber später auch eine verletzliche Seite erkennen lassen. Auch ihre Anspielung an Catwoman sowie die Art und Weise wie sie erkannte, dass Bruce Wayne Batman ist, hat mir gefallen. Und last but not least: Endlich mal ein Batman-Film, in dem zumindest einer der Bösewichte überleben darf.
Fazit:
"Batman Forever" wirft all das, was die Vorgänger so ausgezeichnet hat, über Bord, und ersetzt es durch bunte Action, lockere Popcorn-Unterhaltung ohne jeglichen Tiefgang und vor allem einer grauenhaften Überzeichnung, die jegliche Spannung und Atmosphäre im Keim erstickt. Die teils schlechten darstellerischen Leistungen tun ihr übriges, um aus "Batman Forever" einen höchst durchwachsenen Blockbuster zu machen, der zwar akzeptable Unterhaltung bieten mag, aber einem bestimmt – trotz einer großartigen Nicole Kidman – nicht lange (positiv) in Erinnerung bleiben wird.