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Indiana Jones und das verschwundene Volk Drucken E-Mail
Indy auf der Flucht vor Gangstern, Indianern und Mormonen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 08 Mai 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und das verschwundene Volk"
Bewertung:
Autor: Wolfgang Hohlbein
Umfang: 341 Seiten
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1991 (Deutschland)
ISBN: 3-442-41028-2
Buch kaufen: amazon.de
 

Klappentext: In Chicago muss man auf einiges gefasst sein. Auf Hafenratten und harte Burschen, Killer und Kanaillen. Kein Wunder also, dass sich Indiana Jones plötzlich mit einem soliden Zementblock an den Füßen wiederfindet, kurz nachdem ein paar narbengesichtige Halunken aufgetaucht sind. Keine sonderlich aussichtsreiche Situation – und alles nur wegen Professor Petryk, der vor kurzem eine sensationelle Entdeckung gemacht hat. Dann ist da noch der Mormonenjunge Zach, der Indy eine alte Tonscheibe verkaufen will, die, wie sich nur zu bald herausstellt, der auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Kultur der Anasazi-Indianer zuzuordnen ist. Auf der halsbrecherischen Flucht vor Gangstern und Gorillas landen Indy und seine Gefährten in einer uralten Stadt und werden in ein Abenteuer ungeahnter Ausmaße verwickelt. Und Indiana dämmert langsam die ganze Wahrheit – dass man sich an einem Stück Ton verdammt die Finger verbrennen kann.

Kurzinhalt: Indy staunt nicht schlecht, als er ohne ersichtlichen Grund von Gangstern in Chicago gefangen genommen wird. Dabei geht es ihnen gar nicht um ihn, sondern um eine Erfindung seines Kollegen. Dieser soll mit Dr. Jones als Druckmittel dazu überredet werden, sie ihnen herauszurücken. Nur mit knapper Not können Indy und sein Freund den Gangstern entkommen. Auf ihrer Flucht erhalten sie Hilfe von zwei abenteuerlustigen Zwillingen und von einem kleinen Jungen, der seinerseits Indiana Jones um Hilfe bittet: Denn eine gemeine Gangsterbande hat seinen Vater entführt und droht diesen zu ermorden, falls sich die Familie nicht von ihrer Farm - das einzige was sie besitzen - zurückzieht. Indy beschließt, dem Jungen zu helfen, und dabei zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen - vermutet er doch nicht, dass die Gangster ihm folgen werden. Doch da irrt Indy, und schon bald sieht er sich nicht nur Gangstern, Halsabschneidern und feindseligen Indianern, sondern auch dem herrschsüchtigen Anführer einer Mormonensekte gegenüber...

Review: "Indiana Jones und das verschwundene Volk" war der 2. Indy-Roman, den ich vor Jahren mal gelesen habe, und auch diesen hatte ich ganz anders in Erinnerung – nämlich deutlich besser. Aber schon von der ersten Seite an, als Indy Bekanntschaft mit Chicagoer Gangstern macht, fühlt man sich irgendwie wie im falschen Roman. Diesmal fehlt es Hohlbeins Werk nämlich fast völlig an Indy-Feeling; sämtliche Actionszenen bzw. auch die Handlung sind sehr untypisch und können daher Fans nicht wirklich überzeugen. Gewöhnungsbedürftig auch, dass das im Zentrum der Handlung stehende Artefakt diesmal die moderne Erfindung (eine Mischung aus Atomuhr und Datierungsdingsbums) eines Kollegen ist, statt eines uralten, mystischen Fundes. Einen solchen gibt es zwar auch, nämlich eine Tonscheibe der Anasazi, aber diese spielt nur eine untergeordnete Rolle, und offenbart erst ganz am Ende ihre Bedeutung für die Handlung.

Apropos Handlung: Diese ist leider stellenweise viel zu ausgedehnt und lässt es sehr an Spannung und auch etwas an Action vermissen. So schleicht sich zwischendurch doch auch immer wieder Langeweile ein. Ein großes Problem auch, dass keine der Figuren (außer Indy) so recht überzeugen kann, weder sein Wissenschaftler-Kollege noch der Junge, geschweige denn der Anführer der Mormonen-Sekte. Auch das Auftauchen zweier Figuren aus der Rückblende aus "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (nämlich Räuber Jake und Indy's Pfadfinderkumpel) wirkt eher wie ein billiger Trick, um am Ende doch noch für ein bisschen Unterhaltung zu sorgen, was jedoch auch nicht so recht gelingt. Gegen Ende des Romans übertreibt es Hohlbein dann schließlich wieder einmal, was die phantastischen Elemente betrifft. So reisen Indy & Co. in die Vergangenheit, genauer gesagt zu jenem Zeitpunkt in der Geschichte, den die Anasazi irgendwie einfangen konnten, und in dem sie seither leben, ohne zu altern etc. Das war dann doch etwas zu viel des Guten...

Was "Indiana Jones und das verschwundene Volk" dann schließlich den literarischen Todesstoß versetzt, ist der Schreibstil. Die bisherigen Hohlbein-Romane waren ja durchaus ordentlich geschrieben, insofern ist mir ein Rätsel, was hier in den guten Autor gefahren ist. Der ganze Roman liest sich so als wäre er eine – schlechte – Übersetzung eines englischen Buches, und keine Originalausgabe. So macht Hohlbein mehrmals von der Wendung "..., heißt das." gebrauch, die an das englische "..., that is." erinnert. Leider nur ist diese Satzstellung im deutschen überhaupt nicht geläufig, weshalb es doch sehr komisch wirkt. Ein guter Übersetzer würde aus "If we survive, that is" sicher nicht "Sofern wir überleben, heißt das." machen, sondern z.B. "Sofern wir überleben, versteht sich." Auch wird Hohlbein diesmal stellenweise ordentlich pathetisch; vor allem folgender Satz (ein wörtliches Zitat aus dem Buch) ist grauenhaft: "Er war kein Held; er hatte sich nie als solcher gefühlt, und er war auch nie einer gewesen, sondern nur ein Mann, der tat, was er in bestimmten Situationen tun musste." Geht's noch pathetischer und einfallsloser?

Das Schlimmste sind aber Hohlbeins gescheiterte Versuche, Humor in den Roman zu bringen. Die Wendung am Ende, dass alle Gangster Agenten verschiedener Geheimorganisationen sind, ist ungemein billig, und ergibt noch dazu nicht den geringsten Sinn, wenn man sich die Handlung zuvor in Erinnerung ruft. Und den ganzen Roman über nervt er den Leser mit den Zwillingen, und wie es Indy partout nicht gelingt, die beiden auseinanderzuhalten. So darf der Leser jedes Mal, wenn Indy mit einer der beiden spricht oder über sie nachdenkt, ein "Jane – oder Jill?" vernehmen, was schon beim ersten Mal nicht lustig ist, und mit der Zeit einfach nur mehr auf die Nerven geht. Ich weiß nicht genau, wie oft es vorkam, aber es fühlte sich jedenfalls so an, als dass ich wenn ich für jedes Mal wo ich dies gelesen habe einen Euro hätte, mich jetzt zur Ruhe setzen könnte. Hohlbein lässt auch nicht locker, sondern zieht diesen "Gag" beinhart bis zum Ende durch, und zwar in wirklich jeder einzelnen gottverdammten Szene, in der die beiden vorkommen. Hier war ich wirklich schon kurz davor, mich an Indy's Lieblingsfeinden, den Nazis, zu orientieren und ein Feuerzeug zu holen. Einfach nur grauenhaft...

Fazit: Wolfgang – oder Hohlbein? – enttäuscht bei diesem Roman vor allem mit seinen gescheiterten Versuchen, Humor in die dröge Handlung einzubauen, sowie mit dem unterirdischen Schreibstil voller Pathos und unendlicher Wiederholungen. Auch die Handlung kann nicht überzeugen, ist sie doch bei weitem nicht spannend genug und gleitet gegen Ende hin viel zu sehr ins übertrieben-phantastische ab. Damit war "Indiana Jones und das verschwundene Volk" für mich leider ein weiterer Reinfall...

Christian Siegel

Bewertung: 1/5 Punkten




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