Phantastischer Einstieg in die WebComic-WeltKategorie: Kolumnen - Autor: Christina Hansen - Datum: Donnerstag, 06 März 2008
Wie in Ausgabe 12 unserer Empfehlungskolumne "FollowTheBox" angekündigt, stelle ich euch künftig in unregelmäßigen Abständen interessante WebComics aus dem Phantastikgenre vor. Den Startschuss geben "Gunnerkrigg Court" und "Templar, Arizona"!
Gunnerkrigg Court - von Tom Sidell
Gunnerkrigg Court
ist vermutlich der ideale Einstieg in die Webcomicwelt für Leser mit
einer Neigung zum Phantastischen. Der Comic, verfaßt und gezeichnet von
Tom Sidell, ist lang genug, um sich darin für eine ganze Reihe von
Stunden zu verlieren, jedoch nicht so lang, daß man Wochen für die
Lektüre einplanen müßte. Er hat einen durchgängigen Plot, der jedoch in
weitgehend eigenständigen Episoden erzählt wird und bietet originelle
Variationen bekannter fantastischer Themen.
Auf den ersten Blick scheint es sich bei Gunnerkrigg Court um eine
fantastische Schulgeschichte zu handeln, entfernt verwandt mit den
Abenteuern eines gewissen englischen Zauberlehrlings. Allerdings liegt
die Schule, die den Schauplatz des Comics darstellt und ihm auch seinen
Namen verleiht, in einem absurd riesigen, weitgehend menschenleeren Gewirr fabrikartiger Gebäude,
die durch Magnetschwebebahnen miteinander verbunden sind. Begrenzt wird
das Gelände von einer unwahrscheinlich breiten Schlucht, auf deren
anderer Seite ein ausgedehnter, finsterer Wald liegt - ein Märchenwald, wie er im Buche steht.
Trotz dieser sehr unwirklichen Umgebung scheint Gunnerkrigg Court aber
mehr oder weniger Teil unserer Welt oder doch zumindest einer sehr
ähnlichen zu sein, denn Popmusik, Filme und Computerspiele gehören ganz
selbstverständlich zum Alltag der Schüler. Die Tatsache, daß Kat, die Freundin der Protagonistin Annie, gelegentlich von Fox Mulder träumt, zeigt, daß sich die Welt von Gunnerkrigg Court zumindest in puncto Fernsehprogramm eindeutig mit unserer überschneidet.
Die Heldin von Gunnerkrigg Court ist Antimony Carver, eine Halbwaise
und neue Schülerin auf Gunnerkrigg Court. Antimony, genannt Annie,
scheint seltsame Ereignisse geradezu anzuziehen - bereits in ihrer
ersten Schulwoche freundet sie sich mit einem intelligenten Schatten
an und repariert einen defekten Roboter. Doch auch ansonsten ist der
Schulalltag auf Gunnerkrigg Court oft ungewöhnlich. So stehen u.a.
gelegentlich holographisch simulierte Weltraumabenteuer auf der Tagesordnung, und in der Bibliothek lebt ein freundlicher Minotaurus.
Und nicht nur das: im Laufe der Zeit zeigt sich, daß Annies und Kats
Eltern sowie der Sportlehrer Mr. Eglamore in ihrer Jugend in
geheimnisvolle Dinge verwickelt waren, bzw. es immer noch sind. Riesige
Monster werden in abgelegenen Hallen gefangengehalten; Todesgötter erscheinen, um mit Annie zu sprechen... die Bedeutung all dieser Geschehnisse liegt noch im Dunkeln.
Der Zeichenstil von Gunnerkrigg Court wirkt professioneller als der der
meisten Webcomics, zeigt allerdings noch gelegentliche Schwächen. Er
ist angenehm eigenständig, stellt also nicht eine offensichtliche Kopie
des Stil eines bekannten professionellen Zeichners dar, wie es bei so
vielen anderen Webcomics der Fall ist.
Ebenfalls nicht zu verachten ist die Tatsache, daß Gunnerkrigg Court
wirklich zuverlässig dreimal die Woche um eine Seite wächst.
Zuverlässigkeit, Professionalität, Zeichentalent, eine reizvolle Welt,
sympathische und faszinierende Protagonisten - es überrascht nicht, daß
Gunnerkrigg Court zu den großen Webcomic-Erfolgen der letzten Jahre
zählt. Im Mai erscheint eine Printausgabe der ersten vierzehn Kapitel.
Templar, Arizona - von Spike
Auch Templar, Arizona,
der Schauplatz des ebenfalls außerordentlich erfolgreichen Webcomics
gleichen Namens der amerikanischen Autorin und Zeichnerin Spike, ist
ein Ort, der in einem nicht allzu weit von unserer Welt entfernten
Paralleluniversum angesiedelt zu sein scheint. Die Autorin schreibt
dazu: "Dies ist ein etwas anderes Arizona, das irgendwo von einem
Lastwagen gefallen ist und so haben jetzt alle Steckdosen eine etwas
seltsame Form und ein paar Kriege haben nie stattgefunden."
Unser Protagonist in diesem so verwirrenden wie faszinierenden Comic
ist Ben Kowalski, der erst seit wenigen Wochen in Templar lebt und in
dieser Zeit kaum das Haus verlassen zu haben scheint. Er schreibt
Kolumnen für eine lokale Zeitung und scheint auf der Flucht vor seiner
Familie zu sein. Das erste Kapitel des Comics zeigt uns, wie der
menschenscheue Stubenhocker von seiner anstrengenden, aber - zumindest
für den Leser! - sehr unterhaltsamen Nachbarin Reagan regelrecht dazu
gezwungen wird, sich der Realität vor der Haustür auszusetzen. Im Laufe der Zeit lernt man dann auch weitereHausnachbarn(Anmerkung: bei dem Zeichen auf dem T-Shirt handelt es sich um ein buddhistisches Hakenkreuz) und andere Bewohner der Stadt
kennen, wobei sich allerdings auch nach mehreren Hundert Seiten etwas
im engeren Sinne als Plot zu Begreifendes noch nicht
herauskristallisiert hat.
Das macht aber gar nichts, denn die Einwohner von Templar und
insbesondere Bens schräge Nachbarn sind auch ohne roten Faden
interessant genug, und die Stadt,
die eher inoffizielle Hauptfigur als Schauplatz ist, tut ein Übriges.
Reagan schleppt Ben in eine 'clay bar', eine Bar, in der man beim Trinken töpfern
kann, erklärt ihm die Subkulturen der Stadt - darunter die 'Pastimes',
die versuchen, in ihrem Alltag den Lebensstil vergangener Epochen
nachzuempfinden, und die 'Sincerists', die es sich zum Ziel setzen,
niemals auch nur die kleinste Unwahrheit zu erzählen - und liefert sich
endlose Wortgefechte mit Scipio, einem mindestens zwei Meter großen
Bodyguard, der gerne Kilts trägt und sich ein Huhn als Haustier
hält. Derweil beschäftigt sich die kleine Tochter des geistig
minderbemittelten Musikgenies Gene, eines weiteren Nachbarn, gerne
damit, Bens T-Shirts zu klauen, und im Fernsehen laufen bizarre
Talkshows, deren Moderatoren sich wie römische Kaiser kleiden.
Templar, Arizon zu lesen bedeutet, dreimal wöchentlich für einen kurzen
Moment in eine immer wieder überraschende, jedoch nie völlig fremden
Welt zu reisen. Spike selbst beschreibt den Reiz ihres Comics
vielleicht am besten: "Wenn Euch etwas seltsam vorkommt, erinnert Euch
daran, daß Ihr hier Touristen seid. Wenn Euch gar nichts seltsam
vorkäme, wäret Ihr wahrscheinlich enttäuscht."
Spikes Zeichenstil ist - insbesondere für einen Webcomic - sehr reif
und eigenständig, sie arbeitet mit dynamischen, starken Linien die
Hauptzüge ihrer Figuren heraus, ohne diese dabei zu Karikaturen
verkommen zu lassen. Die eigentliche Attraktion von Templar, Arizona
sind allerdings die lebendigen Figuren und ihre Dialoge.
Von Templar, Arizona liegt bereits seit letztem Jahr ein erster Band
als im Selbstverlag veröffentlichte Printausgabe vor; ein zweiter ist
vermutlich dieses Jahr zu erwarten.
Christina Hansen
Viele Infos über WebComics sowie die Möglichkeit, selbst Tipps
abzugeben und mitzudiskutieren, gibt es in unserem "Anime, Mangas,
Comics & Cartoons"-Forum: >> Klick! Quellen / weiterführende Links: Gunnerkrigg Court Homepage Templar Arizona Homepage FollowTheBox #12: Die Welt der WebComics
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