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Der Abgesandte (Teil 2) PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Emissary, Part 2
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. Januar 1993
Erstausstrahlung D: 28. Januar 1994
Drehbuch: Michael Piller & Rick Berman
Regie: David Carson
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Commander Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Camille Saviola als Kai Opaka, Felecia M. Bell als Jennifer Sisko, Marc Alaimo als Gul Dukat, Joel Swetow als Gul Jasad, Aron Eisenberg als Nog, Frank Owen Smith als Curzon Dax, Lynnda Ferguson als Doran, Judi Durand als DS9 computer voice, Majel Barrett als Starfleet computer voice u.a.

Kurzinhalt: Vor drei Jahren hat Commander Benjamin Sisko während der Schlacht von Wolf 359 seine Frau Jennifer verloren. Nun ist er zusammen mit seinem Sohn Jake auf dem Weg zur Raumstation Deep Space Nine, die sich im Orbit von Bajor befindet. Der Planet war bis vor kurzem von den Cardassianern besetzt, ehe sich diese aufgrund des immer größer werdenden Widerstandes zurückzogen. Die Föderation soll Bajor nun dabei helfen, ihren Planeten und ihre Zivilisation wieder aufzubauen. Deep Space Nine selbst ist eigentlich eine cardassianische Station, die jedoch nun von der Sternenflotte übernommen wird. Als Verbindungsoffizier nach Bajor wurde zudem Major Kira Nerys als erster Offizier abgestellt. Nur kurz nach seiner Ankunft auf der Station unternimmt Commander Sisko einen Ausflug auf den Planeten. Dort trifft er auf Kai Opaka, die spirituelle Führerin der Bajoraner. Diese zeigt ihm eine Träne der Propheten – eine von neun Artefakten und das einzige, dass sich noch auf Bajor befindet. Als sie die Träne öffnet, hat Commander Sisko eine Vision, und sieht sich selbst an dem Tag, an dem er Jennifer kennengelernt hat. Er nimmt das Artefakt daraufhin auf die Station, wo er es zusammen mit Jadzia Dax erforscht. Ihre Untersuchung führt sie in einen nahegelegenen Raumbereich – und zu einem stabilen Wurmloch, das von intelligenten Lebewesen bewohnt wird…

Denkwürdige Zitate: "I suppose you want the office."
"Well, I thought I'd say hello first and then take the office, but we could do it in any order you'd like."
(Sisko lässt sich von Kiras forschen Art nicht aus der Ruhe bringen.)

"Excuse my presumption, but this was my office only two weeks ago. I'm not used to being on this side of the desk. I'll be honest with you, Commander. I miss this office. I was not happy to leave it."
"Drop by any time you're feeling homesick."
(Ob Siskos Angebot an Dukat wohl aufrichtig gemeint ist?)

"Computer, you and I have to have a little talk."
(O'Brien, nachdem der Computer der Station seine Befehle verweigert hat.)

"That may be the most important thing to understand about humans. It is the unknown that defines our existence. We are constantly searching, not just for answers to our questions, but for new questions. We are explorers. We explore our lives, day by day, and we explore the galaxy, trying to expand the boundaries of our knowledge. And that is why I am here."
(Den Gedanken weiß ich ja durchaus zu schätzen – allein, DS9 lebte leider kaum danach.)

"Shields up."
"What shields?"
(Ups…)


Review von Christian Siegel: Episodenbild (c) CBS Bevor wir uns dem Pilotfilm selbst zuwenden, ein Wort der Warnung: Ich bin (oder war?) kein großer "Deep Space 9"-Fan und ziehe selbst die von vielen gescholtene "Voyager"-Serie bei weitem vor. Tatsächlich ist DS9 nun, da ich mir endlich die ausständigen 1-1/4 Staffeln von Enterprise vorgeknöpft habe (nachdem ich bei der Erstsichtung ja nach "Brutstätte" ausgestiegen bin) die einzige "Star Trek"-Serie, die ich nicht zur Gänze kenne, da ich irgendwann im Lauf der vierten Staffel das Interesse verlor. Es war nicht so wie bei "Brutstätte", dass ich danach dezidiert entschieden hätte, der Serie den Rücken zu kehren, aber ich habe halt nur mehr sporadisch eingeschaltet und dadurch viele Episoden verpasst. Erst die siebente und letzte Staffel sah ich dann wieder zur Gänze. Ich weiß, dass die Serie von vielen sehr geschätzt wird, aber ich habe die ersten beiden Staffeln als gähnend langweilig und den Rest als minderwertige "Babylon 5"-Kopie in Erinnerung. Ich werde mein Bestes tun, mich der Serie bei diesem Durchlauf unvoreingenommen zu nähern, aber eingeschworene DS9-Fans sollten sich darauf einstellen, dass meine Meinung überwiegend wohl deutlich kritischer ausfallen dürfte, als ihnen das lieb ist.

Der Pilotfilm bietet hierfür bereits einen netten Vorgeschmack – fand ich ihn doch wenig gelungen, und halte ihn von allen "Star Trek"-Serien mit Abstand für den Schwächsten. Und dabei hat alles noch so gut angefangen: Denn der Einstieg während der Schlacht von Wolf 359 (die damals bei "In den Händen der Borg" abseits ein paar Funksprüche ja ausgespart wurde) war spektakulär, dramatisch, und ungemein mitreißend. Mit der Szene, wo er seine Frau zurücklassen muss (die jedoch in meinen Augen noch besser funktioniert hätte und noch tragischer gewesen wäre, wenn sie noch am Leben gewesen wäre) lässt man den Zuschauer auch gleich mit dem neuen Commander mitfühlen. Eine starke Szene, ein toller Moment, hochdramatisch, phantastisch getrickst – schade, dass der Rest der Pilotfilm daran dann in meinen Augen nicht mehr anknüpfen konnte. Die nachfolgende Szene zwischen Vater und Sohn führt quasi einen meiner ersten Kritikpunkte ein. Mein erster Gedanke war: Haben sie von Wesley nichts gelernt? Zugegeben, Jake ist kein so nerviges neunmalkluges Wunderkind, sondern eher ein "normaler" Teenager. Dennoch konnte ich mich wie schon bei Wesley des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser in erster Linie dazu da ist, um der vermeintlichen Hauptzielgruppe der Serie bzw. von "Star Trek" generell, junge Burschen, eine Identifikationsfigur zu bieten. Und ich behaupte halt einfach, das ist nicht nötig. Ich habe TOS als Kind gesehen und war von der Serie fasziniert, obwohl dort kein Kind vorkam mit dem ich mich vermeintlich hätte identifizieren können (wie das bei anderen Genre-Serien in der damaligen Zeit durchaus gang und gäbe war, siehe "Lost in Space"). Insofern stelle ich den Sinn der Übung von vornherein infrage. Zumal es einem jener Aspekte Tür und Tor öffnet, die zu meinen Kritikpunkten an der Serie zählen – da DS9 zumindest meiner Erinnerung nach teilweise in eine Jugendserie ("Dawsons Creek in Space"?) zu verkommen schien.

Episodenbild (c) CBS Womit wir schon beim nächsten Punkt sind: Ich kann ja grundsätzlich verstehen, dass man mit TNG und später dann VOY keine zweite Serie auf einem Raumschiff dazu parallel ansiedeln wollte. Und "Babylon 5", nach wie vor meine absolute Lieblingsserie, spielt ja ebenfalls auf einer Raumstation. Insofern ist mir durchaus bewusst, dass es grundsätzlich möglich ist, eine spannende Serie an einem Schauplatz anzusiedeln, und die Geschichten quasi zu den Figuren kommen zu lassen, statt umgekehrt. Allerdings: Für mich ist der "to bodly go"-Gedanke – der hier durch "to comfortably stay" ausgetauscht wird – halt einfach derart stark mit "Star Trek" verbunden (ich meine, das "Trek" steht sogar im Titel, verdammichnocheins!), dass ich mir sehr schwer damit tat, mich hier umzustellen. Zwar schuf die Defiant ab Staffel drei hier eh Abhilfe, aber zumindest die ersten beiden Staffeln litten für mich unter dieser Einschränkung. Zumal damit – und das gilt leider für die gesamte Serie – eine starke Reduktion der SF-Elemente einherging. Und dass die daraus entstandene Lücke mit Soap-Elementen, Spiritualismus und in weiterer Folge vermehrt Action gestopft wurde (weshalb ich immer noch der Ansicht bin: "Star Wars – Deep Space Nine" wäre eigentlich ein passenderer Titel gewesen; ging aber halt natürlich nicht), war eben auch nicht nach meinem Geschmack.

Im letzten Satz sind wir auch schon bei einem meiner größten Kritikpunkte an der Serie, der auch im Pilotfilm bereits eine wesentliche Rolle spielt: Ich konnte mit dem ganzen Propheten- und Abgesandter-Quatsch noch nie etwas anfangen. "Star Trek" war immer eine sehr wissenschaftlich orientierte, "aufgeklärte" Serie – hier nun auf einmal religiöse Aspekte hineinzubringen, war für mich ein sehr starker Bruch – und widersprach ebenfalls meinem persönlichen Geschmack ganz extrem. Ich tue mir einfach enorm schwer, diese Elemente mit "Star Trek" in Einklang zu bringen, und bin auch kein persönlicher Freund dieser Thematik. Dementsprechend begann der Pilotfilm dann auch, nach dem großartigen Einstieg bei Wolf 359 sowie Siskos durchaus nett gemachter Ankunft auf der völlig ruinierten Station – die sofort einen interessanten Kontrast zur eleganten, aufgeräumten, hellen und geräumigen Enterprise bietet – und seiner ersten Szene mit Major Kira, mit dem Besuch Bajors (übrigens, so nett ich das Matte Painting des Planetens auch fand, aber für einen gerade erst aus der cardassianischen Unterdrückung befreiten Planetens sah dieses fast schon zu paradiesisch aus) und der Begegnung mit Kai Opaka dann zunehmend in sich zusammenzufallen. Bereits das "Seele lesen" übers Ohrläppchen war mir zu blöd. Auch auf den Flashback zu Jennifer hätte ich verzichten können. Ich muss nicht ihre erste Begegnung miterleben, um mit Sisko wegen ihres Todes mitzufühlen – das tat ich ohnehin schon. Zudem leidet die Szene enorm unter der notwendigen, und für mich in dieser Szene etwas zu deutlich bemerkbaren ADR-Nachvertonung. Zwar versucht man das ganze durch die seltsamen Orbs auf eine pseudo-wissenschaftliche Basis zu stellen, dennoch haben mich diese starken religiös-mystischen Elemente praktisch von Anfang an gestört.

Episodenbild (c) CBS Wo man sich meines Erachtens ebenfalls keinen Gefallen getan hat, ist bei Siskos erster Szene mit Captain Picard. So verständlich es grundsätzlich auch ist, dass er sich schwer tut, sich mit diesem in einem Raum aufzuhalten, aber Jean-Luc Picard ist für uns nun einmal ein absoluter Sympathieträger. Zudem haben wir die Ereignisse damals aus erster Hand miterlebt, und wissen, wie schwer diese auf seinen Schultern lasteten; wie schwer es ihm fiel, sich von diesem Erlebnis wieder zu erholen. Das letzte, was ich da sehen will, ist ein junger Commander, der ihm Vorwürfe macht. Wie gesagt, auf rationaler Ebene mag es verständlich sein, aber wenn Picard hier auf diese Weise von Sisko angegriffen wird, reagiere ich nun mal eben nicht rational, sondern emotional. Insofern stehe ich in diesem Moment auf Picards Seite, und Sisko hat schon seinen ersten ganz großen Minuspunkt bei mir. Insofern fand ich das denkbar ungeschickt. Dass er sich am Ende dann für sein Verhalten zuvor entschuldigt, ist zwar nett, konnte aber an diesem Ersteindruck halt auch nichts mehr ändern. Letztendlich sehe ich es als ziemlich billigen Versuch, dem neuen Commander Ecken und Kanten zu verleihen. Was zumindest in meinen Augen gescheitert ist, fand ich ihn doch trotz dieser Szene sehr farblos (no pun intended).

Die weitere Handlung plätschert dann recht gemächlich und unaufregend vor sich hin. Das ist ein weiterer wesentlicher Schwachpunkt dieses Pilotfilms: Der Plot. Sowohl "Der Käfig" als auch "Die Spitze des Eisbergs" lag eine Interessante Prämisse zugrunde, "Der Mächtige " hatte mich mit Q's Auftritt ebenfalls gleich gepackt, und danach mit dem Rätsel rund um Mission Farpoint auch erfolgreich bei der Stange gehalten. "Der Fürsorger" ist sehr packend, spektakulär und actionreich, und "Aufbruch ins Unbekannte" war zwar auch nicht ohne seine Probleme, aber wenigstens war auch dort schon nach wenigen Minuten klar, worum es geht, und worin die Mission der Enterprise NX-01 besteht. "Der Abgesandte" fehlt ein ähnlicher Haken völlig. Zu Beginn irrt die Handlung generell noch ungemein ziellos umher. Danach wird das Rätsel rund um die Träne der Propheten eingeführt, welches aber zumindest mich nicht so recht zu packen vermochte. Und auch die Entdeckung des Wurmlochs war jetzt kein übermäßiger Aha-Effekt. Danach wird das Ganze auf einmal zu einem sehr ausgedehnten Erstkontakt, und diese Szenen mit den Propheten sind auch gleich mein nächster Kritikpunkt: Ich kann anerkennen, was man hier machen wollte, und finde die Grundidee solcher Wesen, die kein Verständnis von Zeit und Raum haben – und die Herausforderung, welche sich daraus für eine Kommunikation mit ihnen ergeben – grundsätzlich durchaus interessant. Aber ich fand, dass dieses ganze "Kennenlernen" viel zu ausgebreitet wurde. Ich war wirklich überrascht, gerade gelesen zu haben, dass fast eine halbe Stunde an Material aus dem Pilotfilm auf dem Schneideraum gelandet ist. Ich meine, da hätte man noch so viel zusätzliches Material gehabt, welches ev. die Figuren (die hier abseits von Sisko überwiegend zu kurz kommen) weiter ausgearbeitet und besser vorgestellt hätte, und dann dehnt man diesen Erstkontakt derart aus? Vor allem auch ihr ständiges "What is this?"-Nachfragen fand ich mit der Zeit einfach nur nervig. Spätestens bei der fünften Wiederholung der Frage raufte ich mir frustriert die Haare. Last but not least erscheint es auch unplausibel, dass die Propheten so wenig über andere Lebewesen wissen – gerade auch angesichts der Tatsache, dass sie ja scheinbar mit den Bajoranern in Verbindung standen. Oder wo kommen deren Prophezeiungen denn sonst her, wenn nicht von den Propheten?

Episodenbild (c) CBS Immerhin führt uns das Ganze, wenn man sich auch viel zu viel Zeit dafür lässt, zu Siskos emotionaler Selbsterkenntnis, dass er diesen Moment bislang nicht hinter sich gelassen hat, und, wie es die Propheten ausdrücken, immer noch dort existiert. "It is not linear." "No, it's not." Wie hier die unterschiedliche Wahrnehmung der Zeit von den Propheten in Siskos Erkenntnis einfließt, gefiel mir wirklich gut. Und natürlich ist der Moment, wo er Jennifer ein für allemal zurücklässt, durchaus emotional. Leider aber fand ich persönlich Avery Brooks Schauspiel in dieser Szene nur maximal durchschnittlich. Es ist natürlich oftmals ein Problem, dass DarstellerInnen ein paar Episoden brauchen, um in ihre Figuren hineinzufinden. Zudem erlaubt der enge Drehplan bei Serien nicht so viel Vorbereitungsarbeit wie bei einem Film, wo man ruhig auch mal 20 Klappen verschießen kann. Dennoch denke ich, da wäre mehr drin gewesen. So gesehen sehe ich es doch auch etwas kritisch, dass man sich diese Szene nicht für eine spätere Folge aufgehoben hat. Generell ist es eigentlich schade: Da hat man mal einen problemgebeutelten Charakter mit Kriegstrauma, und dann hat sich eben dieses Trauma nach der Pilotfolge auch schon wieder erledigt. Der "Pay-Off" wäre zu einem späteren Zeitpunkt jedenfalls um einiges größer gewesen.

Die Handlung auf der Station fand ich hingegen soweit ganz gelungen – in erster Linie, weil ich Kira Nerys aus dem Ensemble noch für eine der interessanteren Figuren halte (aufgrund ihrer Ablehnung der Föderation, da sie der Ansicht ist, Bajor hätte damit einen Unterdrücker durch den nächsten ersetzt), und die bei mir mit ihrem taktischen Bluff gegen die Cardassianer gleich einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Auch Odo ist eine sehr interessante Figur. Er ist quasi der Spock/Data-Ersatz, der Außenseiter. Dass er sich seines eigenen Ursprungs nicht bewusst ist und diesen hinterm Wurmloch wähnt, fand ich gleich um einiges interessanter als alles rund um die Träne des Propheten. Lediglich die erste Szene wo er seine Wechselbalg-Fähigkeiten unter Beweis stellt, fand ich verkrampft. Das war einfach sehr konstruiert und nur dazu da, eben diese zu etablieren – hätte er doch genauso gut ausweichen können. Und vor allem auch O'Briens Anwesenheit wertete den Pilotfilm – wie auch die Serie – für mich enorm auf. Er war auf der Enterprise eh notorisch unterfordert; hier bekommt er endlich etwas zu tun, und fungiert zudem als Anker zu TNG bzw. der etablierten Kontinuität. Seine früheren (negativen) Erfahrungen mit Cardassianern macht seine Versetzung auf die Station zusätzlich interessant. Und vor allem auch die Abschiedsszene von Captain Picard (wo die üblichen Rollen vertauscht sind; diesmal beamt der Captain den Transporterchief) fand ich einfach nur wunderbar. Echte Spannung kam aber natürlich auch auf der Station selbst keine auf. Die Bedrohung durch die Cardassianer funktioniert insofern nicht, als man es als Zuschauer dann doch eher ausschließt, dass denen in der Pilotfolge einer neuen Serie mit dem Namen "Deep Space Nine" die titelspendende Station unter den Füßen weggeschossen wird. Aber immerhin erlaubte es der Angriff der Cardassianer, dass O'Brien sein technisches Geschick und Kira ihre Poker-Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte.

Episodenbild (c) CBS Deutlich weniger Freude hatte ich schon mit dem ersten Auftritt der Ferengi. Quark finde ich insgesamt ja noch nicht einmal so schlecht; ich finde, der Kerl hat sich im Verlauf der Serie echt gemacht. Auf Nog hätte ich aber gut und gerne verzichten können. Und vor allem auch das Fauchen fand ich sehr entbehrlich. Die anderen Figuren gehen hier zudem noch ziemlich unter. Auch dies haben andere "Star Trek"-Pilotfilme weitaus besser gemacht. Bei Jadzia fällt in erster Linie auf, dass sich die Darstellung der Trill seit "Odan, der Sonderbotschafter" stark verändert hat – so stark, dass man schon fast von einem Kontinuitätsbruch reden könnte. So sind die Symbionten scheinbar kein großes Geheimnis mehr. Immerhin gelang es Terry Farrell mit ihrer charmanten Art aber auf Anhieb, meine Sympathien für ihre Figur zu gewinnen. Auch Avery Brooks war in seinen gemeinsamen Szenen mit ihr besonders spielfreudig und locker (während ich ihn ansonsten noch eher etwas hölzern fand). Dr. Bashir gefällt mir als Figur ja grundsätzlich auch ganz gut, allerdings bekommt er hier erstmal nichts anderes zu tun, als Jadzia anzubaggern. Schade finde ich auch, dass sich seine schusselige Art durch eine spätere Offenbarung als Schauspielerei offenbarte – denn eigentlich gefällt mir dieser Zugang zur Figur sehr gut. Ist mal etwas anderes. Zumindest ich kann die spätere Erkenntnis über Bashir aber leider nicht gänzlich ausblenden.

Damit ich jetzt hier aber nicht immer nur meckere, jetzt auch noch ein paar positive Aspekte: So finde ich das Design der Station sehr cool. Das Modell selbst ist auch wieder einmal sehr detailliert, und wird in den Effektszenen wunderbar in Szene gesetzt. So gesehen ist es schon schade, dass bislang noch keine Blu-Ray-Veröffentlichung der Serie in Aussicht ist. Das ist übrigens ein weiterer Punkt, auch wenn er mit meiner Meinung zum Pilotfilm natürlich nicht in Zusammenhang steht, aber… nachdem ich mir nun drei "Star Trek"-Serien in Blu-Ray-Qualität vorgenommen hatte, kam die Rückkehr auf DVD einem Kulturschock gleich. Und zumindest beim Pilotfilm machte die Bildqualität der Silberscheiben jetzt mal keinen sonderlich überragenden Eindruck. Aber vielleicht bessert sich das ja im Serienverlauf noch. Zurück zum Pilotfilm: Die Introsequenz finde ich ebenfalls fesch. "Deep Space Nine" ist die einzige Serie, zu der "Star Trek"-Haus und Hof-Komponist Dennis McCarthy die Titelmelodie beigesteuert hat. Zu TNG hatte er zwar ebenfalls ein neues Hauptthema geschrieben, dort gab man jedoch Jerry Goldsmiths Fanfare für den ersten "Star Trek"-Film den Vorzug (in meinen Augen eine gute Wahl). Für "Voyager" wurde dann generell gleich Jerry Goldsmith mit der Titelmusik beauftragt, und bei "Enterprise" entschied man sich ja leider dafür, seine wundervolle Komposition "Archers Theme", die immer im Abspann zu hören war, durch das unsägliche "Faith of the Heart" zu ersetzen. Zumindest bei "Deep Space Nine" kann er aber beweisen, was er kann – und das mit Bravour. Wobei ich die hier verwendete erste Fassung gegenüber der rockigen Variante aus späteren Staffeln klar vorziehe. Auffällig ist bei der Intro-Sequenz zudem, dass hier das Wurmloch noch fehlt. Dass man darauf geachtet hat, finde ich wirklich cool. Auch den Uniformwechsel mitten in der Episode fand ich nett. Und die Szene in Quarks Bar verströmte eine nette "Star Wars"-Cantina-Atmosphäre. Last but not least: Dukat ist ein toller Widersacher, und seine gemeinsame Szene mit Sisko zu Beginn zählte für mich zu den (wenigen) Höhepunkten des Pilotfilms.

Fazit: Episodenbild (c) CBS Bevor ihr meine Ablehnung bezüglich "Der Abgesandte" jetzt auf die Tatsache schiebt, dass ich mich nicht zu den größten Fans von DS9 zähle, sei erwähnt, dass ich den Pilotfilm schon damals bei der Erstsichtung nicht sonderlich gelungen fand. Der einzige Unterschied zu meinem Eindruck von vor 21 Jahren ist also in erster Linie, dass es mir mittlerweile hoffentlich besser möglich ist, zu artikulieren, warum er mir nicht besonders gefällt. Hier ist in erster Linie die schwache Handlung zu nennen, die es an Spannung vermissen lässt, und die lange Zeit recht ziellos vor sich hinplätschert. Es fehlt der Haken, mit dem man das Interesse des Zuschauers gleich packen könnte. Kritisch sehe ich auch Siskos ablehnende Haltung gegenüber Captain Picard, die zwar auf rationaler Ebene verständlich ist, ihn mir jedoch nicht unbedingt sonderlich sympathisch gemacht hat. Und vor allem die spirituell-religiös-mystischen Elemente störten mich bereits hier bei ihrem ersten Auftreten. Ich finde, das spießt sich mit der wissenschaftlich-nüchtern-sachlich-aufgeklärten Ausrichtung von "Star Trek" – und ist ein Kritikpunkt, der sich durch die gesamte Serie ziehen wird. Zudem kamen die meisten der neuen Figuren viel zu kurz, und konnten sich hier erst mal noch kaum in Szene setzen. Das ist bei früheren und späteren "Star Trek"-Pilotfilmen wesentlich besser gelungen.

Am besten hat mir ganz klar der Einstieg mit der Schlacht von Wolf 359 gefallen. Das war wirklich hochdramatisch. Auch die daran anknüpfende Szene mit den Propheten und Siskos Selbsterkenntnis war grundsätzlich nett, allerdings fand ich just bei diesem Schlüsselmoment Avery Brooks Performance nicht gerade überragend. Und generell fand ich es etwas schade, dass man Siskos Trauma innerhalb des Pilotfilms auch gleich wieder abgearbeitet hatte. Letztendlich liegen die Stärken von "Der Abgesandte" in erster Linie bei Oberflächlichkeiten wie den netten Effekten, der düsteren Grundstimmung, dem Eindruck, hier mal etwas anderes vor sich zu haben, sowie einzelnen gelungenen Momenten. Insgesamt empfand ich "Der Abgesandte" aber als ziemlich holprigen Beginn, dem ich aufgrund meiner Kenntnis, dass mir der Rest der Serie nicht viel besser gefallen hat, nicht einmal das Prädikat "vielversprechend" verleihen kann.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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