HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Indiana Jones und das Schiff der Götter
Indiana Jones und das Schiff der Götter Drucken E-Mail
Indy auf der Suche nach einem Wikingerschiff Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 07 April 2008
 
Image
Titel: "Indiana Jones und das Schiff der Götter"
Bewertung:
Autor: Wolfgang Hohlbein
Umfang: 377 Seiten
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1990 (Deutschland)
ISBN: 3-442-09723-4
Buch kaufen: amazon.de
 

Kurzinhalt: 1939: Ein amerikanisches Forschungsschiff kämpft sich durch das ewige Eis nahe Grönlands, als man auf einmal einen Hilferuf empfängt. Dieser führt Captain Quinn und seine Crew zu einem Eisberg, auf dem sie einen vor Monaten verschollenen deutschen Wissenschaftler finden, der scheinbar wahnsinnig geworden ist. Zudem entdecken sie im Zentrum des Eisbergs gar Unglaubliches: Ein riesengroßes, perfekt erhaltenes Wikingerschiff. Monate später wird eine Expedition zusammengestellt, die mit einem Luftschiff aufbrechen soll, um den Eisberg aufzuspüren und das Schiff näher zu untersuchen. Neben Quinn, dem nur ansatzweise genesenen deutschen Wissenschaftler und seiner Psychologin soll auch Indiana Jones daran teilnehmen. Doch je näher man dem Eisberg kommt, desto deutlich wird, dass die Expedition zum Schiff der Wikinger nur ein Vorwand für eine militärische Mission ist, mit der sie drohen, ins Fadenkreuz der deutschen Wehrmacht zu geraten…

Review: Mit dem Vorgänger ist es Wolfgang Hohlbein gelungen, ein durch und durch gelungenes Indiana Jones-Abenteuer vorzulegen, welches sich von der ersten bis zur letzten Seite auch wie ein ebensolches angefühlt. Sein Nachfolger weckte in mir aber nun ernste Zweifel daran, ob "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" vielleicht nur ein Glückstreffer war – fällt er hier doch auf das überaus mäßige durchschnittliche Niveau seiner Konkurrenten (oder Kollegen, wie man es nimmt) aus Amerika zurück. "Indiana Jones und die gefiederte Schlage" wurde von Hohlbein in weiterer Folge ja als Teil seiner "Thor Garson"-Reihe neu aufgelegt. Dort wurden, natürlich, alle Bezüge zu "Indiana Jones" entfernt, und auch der Titelheld entsprechend durch Thor Garson ersetzt. Bei "Indiana Jones und das Schiff der Götter" könnte man nun den Eindruck gewinnen, dass es hier genau umgekehrt war, und ein Thor Garson-Abenteuer nachträglich in einen Indy-Roman umfunktioniert worden wäre. Weil im Gegensatz zum Vorgänger lässt "Schiff der Götter" fast jedwedes Indy-Feeling vermissen. Das beginnt schon beim Prolog. Wer die Filme aufmerksam verfolgt, dem wird auffallen, dass die Geschichten dort fast ausschließlich aus der Perspektive der Titelfigur erzählt wird. Wir sehen und hören, was Indy sieht und hört – alles andere bleibt uns, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, verborgen. Mit dem anfänglichen Prolog bricht Hohlbein mit diesem Zugang. Auf fünfzig Seiten, die sich um gut fünfundzwanzig zu lang anfühlen, wird dort die Vorgeschichte rund um das amerikanische Forschungsschiff und ihren Fund des Wikingerschiffs, sowie des einzigen Überlebenden einer früheren deutschen Expedition, Dr. van Hesling (ohne Scheiß!), erzählt. Erst nach dem Zeitsprung sechs Monate in die Zukunft tritt dann die Titelfigur in Erscheinung.

Leider aber lässt es "Indiana Jones und das Schiff der Götter" selbst dann noch am typischen Indy-Feeling vermissen. Hohlbein fängt zwar seinen Charakter wieder ganz gut ein, die Geschichte selbst, und ihr Ablauf, fühlen sich aber nicht wirklich wie ein "Indiana Jones"-Abenteuer an, und lässt es insbesondere an Action vermissen. Im Hinblick darauf, dass Hohlbein ja noch sechs weitere Indy-Bücher geschrieben hat, kann man nur hoffen, dass er sein entsprechendes Pulver nicht bereits im Vorgänger (der diesbezüglich ja in der Tat überzeugen konnte) verschossen hat, sonst droht das mühsam zu werden. Jedenfalls ist die Action hier einerseits viel zu spärlich, und wenn sie zu Tage tritt nicht einfallsreich genug, und teilweise (auch hier wieder: Im Gegensatz zum Vorgänger, wo man sich die Action bildlich vorstellen konnte) auch verwirrend beschrieben. In jedem Fall vermochte mich aber keine der spärlichen Einlagen zu überzeugen. Dann ist da noch der Faktor, dass natürlich auch "Schiff der Götter" wieder nicht ohne Romanze auskommt. Das Problem ist nur, dass das Zusammenspiel zwischen Indy und Dr. Rosenfeld auf mich einen sehr gekünstelten und erzwungenen Eindruck machte. Die zwischen ihnen aufkommenden Gefühle vermochte mir Hohlbein zu keinem Zeitpunkt plausibel zu vermitteln – weshalb es einem Affront gleichkommt, als er am Ende meint, behaupten zu müssen, dass Mabel Indy so viel bedeutet hat wie keine andere Frau vor ihm. Zur Erinnerung: Das Geschehen ist 1939 – und damit nach der Original-Trilogie – angesiedelt. Somit stellt Hohlbein die vor ihm geschriebene (ohnehin nicht überzeugende) Romanze über dem Inhalt aus den Filmen. Schon ziemlich frech.

Überhaupt, das zeitliche Setting. Irgendwie vermittelte mir "Schiff der Götter" nicht den Eindruck, dass Indiana Jones bereits zwei Mal mit Nazis zu tun bekam, und gegen sie kämpfen musste (geschweige denn, dass sie seinen Vater entführten, und so weiter). So gesehen wäre es wohl besser gewesen, Hohlbein hätte den Roman entweder vor allen Indy-Filmen, oder aber zwischen "Tempel des Todes" und "Jäger des verlorenen Schatzes" platziert. Mit das größte Problem von "Indiana Jones und das Schiff der Götter" ist allerdings, dass der Roman schlicht und ergreifend zu lang ist. Hohlbein nimmt sich hier fast vierhundert Seiten Zeit, um eine Geschichte zu erzählen, die letztendlich viel zu dünn ist, und wo einfach viel viel viel viel viel zu wenig passiert. Wir haben den ebenfalls viel zu ausgedehnten Prolog, dann eine aufgesetzte Story rund um ein Hundeschlittenrennen, an dem Indy teilnimmt, dann die Besprechung und Reisevorbereitung in New York, die Reise auf dem Luftschiff die über hundert Seiten in Anspruch nimmt, und schließlich das Finale auf dem Eisberg. In all dieser Zeit bekommt Indy kaum mal etwas zu tun, wie z.B. (wie in den Filmen) Hinweisen nachzugehen, Rätsel zu lösen, Fallen zu umgehen oder ähnliches. Da und dort darf er sich mal prügeln (und relativ zu Beginn das Kunststück vollbringen, bei einem Pokerspiel ein Full House mit einem Flush zu schlagen; wahrlich, Pokerregeln sind des Hohlbeins' Stärke nicht), das war's dann aber auch schon. Darüber hinaus hat mich leider auch die Idee rund um den Einfluss des Wikingerschiffs – das dafür sorgt, dass man quasi durchdreht, aggressiv wird, und alles und jeden um sich herum angreift – überhaupt nicht angesprochen und/oder überzeugt. Den Vogel schoss Hohlbein dann aber am Ende ab, denn beim völlig überzogenen Schlussakkord wähnte ich mich dann endgültig in einer schlecht inszenierten Wagner-Oper – dahinziehende Walküre inklusive.

Positives gibt es hier vergleichsweise wenig zu vermelden. So fand ich den Roman immerhin grundsätzlich nicht schlecht geschrieben. Indy selbst wird, wie zuvor schon erwähnt, vom Autor wieder ganz gut eingefangen. Es gibt einzelne halbwegs nette Momente. Vor allem aber gefiel mir der Rückgriff auf die nordische Mythologie, die im Vergleich zu den Film-Abenteuern mal etwas anderes war. Das reicht gerade mal dazu, um "Schiff der Götter" nicht als völlige literarische Katastrophe einordnen zu müssen – ändert aber leider nichts an seinem Status als effektives – und rezeptfreies! – Schlafmittel für Indy-Fans.

Fazit: Nach einem höchst gelungenen Vorgänger, mit dem es Wolfgang Hohlbein gelang, ein literarisches Indy-Abenteuer auf einem Niveau vorzulegen, dass seine amerikanischen Konkurrenten eigentlich vor Neid platzen müssten, fällt er hier leider auf deren durchschnittlichen – überaus mäßigen – Output zurück. Die beiden Hauptkritikpunkte sind einerseits das mangelnde Indy-Feeling, und andererseits, dass der Roman für so viele Seiten einfach viel zu wenig Inhalt zu bieten hat. Die Misere beginnt bereits mit dem Prolog (für sich genommen schon ein sehr untypisches Stilmittel für ein Indy-Abenteuer), wo wir ganze fünfzig Seiten ohne den Titelhelden auskommen müssen (und man versucht ist, nochmal auf die Titelseite zu schauen, um sicherzugehen, dass man eh das richtige Buch liest). Leider aber dreht "Indiana Jones und das Schiff der Götter" selbst danach – und dem Auftritt des Titelhelden – nicht wirklich auf. Es tut sich hier einfach entschieden zu wenig, wobei die elendslange (und langweilige) Reise im Zeppelin zweifellos der diesbezügliche Tiefpunkt war. Dass das einschläfernde Buch dann auch noch in ein völlig lachhaftes Ende mündet, gibt ihm dann schließlich den Rest. Und so kann ich leider allen Indy-Fans nur raten, dieses Schiff der Götter an sich vorüberziehen zu lassen.

Christian Siegel

Bewertung: 1.5/5 Punkten




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden