BuCon-Organisator Roger Murmann über Deutschlands Convention-SzeneKategorie: Interviews - Autor: Martin Wenzel - Datum: Donnerstag, 20 Dezember 2007
Roger Murmann blickt zurück auf den BuchmesseCon 2007 (Kurz: BuCon), bei dem er für die Organisation verantwortlich war und gibt außerdem eine Prognose zur Zukunft der deutschen Convention-Szene. Wohin geht der Trend? Wie entwickelt sich das Verhälntnis zwischen kleinen und großen Cons? Welche Rolle spielt das Internet dabei?
Im Rahmen unseres Convention-Rückblicks 2007 gewähren wir im folgenden Interview einen interessanten Blick hinter die Kulissen des fantastischen Fandoms...
Zur Person
Roger Murmann ist Jahrgang 1967 und langjähriger Aktivist in Sachen Science Fiction im Rhein-Main-Gebiet. Von Beruf ist Roger Verlagskaufmann und bei einer grossen Darmstädter Tageszeitung angestellt, wo er jobbedingt guten Kontakt zur Redaktion hat. 1994 gründete Roger mit zwei anderen Fans aus der Trek-Szene den damaligen "Star Trek Treff Darmstadt“, welcher unter dem Namen "Science Fiction Treff Darmstadt“ einer der am längsten bestehenden deutschen SF-Stammtische ist. Seit 1996 ist Roger aktiv im BuCon-Team.
Lieblings-Phantastik: Perry Rhodan, Stargate, Heroes, Battlestar Galactica, schlechte SF-Filme aus den 50igern, Tolkiens "Herr der Ringe", Maddrax, Star Trek und alles, was in die Richtung "Space Opera“ geht. Seit 2001 moderiert Roger beim Bürgersender Radio Darmstadt das Phantastik-Magazin „Area 64“. Im Jahr 2004 entschloss sich Roger den Vorstand des "Science Fiction Club Deutschland e.V.“ als Beirat zu unterstützen. Viele Veranstaltungen im Rhein-Main-Gebiet, die mittlerweile auch bundesweit bekannt sind (Spacedays, Starport Darmstadt, etc.) , gehen auf die Initiative von Murmann zurück.
Von: Martin Wenzel, fictionBOX
fictionBOX: Zuerst einmal die Frage, die für die zukünftige Planung des BuchmesseCons sicher am wichtigsten ist: Hatte euer diesjähriger Con Erfolg?
Roger Murmann: Ich glaube, ich war selten so glücklich am Ende eines Cons, wie bei diesem. Im vergangenen Jahr hatten wir ja mit einem Besucherschwund von gut 30 Prozent zu kämpfen und wir hatten schon unsere Bedenken, ob sich die Tendenz mit einem erneut gewechselten Veranstaltungsort eventuell fortsetzen würde. Hat sie nicht, im Gegenteil. Ziemlich genau diese 30 Prozent Besucher, die uns im vergangenen Jahr gefehlt haben, sind dieses Jahr wieder zurückgekehrt, so daß wir am Ende 212 Leute gezählt haben. Man überlege sich mal: mancher Con würde sich über so einen Zuwachs freuen. Das schöne ist außerdem, dass dies wohl einer der mit am besten besuchtesten BuCons der letzten 10 Jahre war. Und wir hatten überraschend viel junges Publikum und Leute, deren Gesichter ich noch nie irgendwo in der Szene gesehen habe. Man sagt ja, die Jugend liest nicht mehr und glotzt nur noch auf TV und PC. Für diesen Con kann ich das jedenfalls nicht bestätigen, im Gegenteil. Nicht maßgeblich war auch die gleichzeitig stattfindende RingCon in Fulda. Ich denke, das hatte keinerlei negativen Einfluss auf uns.
fictionBOX: Welche Schlüsse zieht ihr aus dem Erfolg diesen Jahres?
Roger Murmann: Darauf gibt's eigentlich nur eine Antwort: BuchmesseCon 23 findet am 18. Oktober 2008 wieder im Bürgerhaus von Dreieich-Sprendlingen statt.
fictionBOX: Was waren Deine persönlichen Highlights?
Roger Murmann: Besonders stolz war ich darauf, dass wir es geschafft haben, einige der prominentesten und zur Zeit erfolgreichsten Fantasy-Autoren auf einer Veranstaltung zu präsentieren. Ebenso, dass sich die Gewinnerin des "Deutschen Phantastik Preises" in der Kategorie "Bester Roman International", Trudi Canavan, in einer e-Mail vielmals für die Auszeichnung bedankt hat. Man bedenke, die Dame wohnt in Australien. Das hatten wir meines Wissens noch nie...
fictionBOX: Wie kam es dazu, dass Du die organisatorische Leitung für den BuCon übernommen hast?
Roger Murmann: Den Con selbst kannte ich schon einige Jahre vorher als Besucher und Betreiber eines Bücherstandes. Irgendwann war es wohl so, dass der ehemalige Veranstalter, Thomas Oelschläger, wohl keine Lust mehr hatte und die Conleitung an eine Bekannte, Svenni Schaub, abgab. Die suchte natürlich noch Mitstreiter und hat während des zehnten Cons den ganzen Tag mit ihrem unvergleichlichen weiblichen Charme versucht, mir eine Mitarbeit schmackhaft zu machen. Ich hätte meinen Stand eben damals nicht neben ihrem aufbauen sollen. Dann wäre die Geschichte des deutschen Phantastik-Fandoms anders verlaufen...(lacht!). Seit einigen Jahren teile ich mir die Leitung mit Christian de Ahna, welcher sozusagen mein Verbindungsmann vor Ort in Dreieich ist und dort alle Kontakte zu den Behörden pflegt.
fictionBOX: War es für Dich von Anfang an klar, dass Du diesen verantwortungsvollen & arbeitsintensiven Posten übernehmen willst oder hast Du zunächst gezögert?
Roger Murmann: Es wäre natürlich schön gewesen, wenn sich Svenni weiter um die Orga gekümmert hätte. Allerdings gab es irgendwann auch einige leichte inhaltliche Differenzen, die sich unter Umständen hätten verschärfen können. Man verstehe mich jetzt nicht falsch, aber so gesehen kam der Wechsel eigentlich genau zur richtigen Zeit. Mir lag der Con nach all den Jahren sehr am Herzen, stellt er doch in seiner Programmstruktur hierzulande etwas einzigartiges dar. Er gehört immerhin zu den Traditionsterminen der deutschsprachigen phantastischen Literaturszene und hier werden ohne Übertreibung die Weichen für zahlreiche Literaturprojekte des kommenden Jahres gestellt. Insofern habe ich auch nicht gezögert, diesen Job zu übernehmen. Hätte ich "Nein" gesagt, wäre dies wohl das Ende des BuCons gewesen.
fictionBOX: Kannst Du eine grobe Angabe machen, wie viele andere Leute sich an der Organisation beteiligten?
Roger Murmann: Gerne. Das eigentliche Orga-Team besteht in seiner aktuellen Besetzung aus mir, Christan de Ahna, Kurt Zelt und Ralf Grosser. Sollten wir irgendeinmal wieder genügend Anzeigen zur Finanzierung eines Conheftes bekommen, kommt zu diesen vieren noch der Mediengestalter Steffen Dahms hinzu. Nicht vergessen werden dürfen natürlich die zehn bis fünfzehn Helfer aus den Reihen des Darmstädter Science Fiction Stammtischs und des Dreieicher Jugendclubs WIRIC.
fictionBOX: Wo beginnt eigentlich Deine BuCon-Geschichte? Wie lange bist Du selbst schon Teil dieser Veranstaltung und welche Erfahrungen brachte sie dir im Laufe der Jahre?
Roger Murmann: Im Orga-Team selbst bin ich schon seit dem elften BuCon. In den 90igern war es schon fast ein festes Ritual für mich, jedes Jahr in Frankfurt ein neues Bürgerhaus zu besichtigen, Flyer einzutüten und zu verschicken, Contaschen zu packen...und auch einen Tag vorher mit dem Team zum kollektiven Kartoffelschälen für unsere Salatbar zusammen zu kommen.
Damals waren es auch die Trekkies des damaligen Darmstädter Trekdinners, die den Großteil des Helferstamms gestellt haben. Auch wenn das manche eingefleischten Literaturfans immer noch nicht wahrhaben wollen: der BuCon, wie er heute noch existiert, wurde damals nur durch den Einsatz von Leuten aus dem Trek-Fandom am Leben erhalten. Dafür muss ich mir noch heute gelegentlich Spottgeschichten von angeblich uniformierten Massen anhören. Man glaubt ja nicht, wie hartnäckig sich solche blödsinnigen Gerüchte halten können. Im Jahr 1999 gab es dann zwei Brüche in der BuCon-History: Bei Svenni stellte sich Nachwuchs ein und der Con fand zum letzten Mal in Frankfurt selbst, wo ja alles angefangen hatte, statt. Ich hatte als Nachfolger dann auch gleich die nervenaufreibende Aufgabe, nach neuen bezahlbaren Räumen zu suchen. Die fand ich zunächst nicht und der Con war in Gefahr, ganz und für immer abgesagt zu werden. Die Rettung kam dann aus einem kleinen Städtchen namens Dreieich südlich von Frankfurt und in der Person von Christian de Ahna, seines Zeichens Vorsitzender des Buchschlager Jugendclubs WIRIC im dortigen Bürgerverein und seit vielen Jahren Cheforganisator des Dreieicher Rollenspieltreffens. Der bot uns eine Kooperation an und so fand der BuCon die nächsten fünf Jahre im Bürgersaal des Stadtteils Buchschlag (das ist kein Witz, der Stadtteil heißt wirklich so) statt, welcher aber nach der Katastrophe von Bad Reichenhall wegen Baufälligkeit geschlossen wurde.
Erfahrungen ? Oh, ja...jede Menge graue Haare. Besonders immer dann, wenn wir mal wieder einen neuen Veranstaltungsort suchen mussten und der Contermin immer näher und näher am. Und natürlich einen guten Überblick darüber, wie sich die phantastische Literaturszene hierzulande verändert hat, ebenso natürlich wie das Programm des Cons. Die Großverlage haben ihre Phantastikprogramme zunehmend zurückgefahren, in die Bresche sprangen nach und nach eine ganze Reihe Kleinverlage, welche mittlerweile teilweise gar nicht mehr so klein sind. Früher hatten wir teils Mediaprogramm mit den neuesten Folgen der TV-Serie X, ein Meeting der Fans der Heftserie Soundso oder auch Diskussionsrunden um die Zukunft von diesem und jenem. Der Con hatte in den Anfängen mehr den Charakter eines großen Stammtisches. Das hat das neue Team damals geändert. Heute besteht der Con praktisch zu 100 % aus Buchvorstellungen und Lesungen, eben ein ziemlich genaues phantastisches Abbild des "großen Bruders", der Buchmesse in Frankfurt. Und das kommt offensichtlich an, wie die aktuellen Besucherzahlen gezeigt haben.
Momentan sind wir aber mit drei mehrstündigen Programmschienen, raumtechnisch gesehen, an unserer Kapazitätsgrenze angelangt. Mehr soll es auch gar nicht werden, denn das würde das Publikum doch etwas überfordern.
fictionBOX: Warst Du auch schon an der Organisation anderer Conventions und Veranstaltungen im Fandom beteiligt?
Roger Murmann: Ach je...auch wenn man mir jetzt vorwerfen wird, ich sei ein SciFi-Workaholic: es gibt da so einiges. Im Jahr 1994 habe ich mit drei Bekannten den Star Trek Treff Darmstadt gegründet, welcher im Zuge der Interessensausweitung der Besucher 1999 in Science Fiction Treff Darmstadt umbenannt wurde. Auch wenn im laufe der Zeit viele sogenannte Trekdinner und SF-Stammtische das Zeitliche gesegnet haben, so versammeln sich bei uns auch heute noch bis zu 40 Leute. In den 90igern habe ich dann mit dieser Truppe das gemacht, was viele Trekkies damals gemacht haben: Club gegründet, Club aufgelöst, Fedcon besucht, auf den neuen Star Trek-Film gewartet, Merchandising gekauft und so weiter...eben die typische Trekkiekarriere.
Ok, das neue Millennium begann dann mit einem Wechsel des Veranstaltungslokals, was sich für uns als Glücksfall darstellte, gibt es doch dort einen recht großen Saal, welcher sehr gut für Events aller Art geeignet ist. Und das Millennium begann selbstverständlich mit der Ausrichtung der ersten Spacedays, der nach wie vor einzigen reinen Modellausstellung für SF & Fantasy in Deutschland. Allerdings erwies sich unser Saal schon bei dieser Erstauflage als deutlich zu klein und wir zogen dann 2001 erstmals ins Bürgerhaus des Darmstädter Stadtteils Eberstadt um, wo wir bis heute mit diesem Event beheimatet sind. Die Leitung der Spacedays hat momentan Pia Fauerbach inne, ich mache da "nur" die Öffentlichkeitsarbeit. Die Spacedays sind bis heute, mal abgesehen vom Dreieicher Rollenspieltreffen, das größte Phantastik-Event hier im Rhein-Main-Gebiet. 2001 haben wir auch mit unserer Radiosendung "Area 64" begonnen, die einmal im Monat über den Bürgersender "Radio Darmstadt"ausgestrahlt wird und auch per Live-Stream empfangen werden kann. Ich achte schon darauf, dass wir mit unserer Show jenseits allen Mainstreams liegen und bewusst nicht superperfekt sind. Meines Wissens nach hat zum Beispiel noch nie jemand aus dem Souvenirshop des Europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrums gesendet oder ein Interview zum Thema "Drogen in Mittelerde" geführt (grinst).
Was gibt's noch ? Ach ja, da wären seit zwei Jahren unser Tagesevent "Starport Darmstadt - Phantastische Welten", welches ich zusammen mit dem bekannten SF-Journalisten Robert Vogel organisiere. Und natürlich meine Vorstandstätigkeit im über 50 Jahre alten "Science Fiction Club Deutschland e.V.", in dem ich bereits seit Ende der 80iger Jahre Mitglied bin. Ausserdem habe ich es Anfangs des Jahres gewagt, über die inhaltliche Zusammensetzung eines gewissen Newsletters zu meckern. Was mir dann relativ schnell einen Redakteursposten bei einer gewissen Newsseite eingebracht hat... Ihr wisst schon, die mit dem BOX im Namen.
Kurzer Blick in die Zukunft: 2008 wird es im Mai den dritten "Starport" geben, im Juli zum zweiten Mal bei Darmstadt den JahresCon des SFCD e.V., im September die sechsten "Spacedays" und im Oktober selbstverständlich den 23. BuCon. Da soll mal einer sagen, in der Szene ist nichts mehr los.
fictionBOX: Kannst Du einen kurzen Einblick in die Geschichte des BuCons geben?
Roger Murmann: Einiges habe ich ja schon gesagt, deshalb fasse ich mich da mal kurz und schildere mal die ersten Jahre. Ursprünglich war der BuCon ja eine Veranstaltung der Horrorszene, die in den 80igern im Rhein-Main-Gebiet sehr aktiv war. Horror fand damals noch nicht auf DVD und Video statt, sondern schwerpunktmäßig im Heftroman, muss man wissen.
Der allererste Con fand 1986 in einem Frankfurter Bürgerhaus statt, bestand im wesentlichen aus einer Diskussionsrunde mit Neuigkeiten aus der Verlagsszene, einer kleinen Börse, der obligatorischen Signierstunde sowie dem in den ersten Jahren traditionellen Sketch, aufgeführt von den Veranstaltern. Am Abend zuvor traf man sich in einem Lokal zum "VorCon", was bis heute beibehalten wurde. Besucht wurde der Con von 65 Leuten, was damals als Riesenerfolg gewertet wurde. In den kommenden Jahren wurde öfters der Veranstaltungsort gewechselt, sei es, weil einmal die vermietende katholische Kirche meinte, die Inhalte des Cons seien nicht mit ihren Interessen vereinbar, oder weil ein anderes Mal ein versehentlicher Schuss aus einer Gaspistole (welche eigentlich als Schreckschuss gedacht war) dem Con ein jähes Ende setzte. Con Nummer 6 musste deshalb sogar ganz abgesagt werden, weil sich der Vermieter der Räumlichkeiten plötzlich an dieses Malheur erinnerte und den Vertrag vier Wochen vor dem Event kündigte. Insofern ist der stattgefundene 22. Con also erst der 21. Da aber damals immerhin ein Stammtisch als Ersatz angeboten wurde, haben wir es bei der fortlaufenden Zählung belassen. Den ausgefallenen Con haben wir im übrigen erst später bemerkt, als ich ein Heft mit der Geschichte der ersten 10 Cons in die Hände bekam.
Interessanteste Location waren in diesen frühen Jahren zweifellos die obersten Stockwerke des "Henninger Turms", dem bekannten Frankfurter Wahrzeichen. Auch als der Con schon lange nicht mehr in Frankfurt stattfand, wurde im Lokal am Fuße des Turms immer noch das Vortreffen abgehalten. Heute ist auch das Geschichte...
fictionBOX: Ihr hattet dieses Jahr wieder eine große Anzahl interessanter und vor allem sehr vielseitiger Autorinnen und Autoren als Gäste. Wie kann man sich das Auswählen, die Kontaktaufnahme und die organisatorischen Absprachen mit diesen besonderen Gästen eigentlich vorstellen?
Roger Murmann: Zunächst mal ist es so, dass es bei uns keine schriftlichen Verträge und auch keine Gagen oder Kostenerstattungen gibt.
Was die Autorenauswahl betrifft, handeln wir nach der Devise "Wer kommen will, darf gern dabei sein!". Das heißt, der BuCon genießt in der phantastischen Literaturszene einen hohen Bekanntheitsgrad, was bewirkt, das die Autoren auf uns zu kommen. Nur bei den prominenteren Namen fragen wir schon mal nach, ob der betreffende Autor gerade in der Gegend beziehungsweise an diesem Wochenende auf der Messe ist und vielleicht mal für uns Zeit hat. Gelegentlich schicken auch mal die großen Verlage den einen oder anderen neuen Autoren vorbei, um ihn vor "Fachpublikum" zu testen. Aber ansonsten ist es reine Mundpropaganda, die uns jedes Jahr neue Autoren beschert. Und die Etablierten wissen, dass sie hier auf ein sehr spezifisches und interessiertes Publikum treffen. Wir hatten jedenfalls keine Probleme, die drei Programmschienen zu füllen. Einige Anfragen mussten wir sogar auf nächstes Jahr verweisen.
fictionBOX: Kannst Du kurz und knapp etwas zu den einzelnen Autorinnen und Autoren sagen?
Roger Murmann: Wir beobachten seit dem Hype um "Der Herr der Ringe", dass der Con recht Fantasy-lastig geworden ist. Nicht, das wir was gegen Science Fiction hätten, nein, im Gegenteil. Aber da wir nicht auswählen, sondern jedem Autoren die Gelegenheit zur Präsentation geben, ist der Trend nun mal gerade Fantasy. Das kann sich natürlich jederzeit wieder ändern. Was die Autoren selbst betrifft, haben wir hier einen Mischung aus Newcomern, die ihr Buch im Eigenverlag herausbringen, semiprofessionellen Autoren, die bereits den Sprung ins Programm eines Kleinverlags geschafft haben und Profis, die bereits seit Jahren bei den etablierten Genreverlagen, wie Pieper oder Heyne, publizieren. Und die selbstverständlich teilweise auch davon leben können.
Vielleicht ein paar Namen: Markus Heitz, den man ja von seinen Ulldart-Romanen und Geschichten um die Zwerge her kennt. Oder Christoph Hardebusch, der sich ja außerordentlich erfolgreich der Trolle angenommen hat. Stammgast ist mittlerweile auch Mike Hillenbrand, welcher ja mit seinem Buch "40 Jahre Star Trek" für einiges Aufsehen in der Trekszene gesorgt hat und der in diesem Jahr von H.D.Klein begleitet wurde, der durch Werke wie "Googol" und "Googolplex" bekannt wurde.
Insgesamt müssen es wohl so um die 30 Autoren gewesen sein, ich habe da nicht nachgezählt.
fictionBOX: Was waren für Dich die besonderen Momente mit diesen Gästen? Hattest Du vielleicht sogar einen Favoriten oder eine Favoritin?
Roger Murmann: Dazu sage ich besser mal nichts. Als Veranstalter sollte man ja eigentlich neutral bleiben.
fictionBOX: Als großes Finale gab es ja wieder den "Deutschen Phantastik Preis". Bitte erzähle uns doch mehr darüber: Welche Idee steckt dahinter? Wie läuft die Auswahl der Preisträger ab?
Roger Murmann: Im Gegensatz zum "Deutschen Science Fiction Preis" und zum "Kurt Lasswitz Preis" gibt es hier kein Komitee, welches entscheidet, sondern es ist das Publikum, welches per Online-Abstimmung die Auswahl trifft. Zunächst gibt es eine Nominierungsrunde, die über die Zulassung zur Hauptrunde entscheidet. In dieser gibt es dann 11 Kategorien, jeweils mit fünf Kandidaten. Außerdem ist der "Deutsche Phantastik Preis" nicht dotiert, d.h. es gibt kein Preisgeld. Allerdings ist der Preis für manchen Verlag mittlerweile so wichtig, dass auf den ausgezeichneten Büchern mit einem entsprechenden Aufkleber geworben wird.
fictionBOX: Bist Du mit dem Ergebnis des diesjährigen Phantastik Preises zufrieden?
Roger Murmann: Sagen wir: sehr überrascht. Gleich drei Auszeichnungen an Markus Heitz. Das hatten wir noch nie, dass jemand gleich dreimal den preis abräumt. Ich bekomme ja immer ein paar Tage im Vorfeld mitgeteilt, wer in den jeweiligen Kategorien gewonnen hat, aber diesmal hats mich echt von den Socken gehauen.
fictionBOX: Wie siehst Du die Zukunft der deutschen Con-Landschaft?
Roger Murmann: Zunächst mal: Jeder Con hat irgendwo ihre Daseinsberechtigung, egal ob nun 100 oder 1000 Leute. Interessant ist aber zu beobachten, daß sich momentan die Besucherzahlen der "Grossen", wie FedCon oder RingCon, und die der "Kleinen", wie BuCon, SF-Tage Herxheim oder Spacedays langsam aber sicher aufeinander zu bewegen. In dem Maße, in dem die Grossen an Besuchern verlieren, gewinnen die Kleinen hinzu. Bestes Beispiel dafür waren dieses Jahr ja die SF-Tage in Herxheim mit gut 500 Besuchern, was meines Wissens nach wohl eine Steigerung von sagenhaften 150 Prozent bedeutet hat. Der Trend scheint weg zu gehen von kommerziellen Events, wieder mehr hin zu FanRunning-Conventions. Also genau das Gegenteil davon, was wir in den 90iger Jahren hatten. Offensichtlich hat die Masse der Fans schon jeden Schauspieler gesehen, jede Story gehört und jedes Autogramm geholt. Ein zweiter Grund ist wohl der, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt und die Leute schon auswählen müssen, für welches Event sie es ausgeben.
Interessant ist auch, daß die kommerziellen Events nun verstärkt die Kooperation mit den Fanevents suchen, was durchaus zu begrüßen ist. Früher wurde man noch mitleidig angeschaut, "BuCon ? Was issen das...?", und glatt stehen gelassen. Das fand ich damals schon reichlich arrogant und egoistisch. Heute merken gerade diese Veranstalter, dass genau da ihre Besucherströme hin abwandern und das man genau dort versuchen muss, diese wieder zurück zu holen. Und wir "Kleinen" sehen auch, dass es unter den FedCon-Gängern noch genügend Leute gibt, die noch nie etwas von Spacedays, BuCon & Co gehört haben und die man durchaus auch für solche Veranstaltungen begeistern kann.
Ok, mir ist schon klar, dass wir unsere Events, sagen wir hier im Rhein-Main-Gebiet, nach einem anderen System organisieren wie Dirk Bartholomä seine FedCon. Aber ich bin der Ansicht, dass es da trotzdem Synergien gibt, die man zu beiderseitigem Vorteil nutzen kann. Der BuCon, die Spacedays und damit die Szene des Rhein-Main-Gebiets haben sich jedenfalls noch nie irgendwelchen Kooperationen verweigert. Da gibt es immer Möglichkeiten, man muss nur miteinander reden. Man nimmt sich ja gegenseitig nichts weg.
fictionBOX: Was meinst Du, welche Rolle das Internet dabei spielen wird?
Roger Murmann: Ich denke, ohne die Möglichkeiten des Internets wäre zum Beispiel gerade die Kleinverlagsszene nicht da, wo sie heute ist. Klein- und Nieschenverlage können sich eben nicht so einen Werbeetat leisten, wie die großen Konzerne. Ebenso ist es natürlich bei den Cons. Der BuCon erreicht große Teile ihres Publikums durch entsprechende Hinweise im Internet, und nicht durch Hochglanzflyer oder Vierfarbwerbung. Es ist heute so einfach und preisgünstig, seine Zielgruppe, die sich naturgemäß eh im Internet zuhause fühlt, mittels einer Homepage anzusprechen. Ebenso ist es für neue Autoren weitaus einfacher, potentielle Verleger zu finden. Oder in Foren sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Es genügt heute einfach nur ein Klick und schon hat man das, was man sucht.
fictionBOX: Lieber Roger, vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin jede Menge Erfolg für Deine Arbeit! Außerdem noch mal Gratulation vom ganzem fictionBOX-Team für den gelungenen BuCon 2007!
Roger Murmann: Danke auch...und ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr auf dem BuCon 2008.
Informationen zum kommenden BuchmesseCon findet man auf der Webpage unter www.buchmessecon.info
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