Originaltitel: North Star
Episodennummer: 3x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 12. November 2003
Erstausstrahlung D: 08. Januar 2005
Drehbuch: David A. Goodman
Regie: David Straiton
Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Emily Bergl als Bethany,
Glenn Morshower als Sheriff MacReady,
James Parks als Deputy Bennings,
Paul Rae als Bartender,
Steven Klein als Draysik,
Gary Bristow als Stablehand,
Alexandria M. Salling als Skagaran Girl,
Jon Baron als Skagaran Boy u.a.
Kurzinhalt:
Mitten in der delphischen Ausdehnung macht die Enterprise NX-01 einen unglaublichen Fund: Auf einem abgelegenen Planeten findet man eine menschliche Kolonie, die sich auf dem technischen Stand des 19. Jahrhunderts befindet. Doch wie sind diese Menschen dorthin gelangt? Archer, Trip und T'Pol fliegen zum Planeten runter, um mehr in Erfahrung zu bringen. Schon bald erfährt Archer, dass die Siedler einst von außerirdischen, den Skagaranern, entführt und auf diesem Planeten ausgesetzt wurden, um für sie Sklavenarbeit zu verrichten. Doch eines Tages führte Cooper Smith die Menschen in die Freiheit. Seither werden wiederum die Skagaraner unterdrückt. Sie nehmen in der Gesellschaft eine niedere Stellung ein, das Lesen und Schreiben ist ihnen verboten, und so weiter. Auch mit Verurteilungen und Hängungen ist man bei Skagaranern schnell bei der Hand. Während der Sheriff seinen Deputy und dessen skrupellose Männer frei gewähren lässt, gibt es auch ein paar Siedler, denen die Behandlung der Skagaraner ein Dorn im Auge ist. Darunter auch die Lehrerin Bethany, mit der sich Archer schon bald anfreundet. Doch als man sie dabei erwischt, wie sie in der Nacht skagaranische Kinder unterrichtet, wird sie festgenommen und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Ein Unrecht, das Archer nicht widerstandslos hinnehmen kann…
Denkwürdige Zitate:
"Do you have any experience riding these animals?"
"I've seen every John Ford Western."
(Na das sind doch beste Voraussetzungen!)
"Excuse me. Can I get some more coffee before you shoot him?"
(Captain Archer versucht, die angespannte Lage in der Bar zu entschärfen.)
"I'd like to learn more about the Skagarans."
"Everyone knows about the Skagarans."
"There aren't any where I come from."
"Where's that?"
"Up north, quite a ways."
(Ja, so kann man's ausdrücken.)
Review:
Wäre ich zynisch, würde ich "Faustrecht" als relativ billigen Versuch der "Enterprise"-Macher abtun, die nach der Absetzung ihrer Serie enttäuschten "Firefly"-Fans anzulocken und aufzugabeln (wobei man natürlich schon auch festhalten muss, dass "Firefly" die Kombination SF und Western nicht erfunden hat, und sich "Star Trek" u.a. bereits mit der TOS-Folge "Wildwest im Weltraum" sowie der TNG-Episode "Eine Handvoll Datas" daran versucht hat). Bin ich aber zum Glück nicht, weshalb es mir relativ vorurteilsfrei und ungetrübt gelungen ist, diese Episode zu genießen. Zugegeben, "Faustrecht" mag weder die originellste noch die komplexeste oder faszinierendste "Star Trek"-Folge aller Zeiten sein – aber im Gegensatz zu so manchen früheren "Enterprise"-Episoden ist es ihr wenigstens gelungen, mich sehr gut zu unterhalten. Als besonders positiv sticht dabei im Vergleich zu früheren eher auf Action und/oder Unterhaltung zugeschnittenen Folgen der Serie auf, dass bei "Faustrecht" diese Attribute nicht gleichbedeutend mit "belanglos" sind. Denn nach einem humorvollen Einstieg (mir Trips ersten Reitversuchen) und einer Hommage an altbekannte Westernklischees (der einsame Cowboy in einer fremden Stadt) nutzt man das Western-Setting für eine (zumindest für Enterprise-Verhältnisse) erstaunlich anspruchsvolle Episode über Rache, Hass und Unterdrückung.
Sehr positiv fand ich diesbezüglich auch, dass der Konflikt nicht auf eine eindeutige Schwarz-Weiß-Zeichnung heruntergebrochen wird. Ja, natürlich wird der Deputy als ganz böse und die Skangaraner als besonders gut, freundlich, liebenswürdig und harmlos dargestellt – doch aufgrund der moralisch zwar durchaus fragwürdigen aber dennoch nachvollziehbaren Einstellung des Sheriffs sowie der zwiespältigen Geschichte der Kolonie wird dieses Konzept doch deutlich aufgeweicht. Fakt ist: Die Skangaraner sind an der momentanen Situation nicht ganz unschuldig, wenngleich die Menschen natürlich in der Verteidigung ihrer Freiheit weit über das Ziel hinausgeschossen sind. Somit hat keine der beiden Seiten einen moralisch höheren Standpunkt für sich gepachtet. Ebenfalls erwähnenswert: Die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Archer und Bethany, die erfreulicherweise vollständig auf allzu romantisch aufgesetzte Untertöne oder gar einer Herumknutscherei wie in "Die Saat" verzichtet, und in ihrer subtilen Art sogar etwas an die Beziehung zwischen Picard und Lilly in "Der erste Kontakt" erinnert. Am Ende wird uns dann, wie es sich trotz aller anspruchsvollerer Untertöne für eine richtige Western-Folge gehört, ein typischer "High Noon"-Showdown präsentiert, der nicht nur eine Hommage an einige Western-Klischees bietet (wie die gezoomte Einstellung auf Archer und seine Kumpanen), sondern auch wirklich hervorragend inszeniert wurde – meines Erachtens die bisher beste Schießerei der Star Trek-(Fernseh)Geschichte. Für mich auch beachtlich: Die gezeigte Gewalt. So habe ich bei Archer's glattem Durchschuss schon mal kurz die Luft angehalten – so etwas ist man von Star Trek nun wirklich nicht gewohnt. Schade nur, dass man danach Stehaufmännchen Archer wieder als unbesiegbaren Superhelden darstellen musste, der trotz Schusswunde in der Schulter brav weiterkämpft und den Pösen Purschen natürlich ei(ge)nhändig besiegt. Ärgerlich, aber angesichts der Qualität der restlichen Folge, die noch dazu mit der Szene zwischen Bethany und Archer auf der Enterprise bzw. der nachfolgenden Szene in der Schule auf berührend-ansprechende Art und Weise abgeschlossen wurde, durchaus entschuldbar.
Fazit:
Zugegeben, ein Western-Setting in eine SF-Serie einzubinden, war anno 2004 nun wahrlich keine übertrieben originelle Idee mehr – und gerade auch angesichts der Absetzung von "Firefly" kurz zuvor mag sich einem der Verdacht aufdrängen, dass man hier in fremden Gefilden fischen wollte. Die Erklärung der menschlichen Kolonie so fernab von der Erde weckt wiederum Erinnerungen an "Stargate". Und um die Kritik abzuschließen: Dass übertriebene Helden-Syndrom bei Archer am Ende hätte sich sein müssen. All diese Makel fand ich aber insofern verschmerzbar, als ich "Faustrecht" – als sowohl großer Western- als auch Science Fiction-Fan – höchst unterhaltsam fand. Die Episode ist phantastisch inszeniert (wobei vor allem der Showdown hervorsticht), die Effekte wie gewohnt über jeden Zweifel erhaben, und die Musik (passenderweise mit Western-Einschlag) war auch wieder höchst gelungen. Doch diesmal beschränken sich die Stärken nicht auf solche Oberflächlichkeiten. So macht man hier nicht den gleichen Fehler wie bei früheren Episoden, und ist Action eben nicht gleichbedeutend mit "belanglos". Stattdessen erzählt "Faustrecht" eine durchaus ansprechende und ansatzweise anspruchsvolle Geschichte über (Fremden-)hass, Vorurteile, Vergeltung und Unterdrückung. Dass man sich dabei einer klassischen Schwarz/Weiß-Zeichnung verwehrt, zeichnet die Episode zusätzlich aus. Mich konnte "Faustrecht" jedenfalls bestens unterhalten.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsbeschreibung:
Archer, Trip und T'Pol befinden sich auf einem Planeten, auf dem die Bewohner wie im Wilden Westen leben. Doch damit nicht genug. Es sind nicht irgendwelche Wesen, die so leben - es sind tatsächlich Menschen! Die Sensoren zeigen 6000 Menschen, die auf viele verschiedene Siedlungen verteilt leben. Doch nicht nur Menschen leben auf diesem Planeten. Auch eine außerirdische Spezies ist in den Siedlungen vertreten - doch nur wenige 100. Das Außenteam macht sich auf die Suche nach Hinweisen, wer oder was die Menschen hierher gebracht haben könnte. Trip und T'Pol leihen sich ein Pferd und reiten zu einer metallischen Struktur, die sich nahe der Siedlung befindet, während Archer sich im örtlichen Saloon etwas umhört. Dort erfährt er vom Barkeeper, dass dessen Vorfahren die Skagaraner zurückgeschlagen haben, die die Menschen von der Erde auf diesen Planeten holten, um als Sklaven zu arbeiten. In einer glorreichen Schlacht unter der Führung von Cooper Smith wurden die ehemaligen Herren jedoch niedergeworfen. Wer nicht starb, wurde von diesem Zeitpunkt an von den Menschen unterdrückt. Skagaraner verrichten nur niedere Arbeiten und haben kein Rechte. Archers Aufenthalt an der Bar wird gestört, als der Hilfssheriff Bennings den Saloon betritt und einen Skagaraner belästigt. Archer mischt sich ein, doch bevor die Situation eskalieren kann, betritt Sheriff MacReady den Raum und fordert Archer auf zu gehen, was dieser auch tut.
Trip und T'Pol haben inzwischen ein Wrack erreicht, das einmal ein Schiff gewesen sein könnte. Sie planen sich zu nähern und zu untersuchen, was dort vor sich geht. Derweilen trifft Archer die Lehrerin der Siedlung und bittet sie um Informationen, die Skagaraner betreffend. Bethany, so ihr Name, erwidert, dass doch jeder über diese Spezies bescheid wüsste und fragt Archer, warum er sich im Saloon für den einen Skagaraner eingesetzt hätte. Archer ist der Meinung, dass das Leben eines Skagaraners nicht weniger wert ist, als seines. Bethany nimmt Archer mit zu einem Ort, an dem die Skagaraner leben - unwissend, dass ihnen Bennings und seine Leute folgen. Am Ende der Reise trifft Archer auch wieder auf T'Pol und Trip die sich gerade dem Wrack genähert haben. Während Bethany die skagaranischen Kinder unterrichtet, untersuchen T'Pol und Trip das Wrack nach Hinweißen auf die Ereignisse, die zur Ausgangssituation geführt haben. Sie entdecken ein paar Datenscheiben und bringen sie zur weiteren Analyse auf die Enterprise. Da taucht Bennings auf und verhaftet Archer und Bethany - denn Skagaraner zu unterrichten, ist illegal.
Im Gefängnis fragt Archer, ob das Wrack, in dem sie gewesen sind, das Schiff war, dass die Menschen auf diesen Planeten brachte. Bethany kann dies bestätigen und erzählt Archer die ganze Geschichte. Während die Menschen behaupten, dass Cooper Smith ein Volksheld war, der sie von der Sklaverei befreit hat, wird die ganze Wahrheit verschwiegen. Cooper Smith hat nämlich ein wahres Massaker angerichtet und danach die strengen Gesetze aufgestellt, damit kein Skagaraner jemals wieder auf die Idee kommen könnte, die Menschen zu unterwerfen. Da klopft es an der Zellentür. Es ist Bennings, der Archer davon berichtet, dass der Sheriff ihn sehen will. Im Büro von MacReady angekommen, eröffnet dieser Archer, dass er beschlossen hat, ihn frei zulassen, da er nichts mit dem Verbrechen von Bethany zu tun hat - doch die Lehrerin muss für die nächsten 10 Jahre ins Gefängnis. Der Captain beschließt Bethany zu befreien, da er sich nicht mit einem solchen unfairen Urteil abfinden kann. Der Ausbruch gelingt, doch auf der Flucht wird Bethany von Bennings niedergeschossen. Archer sieht nur einen einzigen Ausweg und lässt sich zusammen mit der Frau auf die Enterprise beamen - mitten auf dem Dorfplatz. Während der Doktor Bethany operiert, bekommt Archer das Ergebnis der Auswertung der Datenscheiben aus dem Schiffswrack. Offenbar stimmt die Geschichte, die die Lehrerin erzählt hat. Die Menschen wurden von der Erde entführt, um als Sklaven zu dienen. Archer möchte die Leute auf dem Planeten wissen lassen, dass sie die Erde nicht aufgegeben hat und startet mit einem Shuttle, um zurück zur Siedlung zu fliegen. Bei ihm sind Reed, T'Pol, sowie zwei MACO-Angehörige. Unter den Augen einer entsetzten Menschenmenge landet das Shuttle und Archer zieht sich mit MacReady zurück, um mit ihm zu reden. Er erzählt ihm von der Erde und dem Fortschritt, den die Menschen in den Jahren gemacht haben. Er erzählt ihm auch davon, dass die Menschen über ihre frühere Intoleranz hinaus sind und nun versuchen mit allen Lebewesen friedlich auszukommen. MacReady glaubt Archer und nimmt dessen Einladung an, sich die Enterprise anzusehen.
Da tauchen Bennings und seine Leute auf. Er glaubt, dass Archer mit den Skagaranern gemeinsame Sache macht und dass sie einen Umsturz planen. Das Ganze entwickelt sich zu einer wilden Schießerei, in der Archer und der Sheriff angeschossen werden, doch letztendlich kann Bennings überwältigt werden. Bethany hat sich an Bord inzwischen von der Schussverletzung erholt. In einem Gespräch mit Archer, erzählt sie ihm, dass sie es sehr traurig findet, dass die Menschen auf der Erde einen solchen Fortschritt erzielen konnten, während sie hier in ihren Ansichten festgefahren sind. Archer verspricht ihr, dass die Sternenflotte Schiffe schicken wird, die die Menschen zur Erde bringen sollen. Zwar werden diese Schiffe nicht sofort kommen, aber der Captain ist überzeugt, dass, wenn diese Schiffe eintreffen, die Menschen auf dem Planeten einige gewaltige Fortschritte erzielt haben werden. Um diesen Fortschritt einzuleiten, hat MacReady dafür gesorgt, dass die Skagaraner als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert werden. Die Enterprise verlässt den Orbit, um das Problem mit den Xindi zu lösen, während Bethany anfängt Skagaraner und Menschen gemeinsam in einer Schule zu unterrichten. Das Thema: Der Erde und ihre Geschichte. Ihr Hilfsmittel: Ein Padd, das sie von Archer erhielt.
Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)
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