Kurzinhalt:
1934: Soeben wurde auf einen bekannten Arktis-Forscher von den Nazis ein Attentat verübt. Mit letzter Not gelingt es ihm, sich in Dr. Jones' Appartement zu retten, und ihm zu erklären, wonach es diese abgesehen haben: Denn seine Aufzeichnungen und ein geheimnisvoller Stein, den er bei sich trägt, sind der Schlüssel zu einem geheimen Ort in der Arktis. Dort sollen Nachfahren von Atlantis wohnen, und zwar unter der Erdoberfläche. Zudem sollen sie ein mächtiges Element entdeckt haben, mit dem sie über schier unerschöpfliche Energie verfügen. Kurz nachdem er seine Geschichte erzählt hat, stirbt der Forscher - und auf Indiana Jones werden in kürzester Zeit mehrere Attentate verübt. Gemeinsam mit der dänischen Forscherin Ulla Tornaes beschließt er, sich auf eine geheime Mission des CIA zu begeben, um den sagenumwobenen Ort vor den Nazis zu erreichen…
Review:
In Max McCoys drittem Roman bekommt es Indiana Jones nun zum ersten Mal mit Nazis zu tun. Eben dies gibt "Geheimnis von Thule" grundsätzlich mal einen gewissen Reiz. Auch den Auftakt fand ich eigentlich noch ganz vielversprechend: Wie sich der schwer verletzte arktische Forscher mit letzter Not zu Indy schleppt, von seiner Entdeckung erzählt, und vor dem Plan der Nazis warnt, sorgte für eine spannende Ausgangssituation. Interessant fand ich dabei nicht zuletzt auch die Parallelen zum beliebten "Indiana Jones"-Spiel "Fate of Atlantis", wo sie Nazis ja ebenfalls in erster Linie nach dem versunkenen Kontinent suchen, da sie so eine neue Energiequelle zu erschließen hoffen. In beiden Fällen steht mit der Suche nach einem verschollenen und vor der Welt verborgenen Reich auch wirklich eine archäologische Expedition im Mittelpunkt; auch das ist ein Plus. Die Story ist grundsätzlich recht kurzweilig erzählt, und auch wieder recht abwechslungsreich, wobei es mir persönlich vor allem der Teil rund um den alten Tempel im südamerikanischen Dschungel angetan hatte. Wie er dort an so mancher Falle vorbeikommen muss, verströmte für mich einfach echtes "Indy-Feeling". Nicht uninteressant war auch der Twist rund um Alecia am Ende, wobei McCoy a) die Beweggründe für ihre Entscheidung gerne noch etwas näher ausführen bzw. besser erklären hätte dürfen, und b) mich wohl nicht zuletzt eben deshalb ihr Schicksal hier nicht wirklich zu berühren vermochte. Trotzdem war das definitiv einer der Momente, die hier mit am deutlichsten hervorstachen. Wie es mir das Finale dann, nachdem es endlich gelungen ist, die sagenumwobene Stadt zu erreichen, dann durchaus angetan hatte. Und den auch hier von McCoy wieder spendierten Anhang mit wissenschaftlichen Hintergründen zu dem von ihm im Roman verwendeten Elementen fand ich ebenfalls wieder interessant.
Trotz dieser positiven Aspekte fand ich "Indiana Jones und das Geheimnis von Thule" aber von seinen bisherigen drei Romanen insgesamt am Schwächsten. So ist der Roman sehr episodenhaft, was ihnen zwar auf der einen Seite, wie vorhin erwähnt, sehr abwechslungsreich macht, zugleich wurden mir die einzelnen Teilstücke hier aber durch einen dann doch etwas zu dünnen roten Faden zusammengehalten. Schwerer als das wiegt, dass die verschiedenen Episoden bei mir auch sehr unterschiedlich ankamen. Gelobt habe ich vorhin ja ausdrücklich den Teil im südamerikanischen Tempel, demgegenüber hat mich alles rund um die arktische Expedition dann leider nicht wirklich mitgerissen. Auch aus dem Wettlauf gegen die Nazis vermochte "Geheimnis von Thule" nie wirklich Spannung zu generieren. Darüber hinaus fand ich leider nicht, dass Ulla Tornaes zu den besseren weiblichen Begleiterinnen von Indy zählte (wie das generell ein Stilmittel ist, bei dem man hinterfragen kann, ob es wirklich unbedingt ein essentieller Bestandteil solcher Geschichten sein muss, vor allem wenn man im Zuge dessen mit einer Romanze flirtet). Im Vergleich zu den beiden Vorgängern war auch der Prequel-Charakter hier weniger ausgeprägt. Mein größter Kritikpunkt betrifft allerdings, kurioserweise, genau jenes Kapitel, wo eben dieser Aspekt in den Vordergrund rückt, und Indy ein weiteres Mal auf Belloq trifft. Was das Potential hatte, ihre Feindschaft noch einmal zu vertiefen, fiel für mich irgendwie völlig flach. Vor allem die Idee, dass sich die beiden hier zu einem altertümlichen Duell mit Pistolen treffen wollen fand ich einfach nur bescheuert. Weder glaube ich, dass Belloq auf diese Art und Weise seine Haut riskieren würde, noch war für mich nachvollziehbar, warum sich Indy auf solch einen Quatsch einlassen sollte (und wollte mir das auch überhaupt nicht zu seinem Charakter passen). Ohne diesen Blödsinn, und einem anderen Verlauf ihrer Begegnung, wäre es "Geheimnis von Thule" vielleicht gelungen, zumindest mit dem mittelmäßigen "Brut des Sauriers" gleichzuziehen.
Fazit:
Zwar ist "Indiana Jones und das Geheimnis von Thule" überwiegend wieder recht kurzweilig, und bietet aufgrund des weltenbummelnden Aspekts auch wieder eine abwechslungsreiche Story, echte Spannung wollte bei mir aber leider nur punktuell – und insgesamt dann doch zu selten – aufkommen. Zumal es leider auch jene Teile gab, die mich nicht ganz so überzeugen und/oder mitreißen konnten, was nicht zuletzt für die von Indy angeführte arktische Expedition gilt. Mein größter Kritikpunkt ist jedoch das völlig verkorkste Duell zwischen Indy und Belloq; die Einlage fand ich völlig fehl am Platz. Einzelne recht coole Abschnitte, die gekonnte Mischung aus wissenschaftlichen Fakten, Mythen und einer frei erfundenen Handlung, sowie das gefällige Finale – inklusive einer tragischen Entwicklung – vermochten diese Kritikpunkte zwar teilweise, aber eben leider nicht vollständig, auszugleichen.
Bewertung:
2/5 Punkten
Christian Siegel
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