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Titel: |
"Halloween II - Das Grauen kehrt zurück" |
Originaltitel: |
"Halloween II" |
Bewertung: |
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Autor: |
Dennis William Etchison |
Übersetzer: |
Wolfgang Crass |
Umfang: |
208 Seiten |
Verlag: |
Heyne |
Veröffentlicht: |
Juli 1983 (Deutschland) bzw. 1981 (USA) |
ISBN: |
3-453-44058-7 |
Wo erhältlich? |
U.a. bei amazon.de (leider nur noch gebraucht)
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Kurzkritik für Ungeduldige
Der von einem keltischen Dämonen besessene
Michael Myers ist auch von Kugeln durchsiebt keinesfalls tot, sondern
steht wieder auf und setzt nahtlos seine Dezimierung der mit Blind- und
Blödheit geschlagenen Bürger von Haddonfield fort ... - Die Fortsetzung
des Kultklassiker "Halloween" kann als Roman die 'Qualität' des
grottenschlechten Vorgängers sogar unterbieten.
Inhalt
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind dort in der kleinen
Stadt Haddonfield im US-Staat Illinois? Dr. Sam Loomis ist's,
Psychiater von Beruf und aus Berufung Wächter am Portal der Hölle.
Dieses stand bisher hinter den dicken Mauern von Smith's Grove, der
Anstalt für geisteskranke Kriminelle, und dahinter lauerte fünfzehn
Jahre geduldig Michael Myers auf seine Stunde. Am 31. Oktober 1963 war
er im zarten Alter von sechs Jahren zum Schwestermörder geworden,
nachdem ein böser Geist aus keltischer Vorzeit in ihn gefahren war; es
musste wohl so kommen, ist doch der Tag vor Allerheiligen, Halloween
genannt, nichts als das notdürftig christianisierte, aber uralte, im
Kern absolut heidnische und grimmige Samhain-Fest, das die Lebenden mit
den Toten und Dämonen feiern, die in dieser Nacht auf die Erde
zurückkehren dürfen.
Pünktlich zu Halloween 1978 ist Michael Myers
zurück in Haddonfield, wo er dort anknüpft, wo er vor anderthalb
Jahrzehnten vom Arm des Gesetzes unterbrochen wurde. Durch eine Maske
gut getarnt, mischt er sich unter die feiernde Jugend, massakriert drei
allzu lebenslustige Teenager und will sich gerade dem vierten widmen,
als Dr. Loomis, der seiner blutigen Spur gefolgt ist, dem mörderischen
Treiben mit sechs Pistolenkugeln ein Ende bereitet. Doch er hat sich zu
früh gefreut; während die junge Laurie Strode, Michaels letztes Opfer,
verletzt ins Haddonfield Memorial Hospital transportiert wird und die
überforderte Polizei des Ortes im Bund mit der Presse die endgültig in
ein Tollhaus verwandelt, muss Loomis feststellen, dass Michael sich
auch körperlich zum Unmenschen entwickelt hat: Er ist schon wieder auf
den Beinen und meuchelt auch durchlöchert unerbittlich weiter.
Die
wilde Verfolgungsjagd wird fortgesetzt und endet im Feuer eines
explodierenden Benzintanks, nachdem der Flüchtige dem Kühler eines
Streifenwagens in die Quere kam. Doch ist die völlig verkohlte Leiche
wirklich die des Michael Myers? Das herauszufinden wird Zeit kosten -
Zeit, die der natürlich quicklebendige Maskenmann nutzen kann, sich
unbemerkt ins weiter oben erwähnte Krankenhaus zu schleichen. Während
der stets misstrauische Dr. Loomis die tranige Polizei noch vor dem
Ergebnis der Obduktion zu einer neuerlichen Fahndung bewegen will,
tappt Michael bereits durch die Gänge. Er sucht Laurie, um sie ihren
verblichenen Freunden hinterher zu schicken.
Dafür hat er gute
Gründe, die er aus unerfindlichen Gründen, aber zur Freude des Lesers
sogar bekannt gibt: In seiner alten Schule hat er sich zwischen zwei
Morden die Zeit genommen, ein schönes Bild zu malen, das die 1963 so
rüde voneinander getrennte Familie Myers zeigt. Seltsamerweise lassen
sich darauf nicht zwei, sondern drei Kinder erkennen. Der entsetzte
Loomis erfährt erst jetzt, dass Michael noch eine weitere Schwester
hat, deren Identität von den Behörden bisher sorgfältig geheim gehalten
worden war. Doch Michael erinnert sich ihrer sehr wohl und rüstet zu
einem Wiedersehen der unvergesslichen Art ...
Review
Tja, ich denke, wir müssen hier nicht drei Mal raten,
wer denn besagte Schwester sein könnte. Es zu verraten heißt allerdings
auch den einzigen originellen Gedanken zu enthüllen, mit dem diese
missratene Fortsetzung des Horror-Klassikers "Halloween" von 1978
aufwarten kann. Der unerwartete, aber deshalb nicht weniger
spektakuläre Erfolg des Erstlings machte die Rückkehr des Michael Myers
unvermeidbar; Hollywood ist da unerbittlich. Drei Jahre dauerte es
trotzdem; Zeit genug, sich eine plausible Story auszudenken, sollte man
meinen, doch in dieser Hinsicht erwartete das Publikum eine schlimme
Enttäuschung - es sollte nicht die einzige bleiben.
Für "Halloween
II" nahm nicht mehr John Carpenter, sondern der weitgehend unbekannte
Rick Rosenthal im Regiestuhl Platz; für ihn sollte dies das fragwürdige
Debüt und der Höhepunkt seiner ansonsten bis heute im B-Movie-, Video-
und TV-Bereich dahindümpelnden Karriere sein. Carpenter ist von einer
Mitschuld am "Halloween II"-Desaster aber nicht freizusprechen, weil er
ein 'Drehbuch' verbrach, das nichts als eine Nummernrevue myerscher
Metzeleien präsentiert und diesem fragwürdigen Konzept den im ersten
Teil so klug und kundig ins Leben gerufenen Mythos opfert.
Dem Roman
zum Film gelingt es indes, das Niveau der Vorlage noch weit zu
unterbieten. Zunächst gilt es den Autoren zu verteidigen: Welche Funken
konnte Jack Martin aus dem Drehbuch-Desaster "Halloween II" schlagen?
Michael Myers stolpert durch die Nacht und killt, wer ihm dabei über
den Weg läuft, während er sein kleines Schwesterlein sucht. Dabei legt
er sein Messer bald beiseite und arbeitet mit den Instrumenten, die er
am jeweiligen Tatort vorfindet. Weil die Handlung schließlich in einem
Krankenhaus spielt, bietet sich Michael eine breite Palette
hervorragend zweckentfremdeter Instrumente, deren Einsatz die Kamera
liebevoll in den Mittelpunkt rückt. Für den Splatter-Fan hat das einen
gewissen Unterhaltungswert, zumal die Spezialeffekte auf diesem Gebiet
auch 1981 schon einen hohen Standard besaßen. (Dem deutschen
Grusel-Freund fiel es lange Jahre schwer, dies nachzuvollziehen, da
"Halloween II" zu den Filmen gehört, derer sich die Zensur -
hierzulande euphemistisch "Bundesprüfstelle","Freiwillige
Selbstkontrolle" usw. genannt A - besonders liebevoll annahm.)
Das
gilt allerdings nur im Kino oder vor dem Bildschirm, während ein Buch
schon ein wenig mehr Substanz verlangt. Das hatte sogar Curtis
Richards, minderbegabter Zeilenschinder und Autor des Romans zum ersten
"Halloween"-Streifen begriffen (und sich dann zwecks Erweiterung der
Story allerlei hanebüchenen Schwachsinn einfallen lassen, der in dieser
Fortsetzung natürlich wieder kommentarlos unter den Tisch fällt).
Martin versucht indessen nicht einmal, das Drehbuch zu einem
eigenständigen Geschichte aufzubessern, sondern beschränkt sich auf die
lieblos-schlampige Nacherzählung der ohnehin schlichten Handlung. Kaum
zu glauben, dass es sich hier um ein (glücklicherweise unter Pseudonym
erschienenes) Frühwerk des nur wenige Jahre später von der Kritik in
den Himmel gelobten Autors Dennis Etchison handelt!
Die groben
Schnitzer der Vorlage stechen in diesem trübsinnig stimmenden (und
kongenial übersetzten!) Machwerk immerhin nicht so deutlich ins
lektüregelähmte Hirn. Mir persönlich gefällt in Sachen unfreiwilliger
Komik Michael Myers weiter oben beschriebener Ausflug in seine Schule
am besten. Selbstverständlich ist der einzige Zweck dieser hirnrissigen
Episode, Dr. Loomis stellvertretend für uns Zuschauer/Leser auf die
verlorene Schwester hinzuweisen und die keltischen Wurzeln des Dämons,
der Michael steuert, offen zu legen. Loomis selbst ist bis zur
Karikatur des besessenen Wissenschaftlers degeneriert, Laurie Strode
wirkt wie ein übrig gebliebener Gast in ihrer eigenen Geschichte, und
das übrige Personal wird so rasch von Michael Myers abgeschlachtet,
dass dem Verfasser keine Zeit mehr für eine auch nur halbwegs
überzeugende Figurenzeichnung blieb. Immerhin sorgt Martin im Vergleich
zum ersten Teil für Gerechtigkeit: Michael Myers erwischt nicht mehr
nur die ungehorsamen, bösen, geilen Jungs und Mädchen - er killt sie
nun alle ohne Ansehen von Rasse, Religion oder Leumundszeugnis.
Ich
verkneife es mir, auf weitere Defizite dieses Bändchens hinzuweisen;
die Liste würde gar zu lang und ermüdend. Bleibt noch anzumerken, dass
Martin unverdrossen wieder angeheuert wurde, als es darum ging, die
"Halloween"-Blutwurst im Jahre 1982 zum dritten Mal aufzuwärmen. Aber
das ist schon wieder eine andere Geschichte ...
Autor
Dennis William Etchison (geb. 1943 in Stockton/Kalifornien)
gehört zu den unbekannten Größen der Phantastik. Im angelsächsischen
Sprachraum preisen ihn anerkannte Meister wie Stephen King und Peter
Straub und weisen ihm eine Vorbildfunktion für das Genre und hier vor
allem im Bereich des 'psychologischen' Horrors zu. Zwar ist Etchisons
Werk vergleichsweise schmal, doch darf man ihn nicht nur als
Schriftsteller sehen: Er gilt als ausgewiesener Kenner der Phantastik,
was er in zahlreichen sekundärliterarischen Texten unter Beweis
stellte. Zwischen 1992 und 1994 stand er der "Horror Writers
Association" als Präsident vor. Außerdem arbeitete er an Drehbüchern
für und mit John Carpenter oder Dario Argento. 1985 gehörte er zum Stab
der Drehbuchautoren, die für die TV-Serie "The Hitchhiker" schrieben.
Schon
für seine erste Storysammlung ("The Dark Country", 1982) wurde Etchison
sowohl mit dem "World Fantasy Award" als auch mit dem "British Fantasy
Award for Best Collection of the Year" ausgezeichnet. Seither hat der
Verfasser viele weitere und bedeutende Preise erhalten. Als Romanautor
begann Etchison dagegen bescheiden. Meist unter dem Pseudonym "Jack
Martin" produzierte er zwischen 1980 und 1983 diverse Romane zu
zeitgenössischen Horrorfilm-Erfolgen. Ab der zweiten Hälfte der 1980er
Jahre schrieb Etchison Romane, für die er großes Kritikerlob
einheimste. Gleichzeitig gab er eine Reihe Bahn brechender
Storykollektionen heraus, die jeweils den status quo des Kurzhorrors
markierten.
In Deutschland blieb Dennis Etchison fast unbekannt.
Seine Kurzgeschichten finden sich in vielen auch hierzulande
erschienenen Sammlungen, doch seine eigenen Werke sind kaum erschienen
- ein weiterer Beleg für die traurige Praxis der deutschen Großverlage,
die Buchladenketten lieber mit dem kalkulierbaren Machwerken lebender
Schreibautomaten zu überschwemmen.
06.07.2002/31.10.2007, Dr. Michael Drewniok)
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