Originaltitel: Instinct
Episodennummer: 2x07
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 26. August 2005
Erstausstrahlung D: 30. August 2006
Drehbuch: Treena Hancock & Melissa R. Byer
Regie: Andy Mikita
Hauptdarsteller:
Joe Flanigan als Major John Sheppard,
Torri Higginson als Dr. Elizabeth Weir,
Rachel Luttrell als Teyla Emmagan,
Jason Momoa als Ronon Dex,
Paul McGillion als Dr. Carson Beckett,
David Hewlett als Dr. Rodney McKay.
Gastdarsteller:
Jewel Staite als Ellia,
John Innes als Zaddik,
Stephen Dimopoulos als Goran,
Tom Bates als Callup,
Nico McEown als Boy,
Blake Stadel als Young Zaddik,
Tanya Champoux als Screaming Woman,
Kayma Seamark als Young Ellia,
Jeff Robinson als Wraith u.a.
Kurzinhalt:
Als das Atlantis-Team die Kneipe eines neu entdeckten Planeten besuchen und von einem Dämon erfahren, der durch die Wälder streifen und sich immer wieder Leute aus dem Dorf holen soll, ist ihr Interesse geweckt – klingt das doch ganz so, als würde ein Wraith auf dem Planeten sein Unwesen treiben. Tatsächlich finden sie schon bald eine Höhle, die dem Wraith wohl als Versteck dienen dürfte. Doch statt eines ausgewachsenen, bedrohlichen Wraith finden sie dort vielmehr ein junges, verängstigtes Wraith-Mädchen vor. Von ihrem Ziehvater Zaddik, der sie vor Jahren gefunden und sich geschworen hat, sie vor den rachsüchtigen Dorfbewohnern zu beschützen, erfahren sie eine gar unglaubliche Geschichte: Angeblich ist es Zaddik gelungen, ein Serum zu entwickeln, dass den Hunger der Wraith stillt, ohne dass sie sich diese dafür an anderen Lebewesen laben müssen. Und ohne diesen ihr Leben dominierenden Instinkt ist Ellia zu einem mitfühlenden "menschlichen" Wesen herangereift. Doch wenn nicht Ellia hinter den Überfällen steckt, wer treibt dann in den Wäldern sein Unwesen? Und sagen Zaddik und Ellia dem Atlantis-Team auch wirklich die ganze Wahrheit?
Denkwürdige Zitate:
"Medical research? Not really my thing."
"And hunting Wraith?"
(Nach diesem berechtigten Einwand von Sheppard überlegt es sich McKay dann doch noch.)
Review (kann Spoiler enthalten):
Bisher waren die Wraith ja recht eindimensionale Bösewichte. Mit "Instinkt" schickt man sich nun an, ihnen Tiefe zu geben. Ellia ist eben nicht die typische Wraith. Von Zaddik gerettet und großgezogen, hat sie ihren Hunger so lange als möglich unterdrückt. Nachdem dieser schließlich übermächtig wurde, hatte sie keine andere Wahl, als sich zuerst an ihrem Ziehvater zu ernähren, und danach vom zweiten überlebenden Wraith des Absturzes zu profitieren. In dem sie dessen "Überreste" konsumierte, konnte sie verhindern, selbst zur Mörderin zu werden. In all der Zeit hat sie ihrem Vater gegenüber vorgespielt, dass sein Serum wirkt – und zumindest ich hatte den Eindruck, dass es ihr dabei weniger um sie selbst ging, als sie vielmehr ihn damit schützen wollte. Eben dies verleiht dem Ende dann eine herrliche Tragik: Ellia will nicht länger so leben, und schlägt deshalb jegliche Vorsicht in den Wind und nimmt das von Dr. Beckett entwickelte Retrovirus – von dem dieser erst direkt davor zu Zaddik meinte, dass dieses noch nicht fertig sein – in der Hoffnung, dieses könnte sie heilen. Stattdessen hat es leider den genau gegenteiligen Effekt: Sie beginnt sich vielmehr, zurückzuentwickeln, und die Instinkte des Zeckenwesens nehmen Überhand.
Letztendlich führt diese Entscheidung ihrerseits, die einzig und allein aus dem Grund getroffen wurde, andere zu beschützen, sowohl zu ihrem Tod, als auch jenem ihres Ziehvaters. Wenn sie das nicht zu einer der bislang tragischsten Figuren der Serie macht, dann weiß ich auch nicht. Wobei ihr Zaddik kaum nachsteht – nicht zuletzt auch, wenn wir am Ende dann erfahren, dass dieser eigentlich erst 34 Jahre alt war, aber da er Ellia eine Zeit lang "durchfütterte" frühzeitig gealtert ist. Letztendlich zahlt er für seine Güte den ultimativen Preis. Jedenfalls ist dieser tragische Ausgang für mich der mit Abstand größte Pluspunkt von "Instinkt". Mit gefällt aber auch die Gesellschaftskritik, die hier mitschwingt. Ohne die Vorurteile beim Großteil der Bevölkerung, ohne diesen wütenden Mob, von dem Zaddik ausgehen musste, dass er Ellia niemals würde akzeptieren können, wäre es vielleicht ganz anders gekommen. Allerdings: Das mit dem zweiten Wraith war irgendwie schon etwas bequem. Ich verstehe zwar, warum man sich auf Autorenseite dazu entschlossen hat – weil sonst wäre Ellia eine Mörderin und damit der Zuschauer wohl bedeutend weniger bereit gesehen, ihr seine Sympathie zu schenken – aber eine etwas einfache Lösung war es halt schon. Zumindest ich fragte mich jedenfalls unweigerlich, wie die Geschichte wohl ohne diesen bequemen Zufall verlaufen wäre. Auch das mit Figuren, die Dinge, die sie eigentlich nicht hören sollten, zufällig mitbekommen, ist ein sehr verbrauchtes Klischee. "Instinkt" war zudem wieder einmal eine landschaftlich überaus typische "Stargate"-Folge – Stichwort kanadische Wälder. Und als unbedingt spannend empfand ich die Folge jetzt auch nicht unbedingt. Dafür war sie wieder hochwertig inszeniert, bot die eine oder andere nett aussehende Location, und vor allem auch zu Beginn ein paar nette Effektaufnahmen. Aktuell ist jedenfalls aus meiner Sicht, nach einer noch etwas enttäuschenden ersten Staffel, bei "Atlantis" definitiv ein Aufwärtstrend erkennbar.
Fazit:
Nachdem man sie bisher doch eher dämonisiert hat, macht "Instinkt" nun einen großen Schritt, um die Wraith auch mal was anderes als Monster darzustellen. Vielmehr erweist sich Ellia als Opfer der Umstände, mit der man doch mitfühlt – insbesondere am Ende. Eben dieser tragische Ausgang war für mich generell die größte Stärke der Episode – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Ellia letztendlich genau das, was sie eigentlich mit dieser Aktion um jeden Preis verhindern wollte, erst recht auslöst. Und so haben Sheppard und Ronon am Ende keine andere Wahl, als sie zu töten. Auch ihr Ziehvater Zaddik bezahlt seine Barmherzigkeit mit dem Leben. Und auch die Offenbarung, dass dieser eigentlich erst 34 Jahre alt war, aber Ellia erlaubt hatte, sich von ihm zu ernähren, war – eben gerade auch in Verbindung mit dem Ende, das sein Opfer vergeblich machte – tragisch. Bis zu diesem starken Finale plätscherte "Instinkt" jedoch eher unaufgeregt vor sich hin. Und die ewig gleichen kanadischen Wälder machen sich langsam aber sicher auch wieder negativ bemerkbar. Etwas mehr Abwechslung in den gezeigten Landschaften würde beiden "Stargate"-Serien gut tun. Insgesamt war "Instinkt" aber eine wirklich gute Folge; zusammen mit der gerade schwächelnden Ur-Serie schickt sich "Atlantis" somit langsam aber sicher an, dem Vorgänger "SG-1" den Rang abzulaufen.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM/SyFy Channel)
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