"Star Trek": Interview mit Nimoy-Übersetzerin Margitta Warnecke
"Bei Leonard fühlen sich die Menschen unbeschreiblich wertvoll!"Kategorie: Interviews - Autor: Martin Wenzel - Datum: Montag, 30 Juni 2008
Leonard Nimoy wurde vor allem durch seine Rolle als der spitzohrige Vulkanier Mister Spock in "Star Trek - The Original Series" bekannt. Seit einigen Monaten steht fest, dass er auch im neuen Kinofilm "Star Trek XI" wieder in dieser Rolle zurückkehren wird. Doch Nimoy hat noch viele andere Talente, die er neben der Schauspielerei auslebt. Einerseits widmet er sich der Musik und dem Moderieren diverser Sendungen. Andererseits ist er auch ein tiefsinniger Lyrik-Autor.
Im 1. Teil unseres "Star Trek XI"-Countdowns stellen wir euch Margitta Warnecke vor. Sie übersetzte Leonard Nimoy´s Lyrikbuch "A Lifetime of Love: Poems on the Passages of Life" (deutsch: Ein Leben voller Liebe: Gedichte auf den Reisen durch das Leben). Außerdem ist sie für die Homepage "Thanks to Leonard Nimoy" (www.leonardnimoy.de) mitverantwortlich und stellte dafür Unmengen an Material über den beliebten Schauspieler zusammen. In unserem Interview erzählt Margitta Warnecke, wie die Zusammenarbeit mit Leonard Nimoy zustande kam, wie sie ihn während ihrer Treffen erlebte und warum sie so fasziniert von diesem vielseitigen Menschen ist... Das Interview führten Jörn Podehl (TrekZone) und Martin Wenzel (fictionBOX).
Wo haben Sie Leonard Nimoy kennen gelernt?
Persönlich? In Bellaria, Italien.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Nimoys in Amerika unter dem Titel "A Lifetime of Love: Poems on the Passages of Life" erschienene Buch ins Deutsche zu übersetzen?
Ja, warum? Erst einmal ist es mir wichtig, dass Leonard nicht nur als Mr. Spock gesehen wird. Hinter dieser würdevollen und eindrucksvollen Persönlichkeit mit dem Kopf-Herz Konflikt in den TOS, die mich sehr berührt hat und noch berührt, steht ein feinfühliger Mensch, der einfach viel Verstand und Liebe zu Menschen hat.
Dann war es eine weitere Chance für mich, zumindest zu versuchen, ihm etwas zurückzugeben. Ich fühle mich dankbar ihm gegenüber, weil er so viel Gutes in mir angesprochen und geweckt hat. Besonders durch die Verkörperung des tiefsinnigen Vulkaniers, dem Gentleman mit dem feinen Humor.
Haben Sie überhaupt schon einmal etwas derartiges übersetzt?
Ich übersetze seit Jahren Englisch/ Deutsch/Zulu. Meistens allerdings meistens während die Sprachen gesprochen werden. Bücher vom Englischen in’s Zulu und einige Arbeiten Deutsch-Englisch und anders herum habe ich auch schon übersetzt, doch dies ist mein erster Gedichtband. Deshalb habe ich so lange gebraucht, um 100% sicher zu machen, dass es die bestmögliche Übersetzung ist. Auch wollte ich, dass der Inhalt nicht schnell abgearbeitet wird, sondern, dass auf Versmaße, die versteckten Betonungen u.a. geachtet wird. Profis können es sich leider zietlich nicht oft leisten, die Texte 2 Jahre lang immer wieder auf mögliche weitere Verbesserungen zu testen. Im Original sind die Gedichte übrigens auch nicht gereimt.
Standen Sie mit Herrn Nimoy häufig persönlich in Kontakt?
Immer, wenn es Sinn machte. Vieles geht auch einfach über's Office.
Sprachen Sie mit ihm nur formell über sein Buch oder vertieften sich Ihre Gespräche auch zu Herrn Nimoys Haltung zur Lyrik und seinen persönlichen Beweggründen, Bücher zu schreiben?
Wir haben z. Bsp. darüber gesprochen wie es ihm persönlich ging. Ich meine jetzt nicht ein plattes „Wie geht's?" - das ist nicht mein Ding.
Ja, natürlich hat es mich interessiert, warum es ein „A Lifetime of Love" gibt, das sehr dem „Warmed By Love" ähnelt. Es ist ganz einfach nicht bei „Warmed By Love" geblieben, weil der Amerikanische Verleger Blue Mountain Arts ihn gebeten hat, noch ein paar Gedichte zu schreiben, damit es zu einer Neuauflage kommen konnte.
Wie haben Sie Leonard Nimoy bei Ihrer Begegnung erlebt? Können Sie etwas zu seiner Ausstrahlung oder zu markanten Charakterzügen sagen, die Ihnen auffielen? Kurz gesagt: Was für ein Mensch ist Herr Nimoy?
Das ist eine Frage, die ich sehr gerne beantworte, denn darin liegt der Hauptgrund für mein Engagement für Leonard, zum Beispiel für die jahrelange Arbeit an der Webseite "Thanks to Leonard Nimoy" u.a. - Soweit ich es mir selbst beantworten kann, wenn ich mir die Frage stelle: "Margitta, warum tust Du das eigentlich alles?" - Leonard ist ein Gentleman von innen heraus. Da ist nichts Aufgesetztes. Gerade. In äußerer und innerer Haltung. Seine Art, alles andere zu ignorieren, wenn er sich auf etwas konzentriert, ist echt.
Wenn mensch ihn also trifft, und er liest etwas, dann würde Niemand im Entferntesten auf die Idee kommen, ihn zu stören. Und nun stellt euch vor, er redet mit euch. Plötzlich fühle ich, sind die Menschenmassen um mich herum weg - totale Konzentration auf den Gesprächspartner. Er hat eine wunderbare Gabe: Leonard lässt die Menschen in seiner Umgebung sich unbeschreiblich wertvoll fühlen. Er ist stark. Liebt den klaren, langen Blick direkt in die Augen und einen kräftigen Händedruck schätzt er auch. Schnell merkt ein Fan, wenn er selbst Leonard nichts zu sagen hat. Solche Menschen sind schnell weg, weil er ihnen zwar intensive Beachtung schenkt, doch nur kurz, um dann wieder anderen seine Beachtung zu schenken. Diejenigen schwärmen dann von der Begegnung mit ihm - von diesem kurzen Moment. Weil dieser Moment so intensiv war. Ich finde es schon von meiner Person her wichtig, total echt zu sein und gut vorbereitet. Und das passt zu Leonard. Wenn er merkt: Da ist ein Interesse, ein Thema, wo das Herz des Menschen schlägt, dann lässt er sich gerne darauf ein - wenn es ihn auch interessiert. Leonard ist sehr clever, er ist mit seinen Nachfragen SOFORT auf dem Punkt. Oh... und der Humor! Er hat einen Schalk im Nacken. ... Und er lacht von ganzem Herzen mit tiefer Stimme, wenn er mekt, dass jemand es gemerkt hat.
Bezüglich Umgang mit anderen: Ich habe mal über eine Stunde mit ihm im Raum gesessen während einer Foto-Session auf einer Con in London, wo mehrere hundert Fotos mit ihm zusammen gemacht wurden - von jedem Fan eines. Er hat bei fast allen Menschen sofort gemerkt, wo das Herz schlägt, aus welchem Land die Leute sind, ob sie aufgeregt sind... auch Dinge, die ich überhaupt nicht gesehen hätte! Wenn ihn etwas interessierte, hat er nachgefragt. Er hat hat beim Foto bei manchen die Hand gehalten - bei manchen nicht. Komischerweise waren die letzteren diejenigen, die ich als aufdringlich empfand. Er legt auch gern den Leuten in Würde und Respekt die Hand auf die Schulter. Nähe ist wichtig, aber der Respekt und der klare Abstand muss vorausgehen, die Initiation von ihm. Das ist auch mein Empfinden von Respekt und Achtung ihm gegenüber. Ich habe in Italien in einem kleinen Raum erlebt, wie Leonard einen amerikanischen, laut rufenden, eingebildeten, breitschultrigen Multi-Millionär, der ihn sehen wollte, mit fünf leisen, schlichten, aber informativen Worten zum sofortigen Rückzug aus dem Haus brachte - total still, mit eingezogenem Schultern. Der Mann hatte weder Würde noch Rücksicht noch Liebe zu anderen Menschen gehabt.
Also, die Frage "Was zeichnet Leonard Nimoy aus?" würde ich kurz gefasst so beantworten: Würde, Humor, Bildung, Respekt, Intelligenz und vor allem: Liebe zu den Menschen! Jetzt habe ich aber viel geredet.... hmmm... woher das wohl kommt? (lächelt)
Hat Herr Nimoy auch über seine „Star Trek"-Vergangenheit gesprochen, zum Beispiel über seine früheren Kollegen und über seine Rolle als Spock? Oder hat er dies überhaupt nicht angeschnitten beziehungsweise wollte er darunter einen Schlussstrich ziehen?
Darüber haben wir nicht gesprochen. Das müssen Sie ihn selbst fragen. Ich weiß nur, dass er in öffentlichen Statements immer noch und immer wieder den Charakter Spock sehr schätzt. Er ist begeistert von den Dreharbeiten bei dem neuen Film, der im Mai 2009 heraus kommen soll.
Wie lange hat das Ganze gedauert, zumal literarische Texte sehr schwer zu übersetzten sind... und Herr Nimoy da sicherlich ein Wörtchen mitzureden hatte?
Zwei Jahre. Oder sogar mehr. Ja, Lyrik ist sehr schwer zu übersetzen, deshalb habe ich auch immer wieder mit anderen Übersetzern und Autoren zusammen gearbeitet, um ganz sicher zu gehen, dass beispielsweise Vers-Maße, Betonung und Lesefluss im Deutschen trotz großer Nähe zum Original erhalten bleiben. Selbstverständlich hat Leonard der Übersetzung vor der Veröffentlichung zugestimmt, auch das endgültige Layout konnte er sich vorher ansehen.
Wissen Sie, ob das Buch auch noch in andere Sprachen übersetzt wurde?
Portugiesisch ist die einzige andere Sprache, in die „Warmed By Love" übersetzt wurde - soweit ich weiß.
Wie sieht Herr Nimoy seine deutschen Fans?
Einerseits kann ich nicht für ihn antworten, zum anderen erwähnt er die deutschen Fans und die viele Fanpost aus Deutschland öfter. Er war ein paar Mal in Deutschland und kommt sehr gerne wieder. Wenn Jemand in den USA auf Conventions sagt, sie / er kommt aus Deutschland, dann werden diejenigen, von denen ich es weiß, sehr interessiert von Leonard angesprochen. Aber feste Freundschaften hat er, soweit ich weiß, in Deutschland nicht.
Sie eröffneten die Internet-Seite http://www.leonardnimoy.de mit vielen interessanten Texten über Herrn Nimoy. Wie und wann kam es dazu und wie ist die Resonanz darauf?
Die Internetadresse gehört einer guten Freundin, die den Domain-Namen vor Missbrauch schützen möchte. Sie greift wegen des umfassenden Inhalts auf unsere Homepage, die eigentliche „Thanks to Leonard Nimoy"- Seite, zu. Die Entstehungsgeschichte von "Thanks to Leonard Nimoy" war eine ganz außerordentliche, spannende Sache. Anna aus Italien, auch inzwischen eine nahe stehende Freundin, arbeitet an einer Webseite (in Italienisch) über Spock. Wir schrieben uns nach wochenlangem Nicht-Schreiben genau zur gleichen Sekunde eine Mail und schlugen uns gegenseitig vor, eine Webseite über Leonard Nimoy zu machen, denn ich habe fast alle seine Filme digitalisiert und auch das Bild-Material gesammelt. So ist es mein Hobby geworden, einer der Ausgleiche zu meiner Seelsorgearbeit, die Zusammenfassungen zu schreiben und das Bildmaterial zu bearbeiten, um die Infos für alle Fans zugänglich zu machen.
Auf unserer Homepage sind fast alle Arbeiten von ihm aufgeführt: Filme, Bühnenauftritte, Musik, Gastgeber- Sendungen, Interviews, Audio- Arbeiten.... alles, was ich nur bekommen konnte. Und ich schreibe ständig an etwas Neuem!
Die Resonanz ist bisher supergut! Besucher aus Amerika, Ungarn, Deutschland, Frankreich, Kanada, Venezuela, Schweden, den Philippinen ... ich kann die Länder hier gar nicht alle aufführen. Leider schrieben nur wenige ins Gästebuch, aber ich bekomme immer wieder Mails, in denen mir Fans sagen, dass unsere „Thanks to Leonard Nimoy"- Seite für sie das Nachschlagewerk rund um Leonard Nimoy ist.
Wagen wir am Ende des Interviews mal einen Blick in die Zukunft: Meinen Sie, dass es in 100 Jahren noch gedruckte Bücher geben wird oder lesen wir dann nur noch digitale Literatur?
Oh, Mann! Ich habe mich noch nie prophetisch versucht.
Sicherlich macht es Sinn, sich einen kleinen, flachen PC - eine Art Mischung aus Laptop und Palm - mit allem denkbaren Empfang und Kapazitäten 'drauf - immer in der Jackentasche bereit - vorzustellen. Da sind wir eindeutig bald. Kein Volumen im Regal und alles jederzeit und überall lesebereit. Die Notwendigkeit einer Bindung an das Material „Papier" sehe ich nicht. Jedoch schließt das eine für mich das andere nicht aus. Hauptsache, jeder Mensch kann in 100 Jahren selbst seine Präferenzen wählen!
Was steht bei Ihnen als Nächstes an? Haben Sie ein neues Projekt? Was würden Sie gerne einmal machen?
Neben meiner Arbeit als Seelsorgerin produziere und moderiere ich eine lokale Fernsehsendung ("Lyrik & Prosa") , kreiere Musikvideos, lerne Hebräisch und Italienisch, spiele Doppelkopf und Skat und mein eigenes Buch „Experiencing God - Gott erleben" wird gerade in der 2. Auflage verlegt. Meine fünf Männer wollen mich auch ab und zu mal sehen. zwei davon sind im Studium und zwei in der Schule. Tja... 12 Jahre Afrika, viel gereist und fotografiert... bis jetzt habe ich alles gemacht, was ich mir wünschen könnte, und neue Herausforderungen kamen immer zur rechten Zeit - und oft überraschend.
Hmmmm ... was würde ich mir sonst noch wünschen? ...mich mit Leonard und Susan Bay Nimoy, seiner Frau, einmal ganz lange über Shaddai und Shekhina unterhalten. Ein Traum, der wohl immer einer bleiben wird.
Frau Warnecke, vielen Dank, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben! Alles Gute für ihre neuen Projekte!
Leonard Nimoy´s Buch "Ein Leben voller Liebe" - übersetzt von unserer Interviewpartnerin Margitta Warnecke - kann man hier bestellen:
Ein großes Dankeschön an Jörn Podehl von TrekZone für die Unterstützung bei diesem Interview!
Damit sind wir am Ende des 1. Teils unseres "Star Trek XI"-Countdowns! Spätestens Ende Juli geht es mit einem neuen Feature aus dem riesigen "Star Trek"-Universum weiter... Bis dahin freuen wir uns über euer Feedback zu diesem Special! Hinterlasst einfach einen Kommentar (am Ende dieses Artikels, unter den News) oder schreibt eine mail an