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Zimmer 1408
(1408, USA 2007)
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Studio/Verleih: |
Dimension Films |
Regie: |
Mikael Håfström |
Produzenten: |
U.a. Harvey und Bob Weinstein, Jake Myers und Lorenzo di Bonaventura |
Drehbuch: |
Matt Greenberg, Scott Alexander, Larry Karaszewski, Stephen King (Kurzgeschichte) |
Musik: |
Gabriel Yared |
Genre: |
Horror/Mystery |
Kino-Start (Deutschland): |
13.09.2007 |
Kino-Start (USA): |
22.06.2007 |
Laufzeit: |
104 Minuten |
Altersfreigabe: |
Ab 16 Jahren |
Homepage: |
klick |
Trailer: |
klick |
Schauspieler: John Cusack, Samuel L. Jackson, Mary McCormack, Tony Shalhoub, Jasmine Jessica Anthony u.a. |
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Kurzinhalt:
Nach einem grauenvollen Schicksalsschlag, von dem sich der Romanautor Mike Enslin immer noch nicht erholt hat, hält sich der einst vielversprechende und auch erfolgreiche Schriftsteller mit eher dokumentarischen Büchern über Orte, an denen es angeblich spuken soll, über Wasser. Nach all den Jahren der Nachforschungen ohne je einen Geist angetroffen zu haben glaubt er nicht mehr ans Übersinnliche, und ist daher auch skeptisch, als ihn eine anonyme Postkarte auf das Zimmer 1408 im Dolphin Hotel in New York hinweist. Dessen Hotelmanager Gerald Olin fleht Enslin förmlich an, sich ein anderes Zimmer zu nehmen, doch trotz all der Vorwarnungen und einer Aufzählung der zahlreichen Todesfälle lässt sich der Schriftsteller, dem nur noch ein Beitrag für die "10 gruseligsten Hotels der Welt" fehlt, nicht von seinem Vorhaben abbringen, die Nacht in Zimmer 1408 zu verbringen. Ein Entschluss, den er schon bald zu bereuen beginnt, als ihn das Zimmer in seinen kalten Würgegriff nimmt und ihn um den Verstand zu bringen droht...
Review:
Über "Zimmer 1408" waren in manchen Internetforen einige negative Kritiken zu lesen – was mich doch sehr unangenehm überrascht. Offenbar haben heutzutage Filme, die nicht mit literweise Blut um sich schmeißen und/oder einen psychopatischen Serienkiller zu bieten haben, der sich durch die 1408te Gruppe oberflächlicher Teenies slasht, schlechte Karten - was ich sehr bedauerlich und auch bedenklich finde. "Zimmer 1408" ist das, was man vor Jahren mal "intelligenten Horror" genannt hat, ehe sich dieses Subgenre dem Trend zum Teenieslasher und später zum Geisterhorror beugen musste, und praktisch in der Versenkung verschwunden ist. Der letzte nennenswerte Film, den ich in diesem Bereich sehen würde, war "Identität" - interessanterweise auch mit John Cusack, und dort spielte auch ein Hotel eine wichtige Rolle. Allerdings hatte der Film teilweise mehr von einem Psychothriller als einem echten Horrorfilm - passt also auch nur mehr bedingt in diese Kategorie.
"Zimmer 1408" ist endlich wieder ein intelligenter, atmosphärischer Horrorstreifen, der sich weniger auf billige Schockmomente (die es aber natürlich auch gibt) denn auf eine ungemein dichte, bedrohliche Atmosphäre verlegt – zumindest ab jenem Zeitpunkt, als Mike Enslin das besagte Zimmer betritt. Davor nimmt sich der Film ausreichend Zeit, um uns die Hauptfigur vorzustellen, und durch sein Gespräch mit Hotelmanager Olin eine bedrohliche Grundstimmung aufzubauen. Das mag zwar für sich genommen noch nicht so spannend sein, ist aber wichtig, damit man später mit Enslin auch mitfühlt. Außerdem wird selbst dieser Teil dank den interessanten Figuren, den gelungenen Dialogen (die mehrheitlich Stephen Kings Vorlage entnommen sind) und der guten schauspielerischen Leistungen von John Cusack und Samuel L. Jackson nie langweilig.
Nichtsdestotrotz beginnt der Film erst dann so richtig, als Enslin das Zimmer 1408 des Dolphin Hotels betritt. Da dieser Teil in der Kurzgeschichte erstaunlich kurz gehalten wurde (im Gegensatz zum vorangegangenen Gespräch zwischen Enslin und dem Hotelmanager), war hier der Einfallsreichtum der Drehbuchautoren gefragt, um auch wirklich eine knappe Stunde mit diesem Teil der Handlung zu füllen. Gott sei Dank ist es ihnen auf großartige Art und Weise gelungen, auf Stephen Kings Vorlage aufzubauen und diese mit vielen eigenen, originellen Ideen zu schmücken. Da wäre z.B. das sich immer wieder einschaltende Radio (welches aufgrund der hohen Lautstärke auch für die größten Schockmomente verantwortlich ist), die zurückzählende Uhr, die zahlreichen Geister, welche Enslin einen Besuch abstatten, die Frau mit Kind im Nebenzimmer, die geniale Szene, als Enslin sich selbst wie in einem Spiegel sieht, als er aus dem Fenster hinausblickt, und und und. Zudem zollt man Stephen King durch eine Hommage an dessen Kurzgeschichte "Der Mauervorsprung" (die ja auch schon im Film Katzenauge verfilmt wurde) Tribut, als er Enslin einen wenig erfolgreichen Fluchtversuch durchs Fenster unternehmen lässt.
Ein derart kammerspielartiger Film wie "Zimmer 1408" steht und fällt mit der schauspielerischen Leistung seines Hauptdarstellers. Ich muss gestehen, dass ich John Cusack bisher zwar für einen soliden, aber keineswegs überragenden Schauspieler gehalten habe – in dieser Stephen King-Verfilmung hat er mich allerdings absolut überzeugt. Zu Beginn des Films schlafwandelt er fast durch sein Leben, zynisch und seit dem Tod seiner Tochter des Lebens nicht mehr froh. Verzweifelt klappert er Spukhotel um Spukhotel ab, und weiß dabei selbst nicht, wonach er eigentlich auf der Suche ist. Als ihn Olin verzweifelt zu überreden versucht, das Zimmer nicht zu betreten, reagiert er erstaunlich arrogant: Er ist, bedingt durch seine bisherigen Erfahrungen mit solchen Spukgeschichten, aber auch durch den Tod seiner Tochter, der ihm den Glauben an Gott und damit auch an den Teufel – und somit an allem Übersinnlichen – genommen hat, überzeugt davon, dass es sich hier nur um eine weitere Lügengeschichte handelt, mit der man versucht ein paar neugierige Touristen anzulocken. Doch seine anfängliche Selbstsicherheit und sein Unglauben wandeln sich schon bald in Zweifel, Furcht, und letztlich Verzweiflung, als er die Tragweite seines Irrtums zu begreifen beginnt. Eben diese Entwicklung wird von John Cusack wirklich überzeugend und mitreißend dargestellt.
Einen weiteren großen Anteil am Gelingen des Films hat Mikael Håfströms elegante Inszenierung. Im Gegensatz zu anderen Horrorfilmen, die sich gerne einer wackeligen Kamera und sehr schnellen Schnitten bedienen, gibt Håfström seinen Bildern ausreichend Zeit, um beim Kinobesucher auch wirklich Wirkung zu entfalten. Dabei achtet er darauf, dass durch ungewöhnliche Kamerawinkel und kleineren Spielereien wie z.B. eine etwas schief gehaltene Kamera unbewusst das Gefühl beim Zuschauer entsteht, dass hier etwas irgendwie nicht richtig ist. Auch vor etwas moderneren Kameratricks scheut er nicht zurück, setzt diese allerdings nur sporadisch und sehr zielsicher immer nur genau dort ein, wo es den Effekt einer bestimmten Szene unterstützt. Das wohl offensichtlichste inszenatorische Feature ist die bewusste, sich fast ständig wandelnde Farbgebung: von warm-heimelig zu Beginn des Films über dunkel-bedrohlich bis hin zu kalt-abstoßend reicht die Farbpalette, die Håfström für seine Inszenierung nutzt. Alles in allem eine angenehm ruhige und stilvolle Inszenierung, welche den eher psychologischen Horror des Films perfekt unterstützt und ihm zusätzliche Klasse verleiht.
Nach etwas mehr als einer Stunde nimmt der Film dann eine völlig unerwartete Wendung, die mich – und auch viele andere Kinobesucher – ziemlich vor den Kopf gestoßen hat. Hierbei handelt es sich wohl um einen der größten roten Heringe der Kinogeschichte, der noch dazu einige Minuten lang verfolgt wird. So genial diese Wendung auch eingefädelt gewesen sein mag, "Zimmer 1408" hält sich damit dann doch eine Spur zu lange auf – vor allem auch angesichts der Tatsache, dass diese Finte – wenn überhaupt – maximal nur ein einziges Mal funktionieren kann, und der entsprechende Teil des Films somit spätestens beim erneuten Ansehen unweigerlich auf die Spannung drücken muss. Jedenfalls hat mich dieser Teil des Films doch stark irritiert. Überaus gelungen dann aber das (aus dem Trailer bereits bekannte, weshalb ich es ausnahmsweise mal nicht als Spoiler markieren will) Wiedersehen mit seiner Tochter. Es geht aus dem Film nicht eindeutig hervor, ob diese nur ein Fantasieprodukt des Zimmers ist, um Enslin entgültig zu brechen, oder ob sie tatsächlich aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist. Doch nachdem man bereits zuvor den Verlust und den Schmerz in clever eingefädelten Rückblenden miterlebt hat, geht diese Wendung wirklich an die Nieren.
Gegen Ende des Films, nachdem die Stunde schließlich abgelaufen ist, steigern sich Spannung und Dramatik noch einmal enorm. Nun bedroht das Zimmer auch Enslins Exfrau, und dieser droht endgültig den Verstand zu verlieren und zu zerbrechen. Just in diesem Moment der Verzweiflung sorgt man durch einen wirklich gelungenen Gag für dringend notwendigen auflockernden Humor, der vor allem dadurch, dass er zu diesem Zeitpunkt völlig unerwartet kommt, ganz besonders stark wirkt. Danach folgt schließlich der Showdown – sofern man das so bezeichnen kann – der noch einmal eine clevere Brücke zum Gespräch zwischen Enslin und dem Hotelmanager schlägt. Wie der Film endet und ob Mike Enslin die Flucht aus dem Zimmer gelingt, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden, nur so viel: Er macht während seines Aufenthalts in 1408 eine Läuterung durch, die ihm schließlich – was vom Zimmer so wohl keinesfalls gedacht war – die lang erhoffte Erlösung bringt. Und auch wenn das Ende etwas von jenem aus der Kurzgeschichte abweicht, fand ich es sehr gelungen – zumal es uns zum Abschluss noch einmal einen absoluten Gänsehaut-Moment beschert.
Fazit:
Es muss nicht immer literweise Blut oder der x-te Michael Myers-Verschnitt, der irgendwelchen austauschbaren Teenagern nach dem Leben trachtet, sein. "Zimmer 1408" punktet mit einer großartigen Geschichte, einer tollen, beängstigenden Atmosphäre, und bereichert Stephen Kings Vorlage um viele gelungene Ideen und einer gesunden Portion Tiefgang. Neben Håfströms stilvoll-eleganter Inszenierung, die sich angenehmerweise nicht dem momentan vorherrschenden Trend zu Unübersichtlichkeit und Hektik beugt, weiß vor allem John Cusack in der Hauptrolle zu gefallen, der mit seiner abwechslungsreichen, aber immer überzeugenden Performance den Film über weite Strecken allein tragen muss. Einigen mag "Zimmer 1408" zu viel wert auf die psychologischen Elemente legen und zu unblutig und wenig brutal sein - ich empfand den Besuch in diesem verfluchten Hotelzimmer jedoch nach all den Sägen und Herbergen als angenehme Abwechslung. Für mich ganz klar eine der bisher besten King-Verfilmungen.
Wertung:
8 von 10 Punkten
Christian Siegel
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