Originaltitel: Fight or Flight
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03.10.2001
Erstausstrahlung D: 21.03.2003
Drehbuch: Rick Berman & Brannon Braga
Regie: Allan Kroeker
Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Jeff Ricketts als Alien Captain,
Efrain Figueroa als Translator Voice u.a.
Kurzinhalt:
Seit zwei Wochen fliegt die Enterprise NX-01 nun durchs All, bislang hat man aber weder neue Welten erforscht noch neues Leben und neue Zivilisationen entdeckt. Sieht man davon ab, dass Hoshi Sato eine Weltallschnecke aufgesammelt hat die in ihrem Käfig auf der Krankenstation langsam zugrunde geht, verliefen die ersten zwei Wochen sehr ereignislos. Vielleicht ist das aber sogar ganz gut so, denn ein Waffentest mit den Torpedos zeigt, dass das Zielsystem noch nicht richtig funktioniert. Wenig später ist es aber dann soweit: Die Enterprise stößt auf ein fremdes Raumschiff, dass hilflos im All treibt. T'Pol empfiehlt, weiterzufliegen und sich nicht einzumischen, doch Archer geht zusammen mit Malcolm Reed und Hoshi Sato an Bord. Letztere ist von der Idee, die Enterprise zu verlassen und sich in einen Raumanzug zu zwängen, alles andere als begeistert. Als sie auf dem fremden Schiff die Crew tot vorfinden, verstört sie der Anblick dermaßen, dass sie sogar darüber nachdenkt, wieder zur Erde zurückzukehren. Archer muss indes entscheiden, was er tun will: Das Raumschiff, das offensichtlich von einer fremden Macht angegriffen wurde, zurücklassen, oder dort bleiben und versuchen, mit der Vertretern ihres Volkes Kontakt aufzunehmen und sie über das Schicksal ihres Schiffes zu informieren. Dabei würde man allerdings riskieren, dass die Angreifer zurückkommen, und sich als nächstes die Enterprise vorknöpfen…
Denkwürdige Zitate:
"Something's squeaking. I think it's coming from under the deck plating, but every time I get close to it, it stops. If I can't isolate it I'm going to have to tear the whole flooring up."
"That would be… unfortunate."
(T'Pol zeigt sich von Archers Problemen wenig beeindruckt.)
"Your reason for boarding that vessel was to provide assistance, if assistance was required. Clearly, it no longer is."
(Eine harte und kalte, aber völlig logische Feststellung.)
Review von Christian Siegel:
Das größte Problem von "Freund oder Feind" ist die Vorhersehbarkeit. In dem Moment wo man uns die Waffentests zeigt war einfach völlig klar, dass die Enterprise die Torpedos am Ende benötigen würde – und natürlich auch, dass sie es dann wenn es drauf ankommt hinbekommen würden. Da diese B-Handlung ohnehin nur eine Randnotiz war, war es hier zugegebenermaßen nicht so schlimm. Aber die Hauptstory rund um Hoshi Sato leidete enorm drunter, dass man schon genau wusste, wie sich das ganze entwickeln wird. Ich meine… ich kann mir nicht vorstellen dass es auch nur einen "Star Trek"-Fan gibt, der ernsthaft in Betracht gezogen hat, dass Archer umdreht und sie nach Hause bringt. Es war einfach so klar dass sie sich am Ende beweisen und mit ihren Sprachkenntnissen den Tag retten würde. Aufgrund der Vorhersehbarkeit und auch, wie typisch, gestellt und klischeehaft das Ganze war, konnte dies bei mir auch überhaupt keine Wirkung entfalten. Vielmehr war die Handlung kurz davor, mir richtig auf die Nerven zu gehen.
Generell bin ich kein Freund von diesen Charakterfolgen, die bei TNG (zufälligerweise? Auch die Serie, wo Berman & Braga damit begonnen haben, für "Star Trek" zu arbeiten) Einzug erlangten. Ich halte das für eine absolute Unart. Die klassische Serie hat es uns vermocht, uns die Figuren durch die Dialoge und ihre Taten vorzustellen, und hie und da kleine interessante persönliche Details und neue Erkenntnisse einzustreuen, dort wo es halt gepasst hat. Aber es gab keine Folge, die sich nur auf Kirk, Spock, McCoy, Scotty, Sulu, Chekov, Uhura oder sonst wen konzentriert hat. Auch viele andere Serien, die das ebenfalls anders handhaben, machen deutlich, dass Charakterfolgen nicht notwendig sind, uns die Figuren vorzustellen. Besser ist, wenn dies über einen gewissen Zeitraum passiert, und wir miterleben, wie die Figuren wachsen und sich entwickeln. Nach "Deep Space Nine" hoffte ich eigentlich, das hätte man nun auch im Bereich der "Star Trek"-Unterhaltung gelernt, aber bereits in der ersten regulären Folge von "Enterprise" belehrt man mich leider eines besseren. Doch es ist nicht nur die Unart einer Charakterfolge an sich, die mir sauer aufstößt – sie war ja noch dazu nicht einmal sonderlich gut! Es wirkte einfach alles so verkrampft, gestelzt und konstruiert. Hoshi Sato macht hier keine nachvollziehbare, glaubwürdige, sondern vielmehr eine typische "Hollywood"-Entwicklung durch. Ungemein aufgesetzt wirkende Szenen wie der Dialog über die Schnecke, wo Hoshi natürlich über sich selbst spricht ("…needs to get back to an environment more suited for her."), geben dem Ganzen dann schließlich den Rest. Das war einfach nur mehr lächerlich.
Weitere kleine Kritikpunkte: Der Teaser war absolut nichtssagend und trug überhaupt nichts dazu bei, den geneigten Zuschauer sofort zu packen, damit er während des Intros und damit Russell Watsons Gesäusel nicht wegschaltet. Und: Kann mir jemand erklären, warum eigentlich Pilot Mayweather Malcolm Reed bei der Einstellung der Zielvorrichtung hilft, statt dem Ingenieur Tucker? Ach ja, natürlich… weil Mayweather sonst in dieser Folge überhaupt nichts zu tun gehabt hätte. Eh logisch! Mein Fehler, sorry. Die Vorhersehbarkeit der Handlung macht sich leider auch beim Konflikt zwischen T'Pol und Archer bemerkbar. Selbst wenn er nachgibt und wegfliegt ist von vornherein klar, dass er seine Entscheidung noch einmal überdenken und wieder zum Schiff zurückkehren wird. Damit verfehlen auch diese Szenen jegliche Wirkung. Zudem hat mir zum Konflikt zwischen den beiden irgendwie eine abschließende Szene gefehlt. Und Phlox funktioniert für mich leider immer noch nicht so recht, mit seiner Schrulligkeit, sowie seiner Begeisterung und seinem Interesse für alles Menschliche.
Weiters fallen auch wieder ein paar logische Schwächen auf. In erster Linie fragt man sich natürlich unweigerlich, warum die unbekannten Angreifer denn ihre Beute zurücklassen, um später zurückzukehren. Könnten sie die Leichen nicht auch auf ihrem Schiff "ernten", oder das fremde Schiff in Schlepptau nehmen? Es ergibt überhaupt keinen Sinn, die einfach im All treibend zurückzulassen, auf das sie vielleicht von jemandem zufällig gefunden werden, wie es dann später mit der Enterprise passiert. Und genau solche völlig an den Haaren herbeigezogenen Plotkonstrukte, die nur dafür da sind damit sich die Handlung so entwickeln kann wie gewünscht – wurscht ob es logisch und nachvollziehbar ist oder nicht – sind halt leider typisch für Berman & Braga; weshalb es mich auch überhaupt nicht überrascht hat, als ich las, dass sie für das Drehbuch der Folge verantwortlich waren. Jedenfalls liegt das Wurzel des Problems bei "Freund oder Feind" schon im Skript – da konnte der Rest leider nicht mehr wirklich viel herausholen. Aber immerhin, ein paar positive Aspekte gibt es dann doch noch. So konnte mir das Design des angreifenden Schiffes sehr gut gefallen. Die Musik, diesmal von Jay Chattaway, fand ich ebenfalls sehr gelungen, wobei mir vor allem die Passagen, wo er ein paar (natürlich instrumentale) Noten des Titellieds einfließen lässt, positiv aufgefallen sind. Und die Erkundung des gestrandeten Schiffes wird von Regisseur Allan Kroeker durchaus atmosphärisch in Szene gesetzt. Die Schauspieler geben sich ebenfalls keine Blöße, wobei vor allem Linda Park ihre Rolle durchaus gut spielt. Schade nur, dass man ihr kein besseres Material gegeben hat als diese völlig klischeehafte und vorhersehbare "Entwicklung", die ihre Figur in "Freund oder Feind" durchmacht.
Fazit:
"Freund oder Feind" ist über weite Strecken eine hanebüchene "Malen nach Zahlen"-Story, die aufgrund dessen einerseits teilweise recht konstruiert wirkt, und andererseits ungemein vorhersehbar ist. Man weiß einfach schon genau, wie das ganze ausgehen wird, weshalb auf dem Weg dorthin keine Sekunde lang Spannung aufkommt. Zudem fand ich die ganze Entwicklung von Hoshi viel zu überhastet, und auch einfach zu typisch und klischeehaft, als dass ich es als glaubwürdig hätte empfinden können. Generell hatte ich eigentlich gedacht und gehofft, diese Unart mit den Charakterfolgen hätte man mittlerweile hinter sich gelassen. Die eine oder andere logische Schwäche drückt den Gesamteindruck dann zusätzlich nach unten. Gut gefallen haben mir hingegen das Design des fremden Schiffes (den Angreifer, meine ich jetzt), die schauspielerischen Leistungen, die teilweise durchaus atmosphärische Inszenierung, sowie die Musik von Jay Chattaway. Zudem gab es kaum wirklich nervende Szenen, und wurde das Geschehen auch nie so recht langweilig. Meine Vorurteile gegenüber und Bedenken wegen Berman & Braga wurden von "Freund oder Feind" aber wieder einmal voll und ganz bestätigt.
Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsangabe und Review von Alex Bernhardt:
Die Crew entdeckt ein fremdes Schiff und versucht Kontakt aufzunehmen. Nachdem auch nach mehrmaligem Versuch keine Antwort eintrifft, jedoch schwache Biosignale von diesem Schiff kommen, entschließt sich Archer dazu sich die Sache einmal genauer anzusehen. Als sie das Schiff durchsuchen, entdecken sie die Crew des Raumschiffes. Sie hängt kopfüber an der Decke und hydraulische Apparate saugen eine Flüssigkeit aus ihnen heraus. Das Außenteam verlässt das fremde Schiff und trifft sich zur Lagebesprechung. T'Pol ist dafür, dass Gebiet so schnell wie möglich zu verlassen, denn wer auch immer die außerirdische Crew so zugerichtet hat, wird wiederkommen, um seine Beute (die Herausgepumpte Flüssigkeit) abzuholen. Trotz Archers moralischen Einwänden, man könne diese Wesen nicht einfach so hängen lassen, nimmt die Enterprise ihren ursprünglichen Kurs wieder auf. Nach wenigen Stunden Flugzeit entscheidet sich Archer jedoch dafür zurückzukehren. Doktor Phlox untersucht einen der toten Aliens und stellt fest, dass die Flüssigkeit, die abgesaugt wird, interessante bioregenerative Eigenschaften besitzt.
Plötzlich taucht ein fremdes Schiff auf und greift die Enterprise an. Die Fremden setzen den Warpantrieb außer Gefecht und scannen anschließend die Crew. Phlox stellt fest, dass die Angreifer höchstwahrscheinlich herausgefunden haben, dass der menschliche Körper einige "nützliche" Komponenten besitzt. Daraufhin beginnen die Fremden einen riesigen Bohrer auszufahren und versuchen so Zugang zum Schiff zu bekommen. Da taucht ein weiteres Schiff auf. Der Captain dieses Schiffes, der zur selben Spezies gehört wie die toten Aliens, macht die Crew der Enterprise für die Leichen verantwortlich. Nachdem Hoshi ihm mehr oder weniger begreiflich machen kann, wer die wahren Täter sind, greift er jenes Schiff, an das die Enterprise anbohrt. Gemeinsam schaffen sie es, den Gegner zu vernichten. Anschließend hilft die Crew den Axanar, so lautet der Name der Spezies, zu der auch der Captain des fremden Schiffes gehört, ihre Toten zu bergen und bringen in Erfahrung, dass diese Rasse die Fähigkeit besitzt über 400 Jahre alt zu werden.…
Die erste reguläre Episode von Enterprise ist nicht gerade die Beste - leider. Sie ist, um es genauer zu sagen, ein zweischneidiges Schwert für mich. Einerseits glänzt sie durch den Umgang mit der neuen Technologie. Die teilweise vergeblichen Versuche das Torpedozielsystem zum Funktionieren zu bringen, zeigt wieder sehr deutlich, dass nicht immer alles so läuft, wie man es gerne hätte - und gerade kleinere technische Probleme rauben einem den letzten Nerv. Andererseits besitzt die Geschichte um die toten Axanar ein Manko, dass mir sehr negativ aufstößt. Ein scheinbar übermächtiger Gegner taucht auf und greift unser friedlich vor sich hin schwebendes Lieblingsraumschiff an. Die Crew kann sich kaum wehren und steht kurz vor der Vernichtung - und doch schafft sie es (natürlich im letzten Moment) den Feind zu besiegen. Ich hoffe, dass nicht jede Folge mit einer finalen Raumschlacht endet und plötzlich nur noch feindliche Rassen durchs All fliegen, die - Achtung Ironie - alle ausgelöscht werden müssen, weil sie so schrecklich böse sind. Sicher, ab und zu kann natürlich so eine Schlacht stattfinden. Aber ich hoffe inständig, dass Enterprise nicht auch dem so genannten "Voyager-Prinzip" verfällt, unter dem die Serie besonders zum Schluss sehr zu leiden hatte.
Wertung: 2 von 5 Punkten
Alex Bernhardt
(Bilder © CBS/Paramount)
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