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Indiana Jones und der Stein der Weisen Drucken E-Mail
Ein Wettlauf gegen italienische Faschisten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 14 Februar 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und der Stein der Weisen"
Originaltitel: "Indiana Jones and the Philosopher's Stone"
Bewertung:
Autor: Max McCoy
Übersetzer: Bettina Zeller
Umfang: 280 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1997 (Deutschland) bzw. 1995 (USA)
ISBN: 3-442-43535-7
Wo erhältlich? Die deutsche Übersetzung ist ausverkauft, es werden aber immer wieder Exemplare auf ebay und/oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: 1933: Indiana Jones ist gerade von einer Expedition aus Südamerika zurück, wo ihm Leonardo Sarducci, ein italienischer Archäologe, einen Kristallschädel vor der Nase wegschnappt hat. Kaum zurück an der Universität, sucht ihn das FBI auf, um ihn für eine Untersuchung zu rekrutieren. Das Voynich-Manuskript, ein altes Dokument, welches angeblich den Schlüssel zur Macht der Alchemisten enthält, wurde gestohlen. Jahrhundertelang hat man versucht, das Manuskript zu entschlüsseln – ohne Erfolg. Ist es jetzt möglicherweise jemandem gelungen? Das FBI vermutet, dass Leonardo Sarducci, der für Mussolini arbeitet, hinter dem Diebstahl steckt, und die Faschisten Italiens planen, mit dem Manuskript den geheimnisvollen Stein der Weisen aufzuspüren, der ewiges Leben verheißt, und mit dem sich Blei in Gold verwandeln lässt. Nach anfänglichem Zögern willigt Indiana Jones ein, sich auf diese gefährliche Mission zu begeben. Seine Untersuchung führt ihn von London über Rom bis in die Wüste Libyens, wo der Wettlauf um den Stein der Weisen schließlich entschieden wird…

Review: Offensichtlich war ich mit meiner Meinung rund um die Bücher von Martin Caidin – nämlich, dass sie abseits des Titels und dem Namen der Hauptfigur nichts mit "Indiana Jones" zu tun hatten – nicht allein, und so wurde dieser nach nur zwei Romanen wieder ausgewechselt, und durch Max McCoy ersetzt. Dessen erstes Indy-Abenteuer kommt vor allem auch im Vergleich zu Caidins furchtbaren Ergüssen geradezu einer Offenbarung gleich. Dies beginnt schon auf den ersten Seiten, als Indy sich auf die Suche nach dem Kristallschädel (der Film lässt grüßen!) begibt, die schon allein deutlich mehr Indiana Jones-Feeling verströmen als alle Romane von Caidin – aber auch Rob MacGregor – zusammen. Neben dem gänzlich anderen Konzept und Stil hinter den Romanen – die Übersinnlichkeit geht nicht mehr von Menschen, sondern nur mehr den Artefakten aus – der jenem der Filme näher ist, sorgt dafür auch vor allem der Humor, der bei den Vorgängern ja doch eher ein Schattendasein gefristet hat. So gibt Indiana Jones während des Romans immer wieder herrlich trocken-zynische Kommentare zum Besten, die ja auch ein wesentlicher Bestandteil der Filme waren. Schon allein dieses Element macht "Indiana Jones und der Stein der Weisen" sehr unterhaltsam. Generell gelingt es McCoy deutlich besser, die Figur von Indiana Jones, so wie wir ihn aus den Filmen kennen, einzufangen. Zugegeben, bei MacGregor konnte man die Abweichungen ja noch so erklären, dass dieser quasi den Werdegang zu eben dieser Person aus den Filmen beschreiben wollte. Caidins Charakterisierung war allerdings ein völliger Griff ins Klo. Demgegenüber versteht McCoy die Figur, was dazu führt, dass hier eben nicht einfach nur "Indiana Jones" auf dem Titel prangert, sondern man auch wirklich das Gefühl hat, ein weiteres Abenteuer mit unser aller Lieblingsarchäologen zu erleben.

Ein weiteres Plus ist der Auftritt von Sallah. Abseits von Marcus Brody haben sich ja sowohl McGregor als auch Caidin im Hinblick auf ein Wiedersehen mit aus den Filmen bekannten Figuren sehr zurückgehalten, und damit auch die Chance vertan, als Prequel zu fungieren. Zwar bietet sich McCoy hier insofern nicht die Möglichkeit, uns Indys erstes Aufeinandertreffen mit Sallah zu zeigen – dies hat nämlich bereits Les Martin im Zuge der "Young Indiana Jones"-Jugendbuchreihe erledigt. Dennoch fand ich es sehr schön, hier auf ihn zu treffen, und so wenn schon nicht ihr erstes Kennenlernen doch zumindest einen Teil der Vorgeschichte ihrer in "Jäger des verlorenen Schatzes" gezeigten Freundschaft mitzuerleben. Was McCoy meines Erachtens ebenfalls besser gelingt als seinen Vorgängern, ist es, sich abwechslungsreiche Action auszudenken, und diese auch durchaus packend zu beschreiben. Zwar hat mich zugegebenermaßen nicht jede seiner Ideen 100%ig überzeugt (dazu gleich) insgesamt ist "Stein der Weisen" aber auch in diesem Aspekt den Vorgängern überlegen – und das teilweise haushoch. Dem Roman ist darüber hinaus anzumerken, dass McCoy – ähnlich wie sein direkter Vorgänger Martin Caidin – einiges an historischer Recherche betrieben hat. Wer mehr über die Hintergründe der hier diesbezüglich enthaltenen Elemente erfahren will, bekommt in einem interessanten Nachwort dazu Gelegenheit. Auch das fand ich gelungen – und passt auch irgendwie zur damals produzierten "Young Indiana Jones"-TV-Serie (die ich mir im Übrigen bald auch noch vorknöpfen werde). Last but not least fand ich auch den gesamten Schreibstil von McCoy deutlich gelungener als bei MacGregor und Caidin – wobei dies zugegebenermaßen wohl der subjektivste Aspekt meiner Kritik sein dürfte. Aber insbesondere die ausführliche Beschreibung der Orte, die es einem ermöglichte, sich diese fast bildlich vorzustellen, hatten es mir angetan. Und dass ich auch der Action hier besser folgen konnte als bei den Vorgängern – und ich sie deshalb auch mitreißender fand – habe ich ja gerade schon erwähnt. Die größte Stärke im Vergleich zu den früheren Romanen ist und bleibt aber, dass es ihm deutlich besser gelingt, sowie die Figur von Indiana Jones so wie wir sie aus den Filmen kennen sowie das Flair der Abenteuer von Spielberg (insbesondere der ersten Trilogie) einzufangen. Dazu passt (ja man könnte sogar sagen gehört) auch, dass den Bösewicht hier durch das von ihm gejagte Artefakt sein Untergang ereilt.

Dies macht es auch leichter, ihm die nichtsdestotrotz auch vorhandenen Kritikpunkte zu verzeihen. Da ich es gerade angerissen habe: So gut die Action auch beschrieben ist, aber einzelne Einlagen wirken ein bisschen aufgesetzt. Hier ist vor allem die Art und Weise zu nennen, wie Indy doch noch auf das gerade gestartete Luftschiff gelangt. Generell etwas übertrieben, aber gerade auch im Hinblick darauf, dass er ja für die US-Regierung arbeitet, sollte man meinen, denen wäre es möglich gewesen, den Start um die paar Minuten hinauszuzögern. Apropos: Die Art und Weise, wie sich Indiana Jones dann doch noch dafür entscheidet, den Auftrag anzunehmen, fand ich auch etwas konstruiert. Ich meine, wie groß sind die Chancen, dass er bei seiner nächtlichen Odyssee genau in jenem Hotel landet, dessen Besitzer sich ebenfalls mit dem Voynich-Manuskript auseinandergesetzt hat? Das war dann doch ziemlich schwer zu schlucken. Zumal sich ja an der Art und Weise, wie ihn das FBI unter Druck gesetzt hat, und sogar dafür sorgte, dass er seinen Job verliert, nichts geändert hat. Jedenfalls gelang es McCoy nicht, seinen Meinungsumschwung für mich nachvollziehbar zu machen. Darüber hinaus fand ich die Story bei "Indiana Jones und der Stein der Weisen" teilweise doch ein bisschen sprunghaft. Dies ging so weit, dass ich mich gelegentlich aber ertappte, nochmal auf die Seite davor umzublättern, da ich kurz dachte, ich hätte da vielleicht irrtümlich etwas übersprungen. Erschwerend kommt hinzu, dass es McCoy trotz des Wettrennens rund um ein mächtiges Artefakt nie wirklich gelang, ein Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln. Und auch die Spannung hielt sich doch eher in Grenzen. Last but not least gibt es dann leider auch einen Bereich, im dem es Max McCoy nicht gelingt, seine Vorgänger zu übertreffen, und das ist die Liebesgeschichte. Das entsprechende Geplänkel zwischen Indy und Alecia weiß kaum zu überzeugen; umso mehr, als der im Hinblick auf den Fluch des Kristallschädels abergläubische Indy zum sonst so rational denkenden Archäologen aus den Filmen nicht passen will. Insofern ist dies der einzige Aspekt, wo McCoy im Hinblick auf die Darstellung der Figur nicht 100%ig ins Schwarze getroffen hat.

Fazit: Im Vergleich zum Querschnitt der MacGregor-Romane, insbesondere aber den katastrophalen Büchern von Martin Caidin, kommt Max McCoys erstes "Indiana Jones"-Abenteuer einer Offenbarung gleich. Es gelingt ihm ungleich besser, das Feeling der Filme einzufangen, und so dafür zu sorgen, dass man sich als Fan der Reihe von Beginn an zu Hause fühlt. Mindestens ebenso wichtig: Auch Indy selbst fängt er deutlich besser ein (während dieser bei den Vorgängern teilweise nicht wiederzuerkennen war). Die Action ist abwechslungsreich, und ebenfalls deutlich besser, bildlicher und packender beschrieben als bei seinen Vorgängern. Zudem merkt man "Indiana Jones und der Stein der Weisen" an, dass McCoy hier einiges an historischer Recherche betrieben hat, an der er Interessierte am Ende auch in einem Anhang teilhaben lässt. Der ganz große Wurf als Indy-Abenteuer ist zwar auch "Stein der Weisen" nicht. So waren mir einzelne unplausible Momente (der Zufall rund um den Kenner des Dokuments, die Art und Weise, wie Indy aufs Luftschiff gelangt, usw.) doch etwas ein Dorn im Auge. Die Liebesgeschichte ist zudem der eine Aspekt, bei dem es McCoy nicht wesentlich gelingt, sich im Hinblick auf seine Vorgänger verbessern. Auch fand ich die Handlung teilweise ein bisschen holprig. Vor allem aber mangelte es "Indiana Jones und der Stein der Weisen" leider an der nötigen Dringlichkeit, und damit auch Spannung. Insgesamt aber eine deutliche Steigerung zu MacGregor und (insbesondere) Caidin, und der erste "Indiana Jones"-Roman, den ich Fans der Filme bzw. der Figur – trotz der Schwächen – guten Gewissens empfehlen kann.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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