Mit: Edward Nortin, Liv Tyler, Tim Roth, William Hurt u.a.
Kurzinhalt:
In einer amerikanischen Forschungseinrichtung arbeitet man für das amerikanische Militär daran, einen Supersoldaten zu erschaffen. Der junge Wissenschaftler Bruce Banner meldet sich freiwillig zum Selbstversuch – doch dieser löst eine Katastrophe aus. Banner verwandelt sich in ein riesiges grünes Monster, legt das komplette Labor in Schutt und Asche und verletzt auch seine große Liebe Betty schwer. Seit diesem Zwischenfall ist Banner auf der Flucht, ständig verfolgt von Betty’s Vater General Ross, der ihn unbedingt in die Hände bekommen und ihn näher erforschen will, um so seinen Traum vom Supersoldaten endlich zu verwirklichen. 5 Jahre lang zieht Banner von Land zu Land, versucht durch verschiedenste Trainings und Methoden das Monster in ihm zu kontrollieren, und forscht zudem an einem Heilmittel. Doch als ihn General Ross in Portugal aufspürt, kann er das Monster in ihm nicht mehr länger bändigen – und nicht zuletzt dank des grünen Riesen gelingt ihm die Flucht.
Nun verschlägt es Banner in die USA. Bereits seit längerem ist er mit einem Wissenschaftler in Kontakt, der meint, ihn vielleicht heilen zu können – dafür bräuchte er allerdings die Daten des schief gegangenen Experiments. Um diese Aufzutreiben, kehrt Banner an den Ort des Geschehens zurück, wo er auch auf Betty trifft. Doch die Idylle währt nicht lange, Banner wird erneut vom Militär eingekreist. Diesmal fährt Ross deutlich schwerere Geschütze auf – unter anderem Emil Blonsky, der mit einem besonderen Serum behandelt wurde, dass diesen stärker machen soll. Nichtsdestotrotz gelingt es ihnen auch diesmal nicht, den Hulk aufzuhalten. Kurz darauf gelingt es Banner tatsächlich, gemeinsam mit Betty unbemerkt nach New York zu kommen und sich von „Mr. Blue“ behandeln zu lassen. Doch kurz darauf wird das Labor gestürmt, und Blonsky zwingt den Wissenschaftler, ihm Banner’s Blut zu spritzen. Daraufhin verwandelt er sich in ein gewaltiges und gewalttätiges Ungetüm, dass nur von einem aufgehalten werden kann: Dem Hulk…
Review:
Für alle, die das Review zum 1. Teil verpasst haben sollten: Im Gegensatz zu den meisten Kinobesuchern fand ich Ang Lee's "Hulk" wirklich großartig. Um so skeptischer wurde ich, als diese Fortsetzung angekündigt wurde und die Macher nicht müde wurden zu betonen, dass diese mit Ang Lee's Film nicht das Geringste zu tun haben würde. Es sei ein ganz neuer Ansatz, eine Neuinterpretation, ähnlich wie es Christopher Nolan bei Batman getan hat (dort allerdings erst nach 4 Filmen, darunter dem katastrophalem "Batman & Robin"). Ich kann natürlich verstehen, warum man sich dazu genötigt sah – nach dem deutlich unter den Erwartungen bleibendem mageren Einspielergebnis des ersten und der teils vernichtenden Kritiken (die ich wie gesagt nicht im Geringsten nachvollziehen kann) – insbesondere von Fans der Comics – wollte man möglichst allen klar machen, dass sie es diesmal anders machen würden, einfach um bei jenen, die vom Vorgänger enttäuscht waren, noch einmal eine Chance bekommen.
Was bei 99% der Kinobesucher also vermutlich sehr wohlwollend aufgenommen wurde, hat bei mir – als Liebhaber des ersten Teils – zu Besorgnis geführt... die sich dann leider auch bestätigen sollte. Alles, was "Hulk" so faszinierend und außergewöhnlich gemacht hat, wurde von mir bei dieser nicht-so-unglaublichen Neuausrichtung leider schmerzlich vermisst. Weg ist der Tiefgang der ersten Verfilmung, wie auch die hochwertige, clevere Inszenierung, die neben dem Gimmick mit den mehreren Fenstern auch immer wieder mit wunderschönen, prägnanten Bildern aufwarten konnte. Stattdessen ist "Der unglaubliche Hulk" ungemein gewöhnlich bis langweilig inszeniert, und muss sich selbst vor Genrekollegen wie "Spiderman" und Konsorten klar verstecken. Es gibt kein einziges Bild, keine Einstellung, die mir noch als besonders gelungen in Erinnerung wäre. Generell gab es meines Erachtens in diesem Film keinen einzigen denkwürdigen, außergewöhnlichen Moment. Der Soundtrack von Craig Armstrong schlägt leider in die gleiche Kerbe: er ist genau so unscheinbar wie der Rest des Films, und lässt es an eingängigen Themes und Höhepunkten vermissen.
Auch der Anspruch des "Vorgängers" wurde ersatzlos gestrichen, die Handlung ist ungemein oberflächlich, und die Figuren bleiben weitestgehend blass, farblos und eindimensional – insbesondere General Ross. William Hurt spielt einen typischen, eindimensionalen Bösewicht; zudem wird seine Motivation viel zu wenig erklärt. Wir wissen zwar, was er will, doch das "warum?" bleibt uns leider verborgen. Auch Edward Norton wirkt völlig verschwendet, bekommt er doch herzlich wenig zu tun - das hätten deutlich schlechtere Schauspieler genauso gut hinbekommen. Was ihn genau an dieser Rolle gereizt hat, ist mir jedenfalls ein völliges Rätsel. Und Liv Tyler hat mich in anderen Rollen auch schon mehr überzeugt – bis auf ihren typischen Rehaugenblick hat sie leider nicht viel zu bieten. Immerhin war sie mit etwas mehr Elan dabei als ihre Vorgängerin Jennifer Connelly. Und Bösewicht Tim Roth muss sich leider auch sehr deutlich Nick Nolte geschlagen geben – generell war auch er genau so unauffällig und farblos wie der gesamte Film.
„Der unglaubliche Hulk“ mag etwas mehr Action und ein schnelleres Erzähltempo geboten haben als Ang Lee’s Version, nichtsdestotrotz gab es doch auch einige Durchhänger, wie der zu ausgedehnte Einstieg in Portugal, oder auch im Mittelteil (kurz nachdem Banner dem Militär an der Universität doch noch mit knapper Not entkommen ist). Thematisch unterscheidet man sich ebenfalls stark von Ang Lee's Interpretation: Während "Hulk" stark an Dr. Jekyll und Mr. Hyde erinnert hat, musste ich bei diesem Film des öfteren an King Kong denken – insbesondere in den Szenen, nachdem das grüne Monster Betty gerettet hat, und man gemeinsam an einem Felsvorsprung sitzt. Grade, dass sich nicht begonnen hat, ihn durch herumhopsen zu besänftigen... Die Action war vielleicht etwas zahlreicher und grundsätzlich nicht schlecht; alle entsprechenden Szenen konnten mich eigentlich recht gut unterhalten. Nur... ähnlich originelles und einfallsreiches wie der Kampf zwischen Hulk und den Helikoptern in Ang Lee's Film fehlte mir leider. Stattdessen lief es auf eine relativ einfallslose Prügelei hinaus – insbesondere dann beim Showdown, der zwar nicht so over the top war wie beim "Vorgänger", es aber dafür an emotionaler Tiefe fehlen ließ.
Außerdem konnte ich beim Showdown wie so oft nicht gänzlich darüber hinwegsehen, dass ich hier zwei CGI-Kreaturen dabei beobachte, wie sie sich die Seele aus dem Leib prügeln – und sobald einem die Künstlichkeit der beiden Figuren bewusst wird, fällt es halt schwer, noch mitzufiebern. Last but not least gab es dann auch noch ein paar unfreiwillig komische Szenen. Insbesondere das "Hulk Smash!" fand ich einfach nur grauenhaft. Ja, ich weiß, dass mir hier die Fans absolut nicht zustimmen werden können, hätten sie doch eigentlich schon im letzten Film auf so etwas gewartet, aber ich fand es einfach nur lachhaft – da waren mir ja die Killerpudel noch lieber! Insgesamt finde ich es bezeichnend, dass auch wenn ich ihn überwiegend unterhaltsam – wenn auch keinesfalls begeisternd – fand, für mich die ganz klar beste Szene der Epilog war, die mit der Handlung davor eigentlich nicht das Geringste zu tun hatte, dafür aber mit einem Auftritt von (Achtung Spoiler!) Robert Downey Jr. bzw. Tony Stark (Spoiler Ende) aufwarten konnte. Das sagt dann doch einiges über den "unglaublichen Hulk" aus, wenn der Auftritt einer anderen Figur mich mehr begeistern konnte als die gesamten 110 Minuten davor.
Bei aller Kritik, und auch wenn es mir im Vergleich zu Ang Lee's Ansatz deutlich an Anspruch, Tiefgang und Originalität gefehlt hat, aber... gänzlicher Reinfall war der Film dann auch nicht. Vor allem Fans der Comics werden mit der Version sicher deutlich mehr anfangen können. Leterrier und Norton scheinen große Fans der Serie von Bill Bixby zu sein, an die nicht nur Banner's Augen kurz vor seiner Verwandlung erinnern, sondern generell der ganze Ton und die Herangehensweise an den Film – zumindest soweit ich mich an die Serie noch erinnern und es dementsprechend beurteilen kann. Zudem gibt es auch diesmal wieder kurze Auftritte von Lou Ferrigno und Stan Lee. So schön es auch ist, insbesondere ersten wieder auf der Leinwand zu sehen, so sind beide Rollen diesmal etwas größer als beim ersten Hulk, was mich doch irgendwie aus dem Film gerissen hat – ein verhältnismäßig kurzer Wink wäre mir hier doch etwas lieber gewesen.
Was mir sehr gut gefallen konnte, war der neue "Hulk". Seine grüne Färbung ist hier deutlich dezenter als in Ang Lee's Film, wo er mit seinem giftgrün aus jedem Hintergrund deutlich herausgestochen ist. Hier ist es eher ein Militär-Tarngrün, was mir doch um einiges besser gefallen hat. Auch das neue Design des Hulk fand ich sehr gut, mit den hervortretenden Adern, den zerrissenen Hosen, dem neuen Kopf (der in Form und Aussehen etwas an Leterrier erinnert), der jenen aus den Comics sicher näher kommt als im "Vorgänger". Auch die Effekte waren – selbst wenn sie nicht von ILM stammten – sehr gelungen und konnten überzeugen. Nichtsdestotrotz... mir hat Ang Lee's Comic-Adaption deutlich besser gefallen... und der bisherige Erfolg dieser Neuinterpretation ist ja nun so berauschend auch nicht, was zeigen könnte, dass der mangelnde Erfolg des Vorgängers weniger mit Ang Lee's Herangehensweise zu tun hatte, als einfach damit, dass Ottonormalkinobesucher mit einem 10 Meter großen grünen Berserker halt einfach relativ wenig anfangen kann – im Vergleich zu einem optisch immer noch recht menschlich aussehenden Spiderman und ähnlichen Superhelden.
Fazit:
Fans der Comicvorlage bzw. der TV-Serie, die mit Ang Lee's Interpretation ihrer heißgeliebten Vorlage alles andere als zufrieden waren, sollten dieser Neuauflage der Reihe auf jeden Fall eine Chance geben, und können auf die unten angegebene Wertung locker 2-3 Punkte aufschlagen. Denn... genau für sie war dieser Film in meinen Augen gemacht. Wer jedoch so wie ich den "Vorgänger" höchst gelungen fand, oder auch schon mit diesem nichts anfangen konnte, wird wohl auch mit dem nicht-ganz-so "unglaublichen Hulk" nicht glücklich werden. Die Handlung mag mehr wert auf Action legen und sich schneller vorwärtsbewegen, und der Hulk an sich mag besser animiert sein, doch wer grundsätzlich damit ein Problem hat, die Figur ernst zu nehmen, den wird auch diese Neuinterpretation nicht überzeugen können. Und einige Szenen, die den Fan in Jubelstimmung versetzen, dürften den unvorbelasteten Kinobesucher aufgrund ihrer unfreiwilligen Komik eher die Augen verdrehen lassen. Im Vergleich zu "Iron Man" jedenfalls ganz klar die schlechtere der reinen Marvel-Produktionen...