Darabont, Nathanson, Koepp...
Eine Drehbuch-Odyssee mit Happy End
Doch Ersatz war bald gefunden: Am 17. Mai 2002 wurde offiziell angekündigt, dass Frank Darabont damit beauftragt wurde, das Drehbuch für den 4. Indiana Jones-Film zu schreiben, welches bereits auf Lucas' Idee des Kristallschädels beruhte. Ende Januar 2004 war es dann nach einigen Rewrites endlich fertig und wurde an Spielberg übergeben, der sich von Darabont's Arbeit begeistert zeigte. Auch Ford war mit dem Skript sehr zufrieden und gab seine Zustimmung. Damit schien ein weiteres (letztes?) Filmabenteuer von Indiana Jones in greifbare Nähe gerückt, doch nur wenige Tage später wurden all diese Hoffungen zerschlagen, und es schien, als solle es einfach nicht sein. Zuerst wurde nur bekannt, dass das Drehbuch von Spielberg und Lucas nun doch noch abgelehnt wurde, später stellte sich heraus, dass wohl Lucas der Drahtzieher dieser Revolte war, und Spielberg ohne die Zustimmung seines Kollegen und Freundes nicht weitermachen wollte. Nach seinen Änderungen bei der Special Edition der Star Wars-Filme sowie den in weiten Teilen des Fandoms sehr kritisch aufgenommenen Prequels avancierte Lucas damit ein weiteres Mal zum Buhmann der Kinogemeinde. Über die Hintergründe herrscht bis heute Rätselraten. Einige vermuten, dass Darabonts Entwurf nicht genug Action beinhaltete, andererseits könnte auch die Tatsache, dass Lucas zu dem Zeitpunkt als Darabont sein Skript eingereicht hat mit Episode III beschäftigt war, eine Rolle gespielt haben. Was genau auch der Grund gewesen sein mag, nach diesem erneuten Rückschlag war es fraglich, ob ein 4. Indiana Jones-Film jemals zustande kommen würde...
Immerhin, Lucas war mit einigen Grundgedanken aus dem Skript soweit einverstanden, dass kein völlig neues Drehbuch in Auftrag gegeben werden musste. Stattdessen wurde Jeff Nathanson, Drehbuchautor von "Terminal" und "Catch me if you Can", beauftragt, Darabonts Drehbuch zu überarbeiten. Gerüchten zu Folge war Lucas vor allem der Mangel an Action ein Dorn im Auge – hier sollte Nathanson Abhilfe schaffen. Eine Zeit lang sah es auch so als, als wäre es ihm gelungen, schienen doch sowohl Spielberg als auch Lucas mit seinem Entwurf zufrieden zu sein. Etwas später wurde allerdings bekannt, dass scheinbar auch sein Entwurf – trotz 1 oder zwei Rewrites – nicht gänzlich überzeugen konnte. Spielberg beschloss, noch einen letzten Versuch zu unternehmen, und David Koepp am Drehbuch feilen zu lassen, mit dem er kurz zuvor bei "Krieg der Welten" zusammengearbeitet hatte. Und tatsächlich sollte sich die Beauftragung von Koepp als Glücksgriff erweisen: Mitte 2006 reichte er seinen Drehbuchentwurf ein, und siehe da... sowohl Steven Spielberg und Harrison Ford als auch George Lucas stimmten zu. Genauere Details waren lange Zeit nicht bekannt, aber mittlerweile hat Koepp in Interviews bekannt gegeben, dass er für seinen Drehbuchentwurf Ideen fast aller bis dahin am Skript Beteiligten herausgepickt und zu einem neuen Mix zusammengefügt hat. Und zumindest die Grundhandlung – sowie einzelne Elemente – scheinen weiterhin stark auf Darabonts ursprünglich abgelehnten Entwurf aufzubauen.
Wie auch immer... nach jahrelangem Suchen nach der Fortsetzung war die Odyssee nun zuende, und Anfang 2007, nachdem Spielberg, Lucas und Ford sämtliche anderweitigen Verpflichtungen abgehakt hatten, konnte man endlich daran gehen, die lang erwartete Fortsetzung anzupacken. Nach und nach füllte sich die Besetzungsliste; neben Harrison Ford standen auch schon bald Shia LaBeouf, Cate Blanchett, John Hurt, Ray Winstone und Jim Broadbent fest. Bei den MTV Movie Awards wurde schließlich mit "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" der offizielle Titel des 4. Films verkündet, und im Juni 2007 begannen die Dreharbeiten, die schließlich am 1. November 2007 abgeschlossen wurden. Am 22. Mai hat das lange Warten dann ein Ende, und Kinofans weltweit können beurteilen, ob sich die lange Suche nach Indiana Jones' 4. Abenteuer auch wirklich gelohnt hat.