Originaltitel: Detained
Episodennummer: 1x21
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 24.04.2002
Erstausstrahlung D: 16.08.2003
Drehbuch: Mike Sussman, Phyllis Strong, Rick Berman & Brannon Braga
Regie: David Livingston
Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Dean Stockwell als Grat,
Dennis Christopher als Danik,
Christopher Shea als Sajen,
David Kagen als Klev,
Jessica D. Stone als Narra u.a.
Kurzinhalt:
Captain Archer und Ensign Mayweather wachen in einer Gefängniszelle auf. Als sie einen Blick herauswerfen, sehen sie Suliban. Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um die Wachen, sondern vielmehr um andere Mitgefangene. Kurz darauf werden die beiden von Colonel Grat, dem Leiter der Station, empfangen. Die Tandaraner befinden sich seit Jahren mit den Suliban im Krieg, und halten alle Mitglieder dieses Volkes für höchst gefährlich. Wer weiß schon, über welche genetische Optimierungen sie verfügen könnten? Eben deshalb wurden alle auf dem Planeten lebenden Suliban in Internierungslager gesteckt. Diese Maßnahme dient auch zu ihrem eigenen Schutz, da es immer wieder zu Übergriffen auf die sulibanische Bevölkerung kam. Die Gefangenschaft von Archer und Mayweather wiederum geht auf einen Irrtum zurück. Man war sich nicht sicher, ob es sich bei ihnen beiden nicht vielleicht um sulibanische Spione handelt, deren Aussehen genetisch verändert wurde. Grat hat jedoch nicht die Autorität, die beiden wieder freizulassen – in wenigen Tagen werden sie jedoch vor einem Magistrat vorsprechen können, danach wäre ihre Entlassung nur mehr eine Formsache. Doch als Archer die Politik der Tandaraner zunehmend zu hinterfragen beginnt, sich mit einigen Suliban im Komplex anfreundet und zudem Colonel Grats Fragen zu den Suliban nicht beantworten will, zieht er sich damit dessen Unmut zu…
Denkwürdige Zitate:
"They call this a proper meal? I should save it for Commander Tucker. It'd make a good valve sealant."
(Mayweather ist von der Verpflegung im Camp nicht sehr angetan.)
"All that seems to matter is the way we look."
(Danik klagt Archer sein Leid.)
"I know, I know. It's a big problem with me. I'm just too damn curious. Whenever I meet new people I can't resist trying to get to know them."
(Archer versucht seine Ermittlungsversuche mit Charme zu überspielen.)
"Just tell me what you know about Silik."
"Well, he's about this tall, a little on the scrawny side. Bad teeth."
(Ich glaube fast, Colonel Grat hat das anders gemeint.)
Review von Christian Siegel:
Ok, ich gebe es zu… nach den enttäuschenden ersten 20 Episoden hätte ich der Serie eine solch gelungene Folge wie "In sicherem Gewahrsam" nicht mehr zugetraut. In meinen Augen ist es die einzige sehr gute Episode der ersten Staffel. In erster Linie liegt dies daran, dass man hier auf eine der Stärken von "Star Trek" besinnt und eine Message transportiert. "In sicherem Gewahrsam" will nicht einfach nur gut unterhalten (ein ohnehin schon niedriger Anspruch, und selbst an dem sind viele Folgen der ersten Staffel schon gescheitert), sondern hat auch etwas zu sagen. Auf Basis der Internierungslager in die Japaner – darunter auch George Takei – im zweiten Weltkrieg gesteckt wurden, erzählt man eine wundervolle moralische Geschichte, die zudem nach den Anschlägen des 11. September 2001 zudem (leider) so aktuell war wie schon lange nicht mehr. Ein Moslem zu sein, reichte damals schon aus, um gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Heutzutage hat sich die Lage zwar etwas entspannt, aber nach wie vor müssen Vertreter des Islam – selbst wenn sie nur aus einem solchen Land stammen und die Religion nicht mehr praktizieren – aufgrund ihrer Herkunft damit rechnen, schief angesehen zu werden. "In sicherem Gewahrsam" nimmt sich dieser Vorurteile an, und offenbart sie als das, was sie sind.
Aber auch abseits der Bezüge zur Realität – egal ob Vergangenheit oder Gegenwart – hat mir "In sicherem Gewahrsam" sehr gut gefallen. Bislang wurden die Suliban ja in der Tat recht einseitig als Bösewichte dargestellt. Diese Episode bricht die bislang doch recht eindimensionale Betrachtung auf, und zeigt uns, dass es viele unschuldige Suliban gibt, die mir der Kabal nichts am Hut haben, und mit ihr auch nichts am Hut haben wollen. Auch die Geschichte vom Untergang ihres Heimatplaneten, und dass die Suliban seither Nomaden sind, ein Volk ohne ein zu Hause, sorgt für Sympathie. Die Suliban im Camp werden einem jedenfalls schnell sympathisch, so dass man Archers Wunsch, sie zu befreien, nachvollziehen kann. Auch der Ausgang des Geschehens hat mir sehr gut gefallen, verkneift man sich doch ein zu übertriebenes Friede Freude Eierkuchen-Ende, und lässt den Zuschauer trotz der Flucht der Suliban aus dem Internierungslager etwas nachdenklich zurück. Einerseits, weil dies natürlich nur ein solches Camp von vielen war, und andererseits, weil ihnen in den Sternen ebenfalls Gefahr droht, nämlich durch ihre eigenen Leute. Wird die Kabal sie tatsächlich aufspüren und zwangsrekrutieren? Oder wird es ihnen erfolgreich gelingen, sich sowohl vor den Tandaranern als auch ihrem eigenen Volk zu verstecken? Vergleichsweise nur eine Kleinigkeit, aber es fiel mir trotzdem positiv auf: Entgegen der aus den anderen "Star Trek"-Serie zur genüge bekannten Gepflogenheit, den Captain immer als den Klügsten, Stärksten, Widerstandsfähigsten etc. darzustellen, der demnach z.B. auch immer als letzter das Bewusstsein verlieren und es als erster wiedererlangen muss, darf in "In sicherem Gewahrsam" Mayweather vor Archer aufwachen.
Die letzte wesentliche Stärke der Episode ist dann der Gastauftritt von Dean Stockwell. Zwar mag es einen ein wenig aus der Illusion reißen, da man natürlich sofort an "Zurück in die Vergangenheit" denken muss, aber das gelungene, routinierte Zusammenspiel zwischen Stockwell und Bakula machte dieses Manko für mich schnell wieder weg. Generell fand ich es nett, die beiden nach so langer Zeit wieder einmal vereint vor der Kamera zu sehen. Stockwells Rolle gab zudem auch wirklich etwas her, und bot den beiden ausreichend Gelegenheit, um mit- und gegeneinander zu spielen. Immerhin hätte man ja genauso gut auch nur eine Alibi-Rolle draus machen können, bei der Stockwell dann einfach mal kurz auf dem Bildschirm der Enterprise aufscheint. Jedenfalls fand ich, dass die Interaktion der beiden von der Vorgeschichte zwischen beiden Schauspielern profitierte. Schade fand ich lediglich, dass man bei der Synchronisation im Gegensatz zu Scott Bakula nicht darauf geachtet hat, Dean Stockwell wieder seine Stimme aus "Zurück aus der Vergangenheit" zu geben. Allerdings kann es durchaus sein, dass sie es versucht haben, und der Synchronsprecher halt einfach –aus welchen Gründen auch immer – nicht verfügbar war. Wie auch immer, in der deutschen Sprachfassung trübt dies die Wiedersehensfreude ein wenig.
Weitere Kritikpunkte, die eine höhere Wertung verhindern: So gut es mir auch gefällt, dass die Suliban an Profil gewinnen und deutlich gemacht wird, dass sie nicht alle Böse sind, aber… insgesamt schießt man bei "In sicherem Gewahrsam" mit der Darstellung von Suliban = gut und Tandaraner = böse doch schon wieder übers Ziel hinaus, was die schwarz/weiß-Zeichnung betrifft. Zwar bemüht man sich zu Beginn, das ganze etwas differenzierter zu Betrachten und glaubhaft zu vermitteln, dass Colonel Grat davon überzeugt ist, die Suliban zu ihrem eigenen Schutz zu internieren. Allerdings bewegt er sich nach dieser noch eher ambivalenten Darstellung dann zunehmend in Richtung eines schnurrbartzwirbelnden Bösewichts, als er Archer dazu erpresst, ihm Informationen über Silik und die Kabal zu geben. Letztendlich schreckt er sogar vor Folter nicht zurück. Ich weiß ja nicht, wie es euch ging, aber angesichts seines späteren Verhaltens war ich nicht mehr wirklich geneigt, ihm den wegen dem Wohlergehen der Suliban besorgten Gefängniswärter abzunehmen. Etwas differenzierter hätte man das ruhig betrachten dürfen. Irritiert war ich auch, als der eine Suliban am Ende seinem Freund zu Hilfe eilt – wir aber nie erfahren, ob es ihm gelungen ist, diesen zu retten. Hier dürfte irgendetwas aus Zeitgründen am Schneidetisch zurückgeblieben sein. Jedenfalls fehlt dieser Entwicklung gänzlich ein Abschluss. Suboptimal ist auch, dass die Enterprise-Crew ein paar leichtere Lösungen für das Problem – wie z.B. die Wärter an Bord zu beamen – übersieht. Last but not least: Ich halte Mayweather nach wie vor für eine erschreckend blasse und uninteressante Figur, und seine Interaktion mit Archer in dieser Folge war jetzt auch nicht so der Hammer. Dementsprechend hätte ich einen anderen Gefängnisbruder für Archer vorgezogen.
Fazit:
"In sicherem Gewahrsam" ist die erste – und soweit ich mich erinnern kann auch einzige – sehr gute Episode der ersten Staffel. Endlich besinnt man sich wieder auf eine der Stärken von "Star Trek", und beschränkt sich nicht darauf, nur gut unterhalten zu wollen (mit durchwachsenem Erfolg), sondern vermittelt eine wichtige Aussage, die gerade auch nach den Terroranschlägen des 11. September – leider – wieder höchst zeitgemäß war, und die auch heute noch Gültigkeit besitzt. "In sicherem Gewahrsam" mahnt, dass sich Gut und Böse nicht nach so oberflächlichen Kriterien wie Rasse, Hautfarbe oder ähnlichem einteilen lassen. Zudem erinnert die Episode an ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte, als im Zweiten Weltkrieg nach dem Angriff auf Pearl Harbor genau solche Camps für Menschen japanischer Herkunft eingerichtet wurden. Aber auch abseits der Bezüge zur Realität hat mir "In sicherem Gewahrsam" sehr gut gefallen. Die Episode zuerst mit einer angenehm anspruchsvollen Story, um zuletzt in einem zwar konventionellen, aber nichtsdestotrotz spannenden actionreichen Showdown zu kulminieren. Als weitere wesentliche Stärken erweisen sich dabei das nicht ganz ungetrübte Ende, sowie das großartige Zusammenspiel zwischen Scott Bakula und Dean Stockwell. Vereinzelte Schwächen mögen zwar den ganz großen Wurf verhindern, dennoch kann ich allen Beteiligten zu "In sicherem Gewahrsam" nur gratulieren. Denn solch eine wichtige, anspruchsvolle Episode hätte ich den Machern zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zugetraut.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsbeschreibung:
Mayweather und Archer wachen desorientiert in einer Gefängniszelle auf. Zu ihrer beider Überraschung, ist die Tür der Zelle jedoch nicht verschlossen. Auf den Gängen begegnen den beiden mehrere Suliban, die ihnen gegenüber zwar keine feindlichen Absichten hegen, aber äußerst misstrauisch reagieren. Interessanterweise stellen Mayweather und Archer fest, dass diese Suliban keine genetischen Verbesserungen besitzen. Kurze Zeit später werden die beiden zu Colonel Grat gebracht, der das Kommando in dieser Einrichtung besitzt. Dieser ist scheinbar äußerst freundlich und entschuldigt sich für die schlechte Unterbringung. Er erklärt Archer, dass seine Fähre in militärisches Sperrgebiet der Tandaraner eingedrungen ist und deshalb abgeschossen wurde. Die Suliban, so Grat, seinen "echte" Gefangene. Aber die Menschen, werden wieder frei kommen, sobald eine Anhörung stattfand. Da das aber erst in drei Tagen geschieht, müssen sich Mayweather und der Captain noch ein wenig gedulden. Die beiden stellen schon bald fest, dass Grat in diesem Lager mit Terror und Angst regiert. Ständig werden Appelle und Kontrollen durchgeführt. Wer aus der Reihe tanzt, wird zur Strafe mit Elektroschocks "behandelt". Nachdem das anfängliche Misstrauen überwunden ist, freunden sich die beiden Menschen mit einigen Insassen dieses Lagers an. Sie erfahren von ihnen, dass die Heimatwelt der Suliban vor 300 Jahren unbewohnbar wurde und nun die meisten von ihnen als Nomaden leben. Einige hätten es geschafft, sich in andere Kulturen zu integrieren. Als dann aber die Cabal, eine paramilitärische Organisation der Suliban, anfing Angriffe auf die Welten der Tandaraner zu verüben, begannen diese, die sulibanischen Zivilisten in Lager zu sperren - angeblich zu ihrer eigenen Sicherheit.
Kurze Zeit später wird Archer von Grat in dessen Büro bestellt. Dieser hat die Systeme seiner Fähre analysiert und ist dabei auf Daten gestoßen, die belegen, dass die Enterprise schon Kontakt mit den Suliban und der Cabal hatte. Da Archer nicht auf Grats Fragen antworten möchte, beginnt dieser wütend zu werden und droht dem Captain mit einem längeren Aufenthalt im Lager. Während Archer in der Nacht über einem Fluchtplan für sich und die Suliban nachdenkt, wird ein Kommunikator in seine Zelle gebeamt. Im darauf folgendem Gespräch mit T'Pol erklärt der Captain die Situation. Die Vorbereitungen zur Flucht laufen auf Hochtouren, als Grats Männer den Kommunikator bei Mayweather entdecken. Zur Strafe wird Archer in eine Isolationszelle gesperrt. In der Zwischenzeit läuft Phase Eins der Flucht an. Die Enterprise stört die Frequenzen der Tandaraner, um zu verbergen, dass Malcolm, durch den Doktor zum Suliban gemacht, gerade in das Lager gebeamt ist. Dann startet Trip mit einer Fähre, um die Verteidigungsanlagen auszuschalten. Nach einem kurzen Feuergefecht mit den tandaranischen Sicherheitskräften, gelingt den Suliban zusammen mit Archer, Mayweather und Reed die Flucht. Zurück bleibt ein geschockter Grat, der nie damit gerechnet hätte, dass sich jemand für die Suliban einsetzt.
Review von Michael Melchers:
Bisher kannten wir die Suliban als genetisch verbesserte Soldaten, die nichts Besseres zu tun haben, als Schiffe anzugreifen und ihre Interessen durchzusetzen. Diese Folge wirft ein ganz neues Licht auf dieses Volk und macht deutlich, dass man nicht eine ganze Rasse unter einen Hut stecken kann. Viele Menschen neigen zu Schwarz-Weiß-Malerei. Diese Spezies ist durch und durch böse, und die andere Spezies ist die Gute. Dasselbe gilt auch für heutige Auseinandersetzungen zwischen zwei Völkern. Wir lernen hier Suliban kennen, die nichts mit der Cabal und dem Temporalen Kalten Krieg zu tun haben. Sie wollen einfach nur ihr Leben leben. Archer vergleicht das Lager, in dem sie sich befinden mit einem der Lager in den USA, in die während des zweiten Weltkrieges Japaner gesteckt wurden, die zufällig in den Staaten lebten, aber nichts mit dem Krieg zu tun hatten. Ich bin froh, dass die Autoren hier ein Beispiel aus der amerikanischen Geschichte nahmen und nicht immer nur mit dem Finger auf die bösen, bösen Deutschen zeigen. Diese Selbstkritik rechne ich ihnen hoch an. "In sicherem Gewahrsam" gehört, mit zu den Folgen, die sich einem Problem annehmen und der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. So deutlich wie hier, kam das selten zu Geltung. Die Faszination der Episode liegt sicher auch in den Leistungen von Dean Stockwell (Grat) und Scott Bakula (Archer) begründet. Die beiden Schauspieler sind privat gute Freunde und kennen sich noch aus den Tagen, in denen sie zusammen in der Serie "Zurück in die Vergangenheit" (ot. "Quantum Leap") mitspielten.
Wertung: 5 von 5 Punkten
Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)
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