FollowTheBox #15: Wie die "Flash Gordon"-Serie besser und besser wurde
Von "Lächerlich" zu "Beinahe Gut"Kategorie: Kolumnen - Autor: Mark Wilson - Datum: Sonntag, 17 Februar 2008
Letztens
habe ich ein interessantes Zitat gesehen, das meine sich immer weiter
entwickelnde Meinung über Flash Gordon (Staffelfinale:
Freitag, 8.Februar um 20 Uhr auf dem Sci-Fi-Channel) erhellte. Das Zitat stammt
aus einem Interview, das kürzlich mit der Beratenden Produzentin (Consulting Producer)
der Serie, Gillian Horvath, geführt wurde: „Während
der Premiere der ersten Folge waren wir extrem guter Dinge was die
Show betraf. Wir hatten unseren Spaß beim Schneiden und bei der
Durchsicht des Filmmaterials, das bei uns im Büro landete,
weshalb der August erfüllt war mit einem Gefühl von ‚Das
ist großartig. Wir machen die coolste Show. Wir sind so
glücklich, dass wir hier sind. Es wird so viel Spaß
machen, dieses Ding wachsen zu sehen... Dann
erhielten wir einige sehr harte Online-Bewertungen von Leuten, die
enttäuscht waren und wir fragten uns alle ‚Was ist da
passiert?' Hinterher ist man immer schlauer, denn ich habe
inzwischen erkannt, dass das, was passiert ist, die Tatsache war,
dass es Geschichten gab, von denen wir wussten, dass sie sich erst im
Laufe der Zeit entwickeln würden, daher konnten wir deren
Anfänge in diesen frühen Folgen sehen. Die Zuschauer
konnten den Verlauf nicht sehen. ..."
Horvath
kennt sich damit aus, wie es ist, das Publikum nicht für sich zu
gewinnen: Ihr Lebenslauf ist voll von Serien, über die nie
geredet wurde, einschließlich Painkiller Jane, die
homosexuell angelegte Drama-Serie Dante's Cove, Adventure
Inc. (in der Karen Cliche, die zur Stammbesetzung von Flash
gehört, mitspielte), MythQuest, BaywatchHawaii,
sowie Forever Knight. Sie gesteht ein, dass sich die
Produzenten von Flash gehörig verrechnet haben: den
staffelumspannenden Story-Bogen zu planen ist großartig, aber
jede einzelne Episode musste darin einbezogen und gleichzeitig in sich
abgeschlossen sein.
von links: Ming, Prinzessin Aura, Dr. Zarkov, Dale Arden, Flash Gordon, Baylin (c) SciFi.com
Lange
Geschichten, kurze Staffel
Dass
Flash sich einem Jahres-Storybogen gewidmet hat, ist Teil
eines aktuellen Trends, der in einigen Bereichen gut funktionierte,
aber den Erfolg anderer Serien - vor allem Science-Fiction-Serien,
untergraben hat; gewöhnlich in der Art, dass die anfänglichen
Folgen der ersten Staffel kryptisch und unklar sind, um dann im
Staffel-Finale die Antworten zu offenbaren. Dies hat z.B. bei Lost
geklappt, denn hier war die Ausgangssituation an sich schon so
fesselnd, dass die unmittelbaren Augenblick-nach-Augenblick-Krisen
einen bereits in ihren Bann gezogen
haben, während parallel an einer Reihe von Höhepunkten des
Gesamtkonzeptes gebaut wurde.
Andere
Vorgehensweisen eignen sich für diese Art von
Mikro/Makro-Synergie nicht. Journeyman hat, obwohl es
hervorragend geschrieben war, einen lässigen Versuch gewagt, zu
erklären, was eigentlich vor sich geht: Der Serienstar Kevin
McKidd hat die Zuschauer vor der Erstausstrahlung der Serie gewarnt,
dass bis zum Ende der ersten Staffel viele Dinge nicht vollständig
klar werden würden. Als NBC dann verlangt hat, dass in der
dreizehnten Episode alles unter Dach und Fach gebracht werden sollte,
wurden einige der Erklärungen und Teile der tragenden
Hintergrundstory in Dialoge gemischt, was beim Zuschauer den Eindruck
verstärkte, dass die Serie nicht durchdacht war.
Andere
Serien hatten ebenfalls nur in Teilen Erfolg damit, sich auf einen
großen Story-Bogen zu konzentrieren. Die niedrig eingestufte,
oft verspottete Enterprise hat z.B. angefangen sich mit der dritten
Staffel, welche sich voll und ganz dem Krieg gegen die Xindi widmete,
zu verbessern, aber gleichzeitig war es schwierig in diese
monumentale Handlung einzusteigen, nachdem sie an Fahrt gewonnen
hatte, und damit wurden eben jene Zuschauer (Skeptiker, die bei
aufkommender Begeisterung hellhörig werden) vergrault, die
eigentlich angelockt werden sollten. Brannon Bragas Serie von 2005,
Threshold, hat es teilweise deshalb nicht geschafft, sich
durchzusetzen, da sie die großen Enthüllungen erst im
Laufe der Zeit zeigen wollte - was dazu führte, dass die
Zuschauer im Dunkeln gelassen wurden, als die Serie, wie Journeyman,
nach der Hälfte der Staffel vorzeitig abgesetzt wurde.
Und
dann gibt es da noch Heroes. Die erste Staffel hat die Zuschauer wie
ein Magnet angezogen, obwohl die Hinweise auf die Bösewichte und
deren Motive nur sehr langsam zunahmen, denn die erste Hälfte
der Staffel war hauptsächlich eine andauernde Anfangs-Handlung
für die Charaktere Peter, Hiro, und Claire, nicht zu vergessen
der Bösewicht Sylar. Eine unglaubliche Mundpropaganda trieb die
Serie zu ihrem schwachen Höhepunkt von Staffel 1 (in dem Peter
sich mehr Gedanken über seine nicht zu kontrollierenden Kräfte
macht als darüber, Sylar zu besiegen). Die zweite Staffel machte
damit weiter, längerfristige Geschichten aufzubauen, aber ohne
die ursprüngliche Faszination der Ursprünge der
Superhelden, schafften es die adrenalinlosen Babyschritte-Handlungen
einfach nicht. Der Schöpfer Tim Kring hat sich schließlich
sogar bei den Fans entschuldigt, dass er Staffel 2 vergeigt hat, und
er versprach, alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken (eine
Zusicherung, die kurz darauf durch den Autoren-Streik durchkreuzt
wurde).
Die
Strafe für die Verspätung
Was
Flash Gordon betrifft, musste man zunächst eine Weile
warten, bis diejenigen Handlungsstränge aufgegriffen wurden, die
als große Haupthandlung auf das Staffelfinale zuliefen. Die
letzten sechs Episoden von Flash waren interessant, denn hier
wurden dem Zuschauer die vielen verschiedenen Elemente, die für
das zweiteilige Staffelfinale bedeutsam waren, präsentiert:
Tereks Aufstieg (Craig Stanghetta, ein wunderbarer Schauspieler trotz
seiner großen, blendend weißen Ben Affleck Zähne),
der Deviant-König und verlorener Sohn von Ming; die Entwicklung
des Kreises der Mönche, und die Enthüllung, dass Rankol
einer von ihnen ist; Auras (Anna Van Hooft) Veränderung von
unzufrieden zu rebellierend; und, am wichtigsten, die immer größer
werdende Ernsthaftigkeit mit der Flash selbst (Eric Johnson) die
Verantwortung auf sich genommen hat, indem er Ming (John Ralston)
besiegt hat, um sowohl seine Welt als auch Mongo zu retten.
Nachdem
die ganzen interessanten Aspekte nur nach und nach ganz langsam
aufkeimten und erst im Frühjahr Früchte trugen, waren die
anfänglichen Episoden gespickt mit oberflächlichen,
schlecht dargestellten Begründungen und lächerlichen
Handlungsverläufen. Die vierte Episode, „Infestation", hat
mich beinahe gänzlich vergrault: Hier muss Dale Flashs Freund
Nick während der Hochzeit von Flashs Bruder die ganze Zeit
unglücklich machen, weil dieser von einem „Freuden-Käfer"
von Mongo gebissen worden war, welcher einen tötet, wenn man
über alle Maßen glücklich ist. Es gab ernsthafte
Schwächen in dieser Geschichte, angefangen damit, dass man Dale
dafür hasst, was sie Nick antut; der Charakter Nick wurde in der
Serie nie entwickelt (und letztendlich wurde er auch
rausgeschrieben), weshalb dem Zuschauer seine Misere egal ist; der
Bruder und seine Hochzeit sind völlig irrelevant; und Flashs
Mission das Gegenmittel zu finden, bei der nebenbei seine Beziehung
zu den Omadrians entwickelt wird, die später noch sehr wichtig
werden wird, ist durchzogen mit Witzen über die Angst der
Entmannung und anderem Humor, der sich auf Burschenschaft-Level
befindet. Dieser Möchtegern-Humor bei dem einem die Haare zu
Berge stehen gemischt mit einer Gefühlsduselei darüber, ob
Flash am Ende mit Dale oder Baylin oder gar beiden zusammen ist, war
ein großer Abturner, vor allem da die Charaktere und das Ausmaß
der Bedrohung für die Erde dadurch trivialisiert wurden.
Bei
den letzten zusammenhängenden Folgen, die mehr oder weniger mit
„Sorrow" anfangen, hat Flash eindeutige Anzeichen von Reife
gezeigt. Insbesondere wurde der derbe Humor ad acta gelegt zugunsten
von Flashs Entwicklungen in einer Reihe von Beziehungen mit
Alliierten auf Mongo und der Erkenntnis darüber, dass er
Widerstand leisten muss - nicht nur im Interesse für die Erde,
für die Ming nun eine ernsthafte Bedrohung darstellt, sondern
auch wegen seiner Freunde auf Mongo. Dieser Fortschritt hinsichtlich
der Charakterisierung der Titelfigur wurde trefflich an John Ralstons
Ming
angepasst,
der mehr und mehr außer sich geriet. Am Staffelanfang war Ming
ein zweidimensionaler Bösewicht, der von John Ralston auch
entsprechend dargestellt wurde; aber in jenen letzten Folgen hat
Ralston seine Leistungen verbessert, indem er zum einen Mings immer
größer werdende Verzweiflung an den Zuschauer übermitteln
konnte und gleichzeitig den Charakter bodenständig hielt, weil
er ein Ziel vor Augen hatte und sich nicht in eine vollkommen
übergeschnappte Groteske bestehend aus sinnlosem Übel
stürzte. Sein offensichtlicher Schmerz, zunächst
hervorgerufen durch Rankols Verrat und dann wegen den Zweifeln an der
Loyalität seiner Tochter, seine Wut, weil er mit seinem eigenen
von der Norm abweichenden Verhalten konfrontiert wurde, hat sich um
Lichtjahre von dem Pappkarton-Herrscher, den wir letztes Jahr
getroffen haben, entfernt.
Bitte
nicht falsch verstehen: Flash Gordon ist beim besten Willen
keine großartige Fernsehserie. Selbst diese letzten Folgen
waren, obwohl sie einen mehr gefesselt haben, teilweise langatmig und
die Regiearbeit wirkte gleichgültig. Battlestar ist immer
noch die beste Wahl für 1A-Skripte, -Regie, und -Schauspielerei,
neben anderen Serien wie Supernatural, Journeyman und
Reaper, die sich einen sehr ordentlichen zweiten Platz verdient
haben. Aber was die Kategorie „Serie, die sich am meisten
verbessert hat" für die Zeit 2007-2008 betrifft, da räumt
Flash Gordon mit links ab. Bleibt nur zu hoffen, dass die
zweite Staffel nicht drei Monate braucht, bevor sie richtig gute
Elemente ins Spiel bringt.
Autor/Quelle: Mark Wilson/About.com Übersetzung: Ulrike Waizenegger