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Briten im Weltall Kategorie: Kolumnen - Autor: Christian Spließ - Datum: Samstag, 06 Oktober 2007
 
Follow The Box 10Das Weltall – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2151. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffes "Camden Lock", das in fünjähriger Mission – moment – stopp – "Camden Lock"? Die Macher der britischen SF-Comedy-Serie „Hyperdrive“ - die am 06.10. und 07.10 auf Comedy Central zu sehen ist, ab 20:30 und ab 19:30 werden drei Folgen der ersten Staffel am Stück gezeigt - die Macher haben sich also tatsächlich erlaubt, die Abenteuer der Mannschaft der „Camden Lock“ im selben Jahr spielen zu lassen in der Captain Kirk auf Reisen geht. Die Hommage an „Star Trek“ erschöpft sich dann auch damit und während Captain Kirk weiterhin in fünf Jahren fremde Welten und Zivilisationen entdeckt, die nie ein Mensch zuvor gesehen ist besteht die Aufgabe der „Camden Lock“ eher darin, die Interessen Englands in einem sich ständig verändernden Universum zu vertreten.
Was sich jetzt imposant anhört ist, ist es aber gar nicht – Peterborough an das Alien zu kriegen oder eine Raumparzelle zu bewachen weil dort Schmuggler ihr Unwesen treiben ist nicht unbedingt das, was man als heldenhafte Tätigkeiten bezeichnen würde. Die Macher

Die Crew der Camden Lock
Die Crew der Camden Lock - Quelle:BBC
Hinter dieser SF-Serie, die eher an „Red Dwarf“ erinnert als an „Star Trek“, stecken die Köpfe von Kevin Cecil und Andy Riley. Beide Autoren lernten sich 1983 während einer gemeinsamen Chemie-Stunde kennen. Seitdem sind sie Freunde und arbeiten zusammen als Comedy Autoren. Zu ihren Werken gehören das BAFTA-gekrönte „Children in Need“-Special „Robbie the Reindeer“, „Black Books“, sie schrieben mit an „Trigger Happy TV“, „Little Britain“, „Smack the Pony“ und ihre Radioshow „The 99p Challenge“ lief fünf Staffeln lang bei BBC4. Andy Riley hat sich außerdem einen Namen als Comic-Zeichner gemacht, aus seiner Feder stammen unter anderem „The Book of Bunny Suicides“ und „Great Lies to Tell Small Kids“, sein Strip „Roasted“ läuft seit 2002 in „The Observer Magazine“.

Regie bei „Hyperdrive“ führte John Henderson – von dem sich die Macher offenbar den Nachnamen für die Figur des Michael Henderson entliehen, dem Captain der „Camden Lock“. Zu John Hendersons Werken zählen „The Borrowers“ - eine BBC-Adaption der gleichnamigen Buchserie, nicht zu verwechseln mit dem John-Goodman-Film - „How do you want me“, „Loch Ness“ und vor allem „Splitting Image“ - Vorlage für "Hurra Deutschland" - für das er einen BAFTA gewann. Sein letzter Film stammt aus dem Jahr 2006, „Greyfriars Bobby“, momentan allerdings ist er in mehreren Projekten beschäftigt, dazu gehört eine Kinoversion der Abenteuer von „Catweazle“.

Das Schiff und die Mannschaft

Doch zurück zur „Camden Lock“, ein Schiff der Wendover-Klasse, 376 Meter lang und 90 breit. Das Design des Schiffes erinnert an den BT Tower in London und ihr Name rührt von einem tatsächlichem Lock – also einer Schleuse – her, von einem Studio in der Nähe sendet jetzt MTV. Angetrieben wird das Schiff durch die P-Rods, Gerüchten zufolge enthalten diese Plutonium, offiziell steht das P für „Perfectly Safe“. 170 Vs erreicht das Schiff an Höchstgeschwindigkeit, bei höheren Geschwindigkeiten brennt der Reaktor aus und zu erwähnen ist noch, dass das Schiff einen Druck von 197 Atmosphären standhalten kann – was in einer Folge der ersten Staffel noch enorm wichtig werden wird. Eine Besonderheit dieser Schiffsklasse ist, dass die Steuerung von Enhanced vorgenommen wird.
Bei der „Camden Lock“ fällt diese Aufgabe Sandström zu, die mit ihren Cyber-Implantaten dafür sorgt, dass das Schiff steuerbar ist. Allerdings hat die Technik ihre Nachteile: So wird bei der Implantierung die komplette Persönlichkeit des Betreffenden gelöscht. Die wirkliche Sandström lernen wir bei „Hyperdrive“ also nie kennen, sondern nur die "Enhanced"-Variante. Die zwei Sätze, die sie in „Weekend Off“ äußert sind Erinnerungen, die Sandström eigentlich nicht haben sollte – so erfährt man, dass die ursprüngliche Sandström das Angebot des Space-Force wahrnahm um damit ihr Studenten-Darlehn bezahlen zu können. Zudem: Wenn die Space-Force diese Technik anbietet, dann ist sie doch sicherlich auch sicher, oder?
Sandström hat eine Zuneigung zum ersten Offizier York gefasst, wobei York sich die Gefühle ihr gegenüber nicht so ganz eingestehen will. Schokolade hat einen sehr – nun – anregenden Effekt auf Sandström und in der Folge, die sich um den "Dreamhub" dreht sehen wir wie der Navigator Vince sich Sandström vorstellt – da das allerdings nur eine Traumvision ist, bleibt Sandströms wahre Persönlichkeit in der Serie unter der "Enhanced"-Persönlichkeit verborgen. Dass sie enorm eifersüchtig ist wenn ein anderer "Enhanced" an Bord kommt sieht man in der ersten Folge der zweiten Staffel.
Petra Massey schlüpfte für „Hyperdrive“ unter die Kopfbedeckung von Sandström. Es ist ihre erste Serienerfahrung. Die Rolle der Sandström fordert ihr ein gewaltiges physikalisches Potential ab – wenn man allerdings bedenkt, dass Massey schon mit der Pyrotechnik-Firma KKG zusammenarbeitete und die Physical Theatre Company Spymonkey mitbegründete und beim Cirque Du Soleil auftrat...

York – dessen Vornamen Eduardo Pauline nie in der Serie erwähnt werden – ist der Erste Offizier an Bord der „Camden Lock“. Einer, der das Prinzip „Erst schießen, dann fragen“ perfekt verkörpert. York ist ein Waffennarr, ebenso aber auch ein ausgezeichneter Wissenschaftler und bewandert in allen Formen des körperlichen Angriffs. Während Sandström offen ihre Gefühle für ihn zeigt, ist York eher der Mensch, der seine Gefühle verbirgt. York und Captain Henderson verbindet eine langjährige Freundschaft, der Captain deutet auch einmal an, dass York nicht immer der verschlossene Waffennarr gewesen ist sondern dass ihn offenbar ein Einsatz dazu machte. Menschlichkeit ist York fern, er weiß zwar dass die Mannschaft Henderson bewundert, aber er versteht nicht so recht warum – für ihn sollte der Captain zugreifen können, ein „Mann“ sein. Man sollte York nie unterschätzen, ab und an ist seine Stimme die der Vernunft, wenn Henderson auch nicht unbedingt auf sie hören will. Yorks einzige Schwäche mag die Vorliebe für die Serie „Captain Helix“ sein, die er mit dem Captain teilt. Nach seiner Meinung ist die dritte Staffel die Beste.
Wer öfters mal BBC-Comedy-Serien guckt, der wird das Gesicht von York-Schauspieler Kevin Eldon schon mal gesehen haben. So taucht der Schauspieler in der ersten Folge der zweiten Staffel von „Spaced“ als „Man in Black“ auf, „Black Books“ hat er ebenso mit einem Gastauftritt beehrt und daneben in etlichen Comedy-Serien mitgespielt die hierzulande kaum jemand kennt. In der Webcast-Folge von Doctor Who „Death Comes To Time“ spielte er die Rolle des Antimony, eines Companions des Siebten Doctors. In „Hot Fuzz“ taucht er als Sergeant Tony Fisher auf.

Der erfahrene Captain der „Camden Lock“ ist Michael „Mike/Lucky Jack/Hendo“ Henderson. Er hat in der Space-Force von der Pike auf gedient, etwas, was seine Vorgesetzten mit Argwohn betrachten – besonders der Space Marshall, sein direkter Vorgesetzter hat desöfteren seine liebe Not mit ihm. Was aber eher am Space Marshall liegt... Michael Henderson fühlt sich ab und an etwas unterfordert was seine Missionen anbelangt und neigt dazu, aus eigener Initiative zu handeln. Was meistens danebengeht. Neben seiner Führungsrolle ist er vor allem eins: Menschlich. Regelmäßig schickt er Videonachrichten zu seinem Neffen auf die Erde und nur ein einziges Mal gibt er während einer Mission tatsächlich auf und zieht sich in seine Kabine zurück: Als die Kategorie J-Inspektion bevorsteht. Ansonsten ist er der Mann mit dem Herz am rechten Fleck. Während York für „Captain Helix“ nur ab und an Interesse findet ist die Serie für Henderson lebensnotwendig: Es vergeht kein Tag an dem er nicht eine Folge der Serie anschaut. Und das, so erfahren wir schließlich, ist durchaus von gewissen Kräften so gewollt...
Nick Frost – zu dem Schauspieler muss man wohl kaum etwas sagen. „Shaun of the Dead“ - Ed - und „Hot Fuzz“ - Danny Butterman - haben ihn auch in Deutschland bekannt gemacht, in England ist er seit „Spaced“ eine feste Größe im Comedy-Geschäft. Wobei er eigentlich kein gelernter Schauspieler ist sondern eher zufällig zum Beruf kam, der Charakter des Mike in „Spaced“ wurde von ihm erfunden um seinen damaligen Mitbewohner zu beeindrucken. Der war Simon Pegg, einer der Autoren von „Spaced“. Der Rest ist Geschichte... Nick spielte unter anderem noch in den Comedyserien „Danger! 50.000 Volts“, „The Sofa of Time“ und „Green Wing“. Zudem ist er der Erzähler der britischen Fassung der „Super Nanny“.

Während Sandström Gefühle für York hegt, hegt Diplomatic Officer Alice Chloe Teal welche für Henderson. Der Captain dagegen weiß zwar von Chloes Zuneigung ihm gegenüber, aber seine Gefühle sind eher freundschaftlicher Natur. Auf der „Camden Lock“ ist Chloe so etwas wie die gute Seele des Schiffes, immer ständig darum bemüht möglichst geschickt und diplomatisch alle Konflikte zu schlichten, den Umgang mit fremden Rassen so angenehm wie möglich zu gestalten und als Übersetzerin zu dienen. Allerdings kann Chloe zwar Konflikte beilegen, aber nicht in dem sie hart durchgreift sondern in dem sie eher versucht Seitenwege zu gehen und Stress-Situationen bewältigen ist auch nicht gerade ihre Stärke.
Miranda Hart ist das Gegenstück zu Deanna Troi an Bord der „Camden Lock“. Die Schauspielerin könnte man auch schon mal zu Gesicht bekommen haben - „Smack the Pony“, „The Vicar of Dibley“, „French and Saunders“ und „Absolutely Fabulous“ sind einige der Comdey-Serien in denen sie zu sehen war. Daneben schrieb sie zwei Comedyshows, die sie alleine aufführte. Ihre bisher letzte Fernsehpräsenz war ein Auftritt in drei Folgen der Serie „Not Going Out“ in diesem Jahr.

Wenn ein Adjektiv auf Navigator Dave Vine zutrifft, dann wohl dieses: Ruhig. Manche würden vielleicht sagen: Gelassen. Die Sorte von Mensch, die in Krisensituationen ihren Job tun, verlässlich sind. Solide. Kein Mensch, der groß von sich Aufhebens macht, aber einer, der mit der aktuellen Gegenwart des Jahres 2151 nichts anfangen kann. Im Grunde sehnt sich Vine nach einem Leben in den 90gern des letzten Jahrtausends zurück. Er sammelt alles, was mit diesen Zeiten zusammenhängt und sein Traumjob – im wahrsten Sinne des Wortes – ist der eines Pubbesitzers. Er und Jeffers sind Freunde, wobei man sich zu Recht fragt wie diese beiden Freunde werden konnten – schließlich ist Jeffers nicht gerade der nette Kumpel von nebenan und zieht Vine desöfteren mal auf...
Stephen Evans ist der ruhige, zurückgezogene Navigator der „Camden Lock“. Auf der großen Kinoleinwand wird man ihn in diesem Jahr in „The Seeker“ - „Wintersonnenwende“ - an der Seite von Christopher Ecclestone sehen. Der Schauspieler trat wie fast alle anderen Hyperdrive-Darsteller schon in verschiedenen BBC-Comedyserien auf – so in „Nighty Night“, „My Family“ und „Holby City“. Er ist Mitglied der Comedytruppe "Dutch Elm Conservatoire", trat schon beim "Fringe-Festival" auf und schreibt Sketche für "The Benders".

Technical Officer Karl Jeffers wurde von einem Hologramm-Version seines früh verunglückten Vaters aufgezogen, die er im Anfall von jugendlichem Trotz löschte. Was er bis heute zutiefst bereut. Jeffers liebt jede Art von Technik und vor allem neue Gadgets. Noch lieber sind ihm Gadgets oder Drogen, die nicht so ganz legal sind. Da er sich gerne über Regeln und Konventionen hinwegsetzt, sind er und York nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen. Was noch eine Untertreibung ist... Jeffers macht seinen Job zwar gerne, aber sich freiwillig für etwas melden käme ihm nicht in den Sinn. Er und Vine sind Freunde, wobei Vine meistens eher als williges Opfer für Jeffers Scherze dient. Ab und an aber zieht Jeffers durchaus den Kürzeren.
Dan Antopolski ist der Geek bei „Hyperdrive“. Und für 0,2 Sekunden immerhin als Christus in „The DaVinci-Code“ zu sehen. Was vielleicht schon darauf hinweist, dass er durchaus ein Faible für sehr seltsame Comedy besitzt. Untermauert wird das von seinem Auftritt in „AD/BD“, einer Weihnachts-Rock-Oper-Comedy für BBC3. Daneben war er zu sehen in „Time Gentleman Please“, „The Stand-Up Show“, „28 Acts in 28 Minutes“. Dan schreibt zudem fürs Radio, war Mitwirkender bei „The 99p Challenge“ und tritt regelmäßig beim Edinburgher „Fringe-Festival“ auf.

Zwei Figuren verdienen noch eine besondere Erwähnung: Hendersons Vorgesetzer, der Space Marshall, sowie natürlich „Captain Helix“.

Space Marshall Clarke ist Hendersons Vorgesetzter. Ein Karrierist, der nur an seine eigenen Ziele denkt. Und es Henderson sogar verübelt wenn er nicht zum Dinner seiner Tochter kann weil der Captain mal wieder Mist gebaut hat. Clarke ist ein Schleimer und absoluter Radfahrer – nach oben buckeln, nach unten treten scheint sein Lebensmotto zu sein.
Paterson Joseph ist bisher meistens in Nebenrollen in Erscheinung getreten – vielleicht kennt man ihn noch aus „Aeon Flux“ als Giroux, in „The Beach“ war er Keaty. Seine Heimat ist allerdings eher der kleine Bildschirm. „Neverwhere“, „Doctor Who“, „Ghosts of Albion“, „The Green Wing“ - Paterson ist durchaus ein Charakterdarsteller, wie er es auch unlängst in „Jeckyll“ bewiesen hat. Meistens aber spielt er eher Nebenrollen, wenngleich er in „Neverwhere“ als Marquis de Carabas und in „Jeckyll“ als Benjamin durchaus größere Parts hatte.

„Captain Helix“ ist der Held einer Serie, die – wenn man Henderson fragt – „Action-Abenteuer-Unterhaltung mit einem erwachsenem Anspruch“ bietet. Für alle anderen ist „Captain Helix“ allerdings eher eine Kinderserie. Gareth Stannis ist der Name des "Helix"-Schauspielers in der Serie, an seiner Seite stets der heldenhafte Roboter Robot. Wahrheit und Gerechtigkeit leiten ihn, kombiniert zu einer unendlich größeren Kraft - der Wahrigkeit ("Truth and Justice - Trustice") - spornen sie ihn zu neuen Abenteuern an.
Waen Shepard – so heißt „Captain Helix“ im wirklichen Leben. Den Briten ist er als Comedy-Charakter„Gary Le Strange“ ein Begriff, er hat seine eigene Serie in den UK. Im letzten Jahr trat er beim „Fringe Festival“ auf und ist jeden Samstag im BBC2-Radioprogramm „Out to Lunch“ zu hören.

Die Abenteuer der U.S. Camden Lock - „Red Dwarf“ lässt grüßen?

Britische Comedyserien zeichnen sich durch ihre kurze Staffeln aus – so kommt „Hyperdrive“ insgesamt mit zwei Staffeln auf 12 Folgen mit einer Länge von an die 25 Minuten. Comedy Central strahlt also die komplette erste Staffel aus. Dabei gibt es auch keinen größeren Handlungsbogen sondern es sind Einzelfolgen, die nur lose durch übergeordnete Elemente zusammengehalten werden. Natürlich nimmt die Serie altbekannte Thematiken der SF auf: Den Erstkontakt, die Begegnung mit außerirdischen Lebewesen oder die Erforschung von fremden Welten. Nicht zu vergessen Klone und die üblichen Raumschlachten. Das alles kommt durchaus zum Tragen, der SF-Fan wird sich also schnell heimisch fühlen. Allerdings ist „Hyperdrive“ eine Comedy-Serie. Und die kommt ohne lästigen Technobubble aus oder der Frage, wie denn eigentlich die Waffen funktionieren und warum diese verblüffend an Geh-Hilfen – auch Krücken genannt – erinnern. „Hyperdrive“ ist britische Comedy, das sollte man nicht vergessen.
Und diese Art von Comedy greift desöfteren tief in die Klischee-Schubladen – wenn Aliens Gesichter ablecken, Schauspieler in roten Ganzkörperkostümen als Roboter auftreten oder sich Aliens über eine „Sprechende Tür“ bis zum Exzess freuen, dann fragt man sich: „Warum eigentlich tue ich mir diese Serie an?“ Beziehungweise: „Oh mein Gott, flacher geht’s jetzt wohl wirklich nicht?“ Oh doch, natürlich geht es noch flacher...
Dann aber wieder steigt „Hyperdrive“ unerwartet zu Höhen auf, die einen vergessen lassen dass man sich eine Szene zuvor noch über die miese Pointe geärgert hat – Hendersons Gesichtsausdruck wenn er gerade merkt, dass er einen Asteroiden zerpulvert hat, das Gespräch zwischen Vine und Jeffers auf „Vineworld“, der Telescreen-O-Vision der Queppuaner, Yorks Klon, die miteinander disputierenden elektronischen Wecker, ein Schiff, das im Standardmodus so sinnvoll ist wie Windows nach der Neuinstallation. Nicht zu vergessen den Rehabilitierungs-Kubus mit Katzen, Pferden und Schildkröten. Es gelingt „Hyperdrive“ durchaus den Zuschauer zu überraschen, wenn natürlich auch die Grundideen nicht neu sind und man natürlich merkt, dass die Serie kein großartiges Budget zur Verfügung hat. Oder das für die Raumschiffszenen verpulvert wurde, so dass man die meiste Zeit an Bord der „Camden Lock“ verbringt anstatt in Steinbrüchen – pardon – auf fremden Planeten.
Die Serie wird gerne mit „Red Dwarf“ verglichen, einem Urgestein der britischen SF-Comedy. Beide Serien sind SF-Comedy-Serien, was nicht so häufig vorkommt – schön, „Mein Vater ist ein Außerirdischer“ oder „Hinterm Mond gleich links“ oder „Mork vom Ork“ wären noch Beispiele für diese Gattung. Danach aber muss man schon überlegen um auf weitere Serien zu kommen, die sowohl SF als auch Comedy sind. „Hyperdrive“ und „Red Dwarf“ stehen sich zwar sehr nahe, sind aber vom Humorlevel her nicht vergleichbar. Während „Red Dwarf“ zumindest bis zur sechsten Staffel einen Humor hat, der überwiegend auf der Sprache beruht und damit „intellektueller“ ist, ist „Hyperdrive“ eher der Vertreter eines „Hau-drauf-Humors“, der dem einer „Benny Hill Show“ nicht unbedingt fernsteht. Wenngleich es „Hyperdrive“ tatsächlich gelingt ab und an den Zuschauer dann doch noch zu verblüffen. Beide Serien haben allerdings durchaus gemein, dass sich unterschiedliche Charaktere zusammenraufen müssen um eine Aufgabe zu bewältigen – bei „Red Dwarf“ ist das die Rückkehr zur Erde und die Abenteuer auf dem Weg dorthin, bei „Hyperdrive“ das, was der Space Marshall von der Erde der Crew aufträgt. Wenngleich die öfters auch eigene Wege geht. Und in beiden Serien sind die Charaktere durchaus gewöhnungsbedürftig, haben ihre Ecken und Kanten und reiben sich während ihrer Arbeit aneinander.
„Hyperdrive“ verbeugt sich ab und an vor bekannteren Vorbildern. „Captain Helix“ ist durchaus eine Anspielung auf die alte Who-Serie mit ihren „wackeligen Sets“ während die Glänzenden Roten Roboter von Vortis auch gut in die neue Who-Serie passen könnten. Das Waffendesign, das an Geh-Hilfen – Krücken – erinnert könnte eine Hommage an alte B-Serials sein. Hendersons Ausruf „Ich bin nicht Gott oder so“ lässt einen natürlich an „Es ist nicht leicht ein Gott zu sein“ denken, die Computerdurchsagen an Bord des Raumschiffes könnten gut und gerne von Douglas Adams herstammen.
Alles in allem ist „Hyperdrive“ eine sehr spezielle Serie: Wenn man sich auf sie einlässt wird man etliche wunderbare Momente erleben, aber zuvor muss man schon gewillt sein sich durch etliche stumpfe Pointen durchzukämpfen. Aber das ist es allein schon wegen Nick Frost durchaus wert.
Auf DVD ist die Serie momentan als Box per Import erhältlich. Die Box enthält die erste und die zweite Staffel auf zwei DVDs sowie eine dritte DVD mit Extras. Eine dritte Staffel ist momentan nicht geplant.


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