Michelle Forbes hat die Ehre, die gleichermaßen bewundernswerte wie
umstrittene Figur Admiral Cain zu verkörpern. Im Interview, das wir als Teil unseres "Razor"-Specials veröffentlichen, spricht
sie über Cains Motive und weshalb sie nun ein großer "Galactica"-Fan
geworden ist.
Die Bilder im Interview einfach anklicken, um sie zu vergrößern.
Dies ist eine Übersetzung des Interviews, das Maureen Ryan von der Chicago Tribune in ihrem Blog "The Watcher" führte.
Maureen Ryan: Ich habe in einem
Artikel gelesen, seit du so viele harte Frauen in deiner Karriere gespielt
hast, wolltest du zuerst gar nicht die Rolle von Admiral Cain übernehmen.
Michelle Forbes: Absolut
richtig. Und tatsächlich wurde ich falsch zitiert. Ich sagte nicht
“stark”, sondern “ernst”. Als Schauspieler möchtest du so viel Vielfältigkeit
wie du bekommen kannst. Ansonsten wirst du die selbe Art Rolle immer und immer
wieder spielen.
Als sie zuerst auf mich zukamen, war ich nicht daran
interessiert einen weiteren stahlharten Charakter zu spielen. Aber
glücklicherweise war David Eick sehr nett und hat mir die DVDs, die
Pressevorführungen zugeschickt. Also die die DVDs erst mal gesehen hatte, war
es um mich geschehen. Ich konnte nicht
glauben, was ich dort sah. Es war labyrinthartig und komplex – die Art, die
Geschichte zu erzählen. Es war absolut zwingend.
Ich denke, die Serie ist sehr wichtig! Es ist selten, dass
man eine nihilistische Sichtweise auf die nahe Zukunft haben kann welche
auf verrückte Art trotzdem sehr hoffnungsvoll und menschlich ist. Und man kann die
Serie nicht wirklich einordnen. Ich denke, sie ist ScienceFiction, aber sie ist auch
ein Militärdrama, ein Familiendrama und sie ist auch ein Politdrama.
Ron More hat einfach einen sehr direkten Erzählstil.
Man fährt vor sich hin und wird von den Fragen getroffen,
die er aufbringt. Man sieht sich selbst in diesen Menschen, man erkennt seine
eignen Schwächen ihn ihnen wieder. Ich kann das.
Maureen Ryan: Cain war
offensichtlich eine sehr wichtige Figur im „Battlestar“-Universum. Es gab eine
große Nachfrage nach ihr unter den Fans und ich denke, das kommt in gewisser
Weise daher, dass es an ihr Dinge gibt, die sehr bewundernswert sind. Sie ist engagiert. Sie ist intelligent. Sie setzt sich selbst
nicht an erster Stelle. Denkst du, daß dies der Fall ist, daß sie gute
Qualitäten besitzt?
Michelle Forbes:
Das ist sehr richtig. Ich denke, es gibt immer einen Sinn in
diesem Universum und dass es darum geht, dass deine Zeit abläuft. Man muss
alles so gut es geht auf die Zukunft vorbereiten, was immer diese bringen mag.
Caine ist sich immer ihrer Moral bewusst und sie ist stets bereit ihr Leben zu
opfern und sie erwartet dasselbe von allen Menschen um sie herum.
Ich bin ein großer Fan von of Cesar Millan [Herausgeber von
„The Dog Whisperer“] und dieser sagt, dass Hunde von Natur aus einem Stark
Führer folgen werden. Sie werden niemandem mit wenig Tatkraft folgen und so ist
das bei Menschen auch. Wir wollen einer starken Kraft folgen, wir wollen
jemanden der uns furchtlos erscheint. Und das trifft auf Cain zu. Ich denke, dass es da etwas fesselndes und
beruhigendes gibt an der Art und Weise, wie sie ihren Job macht was immer
dieser auch kosten mag. Es gibt eine gewisse Sicherheit in dieser schwierigen
Zeit, im Krieg. Doch Menschen, die so denken, könnten fehl geleitet werden.
Maureen Ryan: Warst du erfreut,
wieder ihre Rolle übernehmen zu dürfen?
Michelle Forbes:
Ich war gespannt darauf, sie alle wieder zu sehen. An diesem
Punkt hätte ich jede Rolle übernommen, die mir Ron und David gegeben hätten, um
wieder dabei zu sein.
Und es kommt nicht oft vor, dass man eine Story spielen
kann, die in der Vergangenheit zurück liegt, über einen Zeitraum von Jahren.
Das war mir an meinem Charakter wirklich unbekannt. Es war wie rückwärts
Kochen. Ich ging zurück und sah mir alle Cain-Episoden aus der zweiten Staffel
nochmals an. [Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nämlich auch schon eine
andere Rolle in der neuen HBO Serie „In Treatment” welche im Januar ihre
Premiere feiert.] Es war schwierig für
mich, beide Rollen unter einen Hut zu bekommen [die unterschiedlicher gar nicht
sein könnten.
Maureen Ryan: Denkst du, als sie herausfand, daß
Gina ein Zylone ist, es sie in rage gebracht hat?
Michelle Forbes:
Es war ein massiver Verrat. Diese Frau ist äußerst verletzlich für jeden.
Aber sie erlaubt es sich nicht selbst. Dafür, dass sie diesen Schritt getan hat
und Ginas Liebhaberin wurde, hat ihr dieser ultimative Verrat das Herz
gebrochen, sie konnte es nicht begreifen.
Sie wurde in dieser Zeit stark
fehlgeleitet. Ich hatte dass Gefühl, dass sie manches mal Dinge getan hätte,
von denen sie in jenen fehlgeleiteten Momenten wusste, dass sie sie anders tun
würde. Und es gibt nichts, dass sie getan hat, dass nicht auch einige
Regierungschefs getan haben.
Es ist sehr grausam, was sie Gina antut hat. Es ist eine so große
Enttäuschtheit in ihr, doch ihr Pflichtgefühl verdeckt diese, ansonsten hätten
Dinge die getan werden mussten, nicht getan werden können. In Cain steckt eine
Menge Kummer. Es ist weniger Bestrafung als vielmehr ein Hilfsmittel für das
Ende.
Maureen Ryan: Welches Ende?
Michelle Forbes: Informationen
zu bekommen, die Linie zu ziehen... Was ich an Battlestars Schreibstil so mag,
ist, dass er zeigt, wie gute Menschen schlecht werden können und schlechte
Menschen seltsam gut sind. Wer von uns wüsste, welches das eigene Gesicht wäre,
wenn wir uns selbst in diesem Krieg befinden würden? Wer sind wir als Menschen in solchen extremen Überlebenssituationen?
Moore beantwortet diese Frage nicht, sondern lässt die Zuschauer passieren
und selbst darüber nachdenken und das ist so selten. Ich bin wirklich bewegt
wegen der Fragen die er stellt. Er predigt weder noch noch antwortet er mit
solch belanglosen Nonsense.
Eine Menge Fans sagen über Cain, sie sei verrückt, sie ist ein Psycho.
Denken Sie wirklich, sie ist verrückt? Ich jedenfalls nicht.
Ihre Situationen waren fataler [als die von Adama in früheren
Pegasus-Episoden], sie sagte 'Wir haben nicht den Luxus herumzusitzen und zu
diskutieren. Wir haben damit klar zu kommen und weiterzumachen oder wir werden
werden nicht mehr debatieren können’. Sie stellt auch das Überleben der
Galactica in Frage: 'Wie habt ihr nur so lange überleben können?’
Maureen Ryan: Ich sehe sie nicht als verrückt an.
Ich sehe sie als jemanden, der Entscheidungen getroffen hat. Ich stimme mit
diesen nicht überein, aber sie hat diese Entscheidungen aus einem Grund
getroffen.
Michelle Forbes:
Und ihr Schiff hat überlebt.
Maureen Ryan: Richtig.
Michelle Forbes:
Und das fesselnde an der Serie sind die größeren Fragen – wie sieht es mit
dem Willen zu überleben aus? Haben Sie das Buch „Man's Search for Meaning“ [Deutscher Titel: „Trotzdem Ja zum Leben
sagen"], sie auch von Viktor Frankl gelesen?
Maureen Ryan: Habe ich nicht.
Michelle Forbes: Es ist
ein wirklich faszinierendes Buch. Er ist einer der Begründer der „Viennese
School of Psychotherapy“. Er ist ein aufmerksamer Überlebenscamper. Er hat ein
verblüffendes Buch geschrieben. Weil er ein Psychologe war, sah er den
Menschlichen Kampf in jedem von uns, Gott eingeschlossen, eine Position zu
erreichen, die niemand von uns jemals sehen wird.
Und er fragt weiterhin, was ist es, dass einige Menschen hilft, zu überleben
und andere einfach sterben lässt? Wenn es dort nichts gibt wofür es sich zu
streben lohnt, woher kommt dann dieser Wille zu überleben? Das sind die Fragen,
welche die Serie stellt.
Maureen Ryan: Nach Cains Kenntnisstand gibt es
[nach dem Exodus auf Caprica] niemanden sonst. Es gibt keine anderen Menschen mehr im Universum. Ein Drittel
ihrer Crew ist tot. Und dank ihr überlebt die Pegasus und traf auf die
Galactica. Ihre Handlungen ermöglichten dies.
Michelle Forbes:
Das ist es in der Tat, was sie tat. Und auch die Galactica hatte viele
verschiedene Entscheidungen erlebt. Edward James Olmos’ Charakter wirkt absolut
faszinierend auf mich. Die fragen, mit denen sich William Adama konfrontiert
sah, waren ethische Dilemma und Fragen über Leben und Tod. Er hat sie nur aus
einer menschlicheren Sichtweise aus getroffen. Er hat nicht seine
Menschlichkeit und sein Mitgefühl verloren und er sagt sich dies immer wieder
aufs Neue. Das ist das wundervolle an dem Pegasus-Storyline in der 2. Staffel.
Es gibt diese beiden grundverschieden Sichtweisen nebeneinander und man konnte
sie ganz genau demonstrieren.
Maureen Ryan: Und am Ende von „Razor“ sagt Adama,
dass er Cain nicht verurteilt. Er war in einer anderen Position, mit einer
Menge Vertrauten die ihm beistanden.
Michelle Forbes:
Diese extremen Situationen und Fragen, welche die Serie aufbringt, müssen
wir uns stellen. Wie Adama schon früher in der Serie in einer Rede sagte: „Sind
wir es wert, zu überleben? Wer
sind wir? Wer sind wir geworden? Sind wir einfach Tiere geworden für die
es um das Überleben um jeden Preis geht?“ Das sind die wichtigen Fragen, die gestellt werden.
Ich liebe die Tatsache, daß die Serie diese Fragen stellt, aber eben nicht
im moralisierenden Sinne. Es ist so relevant in unserer heutigen Zeit, dass ich
manchmal eine Gänsehaut bekomme.
„BSG“ und „The Wire“ sind die am besten geschriebenen TV-Serien zur Zeit. Du
kannst nicht einfach ein und wieder ausschalten. Es ist keine mittelmäßige
TV-Unterhaltung. Zeitweise hat auch „The Wire“ sofantastische und komplexe
Stories dass ich wünschte, immer ein Notizbuch dabei zu haben.
Es ist eine wirklich aufregende Zeit, Teil des Fernsehens zu sein. Ich bin
so glücklich, an solch herrlich
ungewöhnlichen und interessanten Serien beteiligt zu sein. Es gibt noch sehr
viele Serien die sich hier eine Scheibe abschneiden können.
Für BSG gilt, dass es mir noch nie passiert ist, dass ich Gastauftritte in
einer Serie hatte und danach ein noch größerer Fan dieser Serie wurde. Ich bin
sehr verliebt in diese Gemeinschaft [die BSG-Crew] Sie sind wundervolle Menschen mit einer
fantastischen Crew. Und das ist nicht nur das Geschwätz eines
Schauspielers [lacht].
Quelle: The Watcher - by Maureen Ryan
Mehr über "Battlestar Galactica - Razor" findest du in unserem Special: >> Hier klicken!
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