Kurzinhalt:
1934: Während einer Expedition wird Indiana Jones von Japanern aufgegriffen und gefangen genommen. Nur mit knapper Not gelingt es ihm, seinen Häschern zu entkommen, kurz bevor man ihn foltern und zu einigen Artefakten befragen wollte. Auf seiner Flucht trifft er auf die Zauberkünstlerin Faye und deren Tochter Mystery, mit deren Hilfe es ihm gelingt, auf einem Handelsschiff unterzutauchen. Nach einigen weiteren Komplikationen landet man schließlich in Kalkutta, von wo aus Indy gemeinsam mit seinen beiden Begleiterinnen und seinem guten Freund Sallah zur Sphinx aufbrechen will. Denn dort soll sich nicht nur Aarons Stab, ein mächtiges Artefakt, befinden, sondern zudem das Omega-Buch, dass Informationen über alle Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben und leben werden, enthält. Von ihm erhoffen sich Fay und ihre Tochter Hilfe bei der Suche nach ihrem Ehemann bzw. Vater. Doch auch die Japaner sind hinter diesem Buch her, und verfolgen sie auf Schritt und Tritt. In der Pyramide von Gizeh kommt es dann schließlich zum Showdown…
Review:
"Indiana Jones und das Geheimnis der Sphinx" war Max McCoys vierter und zugleich letzter Indy-Roman – und sollte bis zu Steve Perrys "Army of the Dead" auch das letzte im englischsprachigen Raum erschienene, originäre literarische Abenteuer des Archäologen mit Fedora-Hut und Peitsche bleiben. Damit bildet er den Abschluss einer insgesamt zwölfbändigen Buchreihe, die mich leider nur selten begeistern konnte – und welche auf die Frage, wieso es denn eigentlich nicht mehr Kinofilme rund um die Figur gegeben hat, eine so eindeutige wie ernüchternde Antwort gibt. Denn, offensichtlich: So leicht wie es insbesondere bei der ersten, gefeierte Trilogie den Anschein hatte, ist es eben doch nicht, ein gutes "Indiana Jones"-Abenteuer zu schreiben. Von den drei englischsprachigen Autoren, die sich eben daran versucht haben, schlug sich McCoy zwar insgesamt eh noch am besten, dennoch schaffte es auch er nicht, an die ersten drei Filme anzuknüpfen. Das gilt für seine ersten drei Romane ebenso, wie für "Geheimnis der Sphinx" – der aber immerhin wieder eine Spur besser ist als der direkte Vorgänger "Geheimnis von Thule". Es beginnt bereits recht schwungvoll, mit seiner Erforschung eines alten Kaisergrabs in Japan, wo er dann schließlich verhaftet wird. Auch seine Flucht, bei der er dann schließlich auch seine beiden Begleiterinnen für das Abenteuer trifft, ist noch recht kurzweilig. Nach der Ankunft in Kalkutta lässt das Tempo dann allerdings erstmal deutlich nach. Dort beschäftigt man sich dann ausführlicher mit Faye und Mystery, die ich zwar soweit ok fand, aber definitiv nicht zu seinen besten (weiblichen) Gefährten zählen würde. Und nicht zuletzt alles rund um seinen – letztendlich gescheiterten – Versuch, sich von Marcus Brody Geld kabeln zu lassen, wirkte ziemlich konstruiert, und hat mich nicht wirklich überzeugt.
Auch was die Gegner von Indy betrifft, waren andere Abenteuer schon mal besser. Bei seinen japanischen Verfolgern sticht in erster Linie noch Musashi hervor, davon abgesehen hinterließen sie aber nicht wirklich Eindruck, und wirkten in erster Linie sehr zweckmäßig – weil Indy halt Gegenspieler braucht, einerseits für die notwendige Action, und andererseits, damit es einen Wettlauf geben und seine Suche nach den historischen Artefakten so eine gewisse Dringlichkeit erhält. Apropos Artefakte: Wo sich die meisten Indy-Abenteuer um einen McGuffin drehen, stehen hier mit dem Stab des Aaron und dem Omega-Buch gleich zwei im Mittelpunkt. Das wirkte fast schon ein bisschen verschwenderisch. Müsste ich wählen, wäre ich wohl beim Stab geblieben (auch wenn man dann eine Erklärung hätte finden müssen, warum Faye und Mystery ihn begleiten); einerseits, weil sich dieses biblische Artefakt perfekt in die späteren beiden Abenteuer "Jäger des verlorenen Schatzes" und "Der letzte Kreuzzug" einfügt, vor allem aber, weil mir die Idee hinter dem Omega-Buch dann doch etwas zu phantastisch war. Immerhin: Nachdem man in Ägypten ankommt, dreht "Das Geheimnis der Sphinx" dann nach dem vorhergehenden, etwas schleppenden Nebenabenteuer in Kalkutta wieder merklich auf. Dies liegt nicht zuletzt auch am Wiedersehen mit Sallah, mit der man die Freundschaft zwischen den beiden, wie wir sie in "Jäger das verlorenen Schatzes" das erste Mal gesehen haben, wieder vertieft. Ich mochte auch das nachfolgende Abenteuer rund um die Reise zur Sphinx. Und vor allem jener Teil, wo Indy und seine Begleiterinnen dort dann einige Fallen überwinden müssen, hatte es mir angetan. Das war einfach Indy pur.
Zum Schluss wird dann auch noch der sich durch Max McCoys Romane ziehende Handlungsstrang rund um den Kristallschädel beendet. Das fand ich grundsätzlich ja ganz gelungen; nur, dass Indy dort dann eine kleine Zeitreise vollzieht, war mir – so wie das Omega-Buch – dann doch etwas zu übernatürlich. Was in "Rad des Schicksals" (meines Erachtens) sehr gut und stimmig umgesetzt war, war hier zu sehr auf irgendeinen Hokuspokus angewiesen. Dem Vernehmen nach war Indys Zeitreise von Max McCoy ja ursprünglich länger/ausführlicher geplant; unter anderem hätte es ihn dabei in die damalige Gegenwart Mitte der 90er verschlagen sollen. Doch die Verantwortlichen von Lucasfilm legten diesbezüglich ein Veto ein, weshalb McCoy den entsprechenden Teil stark herunterkürzte – was auch erklärt, warum "Geheimnis der Sphinx" kürzer daher kommt als die Vorgänger. Sonderlich traurig über diese Entscheidung bin ich offen gestanden nicht.
Fazit:
Max McCoy ist es mit "Indiana Jones und das Geheimnis der Sphinx" wieder einmal recht gut gelungen, den Ton der Filme aufs Papier zu übertragen. Zudem liefert er – auch abseits des Nachworts – erneut einige interessante Hintergründe zu mysteriösen Artefakten und geschichtlichen Ereignissen. Leider jedoch hält sich die Spannung auch diesmal wieder eher in Grenzen. Zudem schwankt der Unterhaltungswert doch ziemlich; während mich der Auftakt in Japan und dann insbesondere der Teil in Ägypten (inkl. Wiedersehen mit Sallah) bis zum verborgenen Pfad ins Innere der Sphinx, sehr gut gefallen konnte, fiel insbesondere der Mittelteil in Kalkutta doch ziemlich ab. Indys Begleiterinnen fand ich auch wenig hervorstechend. Vor allem aber waren mir sowohl das Omega-Buch als auch die abschließende Zeitreise (hier im Gegensatz zu "Rad des Schicksals" ohne pseudowissenschaftliche Grundlage) selbst für ein Indy-Abenteuer ein bisschen zu fantastisch. Im Großen und Ganzen halten sich hier allerdings die Stärken und die Schwächen die Waage – was "Indiana Jones und das Geheimnis der Sphinx" zu den gelungeneren Büchern der MacGregor-Caidin-McCoy-Ära macht. Mit den (insbesondere ersten drei) Leinwandabenteuern kann sich jedoch leider auch dieser Roman nicht einmal annähernd messen.
Bewertung:
2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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