Im Zeitalter des
Internets mit seinen nahezu unbegrenzten Möglichkeiten werden
viele Menschen seit einiger Zeit auch gerne selbst zum Regisseur oder zur Regisseurin –
aber nicht à la Steven Spielberg oder Quentin Tarantino. Mit
Hilfe von Freeware-Schnittprogrammen kann jeder ziemlich einfach und
ohne jegliches Wissen sehr schnell am PC daheim sein erstes eigenes
Video zusammenstellen. Ein paar Special-Effects und Slow-Motions
peppen die Sache ein wenig auf – und man will ja kein Egoist sein,
sondern möchte, dass sich andere auch daran erfreuen. Also
richtet man einen Account bei YouTube, MyVideo oder irgendeinem
anderen entsprechenden Portal ein, und lädt dort schön brav
sein Meisterwerk hoch. Noch ein paar Zeilen dazuschreiben, um zu erklären, worum es
in dem Video geht... ein paar Schlagworte, damit andere den Beitrag
finden können … eh voilà! Schon gehört man zu den
vielen, vielen Menschen auf der ganzen Welt, die sagen können:
Ich habe ein eigenes Video gemacht! Um was es in diesen
zusammengeschnippelten Werken geht, ist dabei jedem völlig
selbst überlassen. Und wer sich die Arbeit mit der
Materialsuche, der passenden Musik usw. nicht antun will, der kann
sich einfach nur entspannt zurücklehnen, und die anderen
arbeiten lassen.
Zur letzteren Gruppe habe
ich selbst noch bis November vergangenen Jahres gehört. Doch
eine sehr gute Freundin von mir – die fleißige Vertreterin der
ersten Sorte war – beeindruckte mich mehr und mehr mit ihren selbst
erstellten Videos. Zumal ich meist die Ehre hatte, ihre Werke
vor allen anderen zu sehen, weil ich ihr persönlicher
„Bulldozer“ war. Mein Job war es, ihre Videos zu begutachten und
ihr zu sagen, was ich gut und was ich schlecht daran fand und nach
Möglichkeit Verbesserungsvorschläge zu machen. Da ich ein
durchaus offener Mensch bin, der sagt, was er denkt, habe ich einige
ihrer ersten Werke eher nur in Stücken am Leben gelassen – der
Rest wurde „gebulldozert“. Wer jetzt denkt, dass ich fies sei,
dem sei versichert, dass meine Freundin mir immer wieder gesagt hat,
wie dankbar sie für meine Kritik und für die
Verbesserungsvorschläge war. Und ich muss ehrlich sagen –
inzwischen finde ich eigentlich so gut wie nie mehr was zum „Bulldozern“.
Also war ich in meinem bisherigen Job als Videokritikerin
„arbeitslos“. Ein neue Aufgabe musste her, und es kam ziemlich
schnell die Idee auf, dass ich doch einfach die Seiten wechseln
könnte! Also machte ich mich mit einem Video-Schnittprogramm
vertraut und begann Ende November 2006 mit der „Arbeit“. Mir war klar,
dass ich ein Video zu Doctor Who mit dem zehnten Doctor David Tennant
machen wollte. Doch was genau? Und die Kardinalsfrage war: Zu welchem
Lied? Nun kann man sich natürlich verrückt machen, und
sämtliche MP3-Files, die auf dem Rechner in irgendwelchen
hintersten Ecken der Festplatte schlummern, durchsuchen, oder aber
man lässt es auf sich zukommen. Kleiner Tipp – der zweite Weg
ist der Angenehmere! So kam es, dass ich im Radio den Song
„Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd hörte (das
Original – nicht die neue Coverversion von Eric Prydz). Und auf
einmal hatte ich die letzten beiden Folgen der zweiten Staffel von
Doctor Who vor Augen und ich wusste mit einem Schlag, dass ich dieses
Lied hernehmen würde und weclhes Thema ich behandeln
wollte.
Bevor ich jetzt hier
allzu sehr in langweilige Einzeldetails versinke und haarklein erkläre, wie
man nun einzelne Szenen aus den Folgen herausschneidet, komme ich
lieber darauf zu sprechen, was es für ein Gefühl ist,
selbst Regisseur/-in zu sein! Denn wenn man sieht, wie das eigene Video
wächst und wächst, wird man richtig stolz auf das, was man
gerade erschafft. Von daher ist es durchaus zu verstehen, wieso
YouTube vor Fanvideos überquillt. Je nach dem wie viel Zeit man
hat, und wie viel Herzblut man in sein Video steckt, ist man dann
früher – oder eben erst etwas später – fertig.
Ich weiß ehrlich
gesagt gar nicht mehr genau, wie lange ich gebraucht hab, aber es
waren schon mindestens einige Tage. Doch bevor ich die Welt mit meinem Werk
beglücken konnte, durfte zur Abwechslung nun mal meine Freundin
als „Bulldozer“ ran. Sie hat sich gefreut wie ein Schneekönig,
dass sie endlich mal ein Video „exterminieren“ (die Daleks rufen
immer so schön „Exterminate!“, bevor sie jemanden in seine Bestandteile auflösen) durfte. Als ich ihre
Verbesserungsvorschläge dankbar eingearbeitet hatte und das
Video neu erstellt war, ging es dann (wegen Weihnachten und Silvester
mit einiger Verzögerung) im Januar zum Video-Giganten YouT ube.
Wenn das Video endlich
hochgeladen ist (je nach dem, über welche Internetverbindung man verfügt, kommt einem das wie eine halbe Ewigkeit vor), beginnt die große
Spannung: Zuallererst wird man damit überrascht, was für
ein Bild aus dem Video von Youtube generiert wird. Dieses Bild wird
dann immer bei der Videobeschreibung mit angezeigt. Leider hat man
keinerlei Einfluss darauf, welches Bild man nun bekommt und sehr oft
sind es nicht gerade die aussagekräftigsten Bilder. Aber was
soll’s, wie gesagt, ändern kann man es eh nicht! Sobald das
Video dann auch wirklich für die Allgemeinheit zugänglich
ist, beginnt die nächste Warteperiode. Ich persönlich
konnte es überhaupt nicht erwarten, bis ich meine erste
Bewertung erhielt... und noch spannender war es als ich meinen ersten Kommentar über
das Video bekam. Glücklicherweise war es ein Lob. In
diesem Moment fühlte ich mich überglücklich, denn durch positives
Feedback ist man dann doch sehr bestärkt in dem, was
man geschaffen hat. Und ich hatte so natürlich viel mehr Lust, das
nächste Werk anzufangen!
Ich würde mich
natürlich freuen, wenn der eine oder andere mal in meinen Account
reinschauen würde unter http://www.youtube.com/Uliamos
Bisher finden sich dort zwar nur Doctor-Who-Videos, aber ich möchte
dann mal bei Gelegenheit etwas über den Tellerrand rausschauen
und auch zu anderen Serien etwas erstellen. Sehr zu empfehlen ist
auch der Account einer Freundin von mir unter http://www.youtube.com/maggi137
Sie ist schon wesentlich länger im Bereich des Video-Machens
tätig, von daher findet man bei ihr natürlich viel mehr
Videos als bei mir, und vor allem auch über andere Serien, z.B.
24. Über unsere Profile findet man dann unter „Subscriptions“
Links zu anderen Usern auf Youtube, deren Videos wir gerne sehen.
Also denn, falls sich
irgendwer berufen fühlt, sich auch in die Welt der Fanvideos zu
begeben, ich wünsche viel Spaß und gutes Gelingen...
Ulrike Waizenegger
Über ihre Fandom-Aktivtäten erzählte uns Ulrike Waizenegger bereits in der 8. Ausgabe unserer Kolumnenreihe "A GEEKs LiFE" unter dem Motto "Circle of Life" . Neben dem Basteln von FanVideos und dem gelegentlichen Verfassen von Kolumnenbeiträgen ist Ulrike auch bei "WUP", dem "Dr. Who Untertitel Projekt" in der ScienceFiction-Community als Übersetzerin aktiv.
|