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Indiana Jones und die weiße Hexe Drucken E-Mail
Langatmige Suche nach einem antiken Goldschatz Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 24 März 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und die weiße Hexe"
Originaltitel: "Indiana Jones and the White Witch"
Bewertung:
Autor: Martin Caidin
Übersetzer: Bettina Zeller
Umfang: 348 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1997 (Deutschland) bzw. 1994 (USA)
ISBN: 3-442-43534-x
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Klappentext: 1930: Nachdem sie die Bedrohung durch die vermeintlichen UFOs zusammen ausgeschaltet haben, begleitet Indiana Jones seine Partnerin Gale Parker auf ihrer Reise nach Hause – ein abgelegenes und von der Außenwelt abgeschnittenes Dorf in einem Wald im nördlichen England. Bei ihrer Ankunft werden sie Zeugen eines brutalen Überfalls, bei dem auch Gales Mutter, die Anführerin des dort lebenden Wicca-Stamms, ermordet wird. Die Gangsterbande, angeführt vom ruchlosen Bjorn McManus, war auf der Suche nach einer Schatzkarte, die den Weg zu einer riesigen Menge an Gold führen soll, welches einst während des amerikanischen Bürgerkriegs verloren gegangen ist. Zusammen mit Gale nimmt Indy die Spur der Verbrecher auf, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, und zu verhindern, dass ihnen der – auch archäologisch – wertvolle Fund in die Hände fällt…

Review: Martin Caidins zweiter Roman ist leider sogar noch einen Hauch schwächer als sein Vorgänger. Denn zu den bereits aus "Indiana Jones und die Hyänen des Himmels" bekannten Schwächen gesellt sich diesmal noch das Problem dazu, dass die Ereignisse teilweise zu sehr ins Phantastische abgleiten. Dies stellt insofern einen schweren (und schwerwiegenden) Bruch zum Vorgänger da, als dieser ja verhältnismäßig bodenständig und realistisch gehalten war, trotz des Aufhängers mit den UFOs, die sich dann allerdings in weiterer Folge als durchaus weltliches Phänomen herausgestellt haben. Diesmal hingegen folgt er in die Fußstapfen wie Rob MacGregor, und erzählt eine Story, wo mir die mystischen Elemente dann doch deutlich zu übertrieben und phantastisch waren – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich diese (im Gegensatz zu den Filmen) nicht auf mächtige Artefakte beschränkten, sondern wieder einmal magische Kräfte von "gewöhnlichen" Menschen ins Spiel gebracht werden. Da wird ein komplettes Dorf unzugänglich gemacht, ein See in kürzester Zeit zugefroren, verschiedenste Wetterphänomene herbeigerufen (Storm lässt grüßen) und und und. Was zumindest für mich nun mal nicht wirklich zu "Indiana Jones" – zumindest zu den Abenteuern, wie wir sie aus den Filmen kennen – passen will. Zusätzlich zu diesem im Vergleich zum Vorgänger neu hinzukommenden Kritikpunkt bleiben uns bei "Indiana Jones und die weiße Hexe" dann leider auch die Schwächen des Vorgängers nicht erspart. Die Handlung ist wieder einmal größtenteils sterbenslangweilig und erstickt vor allem auf den ersten 150 Seiten in nicht enden wollenden, zähen Dialogen, in denen oft vom Hundertsten ins Tausendste abgeschweift wird. Dadurch verliert der Roman immer wieder jeglichen Fokus, und die Handlung entwickelt sich ohne das nötige Tempo und lange auch ohne einen echten roten Faden, der die Story bzw. die Figuren vorantreibt.

Auch sonst vermittelt "Indiana Jones und die weiße Hexe" zu keinem Zeitpunkt die nötige Dringlichkeit, und teilweise agieren die Figuren wenig nachvollziehbar. Ein Beispiel: Der große Konkurrent auf der Jagd nach dem verborgenen Goldschatz möchte wie Indy mit dem Graf Zeppelin nach Amerika fliegen. Der britische Geheimdienst hätte die Möglichkeit, ihn auf Verdacht festnehmen zu lassen, doch diese Idee wird wieder verworfen, weil länger als zwei Tage könnte man ihn ohnehin nicht aufhalten. Auf die Idee, dass er in diesen zwei Tagen den Zeppelin verpassen würde und deswegen auf der Jagd nach dem Gold in Rückstand geraten könnte, kommt niemand. Wo wir schon dabei sind: Seit wann beschäftigt sich Indy mit solchen Banalitäten wie einem Goldschatz? Archäologisch bedeutend wäre dieser Fund ja wohl kaum, und irgendwie wollte es mir zu ihm nicht passen, dass er sich für solch eine Schatzjagd hergibt. Das erinnerte mehr an den billigen Abklatsch "National Treasure" denn an "Indiana Jones". Andererseits hätte ich ja auch nie gedacht, dass Indy unter die Spione geht und versucht eine geheime Organisation aufzuhalten. So gesehen war seine Aufgabe in "Indiana Jones und die weiße Hexe" ja eigentlich schon wieder ein Schritt in die richtige Richtung, so traurig das auch ist. Und immerhin, zumindest der Teil auf dem Graf Zeppelin, insbesondere der Kampf, ist – bis zum Auftritt des Storm-Verschnitts und ihrem herbeigezauberten Unwetter – durchaus unterhaltsam und gelungen. Leider jedoch sind dies nur zwanzig ansatzweise unterhaltsame Seiten in einem Meer der Langeweile.

Den absoluten Vogel schießt Caidin dann aber am Ende ab. Nicht nur, dass selbst beim großen Showdown keine Sekunde lang Spannung aufkommt, er versucht noch dazu den Zuschauer in die Irre zu führen und ist damit zumindest bei mir damit aber so etwas von auf die Nase gefallen. So "zaubert" Indy am Ende eine Armee der Konföderierten herbei, und während sich seine beiden Begleiterinnen noch fragen, wie er das nur geschafft hat, und tatsächlich glauben, dass auch er über magische Kräfte verfügt, war mir ab der ersten Sekunde klar, dass hier einfach nur das Nachspielen jener berühmten historischen Schlacht, die an dieser Stelle einst stattfand – eine allseits bekannte amerikanische Tradition – stattfindet. Fast noch schlimmer fand ich aber eigentlich dass die beiden Frauen selbst nachdem sie die Hintergründe kennen noch daran festhalten, dass es sich bei so viel organisatorischem Geschick auch um eine Art Magie handeln würde – meines Erachtens geht das nicht mal als billiger Taschenspielertrick durch. Immerhin, der Anhang kam mir diesmal nicht belehrend vor, sondern war wirklich interessant, informativ und erfrischend ehrlich – gibt Caidin dort doch unumwunden zu, dass sich (im Gegensatz zum Vorgänger) einige der im Roman enthaltenen Aussagen nicht mit der historischen Wahrheit in Einklang bringen lassen. Allerdings: Wenn ich mich entsprechende historische Fakten, wie Caidin sie hier im Anhang präsentiert, interessiere, mache ich einfach die Wikipedia auf. Die ist a) kostenlos, und b) muss ich mich davor nicht nur dreihundertdreißig sterbenslangweilige Seiten kämpfen.

Fazit: Angesichts des Erfolges der ursprünglichen Trilogie, und den langen Abständen zu den beiden Nachfolgern, mag sich der/die eine oder andere die Frage stellen, wieso das denn jeweils so lange gedauert hat, bzw. warum mir nicht über die mehr als vier Jahrzehnte nicht deutlich mehr "Indiana Jones"-Abenteuer im Kino erleben durften. Indiana Jones auf der Jagd nach einem mystisch-historischen Artefakt, was kann/soll da schon schief gehen? Die Romane von Rob MacGregor und Martin Caidin gaben auf eben diese Frage leider eine höchst ernüchternde Antwort, nämlich: Eine ganze Menge. Die beiden haben leider eindrucksvoll bewiesen, dass es gar nicht so leicht ist, sich weitere Abenteuer rund um den findigen Archäologen mit der Peitsche auszudenken (die zahlreichen filmischen Nachahmer, sowie die beiden späten Sequels, die allesamt nicht mehr an die Magie der ersten Trilogie anknüpfen konnten, bestätigen diesen Eindruck leider). Im Vergleich zum ohnehin schon misslungenen Vorgänger setzt Martin Caidin hier nun mit "Indiana Jones und die weiße Hexe" in negativer Hinsicht sogar nochmal eins drauf, weil er – so wie vorher schon Rob MacGregor – mit den mystisch-fantastischen Elementen übertreibt. Zumindest ich konnte mit den ganzen Mächten der "Hexen" überhaupt nichts anfangen. Und generell ließ es auch sein zweiter Roman wieder an Spannung, Action, und nicht zuletzt dem typischen "Indiana Jones"-Flair vermissen. Jedenfalls bin ich sehr froh, nun die Indy-Romane von MacGregor und Caidin wieder (und definitiv zum letzten Mal) hinter mich gebracht zu haben – wobei ich mich leider nicht mehr erinnern kann, ob es Mac McCoy besser hinbekommen hat.

Bewertung: 0.5/5 Punkten
Christian Siegel






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