Originaltitel: Strange New World Episodennummer: 1x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 10.10.2001 Erstausstrahlung D: 28.03.2003 Drehbuch: Rick Berman, Brannon Braga, Phyllis Strong & Mike Sussman Regie: David Livingston Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Kellie Waymire als Crewman Elizabeth Cutler,
Henri Lubatti als Crewman Ethan Novakovich u.a.
Kurzinhalt:
Nach mehreren Wochen entdeckt die Enterprise NX-01 endlich ihren ersten bislang unbekannten Planeten. Es handelt sich zudem um einen Planeten der Klasse M, auf dem Leben möglich ist. Da man jedoch keine Anzeichen einer Zivilisation vorfindet, ordnet Captain Archer einen Landetrupp an, der den Planeten erkunden soll. In der Nacht bricht dann ein Sturm über die Crewmitglieder herein, woraufhin sie sich in eine Höhle zurückziehen. Danach beginnen sie jedoch schon bald, zu halluzinieren, und werden zunehmend paranoid. So ist Tucker davon überzeugt, Steinwesen gesehen zu haben – und ist zudem davon überzeugt, dass T'Pol mit diesen unter einer Decke steckt und irgendeine finstere Verschwörung ausheckt. Nachdem es der Enterprise gelungen ist, eines der Crewmitglieder – wenn auch verletzt – hochzubeamen, findet Doctor Phlox die Ursache für die Halluzinationen. Doch wie soll man Tucker und die anderen davon überzeugen, dass sie sich die Bedrohung nur einbilden?
Denkwürdige Zitate:"Where no dog has gone before."
(Die lustigste und beste Dialogzeile kommt von Tucker, kurz nach der Landung auf dem Planeten.)
"Your emotions are beginning to affect your judgment. You're becoming irrational." "You've never seen me irrational."
(Das wird sich gleich ändern.)
"Challenge your preconceptions, or they'll challenge you."
(Tuckers Erkenntnis aus den Ereignissen in dieser Episode.)
Review von Christian Siegel:
Den Einstieg von "Geistergeschichten" fand ich ja noch sehr vielversprechend. Die Aufregung, Freude und Euphorie der Crew, als sie ihren ersten bewohnbaren Planeten entdecken, fand ich sehr gut umgesetzt. Auch die Ankunft auf dem Planeten, mit dem Photo, der Wanderung, Archer der die Zeit übersieht usw. All dies macht deutlich dass die Enterprise-Besatzung keine typische, "professionelle" Star Trek-Crew ist. Es geht deutlich legerer und lockerer zu, und für Archer ist das mindestens so sehr ein Landurlaub, wie eine Forschungsmission. Hier vermittelt "Enterprise" genau jenen Abenteuer- und Entdeckergeist, den ich mir von der Serie erwartet und erhofft hatte. Auch die Gruselgeschichte am Lagerfeuer hat mir noch gut gefallen (witzig fand ich dabei vor allem den Inhalt der Story – etwas, dass wir so ähnlich mittlerweile aus zahlreichen "Star Trek"-Episoden kennen). Um die positiven Aspekte abzuschließen: T'Pol durfte endlich mal nicht als Stolperstein agieren, sondern ihren Wert für die Mission unter Beweis stellen. Die Effekte haben mir diesmal wirklich gut gefallen. Und die Musik stach für mich ebenfalls wieder positiv hervor – vor allem am Ende, wo das wundervolle "Archers Theme" kurz angespielt wird.
Wo ich jedoch schon nicht mehr so recht weiß, was ich davon halten soll, ist bei der Tatsache, was für einen großen Stellenwert zwei neue, bislang völlig unbekannte Nebenfiguren hier einnehmen. Grundsätzlich halte ich es ja für eine Stärke, wenn man das Grundensemble um ein paar wiederkehrende Figuren aus der zweiten Reihe erweitert, und gerade auch bei "Star Trek" gibt es zahlreiche gelungene Beispiele dafür, wie z.B. Guinan, Miles O'Brien oder Reginald Barclay. Kritisch wird es aus meiner Sicht allerdings dann, wenn man – wie im vorliegenden Fall – noch nicht einmal die Stammbesetzung ausreichend vorgestellt und charakterisiert hat, und dann anstatt dies langsam nachzuholen die Aufmerksamkeit auf vergleichsweise unbedeutende Nebenfiguren richtet. So sympathisch Cutler auch gewesen sein mag, letztendlich denke ich, wäre diese Sendezeit bei der Stammbesetzung besser aufgehoben gewesen. Vor allem auch angesichts der Tatsache, dass sowohl sie als auch ihr Kollege den Einsatz eh überleben, finde ich, dass man diese Plätze doch eigentlich genauso gut mit bekannteren Figuren hätte füllen können. Ein Punkt, der mir auch erst bei dieser Folge so richtig aufgefallen ist, ist einer der Versuche von Berman & Braga um zu zeigen, dass die Technologie hier im Vergleich zu späteren Serien noch nicht so weit fortgeschritten ist. So gibt es keine automatischen Türen, vielmehr müssen sie manuell geöffnet werden. Von all den Möglichkeiten, um sich von den anderen "Star Trek"-Serien abzugrenzen und aufzuzeigen, dass "Enterprise" zeitlich früher angesiedelt ist, halte ich dies ja für so ziemlich die dümmste. Immerhin gibt es automatische Schiebetüren auch jetzt schon, in der Gegenwart. Warum sollten diese also zu Zeiten der NX-01 auf einmal in Vergessenheit geraten sein? Aber das ist natürlich nur eine Randbemerkung, die für die Bewertung von dieser Folge nicht weiter von Relevanz ist.
Was mich dann leider so gut wie gar nicht mehr überzeugt hat, ist alles rund um die Sporen und die Wahnvorstellungen. Mal ganz davon abgesehen, dass zumindest ich die Auflösung für etwas zu offensichtlich hielt, wollte bei mir irgendwie nie so recht Spannung aufkommen. Zudem erschien mir das Schauspiel von Connor Trinneer da und dort etwas übertrieben. Unklar war mir auch, warum Trip just von Steinmenschen fantasiert. Und leider haben wir durch seine Wahnvorstellungen auch nicht wirklich irgendetwas neues von ihm erfahren, über seine Vorurteile, Ängste und so weiter – weil dass er die Vulkanier nicht so recht leiden kann und ihnen gegenüber sehr skeptisch ist, ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis. Chance vertan! Generell schien mir der Episode nach dem Umzug in die Höhlen langsam aber stetig die Luft auszugehen. Wie sich T'Pol und Trip mit gezogenen Waffen gegenüberstehen, war wohl packend gedacht, verfehlte die gewünschte Wirkung aber zumindest bei mir komplett. Und auch Archers Lösung war maximal nett, aber nichts Weltbewegendes. Jedenfalls hat mich "Geistergeschichten" nach dem vielversprechenden Einstieg dann doch eher enttäuscht. Solide Unterhaltung bot sie aber dennoch.
Fazit:
"Geistergeschichten" fängt vielversprechend an – fängt man in den ersten Minuten doch genau jene Aufbruchstimmung und den Entdeckergeist an, den ich mir von der Serie erhofft hatte. Und die legere Art und Weise, wie die Crew mit der Landemission umgeht, hatte auch einen gewissen Charme. Und auch die Szene mit dem Lagerfeuer und der Geistergeschichte hatte ihren Reiz. Nachdem man dann aber mal in die Höhle umgezogen ist, ging der Folge meines Erachtens zunehmend die Luft aus. Zumal zumindest bei mir nie so recht Spannung aufkommen wollte. Skeptisch bin ich auch, ob es wirklich eine gute Entscheidung war, so früh in der Serie vergleichsweise unwichtigen Nebenfiguren so viel Platz einzuräumen – vor allem, da uns ja selbst die Stammbesetzung bislang noch kaum vorgestellt wurde. Jedenfalls wäre die Sendezeit meines Erachtens bei Mayweather, Sato, Reed usw. deutlich besser aufgehoben gewesen. Insgesamt macht das eine durchschnittliche Folge, die das Potential der ersten Minuten leider überwiegend verschenkt.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsbeschreibung:
Die Enterprise hat einen Klasse-M Planeten angeflogen und will ihn untersuchen. T'Pol schlägt vor, man solle nach vulkanischer Art vorgehen und erstmal ein paar Sonden auf die Oberfläche schicken. Archer ist von der Schönheit des Planeten jedoch so angetan, dass er einen Landetrupp zusammenstellt und dann mit einer Fähre hinfliegt. Nachdem sie einen Tag auf dem Planeten verbracht haben, schlägt T'Pol vor, die ansässige Flora und Fauna weiter zu beobachten und die Nacht auf dem Planeten zu verbringen. Während Archer wieder zur Enterprise zurückkehrt, verbleiben T'Pol, Tucker, Mayweather, Novakovich und Cutler auf der Oberfläche und bauen ihr Zeltlager auf. Am gemütlichen Lagerfeuer erzählt Mayweather eine Geistergeschichte und Tucker ist ganz angetan von dem wunderbaren Sternenhimmel.
In der Gewissheit, einen schönen Tag verbracht zu haben, begeben sich alle in ihre Zelte - doch Ruhe will nicht so recht aufkommen. Ein schwerer Sturm ist aufgezogen und skorpionähnliche Insekten kriechen in den Schlafsäcken herum. T'Pol schlägt vor, dass Lager in eine nahe gelegene Höhle zu verlegen. Dort angekommen fangen plötzlich alle an zu halluzinieren. Tucker glaubt letztendlich an eine Verschwörung der Vulkanier und der Wesen, die auf diesem Planeten angeblich im Felsen leben sollen. Kurzerhand nimmt er T'Pol als Geisel und droht sie zu erschießen. Phlox hat inzwischen herausgefunden, dass der Sturm wahrscheinlich einen Stoff hertransportiert hat, der Illusionen auslösen kann. Archer versucht per Fähre das Außenteam zu retten, jedoch macht der Sturm dem einen Strich durch die Rechnung. Inzwischen eskaliert die Situation auf dem Planeten. Tucker verliert immer mehr die Nerven und auch T'Pol gerät immer mehr unter die Wirkung des Halluzinogens. Durch einen Trick gelingt es schließlich Tucker und die Anderen zu impfen. Als sie am nächsten Morgen erwachen ist der Spuck vorbei. Auch Trip wird klar, dass es weder die Verschwörung, noch die Felsenwesen gab.
Review von Alex Bernhardt:Das ist Sci-Fi wie ich sie mir wünsche. Hier stimmt einfach alles. Als die Enterprise das erste Mal den Planeten anfliegt, eilt jeder schnell zu einem Fenster um den Anblick zu bewundern und beginnt die wildesten Theorien aufzustellen, ob es dort unten Leben geben könnte. Hier wird der Pioniergeist deutlich, mit dem man auf Entdeckungstour geht. Jeder Planet verspricht ein neues Abenteuer. In keiner Serie zuvor wurde dies so gezeigt. Ich habe mich auch sehr darüber gefreut, dass die Außenaufnahmen in der freien Natur und nicht in einem Studio stattfanden. Der strahlend blaue Himmel und die im Wind schwankenden Bäume sind einfach ein Augenschmaus. Die Story ist sehr gut erzählt und paart sich mit einer exzellenten schauspielerischen Leistung der Akteure. Der sich aufschaukelnde Konflikt zwischen T'Pol und Trip wird glaubwürdig umgesetzt und zeigt ein weiteres Mal, dass Menschen den Vulkaniern nicht immer ganz vertrauen - auch, wenn dieser Effekt in diesem speziellen Fall eher dem Halluzinogen zu verdanken ist. Das die Vulkanier selbst auch Opfer ihrer Emotionen werden können, wird, wenn auch sehr subtil beschrieben, als T'Pol Trip zu verstehen gibt, dass alles was sie sieht, ein verstörter Ingenieur sei. In diesem Augenblick wird dem Zuschauer auf dramatische Weise bewusst, dass auch die sonst so kühlen Vulkanier vor einigen Dingen nicht gefeit sind. Nicht zuletzt ist es die Spannung, die durch Tuckers Fantasien aufgebaut wird und die Luft elektrisiert. Man kann den Phaser, der auf T'Pol gerichtet ist, förmlich spüren. Hut ab - das ist Enterprise, wie es sein muss!