Klappentext:
1939, in der Nähe von Grönland. Ein amerikanisches Forschungsschiff entdeckt einen riesigen schwimmenden Eisberg - und auf ihm den halbverrückten Wissenschaftler van Hesling. Einige Monate später macht sich ein internationales Forschungsteam von New York aus in einem gigantischen Zeppelin auf den Weg, um das Geheimnis dieses Eisbergs - genannt Odinsland - zu lüften. Und natürlich kann man bei einer so gefahrvollen Expedition auf die Teilnahme des Archäologen Indiana Jones nicht verzichten...
Kurzinhalt:
Ein amerikanisches Forschungsschiff kämpft sich durch das ewige Eis nahe Grönlands, als man auf einmal einen Hilferuf empfängt. Dieser führt Captain Quinn und seine Crew zu einem Eisberg, auf dem sie einen vor Monaten verschollenen deutschen Wissenschaftler finden, der scheinbar wahnsinnig geworden ist. Zudem entdecken sie im Zentrum des Eisbergs gar unglaubliches: Ein riesengroßes, perfekt erhaltenes Wikingerschiff! Monate später wird eine Expedition zusammengestellt, die mit einem Luftschiff aufbrechen soll, um den Eisberg aufzuspüren und das Schiff näher zu untersuchen. Neben Quinn, dem nur ansatzweise genesenen deutschen Wissenschaftler und seiner Psychologen soll auch Indiana Jones daran teilnehmen. Doch je näher man dem Eisberg kommt, desto deutlich wird, dass die Expedition zum Schiff der Wikinger nur ein Vorwand für eine deutlich weniger friedliche Mission ist...
Review:
Habe ich mich möglicherweise zu früh gefreut? War "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" etwa nur ein Glückstreffer? Fakt ist, bereits Hohlbeins 2. Roman passt sich leider wieder der bekannten mangelnden Qualität der anderen Indy-Romane an, und weist zahlreiche Schwächen der Bücher von MacGregor, McCoy und Caidin auf, die ich bei seinem Indy-Erstling nicht im Geringsten vermisst hatte. Während der Vorgänger ordentlich Indy-Atmosphäre versprüht hat, fühlte ich mich beim "Schiff der Götter" leider wieder einmal wie im falschen Roman. Dies beginnt schon mit der viel zu langen Einleitung, in der man über 50 Seiten eine Art Kurzgeschichte lesen muss, die gänzlich ohne Indiana Jones auskommt. Hier ertappt man sich als Leser unweigerlich dabei, alle 5-10 Seiten auf den Titel des Buches zu schauen, nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass man auch wirklich den richtigen Roman in den Händen hält. Leider nimmt das Indy-Feeling selbst dann kaum zu, wenn uns der Titelheld endlich mit seiner Anwesenheit beehrt. Der Plot über Spionage und eine verdeckte Operation in Grönland hat ungefähr so viel mit den aus den Filmen bekannten Indiana Jones-Abenteuern gemein wie "Hostel" mit freundlicher Unterhaltung für die ganze Familie. Jedenfalls wirkt es doch sehr konstruiert, dass Dr. Jones an dieser Reise teilnehmen soll, denn der Grund dafür will sich einem nun wirklich nicht erschließen.
Mangelndes Indy-Feeling ist natürlich ärgerlich, macht aber den Roman für sich genommen noch nicht schlecht. Viel schwerer wiegt da schon, dass der Unterhaltungswert diesmal sehr zu wünschen übrig lässt und sich die Handlung teilweise so zieht wie frisch gekauter Kaugummi. Vor allem die Reise im Zeppelin ist viel zu lang, eintönig und mit der Zeit auch einschläfernd. Wenn Hohlbein schon meinte, damit mehr als 100 Seiten füllen zu müssen, dann hätte er sich auch verschiedene interessante Ereignisse ausdenken müssen, die dort passieren. So liest man fadisiert von einer Seite zur nächsten, in der ständigen Hoffnung, es würde doch endlich mal etwas spannendes passieren. Und als es dann endlich so weit ist, hatte mich Hohlbein schon soweit im Halbschlaf, dass ich es nicht mal mehr sonderlich genießen konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass die Action diesmal auch eher langweilig beschrieben und auch sonst wenig originell war. Meines Erachtens hätte Hohlbein jedenfalls gut daran getan, mindestens 50 Seiten wegzukürzen, die teilweise ausufernden und mit der Zeit auch wieder etwas frustrierenden Dialoge (da wie schon beim Vorgänger viele Fragen viel zu lange offen bleiben) deutlich einzuschränken und dafür noch die eine oder andere actiongeladene Szene einzubauen.
Den erneuten Fehler beim Pokerspiel hatte ich zwar eh schon beim Review zum Vorgänger vorweggenommen, aber ich will ihn auch allen, die es vielleicht noch nicht gelesen haben, nicht vorenthalten: So schlägt bei "Indiana Jones und das Schiff der Götter" doch tatsächlich ein Flush ein Full House. Sicher, keine Tragödie, aber um Himmels willen, wenn ich schon meine, unbedingt ein Pokerspiel einbauen zu müssen – wofür es meines Erachtens nicht die geringste Veranlassung gab – dann mache ich mich doch bitte wenigstens so weit mit den Regeln vertraut, dass ich weiß, welche Hand eine andere schlägt. Denn ansonsten rücke ich doch meinen kompletten Roman, der ja zumindest teilweise auf mystische Erzählungen beruht, in ein schlechtes Licht – fragt man sich so doch unweigerlich, bei welchen anderen Punkten Hohlbein bei seiner Recherche geschlampt hat. Dass er sich bei "Schiff der Götter" auf nordische Mythologie beruft, ist zwar mal 'ne nette Abwechslung, gleitet aber mit der Zeit doch ein wenig ins Lächerliche ab. Vor allem die letzten 50 Seiten auf dem Eisberg werden zur Qual. Es ist nun mal weder spannend noch interessant, von einer Massenrauferei völlig unzurechnungsfähiger Leute zu lesen, die wie verrückt aufeinander losgehen. Denn absoluten Vogel schießt Hohlbein allerdings am Ende ab, denn beim völlig überzogenen Schlussakkord wähnte ich mich dann endgültig in einer schlecht inszenierten Wagner-Oper – dahinziehende Walküre inklusive. Ein lachhaftes Ende eines einschläfernden Buches...
Fazit:
Kaum hatte mir Wolfgang Hohlbein mit seinem Indy-Erstling den Glauben an die Menschheit – oder zumindest an die Möglichkeit, auch abseits der bisherigen 3 Filme noch unterhaltsame Indiana Jones-Abenteuer zu erzählen – wiedergegeben, da schnappt er sich auch schon Thors Hammer und haut mir so fest auf den Schädel, dass ich ganz schläfrig werde. Eben jenes Gefühl überwiegte dann leider auch beim Lesen von "Indiana Jones und das Schiff der Götter". Der Roman hat für diese Länge einfach viel zu wenig Inhalt zu bieten. Hohlbein versucht verzweifelt, dies durch ausufernde Dialoge zu kaschieren, und macht es damit nur noch schlimmer. Die absoluten Tiefpunkte waren die ewig lange und wenig ereignisreiche Reise im Zeppelin, sowie die ersten und die letzten 50 Seiten. Und anstatt den Leser zumindest noch mit einem versöhnlichen Ende zu hinterlassen, ist dieses völlig übertrieben und gleitet ins Lächerliche ab. Insofern kann ich leider nur jedem Indy-Fan raten, dieses Schiff der Götter an sich vorüberziehen zu lassen...
Christian Siegel
Bewertung:
1/5 Punkten
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