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Indiana Jones und die gefiederte Schlange Drucken E-Mail
Empfehlenswerte Indy-Lektüre von Wolfgang Hohlbein Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 01 April 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und die gefiederte Schlange"
Bewertung:
Autor: Wolfgang Hohlbein
Umfang: 300 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1990 (Deutschland)
ISBN: 3-442-09722-3
Buch kaufen: amazon.de
 

Klappentext: Am Fuße der Anden sucht Indiana Jones nach seinem verschollenen Freund, einem amerikanischen Geologen. Schließlich findet er ihn in einem winzigen Dorf bei merkwürdigen Indos, doch der Freund ist schwer krank und stirbt bald darauf in Indianas Armen. Als Talisman schenkt er Indiana ein seltsam geformtes goldenes Amulett - die "Gefiederte Schlange". Von einem ehemaligen Studienkollegen erfährt Indiana, daß dieser der Maya gehört und seinem Träger gewaltige magische Kräfte verleihen kann. Doch das Amulett bringt Indiana Jones kein Glück: Plötzlich heften sich einige Indios an seine Fersen, die zu allem entschlossen scheinen, um den Anhänger in ihren Besitz zu bekommen...

Kurzinhalt: Eine Expedition nach Südamerika, die Indiana Jones gemeinsam mit seinem guten Freund und Kollegen Swanson unternimmt, geht gründlich schief: Genau während ihrer Expedition bricht der nahegelegene Vulkan aus. Dank der schnellen und selbstlosen Reaktion seines Freundes kommt Indy zwar mit dem Schrecken davon, Swanson bezahlt dafür allerdings mit seinem Leben. Kurz vor seinem Tod überreicht er Indy einen wunderschönen goldenen Anhänger in der Form einer gefiederten Schlange, der den Maya-Gott Quetzalcoatl darstellen soll. Er bittet ihn, diesen an seine Tochter auszuhändigen. Zwei Jahre später: Endlich ist es Indiana Jones gelungen, die Tochter seines verstorbenen Kumpels ausfindig zu machen. Doch am Abend bevor er ihr den Anhänger übergeben will wird er von einer Gruppe Indios überfallen. Die Angriffe häufen sich, und spätestens als auch Swansons Tochter angegriffen wird, wird klar, dass die Indios vor nichts zurückschrecken, um den Anhänger in ihre Gewalt zu bringen. Gemeinsam mit Joana reist Indy nach Kuba, um bei einem bekannten Archäologen nach Hinweisen zu suchen, weshalb es die Indios auf den Anhänger abgesehen haben. Doch Dr. Norten verfolgt eigene, finstere Pläne...

Review: Ok, wollen wir uns zuerst mal den Oberflächlichkeiten widmen: Ich nenne ja alle 20 im deutschsprachigen Raum erschienenen Romane mein eigen – und "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" sieht mit Abstand am besten aus. Das Coverdesign ist einfach nur grandios, ungemein stimmungsvoll und absolut gelungen – ein Motiv, dass sich auch als Filmplakat gut gemacht hätte. Im Gegensatz dazu ist der Klappentext absolut miserabel. Ich weiß ja nicht, wer diesen verfasst hat, und vor allem welchen Roman die entsprechende Person gelesen hat, aber... DIESER war es jedenfalls nicht. Irreführende Klappentexte, die ein katastrophales Buch in den Himmel loben oder es spannender und interessanter klingen lassen als es eigentlich ist, ist man ja mittlerweile leider nur allzu gewohnt – aber dass die Inhaltsangabe dort derart falsch ist, dass man wenn man im Deutschkurs etwas ähnliches geliefert hätte gnadenlos durchgefallen wäre, passiert nun auch nicht gerade alle Tage. All dies hat aber natürlich nur bedingt mit der Qualität des Romans zu tun und soll daher auch in dessen Bewertung nicht einfließen.

Kommen wir also zur alles entscheidenden Frage: Ist es Wolfgang Hohlbein, im Gegensatz zu seinen Vorgängern (bzw. wenn man es genau nimmt eigentlich Nachfolgern; ich habe mich ja nur dazu entschlossen, mir seine Romane als letztes vorzuknöpfen) gelungen, ein unterhaltsames und stimmiges Indiana Jones-Abenteuer aufs Papier zu zaubern? Nun, ganz perfekt ist "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" zwar nicht, allerdings lässt er alle Bücher von Rob MacGregor, Martin Caidin oder auch Max McCoy klar hinter sich. Schon allein der geniale Einstieg mit dem tragischen Ende der Expedition von Indy und seinem guten Freund Swanson übertrifft was Spannung, Atmosphäre und Indy-Feeling betrifft locker alles, was in den Romanen seiner drei Autorenkollegen zu lesen war. Insofern startet Hohlbein auf einem verdammt hohem Niveau – dass er dann zwar auf den darauffolgenden Seiten leider selbst nicht mehr ganz erreicht, dennoch bleibt "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" durchaus spannend und sehr unterhaltsam. Dafür sorgt neben dem hohen Tempo auch die gut durchdachte Handlung, die mit zahlreichen gelungenen Wendungen aufwarten kann.

Trotzdem geht es Hohlbein nach dem gelungenen und sehr spannenden Einstieg wieder etwas ruhiger an. Das Pokerspiel schäumt jetzt nicht gerade über vor Spannung und ist einen Tick zu lang geraten – aber immer noch kurz genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Beim kurz darauffolgenden Überfall störte mich vor allem Indy's Begriffstutzigkeit ein wenig, rätselt er doch lange, hinter was die Räuber überhaupt her waren, während es für den Leser schon allein aufgrund des Romantitels viel zu offensichtlich ist. Aber spätestens nachdem sich diese Überfälle häufen und Indiana Jones zudem die Bekanntschaft mit Joana, der Tochter seines verstorbenen Freundes, macht, nimmt die Spannung zu, und auch das Interesse an der Handlung steigt. Die darauffolgenden Seiten sind eher actionorientiert, mit zahlreichen Kämpfen und einer abenteuerlichen Flucht. Der Kampf im Fahrstuhl war zwar etwas Indy-untypisch und erinnerte eher an Stirb Langsam, war aber dennoch sehr spannend und packend geschrieben.

Danach schaltet Hohlbein wieder einen Gang zurück und nimmt sich für die eine oder andere ruhige Szene vielleicht etwas zu viel Zeit, worunter das Tempo ein wenig leidet. Alles in allem versteht er es aber recht gut, die Dialoge und die Action auszubalancieren, so das weder das eine noch das andere lange die Oberhand gewinnt. Besonders gelungen sind auch die übersinnlichen Elemente: Wo es andere Autoren schon mal deutlich übertrieben haben, bleibt Hohlbein der Tradition der Indiana Jones-Filme treu, und setzt die entsprechenden Elemente wohlüberlegt und in Maßen ein. Zudem gelingt es ihm, einerseits auf der aus den Filmen bekannten Mythologie aufzubauen und andererseits doch etwas eigenes und sehr originelles zu erschaffen, wie z.B. der Feuerschlange, die sich während des Brands im Haus aus einem Riss im Boden erhebt. Von der Grundidee her erinnert dies ein wenig an die Kräfte der Bundeslade, ist aber dennoch eine sehr eigenständige und geniale Idee. Und auch der Showdown ist Hohlbein wirklich gut gelungen und in bester Indiana Jones-Tradition gehalten.

Bei allem Lob, ein paar Schwächen verhindern dann doch, dass "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" in höchste Wertungsregionen vordringen kann. Eine davon sind Hohlbeins mangelnde Pokerkenntnisse. Es mag zwar nur ein kleines und eigentlich vernachlässigbares Detail sein, aber... wenn ich schon meine, dieses beliebte Spiel in meinen Roman einbauen zu müssen, dann sollte ich mich doch wenigstens schlau machen, was die Regeln betrifft. Eben dies scheint der gute Herr Hohlbein leider verabsäumt zu haben – anders ist es nicht zu erklären, dass José im Heads Up mit Indiana Jones wieder und wieder erhöht, obwohl dieser nur mitgeht. Eine Erhöhung ist aber nur dann möglich, wenn auch mein Gegenüber noch gesetzt hat - ansonsten würde doch automatisch immer der reichste Spieler am Platz gewinnen, da er einfach so lange bieten würde, bis kein anderer mehr mithalten kann. Außerdem sticht bei ihm doch tatsächlich eine Straße ein Full House. An und für sich wollte ich Hohlbein hier ja noch zugestehen, dass er halt einfach vergessen hat zu erwähnen, dass es sich dabei um ein Straight Flush – und keine gewöhnliche Straße - gehandelt hat, aber nachdem ich mittlerweile auch schon die ersten Seiten seines Nachfolgeromans gelesen habe, wo ein Full House von einem Flush besiegt wird, drängt sich dann doch der Verdacht auf, dass Hohlbein einfach die Regeln nicht gerade sorgfältig studiert hat.

Eine weitere Schwäche des Romans ist der Humor. Dieser wurde von Hohlbein bei "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" etwas vernachlässigt, und selbst die wenigen dahingehenden Versuche zünden nicht immer so wie wohl vom ihm erhofft. Teilweise spannt er den Leser auch zu sehr auf die Folter, was das Geheimnis der Anhänger betrifft. Man hangelt sich von Seite zu Seite, zu (teilweise auch recht langem) Gespräch zu Gespräch, und ertappt sich plötzlich dabei, dass man immer noch nicht wirklich schlauer ist als 50 Seiten zuvor. Das kann mit der Zeit schon ein wenig frustrierend werden und den Lesespaß ein wenig trüben. Last but not least: Das Zusammenspiel zwischen Indy und Joana hat mich nicht wirklich überzeugt. Am schlimmsten war jene Szene, als sich die beiden unter dem Bett von José's Frau verstecken, und Joana daraufhin meint, Indy wäre wegen eines kleinen Schäferstündchens zu ihr gekommen – stattdessen wollte er von der guten Dame nur ein paar Hintergründe zum Amulett wissen. Solche Verwechslungen erwarte ich mir im durchschnittlichen bayerischen Bauerntheater, bei Indiana Jones hat so etwas aber nun wirklich rein gar nichts verloren...

Fazit: Im Gegensatz zu seinen literarischen Kollegen aus Übersee macht Wolfgang Hohlbein bei "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" fast alles richtig. Vor allem was die Spannung, die übersinnlichen Elemente und das typische Indy-Feeling betrifft zeigt er den anderen Indy-Autoren, wie es geht - da macht ihm so schnell keiner etwas vor. "Indiana Jones und die gefiederte Schlange" überzeugt vor allem mit einem spannenden und wendungsreichen Plot, dem recht hohen Tempo, der interessanten Mythologie und der genialen Indiana Jones-Atmosphäre. Lediglich beim Humor und im Zusammenspiel zwischen Indy und Joana tun sich kleinere Schwächen auf, die zwar eine höhere Wertung verhindern, aber dennoch keinen Fan des Abenteurers von einem Kauf abhalten sollten.

Christian Siegel

Bewertung: 4/5 Punkten




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