Mit: Liev Schreiber, Julia Stiles, David Thewlis, Seamus Davey-Fitzpatrick u.a.
Kurzinhalt:
Als Robert Thorn in jenes Krankenhaus kommt, in dem seine Frau vor wenigen Stunden ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt gebracht hat, erfährt er grauenhafte Neuigkeiten: Das Kind ist bei der Geburt gestorben. Allerdings gäbe es eine Möglichkeit, seiner Frau den Schmerz dieses schrecklichen Verlustes zu ersparen: Ganz zufällig ist bei einer anderen Geburt im Krankenhaus die Mutter eines Kindes gestorben – ein Kind, dass nun ein neues zu Hause bei liebevollen Eltern sucht. Thorn lässt sich auf den Handel ein, und verschweigt seiner Frau Katherine die Wahrheit über ihr eigenes Kind. Kurz darauf wird er zum US-amerikanischen Botschafter in London berufen, wo die Familie einige Zeit lang glücklich aufwächst. Doch als Damian sechs Jahre alt wird, beschleicht Katherine zunehmend das Gefühl, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Robert wird indes von einem Priester gewarnt, dass jenes Kind, das er unter seinem Dach aufzieht, in Wahrheit der Sohn des Teufels sei. Anfangs tut er dies als Humbug ab. Dann jedoch begibt er sich gemeinsam mit dem Fotografen Keith Jennings auf die Suche nach der Wahrheit…
Review:
Langjährige Besucher unserer Seite, die darüber hinaus über ein Elefantengedächtnis verfügen, werden sich jetzt vielleicht denken: "Moment mal, hast du den nicht schon mal besprochen?". Völlig richtig; tatsächlich sogar war er damals Teil unseres allerersten "Halloween"-Specials. Allerdings kannte ich damals nur das Original, und nicht die Fortsetzungen. Und generell fand ich den Gedanken interessant, nach all der Zeit zurückzugehen und ihm doch nochmal eine zweite Chance zu geben. Nicht zuletzt, als sich mein Erfahrungsschatz was Horrorfilme – und dabei nicht nur neue Genre-Beiträge, sondern auch Klassiker betrifft – enorm erweitert hat. Hätte ja sein können, dass nicht zuletzt auch dies ihn in ein neues Licht rücken lässt. Aber leider: Nein. Ich fand "Das Omen" in der 2006er-Variante leider auch bei dieser Zweitsichtung (die mich aber zumindest dank Disney+ nichts gekostet hat) wieder genauso schwach wie damals. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass ich schon vom Original nicht der größte Fan war, und ihm eine Wertung von (passenden) 6/10 gegeben habe (was im Übrigen, wie ich gerade beim Durchlesen meines alten Reviews zum Remake gesehen habe, genau meiner damaligen Einschätzung entspricht). Im Vergleich zum Remake wirkt Richard Donners Original allerdings fast schon wie ein Meisterwerk.
Die Probleme beginnen schon bei der Darstellung von Damian selbst. Im Original bekommen wir ihn verhältnismäßig selten zu Gesicht, und wenn, dann wirkt er wie ein unschuldiger Junge. Eben daraus bezieht der Film viel von seiner Spannung und seiner moralischen Ambivalenz. Könnte man selbst, wenn man diesem Jungen jahrelang ein Vater war, ihn ermorden, weil es sich bei ihm in Wahrheit um den Sohn des Teufels handelt, der Tod und Verderben über die Erde bringen wird? Es ist so ein bisschen die "Baby Hitler"-Frage. Hier hingegen wirkt Damian praktisch von Beginn an wie ein fieses Arschloch, insbesondere im Verhalten "seiner" Mutter Katherine gegenüber. Statt sich zu fragen, ob man an Robert Thorns Stelle so handeln könnte wie er laut dem Priester usw. muss, wartet man somit den ganzen Film lang nur darauf, dass ihn endlich die gleiche Erkenntnis ereilt, die seine Frau schon lang hatte, und die auch uns als Zuschauer früh kommt. Damit geht einer der interessantesten Aspekte des Originals flöten. Darüber hinaus fällt auf, dass es diesem Remake völlig an neuen Impulsen fehlt. Es ist letztendlich ein einfallsloser Aufguss des Originals, wobei das Remake das Kunststück schafft, trotz praktisch identischer Laufzeit gleichermaßen langsamer und gehetzt zu wirken. Klingt komisch/widersprüchlich, ist aber so. Die Unfälle kamen für mich, dort wo man vom Original abwich, ebenfalls nicht an diese heran, wobei ich vor allem die teils langen Kettenreaktionen – wie insbesondere gleich zu Beginn beim Botschafter – unnötig fand. Dazu gesellen sich dann noch ein paar weitere Schwächen, wie die gleich zu Beginn stattfindende, in meinen Augen absolut geschmacklose Deutung verschiedenster Ereignisse/Katastrophen der Jahre zuvor als Zeichen der anstehenden Wiederkehr des Teufels, einige absolut billige Schockeffekte in denen die Lautstärke auf fast unerträgliches Niveau angehoben wird um auch ja die gewünschte Wirkung zu erzielen (dies gilt insbesondere für die – ansonsten ganz stimmungsvollen – Alptraumszenen), bis hin zur unauffälligen Musik von Marco Beltrami, die Jerry Goldsmiths Werk aber so etwas von unterlegen ist.
Der letzte Knackpunkt dieses missglückten Remakes ist dann die Darstellerriege, die – von Liev Schreiber über Julia Stiles bis hin zu David Thewlis – leider überwiegend blass und unauffällig bleibt, und ihren jeweiligen VorgängerInnen in der Rolle nicht das Wasser reichen kann. Die einzige Ausnahme hiervon ist Mia Farrow, die so ziemlich das Beste an diesem missratenen Remake ist. Demgegenüber steht allerdings Seamus Davey-Fitzpatrick. Ich will hier keinen damals sechsjährigen runtermachen, und sehe die Schuld hier definitiv beim Casting, und nicht bei ihm, aber er ist als Damian absolut furchtbar. Im besten Fall stellt er eine gleichgültige Miene zur Schau, und im schlechtesten Fall, wenn er wieder mal versucht abgrundtief böse dreinzuschauen, sieht es so aus, als würde er auf dem Klo sitzen und ein extragroßes Würschterl rausdrücken. Gerade auch seinen Blick am Ende fand ich mehr zum Lachen als zu Fürchten – was halt genau das Gegenteil davon ist, was die Szene eigentlich hätte bewirken sollen. Und so ist es letztendlich auch er, der dem Film endgültig das Genick bricht.
Fazit:
Das Remake zu "Das Omen" mag zwar keine ganz so extreme Kopie sein wie jenes zu "Psycho", erweist sich letztendlich aber als künstlerisch mindestens genauso wertlos. Da wie dort gibt es keinen Grund, diesen lauwarmen Aufguss dem Original vorzuziehen. Im Gegenteil, ist die neue Fassung von "Das Omen" dem Film aus 1976 doch in allen Belangen unterlegen, angefangen bei der Besetzung, über die Inszenierung, bis hin zur Musik. Gestört habe ich mich darüber hinaus daran, wie hier echte Katastrophen aufgegriffen und als Zeichen gedeutet wurden, den billigen Schockeffekten die insbesondere am Ende der Alpträume zur Anwendung kamen, sowie der höchst unglücklichen Darstellung von Seamus Davey-Fitzpatrick, den ich als Sohn des Teufels keine Sekunde lang ernst nehmen konnte. Und als wäre all das nicht schon genug, mangelt es dem Remake durch die boshafte Art und Weise, wie sich Damian verhält, dann auch noch am interessantesten Aspekt des Originals. Und so hat die Zweitsichtung meinen katastrophalen Ersteindruck vor fünfzehn Jahren voll und ganz bestätigt.