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Star Trek - TNG: Widerstand Drucken E-Mail
Die Borg kehren (wieder einmal) zurück... Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 10 Dezember 2007
 
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Titel: "Widerstand"
Originaltitel: "Resistance"
Bewertung:
Autorin: J.M. Dillard
Übersetzung: Bernd Perplies
Umfang: 277 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 2009 (D) bzw. 2007 (USA)
ISBN: 3-9412-4862-6
Kaufen: Deutsch, Englisch
 

Klappentext: Die U.S.S. Enterprise ist bereit, zur Flotte zurückzukehren. Das große Raumschiff - das den tödlichen romulanisch-remanischen Angriff nur mit Hilfe von Datas ultimativem Opfer überleben konnte - wurde wiederhergestellt. Nach der Abreise des Ersten Offiziers William Riker und Deanna Troi, dem Counselor des Schiffes, muss Picard zwei seiner zuverlässigsten Berater ersetzen. Eine Vulkanierin übernimmt die Stelle des Schiffscounselors. Als seine Nummer Eins hat Captain Picard nur einen Kandidaten: Worf. Doch der Klingone verweigert die Beförderung. Und Picard spürt, dass sein neuer Counselor Worf nicht akzeptiert.

Die Sternenflotte übergibt der Enterprise einen einfachen Auftrag, ideal für einen Testflug. Picard ist zuversichtlich, dass dies die Gelegenheit ist, seine neue Mannschaft zu formen und die Schatten des Krieges hinter sich zu lassen. Noch bevor die Mission beginnt, hört Picard erneut das Lied des Borg-Kollektivs. Admiral Janeway ist davon überzeugt, dass die Borg zerstört sind und keine Gefahr mehr darstellen. Doch Picard weiß, dass sie unrecht hat. Wenn er nicht umgehend handelt, wird die gesamte Föderation bald unter der Herrschaft ihres schlimmsten Gegners stehen…

Kurzinhalt: Nach monatelanger Reparatur hat die Enterprise endlich wieder das Weltraumdock verlassen, um zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Captain Picard freut sich schon auf eine erstaunlich routinemäßig und unaufregend klingende Mission, in der er zwei verfeindeten Völkern zu mehr gegenseitigem Verständnis helfen soll. Ein erstaunlich ruhiger erster Einsatz, der Picard auch Gelegenheit geben soll, seine aus zahlreichen neuen Offizieren bestehende Crew besser kennen zu lernen und zu einem perfekt funktionierenden Uhrwerk zusammenzuschweißen. Doch dazu kommt es leider nicht, denn statt der erhofften ruhigen Mission muss die Enterprise gleich bei ihrem ersten Einsatz eine schreckliche Feuerprobe bestehen: Zunehmende Alpträume und leise – leider nur zu bekannte Stimmen in seinem Kopf überzeugen Picard schon bald davon, dass die Rückkehr der Borg kurz bevorsteht. Tatsächlich befinden sich diese bereits im Alphaquadranten und sind in einem Kubus von noch nie gesehenen Ausmaßes dabei, eine neue Königin zu züchten. Picard setzt alles daran, diesen Prozess zu stoppen, doch eine erste Mission zur Vernichtung der Borg-Königin schlägt fehl. Verzweifelt nach weiteren Optionen ringend, trifft er schon bald eine schreckliche Entscheidung…

Review: In den letzten Jahren vor der TV-Absetzung sah man bei Star Trek immer stärker eine Trendumkehr – weg von dem Erforscher-Gedanken, dem "to boldly go where no man has gone before", hin zu belanglosen Abenteuergeschichten und Action. Von diesem Neustart der TNG-Reihe hatte ich mir nun erhofft, man würde endlich wieder zum Grundgedanken von Star Trek zurückkehren, stattdessen wurden die Borg zum x-ten Mal aus dem Hut gezaubert, um für etwas Wirbel zu sorgen. Nun, ich muss gestehen… wenn man schon meint, eine spannende, actionreiche Geschichten erzählen zu müssen, sind die Borg – auch wenn sie in den letzten Voyager-Jahren leider stark an Bedrohlichkeit eingebüßt haben – wohl immer noch die beste Wahl. Etwas, dass man von J.M. Dillard leider nicht behaupten kann, die damit beauftragt wurde, diese Idee auf Papier zu bringen.

Dillard hat bisher vor allem Romane zu Star Trek-Filmen geschrieben, wo sie sich was Spannungsaufbau etc. betrifft sehr stark am Drehbuch orientieren konnte. Da sie kaum eigene Ideen eingebracht hat, war die Qualität der Romane mit jener der dort nacherzählten Filme praktisch identisch. Bei "Widerstand" fehlt ihr allerdings diese Grundlage, und das merkt man leider auch. Es ist wirklich erschreckend, wie unspannend und unatmosphärisch dieser Roman – der immerhin den bedrohlichsten und besten Feind von TNG zurückholt – ausgefallen ist. Dillard ist es nicht im geringsten gelungen, dass sich daraus ergebende Potential auszuschöpfen. Ja selbst die Voyager-Autoren, die den Borg aufgrund der zahlreichen Auftritte viel von ihrem Schrecken genommen haben, haben hier immer noch bessere Arbeit geleistet als Dillard.

Ganz deutlich fällt dies bei den Szenen aus dem Borg-Schiff auf. Ich erinnere mich noch gut an die ersten entsprechenden Folgen, die mir damals einen kalten Schauer über den Rücken gejagt haben. Andere Autoren haben über die Jahre hinweg gezeigt, dass es möglich ist, dieses Gefühl erfolgreich aufs Papier zu bringen – allen voran natürlich Peter David, der mit "Vendetta" den meines Erachtens immer noch besten Star Trek-Roman aller Zeiten verfasst hat. Dillard scheitert jedoch leider an dieser Aufgabe. "Widerstand" fehlt es fast völlig an Spannung, man vermisst sämtliche bedrohliche Atmosphäre, und auch die Action wird nicht mitreißend erzählt. Stattdessen wirkt das Ganze wie eine oberflächliche und recht unmotivierte Aufzählung von Ereignissen, die jedoch beim Leser nicht die geringste Wirkung entfalten kann.

Ich gebe zu, dass Dillard teilweise dadurch gehandicapt wird, dass man die meisten Figuren auf der Enterprise leider nicht mehr kennt – dementsprechend egal ist einem ihr weiteres Schicksal. Nichtsdestotrotz ist es jedoch schon vielen anderen Autoren gelungen, dass man mit bis dahin völlig unbekannten Charakteren schnell eine Bindung aufbaut und entsprechend mit ihnen mitfühlt und mitleidet. Insofern ist sie auch was diesen Kritikpunkt betrifft nicht gänzlich frei von Schuld – und schadet dem Roman damit gleich doppelt, da die zahlreichen Seiten, die auf die Vorstellung von Figuren ver(sch)wendet werden, die dann ohnehin schnell mal draufgehen, die Handlung nur unnötig aufhalten und damit aufs Tempo und auch auf die Spannung drücken.

Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt ist, dass viele Wendungen unheimlich konstruiert erscheinen und u.a. deshalb nicht die gewünschte Wirkung entfalten können. Exemplarisch sei die Entscheidung von Picard erwähnt, sich wieder in Locutus zu verwandeln. Der Grund, warum ihm dies notwendig erscheint, wollte sich mir einfach nicht erschließen. Es wirkt sehr unglaubwürdig und absolut nicht nachvollziehbar – von den damit einhergehenden logischen Mängeln ganz zu schweigen (So muss man sich schon wundern, dass die entsprechende Ausrüstung bei der Zerstörung der Enterprise D und den zahlreichen späteren Kämpfen der Enterprise E, darunter die starken Schäden im Kampf mit Shinzon, nicht verloren gegangen ist. Seltsam auch, dass Picard derart belastende Erinnerungsstücke mit sich herumschleppt).

Deutlich schlimmer ist aber noch, dass auch jene Szenen in denen sich Picard in Locutus verwandelt bzw. danach in entsprechender "Verkleidung" auf dem Borg-Schiff wandelt, nicht die geringste Wirkung entfalten. Dillard gelingt es nicht, dem Leser begreiflich zu machen, wie schrecklich diese Erfahrung für Picard sein muss. Auch schafft sie es nicht, quasi den Leser selbst in Picards Haut zu stecken und ihn in gewisser Weise am eigenen Leib spüren zu lassen, wie schrecklich es sein muss, sich in einem Körper voller Borg-Implantate zu befinden, zu jeder Sekunde mit der Gefahr konfrontiert, assimiliert zu werden und (erneut) jeglichen freien Willen zu verlieren und zu einem Werkzeug der Zerstörung der eigenen Freunde eingesetzt zu werden. Die mit verhältnismäßig einfachen Mitteln inszenierten Szenen aus "Best of Both Worlds" waren jedenfalls deutlich atmosphärischer, erschreckender, furchteinflössender und einfach insgesamt wirkungsvoller als alles, was Dillard dem Leser hier vorsetzt.

Ein weiteres Problem von "Widerstand" – das man Dillard allerdings nun wirklich nicht vorwerfen kann – ist die Tatsache, dass es sich durch die zahlreichen neuen Figuren und die vielen alten Bekannten die leider fehlen einfach nicht mehr wie TNG anfühlt. Erst wenn man "Widerstand" liest, weiß man die Dynamik der alten Crew und den Beitrag, den jeder einzelne (ja sogar Troi) dazu geleistet hat, so richtig zu schätzen. Vor allem Data habe ich wirklich schmerzlich vermisst. Man mag über die Entscheidung der Drehbuchautoren, den Androiden am Ende von "Nemesis" sterben zu lassen denken was man will (ich halte es für eine völlig unnötige Wendung, der es an Nachhaltigkeit und an Bedeutung gefehlt hat, und die nicht im geringsten an Spocks Aufopferung herankam), aber für die Zukunft von TNG – egal ob im Kino oder auf Papier – ist es ein Manko, dass sich nur schwer überwinden lässt, und an dem zumindest Dillard scheitert.

Insofern ist für mich auch nicht nachvollziehbar, warum man nicht das kleine Schlupfloch, dass die Filmemacher in "Nemesis" eingebaut haben, um Data zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht doch wieder zurückzubringen, nicht genutzt hat. Es spricht ja niemand davon, dass Data auf einmal wieder voll und ganz da sein soll, so als wäre nichts geschehen. Aber zumindest mal sein Wissen und auch annährend seine Persönlichkeit wieder in Gestalt von B4 zurückzuholen, hätte nun wirklich nicht geschadet. Man stelle sich vor, Data's Persönlichkeit hätte in B4 wieder zum Leben erweckt werden können, nur dass er wieder ohne Emotionen leben muss. Gleichzeitig erinnert er sich aber daran, schon einmal Emotionen erlebt zu haben, und sehnt sich daher noch um so mehr danach. Das hätte doch einigen Stoff für interessante Geschichten hergegeben, findet ihr nicht? Stattdessen wird B4 gleich auf den ersten Seiten zur Erde geschickt, wo er – ähnlich wie man das mehr als ein Jahrzehnt zuvor schon mit Data machen wollte – auseinandergenommen und eingehend studiert werden soll. Damit schneiden sich die verantwortlichen leider ins eigene Fleisch.

Von den Neuankömmlingen auf der Enterprise erscheint mir eigentlich nur T'Lana einer eingehenderen Betrachtung wert, da keine der anderen Personen lang genug am Leben ist, als dass es sich auszahlen würde sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Durch die Tatsache, dass sie sich leider so arrogant verhält wie die Vulkanier in "Enterprise" (was allerdings nicht wirklich zur bisherigen Darstellung dieser Rasse in TNG passen will), macht man es dem Leser nicht gerade leicht, sie mit offenen Armen zu empfangen. Auch dass man sie in weiterer Folge gänzlich auf Konfrontationskurs mit den vom Leser natürlich hochgeschätzten Picard gehen lässt, schadet der Figur stark – so "logisch" es für die Figur auch sein mag, sich so zu verhalten. Den Vogel schließt Dillard dann aber schließlich mit der Idee ab, zwischen T'Lana und Worf, die sich beide dem jeweils anderen gegenüber äußerst kühl verhalten, bestünde eine gewisse Anziehung. Etwas, dass man als Leser allerdings nur dadurch merkt, dass Dillard uns dies in den Gedanken der Figuren schildert – denn nachvollziehen bzw. "spüren" kann man es auf den Seiten leider nicht im geringsten.

Zugegeben, ganz so schlecht wie hier beschrieben ist der Roman dann auch wieder nicht. Er wurde nur selten langweilig, und Dillards Schreibstil mag zwar keine Offenbarung sein, befindet sich aber wenigstens auch nicht auf Kindergartenniveau, wie man das teilweise im Bereich der Star Trek-Romane leider auch schon erleben musste. Die Figuren sind soweit gut getroffen, auch wenn sie leider nicht die Möglichkeit erhalten, viele Facetten ihrer Persönlichkeit zu zeigen. Und zwischendurch gibt es immer wieder gute Momente und Entwicklungen, die zu überzeugen vermögen. Den neuen Figuren mag es zwar nicht gelingen, einem ans Herz zu wachsen, dennoch müssen sie sich wenigstens nicht den Vorwurf gefallen lassen, einfache Kopien von bereits bekannten ST-Charakteren zu sein. Zudem ist der Roman durchaus flüssig geschrieben, und auch wenn er nicht durchgehend gute Unterhaltung bietet und sich vor allem in den actionreicheren Szenen aufgrund der mangelnden Spannung und Atmosphäre einige Längen einschleichen, so wird er dennoch nur selten langweilig.

Am Ende hätte Dillard dann schließlich die Möglichkeit gehabt, ihrem zwar nicht langweiligen, aber nichtsdestotrotz weniger gelungenen Roman durch eine üble Wendung nicht unwesentlich aufzuwerten. Dann nämlich, wenn am Ende Beverly Crusher gestorben wäre, um ihre Liebe Jean-Luc Picard zu retten. Ich bin mir sicher, dass mir hier einige langjährige Star Trek-Fans nicht zustimmen werden, aber ich finde die Idee faszinierend, dass Picard nur so kurz nachdem er Beverly nun endlich gewonnen hat und eine innige Beziehung zu ihr eingegangen ist, sie wieder verliert – noch dazu in gewisser Weise durch sein Verschulden. Eine entsprechende Wendung hätte das Potential zu jener Nachhaltigkeit besessen, die dem Tod von Data leider fehlt, der zwar eine nicht zu füllende Lücke erzeugt, davon abgesehen aber keine der Figuren sonderlich beeinflusst hat. Ich hätte es jedenfalls interessant gefunden, in den weiteren Romanen der Reihe zu lesen, wie ein verzweifelter und verbitterter Picard versucht, mit Beverly's Tod fertig zu werden. Aber leider hat es entweder der Autorin oder den Verantwortlichen im Hintergrund am entsprechenden Mut gefehlt.

Fazit: Dass eine Geschichte mit dem (trotz der Überbeanspruchung in Voyager) immer noch bedrohlichsten Feind aus TNG derart unatmosphärisch ausfällt, ist wirklich eine Schande, und geht allein aufs Konto von J.M. Dillard, die sich ähnlich wie in ihren Romanen zu den Filmen fast ausschließlich auf eine unmotivierte Aneinanderreihung von Szenen konzentriert, ohne sich darum zu kümmern, diese auch stimmungsvoll zu gestalten. Auch was die Spannung betrifft bleibt "Widerstand" leider vieles schuldig. Die neuen Crewmitglieder sind einem relativ egal, und bei den wohlbekannten Figuren scheint ein Ableben zu unwahrscheinlich, als dass man sich groß um sie sorgen würde. Hier hätte eine üble Wendung am Ende – zumindest für die weiteren Romane der Reihe – Abhilfe schaffen und auch "Widerstand" noch einmal deutlich aufwerten können, doch dafür fehlte es leider am nötigen Mut. Und so bleibt der Roman eine zwar flüssig geschriebene und selten langweilige, aber nichtsdestotrotz enttäuschende Fortsetzung der "2nd Decade", der es kaum gelingt, das zweifellos vorhandene Potential auszuschöpfen…

Christian Siegel

Bewertung: 2/5 Punkten


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