Originaltitel: The Hour Of The Wolf
Episodennummer: 4x01
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 04. November 1996
Erstausstrahlung D: 23. Mai 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: David Eagle
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller:
Ed Wasser als Mr. Morden,
Wortham Krimmer als Emperor Cartagia,
Damian London als Minister,
Wayne Alexander als Lorien,
Ardwight Chamberlain als Kosh,
Mark Hendrickson als Drazi Ambassador,
Rick Ryan als Brakiri Ambassador u.a.
Kurzinhalt:
Sieben Tage sind vergangen, seit Captain Sheridan nach Z'ha'dum aufgebrochen ist. Nach wie vor gibt es kein Lebenszeichen von ihm – dafür aber allerhand Gerüchte und Spekulationen. Eine thermonukleare Explosion sei registriert worden, und Londo's Verbündete unter den Schatten berichten Vir davon, dass Sheridan in einen tiefen Schacht gefallen sei. Dennoch weigern sich Ivanova und Delenn, die Hoffnung aufzugeben und Sheridans Tod zu akzeptieren. Mit einer kleinen Flotte wollen sie nach Z'ha'dum aufbrechen um die Schatten zu schlagen solange sie angeschlagen sind – doch nach Sheridans vermeintlichem Tod auf dem Schattenplaneten, der den Aberglauben, dass niemand von Z'ha'dum lebend zurückkehrt, nur zu bestätigen scheint, droht die Allianz zu zerfallen. Niemand ist bereit, sich der Mission anzuschließen – auch nicht der neue Botschafter der Vorlonen. Schließlich bietet ihnen Lyta Alexander ihre Unterstützung an. Gemeinsam fliegen sie mit einem Weißen Stern nach Z'ha'dum, um zu versuchen, den Captain zu retten. Währenddessen nimmt G'Kar die Suche nach dem ebenfalls verschollenen Mr. Garibaldi auf. Und Londo wurde von Imperator Cartagia an den Hof der Centauri zitiert, der ein Bündnis mit den Schatten eingegangen ist…
Denkwürdige Zitate:
"You cannot win this war, Commander. You can only survive it. And we intend to survive it."
(Der Vertreter der Liga der blockfreien Welten zu Delenn und Ivanova.)
"I'm just a… shadow of my former self."
(Mister Morden beweist Galgenhumor.)
"Our thoughts form the universe. They always matter."
(G'Kar versucht Zack aufzumuntern.)
"It's sort of the egyptian god of frustration."
(Zack versucht G'Kar, Daffy Duck zu erklären.)
"Initiating 'getting the hell out of here' maneuver."
(Lennier versucht, die Anspannung an Bord mit etwas Humor aufzulockern.)
"Of course the others know. But they're afraid to move against him. Whoever does so will almost certainly be killed."
"Ah. That would be a drawback."
(Das hat Vir gut und folgerichtig erkannt.)
"How did I get here?"
"You were born."
(Das mit den nichtssagenden Antworten haben die Vorlonen wohl von Lorien geerbt.)
Review:
"In der Stunde des Wolfs" ist in meinen Augen der bisher beste Staffeleinstieg von "Babylon 5" (und, Spoiler-Warnung: Das wird er auch nach jenem der fünften Staffel bleiben). Die bisherigen Staffel-Auftakte litten teilweise etwas unter JMS' Versuchen, diese einsteigerfreundlich zu gestalten, und auch neue Zuschauer aufzusammeln und ihnen die wichtigsten Hintergrundinformationen zu vermitteln, damit sie der Staffel dann problemlos folgen können. Etwas, dass er hier nun mittlerweile doch eher aufgegeben zu haben schien (möglicherweise vom Gedanken beeinflusst, dass die vierte Staffel ohnehin die letzte sein würde, und die Zuschauerzahlen somit im Prinzip ja eh egal waren). Jedenfalls: Für allfällige Neulinge ist es an dieser Stelle wohl endgültig zu spät einzusteigen – dürften sich diese doch trotz des "Zuvor bei Babylon 5"-Rückblicks zu Beginn sowie G'Kars Eröffnungsmonolog (der an seinen Abschlussmonolog zur 4. Staffel quasi anknüpft) ziemlich verloren fühlen. Zugleich hat JMS aber auch dazugelernt, was die Art und Weise betrifft, wie er die notwendigen Informationen vermittelt. Früher wirkte das da und dort etwas verkrampft – hier geschieht es nun deutlich natürlicher, wodurch der Erzählfluss der Episode selbst nicht unterbrochen wird.
So spannend und dramatisch wie die Folge zuvor ist "In der Stunde des Wolfs" zwar nicht, aber sie verschafft dem Zuschauer eine dringend benötigte und angesichts der Ereignisse auch innerhalb der Handlung nicht unverständliche Atempause. Die Schatten sind immer noch völlig verstört vom Angriff und müssen sich erst neu gruppieren, während die Vorlonen ebenfalls auf solch ein Ereignis nicht vorbereitet waren und (noch) nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Gleichzeitig ist aber auch die Allianz mit Sheridans Opfer in ihren Grundfesten erschüttert. Obwohl er mit seinem vermeintlichen Tod den wohl größten Schlag gegen die Schatten überhaupt geführt hat, sind die Verbündeten angesichts der Tatsache, dass er nicht lebend zurückgekehrt ist davon überzeugt, dass eine Fortführung des Kampfes sinnlos wäre; da man sich ohnehin nicht erfolgreich gegen die Schatten stellen und dies auch überleben kann. Die düstere Grundstimmung, die von allen an Bord Besitz ergriffen hat, zählte für mich jedenfalls schon immer zu den größten Stärken dieser Episode. In den letzten 3 Staffeln sind einem die Figuren halt doch ziemlich ans Herz gewachsen – dementsprechend weh tut es, sie hier so verzweifelt zu sehen. Vor allem Ivanovas Verzweiflung und Depression ist für mich nach wie vor schwer anzuschauen. Die Szenen in ihrem Quartier sind so trist und trostlos, wobei für mich das Gespräch mit Lyta ganz besonders hervorsticht. Claudia Christian bekommt hier nach längerem wieder einmal Gelegenheit, so richtig zu glänzen, und nützt dies mit Bravour. Eine beeindruckende Leistung. Gut gefallen hat mir auch schon immer die Szene mit G'Kar in Garibaldis Quartier. Als er bemerkt, dass alle auf Garibaldi vergessen zu haben scheinen, habe ich mich bei der ersten Sichtung ebenfalls dabei ertappt, und fühlte mich richtiggehend schuldig. Dass gerade er sich nun auf die Suche nach ihm machen will, zeigt wieder einmal, wie weit die Figuren in den letzten Staffeln gekommen sind und wie sich ihre Beziehungen zueinander verändert haben.
Für Londo wird indes auf Centauri Prime ein Alptraum Wirklichkeit. Er beginnt nun endgültig, die Folgen seiner Allianz mit Mr. Morden und den Schatten zu verstehen und begreift, dass diese auch für ihn und sein Volk schreckliche Auswirkungen zu haben droht. Dass der erste Teil seiner Todesvision nun tatsächlich eintritt, überzeugt ihn endgültig davon, dass es für sein düsteres Schicksal in der Zukunft scheinbar kein Entrinnen gibt. Es ist eine tolle Szene, die mir jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken jagt (und ein Kompliment an JMS, das er dabei auf Londos Anzug geachtet hat!). Wunderbar auch sein Gespräch mit Mister Morden (der den Anschlag auf Z'ha'dum schwer verletzt aber doch überlebt hat; wobei mich das mit seinem Hautschuppen irgendwie an Delenn erinnert hat, nachdem sie aus ihrer Chrysalis kam. Zufall?) wo diese ihn darauf hinweist, dass er und Refa Cartagia auf den Thron gesetzt haben – und damit auch sie für alles was nun passiert die unmittelbare Verantwortung tragen. Und auch jene Szene als Cartagia ihm seinen Plan offenbart und Londo das Ausmaß seines Wahnsinns bewusst wird (Peter Jurasik spielt seinen entsprechenden Schock absolut wunderbar) ist großartig. Jedenfalls ist es nun an ihm, den angerichteten Schaden zu reparieren. Die Szene wo er Vir diesbezüglich um Hilfe ersucht ist für mich ein weiteres Highlight der Episode.
Obwohl in der ersten halben Stunde in allen diesen Handlungssträngen genau genommen noch nicht wirklich viel passiert, und es in erster Linie darum geht, die Auswirkungen der vorangegangenen Ereignisse zu zeigen bzw. zukünftige Entwicklungen vorzubereiten, fand ich "In der Stunde des Wolfs" sehr packend, dramatisch und unterhaltsam. Interessanterweise ist es just so ziemlich die einzige Szene, wo man wirklich versucht etwas Spannung und Action reinzubringen – nämlich der Flug des Weißen Sterns nach Z'ha'dum und die Begegnung mit den Schattenaugen – die mich an dieser Folge mit am wenigsten überzeugen konnte. Irgendwie wollte bei mir just in diesem Moment, wo man die Spannungsschraube anzieht, irgendwie nicht so recht Spannung aufkommen – klingt komisch, ist aber so. Und auch wenn ich nach meiner Erstsichtung von "Der Alleingang" noch dachte, Sheridan wäre wirklich gestorben, war mir zu Beginn der Episode dann schon recht bald klar, dass er zurückkehren wird - weshalb mich JMS' Täuschungsmanöver von wegen "ich spüre ihn nicht, er ist wohl wirklich tot" nicht überzeugt hat. Immerhin spielt JMS wenigstens nicht noch länger mit ihm verstecken und löst am Ende der Episode dann auf, das er tatsächlich überlebt hat – wenn uns auch das wie vorerst noch verborgen bleibt. Seine Szene mit Lorien – dessen Maske wunderbar gemacht wurde, und der zudem von Wayne Alexander sehr gut gespielt wird – bot jedenfalls dann wieder einen gefälligen und überzeugenden Abschluss, der zudem wieder einige interessante Fragen aufwirft (Wer ist das? Was macht er auf Z'ha'dum? Was will er von Sheridan?), die mich damals bei der Erstsichtung die nächste Episode schon wieder sehnlichst erwarten ließen.
Fazit:
Mehr als ein Jahr mussten "Babylon 5"-Fans damals bei der Erstausstrahlung auf ProSieben nach dem Cliffhanger darauf warten, dass es mit der Serie endlich weitergeht. Und zumindest ich wurde von "In der Stunde des Wolfs" nicht im Geringsten enttäuscht. Ja, natürlich war "Der Alleingang" packender und dramatischer, aber was Staffeleinstiege anbelangt, erreichte JMS hier eine neue Bestleistung, die in weiterer Folge auch nicht mehr überboten wurde. "In der Stunde des Wolfs" findet die richtige Mischung daraus, sich mit den Auswirkungen der Ereignisse aus der vorangegangenen Folge zu befassen und zugleich dem Rest der Staffel die Bühne zu bereiten. Als besonderes positiv erweist sich dabei u.a. auch, dass es JMS scheinbar nicht mehr für notwendig erachtet, die Serie auch weiterhin so einsteigerfreundlich wie möglich zu gestalten, was es ihm erlaubt, sich voll und ganz auf die Fortführung der Story zu konzentrieren und den Zuschauer nicht mit der Aufrollung von ohnehin schon bekannten Informationen zu langweilen. Die Handlung teilt sich dabei in drei Stränge, die mir allesamt sehr gut gefallen konnten, und das eine oder andere Highlight – wie Ivanovas Verzweiflung, oder die Verwirklichung von Londos Alptraum – bereithielt. Einzig die Mission nach Z'ha'dum hat mich irgendwie nicht so recht gepackt. Davon abgesehen bietet "In der Stunde des Wolfs" aber einen überaus gelungenen Einstieg in die vierte Staffel, der mich vor allem mit seiner angenehm düsteren Grundstimmung begeistert hat.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
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Vom Skript zur Folge:
Die Unterschiede halten sich wieder sehr in Grenzen. Es fehlt ein kurzes Gespräch zwischen Delenn, Ivanova, G'Kar und Co. vor ihrem Treffen mit der Liga der blockfreien Welten. In der Szene wo Londo Vir auf "Babylon 5" kontaktiert fehlt hier noch sein lustiger Nebensatz, dass er eh "in sechs Stunden" aufstehen wollte. Die größte Änderung ist aber wohl der fehlende Tagebucheintrag von Ivanova, kurz bevor sie mit dem Weißen Stern aufbrechen um Sheridan zu suchen: "Schon komisch… mir ist bisher nie bewusst geworden, wie Sheridan der Klebstoff war der uns alle zusammenhielt. Nun ist es so als wären wir zu Blättern geworden, die von einem starken Wind verstreut werden. Vir ist auf dem Weg nach Centauri Prime um sich Londo anzuschließen, und G'Kar ist losgezogen um nach Garibaldi zu suchen. Ich bin froh; er ist eine gute Wahl. Wenn es jemanden gibt, der ihn aufspüren kann, dann ist es G'Kar. Ich hoffe, er findet ihn. Nur für den Fall, dass wir nicht zurückkommen…"
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"
Stimmen zur Episode:
Claudia Christian über Ivanovas düstere Stimmung in "In der Stunde des Wolfs": „Ich glaube nicht, dass das Problem die Verantwortung war, die Station zu übernehmen, nun da er angeblich tot war, sondern vielmehr mit dem Verlust von ihm als Person fertig zu werden. Es ist einfach eine weitere Person die aus ihrem Leben verschwunden ist. Sie hat zu Sheridan eine emotionale Bindung aufgebaut. Sie hat sich zwar gesagt, dies nicht zu tun, aufgrund ihrer Vergangenheit und dem Verlust ihrer Eltern, ihres Bruders, und von jeder anderen Person die sie verlassen hat, und ich denke dies ist einfach ein weiterer Nagel im Sarg.”
Patricia Tallman über Lytas aktive Rolle in "In der Stunde des Wolfs": „Sie ist eine Jüngerin des ersten Kosh; sie denkt wirklich, dass die Vorlonen diese gottgleichen Gestalten sind. Aber es gibt Dinge die sie tun die sie nicht versteht. Und da Sheridan so ist wie er nun mal ist, sieht sie zu ihm auf; es kümmert sie was mit ihm geschieht, und sie schätzt die Person die er gewesen ist. Dass die Vorlonen nicht dazu bereit sind ihr zu helfen verwirrt sie, und so nimmt sie das Ruder ein wenig selbst in die Hand.”
Peter Jurasik über die Dynamik zwischen Londo und Cartagia: „Bereits ihre erste gemeinsame Szene, das mit dem Haaren, ist bezeichnend für ihre Beziehung zueinander. Sie finden Londo irgendwie amüsant, weil er das Haar im alten Stil trägt, den aus den Fünfzigern. Das war das erste Zeichen, dass die beiden wohl nicht besonders gut miteinander auskommen würden. Es dürfte auch niemand lange brauchen um zu erkennen, dass Cartagia eine Schraube locker hat. Du musst ihn in eine Zwangsjacke stecken wenn du ihn ins Auto setzt und mit ihm herumfährst, weil er völlig verrückt ist, und Londo weiß das. Er hat Refa dabei geholfen, ihn auf den Thron zu setzen, und einer der Gründe warum sie ihn dorthin gesetzt haben war, weil er ein Dummkopf ist. In der gesamten vierten Staffel geht es darum, Wiedergutmachtung zu leisten und zu versuchen, frühere Fehler wieder in Ordnung zu bringen, und das ist nur einer davon.”
Patricia Tallman über Lytas schwarze Augen: „Die Linsen waren wirklich sehr schmerzhaft. Sie sind völlig rund, und sie müssen groß genug sein um den inneren und äußeren Teil meines Auges abzudecken, was bedeutet dass sie auf den Knochen pressen. Sie sind für meine Augäpfel viel zu groß, und wir können sie immer nur für kurze Zeit einsetzen, weil meine Augen zu Tränen beginnen.”
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"
Kommentare von JMS
Die Sache mit den Vorlonen ist, dass sie sehr eingebildet und selbstgefällig sind, und sie denken sie haben alles im Griff. Sie glauben dass sie die Menschen als Kanonenfutter in den Krieg hineinbringen werden und wir alles tun werden, was sie sagen. Aber sie haben nicht mit der menschlichen Fähigkeit der Überraschung gerechnet, und was Sheridan an mehreren Stellen macht trifft sie unerwartet. Seine Fähigkeit, den ersten Kosh dazu zu bringen ihm zu helfen war bestimmt nichts, mit dem sie gerechnet haben, und als er tatsächlich im Herzen von Z'ha'dum zugeschlagen hat, sagen sie darin eine Gelegenheit, um im Krieg der Philosophien die Oberhand zu gewinnen.
Manchmal wenn du zu viel zeigst und zu buchstäblich wirst, kannst du dich in Details festfahren. Jemand sagt "Es sprach in der Stimme meines Vaters". Wir hören alle diese Stimme in unserem Kopf; wir müssen das Ding nicht auch noch sehen. Es ist der Unterschied zwischen dem wortwörtlichen und der Metapher. Tatsächlich empfangen sie sogar ein paar unterschiedliche Dinge zur gleichen Zeit. Eines davon ist das Verlangen, dort nach unten zu gehen und das Schiff zu landen, aber wenn Lyta sagt dass es da eine Stimme aus unendlicher Traurigkeit irgendwo dort unten gibt, kommt dies nicht von den Schatten, sondern von Lorien; aber sie kann die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht auseinanderhalten. Das gleiche mit Delenn. Sie alle fühlten dass etwas zu ihnen durchdrang. Ich wollte nur nicht zu buchstäblich werden und es zeigen; denn das würde jegliches Gefühl von Magie und Mysterium oder Metapher aus der Gleichung nehmen.
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return"
Als ich mich ransetzte um unsere Staffel 4-Premiere zu schreiben, wusste ich, dass ich mit zwei Dingen beginnen musste: G'Kars Stimme, da Staffel 3 damit aufgehört hatte, und einer wirklich coolen Titelsequenz. Da ich dachte, dass dies unser letztes Jahr werden würde, wollte ich jedem Mitglied unserer Besetzung eine Chance geben, zu glänzen, weshalb jeder einen Satz in der eröffnenden Titelsequenz hat (diese Entscheidung hatte dann auch einen direkten Einfluss auf die Titelsequenz für Staffel 5; da in Jahr vier jeder eine Stimme hatte, hatte ich in der Weiterentwicklung keine andere Möglichkeit mehr, als keinen Voice Over-Kommentar zu haben. Das war der einzige Weg um noch irgendeine Art von dramaturgischem Kontrast zu erhalten).
Dass ich die ganze Zeit erschöpft war, und kaum schlief, färbte auf Ivanova ab. Schreiber schreiben über das, was sie kennen, und das, was sie im Moment erleben, als ich also über Ivanova mit dem Drehbuch begann, tat sie was? Sie taumelt im Korridor durch ihre Tage hindurch, und findet sich schließlich rastlos und ihrem Quartier wieder, und das sowohl zu Beginn als auch am Ende der Episode. Ich glaube dass ich im Unterbewusstsein beschlossen hatte, dass wenn ich keinen Schlaf bekommen würden, dann würde bei Gott auch keine meiner Figuren keinen Schlaf bekommen.
Es war auch an diesem Punkt an dem ich beschloss, dass ich mit den Frisuren der Centauri durch war. Es hatte zwar vier Jahre gedauert, ehe ich wegen dieser Angelegenheit endgültig meinen Verstand verlor, aber ich denke, früher oder später musste es wohl soweit kommen. Ich wusste, dass die ersten Drehbücher überwiegend im imperialen Palast spielen würden, und da jeder dort eine Person sehr hohen Ranges wäre, hätten ihre Haaransätze so groß sein müssen, dass sie wie Palmwedeln im Wind schwingen würden. Ich konnte damit einfach nicht länger umgehen. Es hätte lächerlich ausgesehen. Es würde wie ein japanischer Fächertanz wirken, der völlig schief gelaufen ist. Niemand würde je auch nur ein Wort von dem hören was die Figuren im Palast sprachen da die Zuschauer nur mehr auf diese bedrohlichen Fontänen aus Haaren die von allen Seiten kamen achten und sich über die bauliche Unmöglichkeit des ganzen wundern würden, und mein Hirn explodierte mit einem "Es reicht, genug damit! Von nun an haben die alle kurze Haare, verstanden? Kurze Haare, weil sie sich gegen die alten Traditionen auflehnen, und damit hat es sich's, kapiert? Haben wir das jetzt alle kapiert?!" Was in etwa auch die Art ist wie ich es im darauffolgenden Produktionsmeeting erklärt habe. Was kann ich sagen? Ich wurde langsam verrückt…
Ich hatte Londo so weit die Straße hinunter reisen lassen wie ich mich damit wohlfühlte, weshalb es Sinn machte ihn nun auf jemanden treffen zu lassen, der nicht nur der ganzen Straße bis zum Ende gefolgt war, sondern auch an deren Ende in einen tiefen Schacht gefallen war. Neben Cartagia wirkt Londo geradezu vernünftig und heilig, was an diesem Punkt in der Geschichte wichtig war. Wir mussten seine zugrundeliegende Güte an die Oberfläche bringen, um Sympathien dafür entstehen zu lassen, wohin er sich als Figur bewegt; nur so konnte der Rest seines Charakter-Handlungsbogens erfolgreich sein. In der Welt von "Babylon 5" wo die meisten unserer Kernfiguren rein sind, reicht ein wenig Schmutz auf Londo aus, um ihn finster aussehen u lassen. Aber steck ihn an einen Ort wo sich alles in schwarz verwandelt hat, und ohne irgendetwas an ihm zu verändern, wirkt Londo im Vergleich dazu wieder rein.
Von all den verschiedenen Designs für Außerirdische die für "Babylon 5" geschaffen wurden, war ich mit Lorien wohl am zufriedensten. Alles an seiner Erscheinung ist genau was ich gehofft hatte, um ein Gefühl von Alter und Weisheit und einer stillen Art von Macht zu erschaffen. Es gibt da viele kleine Details die diesen Effekt verstärken: Wir hatten künstliche Finger die seine Hand um fast fünf Zentimeter verlängerten, was einen sehr grazilen Eindruck vermittelte; sein Gesicht wirkt zeitlos; und für seine Augen verwendeten wir speziell designte Kontaktlinsen mit einer goldmetallischen Einlage, so dass sie das Licht reflektierten. Da ist einfach etwas an goldenen Augen, dass die Idee von altertümlicher Weisheit vermittelt.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"
Wie finden die Schauspieler nach der langen Sommerpause wieder in ihre Rollen?
Gewöhnlich nehmen sie nur das Drehbuch in die Hand… und sind wieder drin. Sie haben die Charaktere so verinnerlicht, dass nicht viel Aufwand nötig ist, um sich wieder einzuarbeiten. Manchen gehen ihren Text zusammen durch, wie Stephen und Peter, weil ihre Beziehung etwas ganz Besonderes ist, aber meistens lernen sie einfach ihren Text und betreten die Bühne. Einige möchten die letzte Episode sehen, manche nicht. Der einzige, der bis jetzt die letzten zwei Episoden gesehen hat, ist Bruce und der war ganz hin und weg. Peter hat mal gesagt, dass er, wann immer er sich in die Rolle finden muss, einfach streckt und sagt:"MISter GARiBALdi," und schon ist er wieder drin.
Also, gerade habe ich die ersten (Autoren-)Entwurf von "In der Stunde des Wolfs", der ersten Episode der vierten Staffel, beendet. David Eagle wird Regie führen. Das war hart, wie alle Drehbücher für Episodenanfänge… aber sehr interessant, auf seine Art. Wieder bekommt die Serie einen etwas anderen Unterton. Ich benutze einige Sachen, die ich in der dritten Staffel im Hintergrund entwickelt habe. Nun versuche ich, sie in den Vordergrund zu rücken. Ein sehr interessanter Stimmungswechsel… ein guter Start.
Heute haben John Copeland und ich unseren Producers Cut der ersten Episode der 4. Staffel, "In der Stunde des Wolfs", fertiggestellt. Zugegeben, meine Meinung ist subjektiv und voreingenommen… aber von allen Anfangsepisoden die wir bis jetzt hatten, ist das die beste. Nachdem ich den Director's Cut gesehen hatte, suchte ich nach dem richtigen Wort und endlich fand ich es… Reife. Es hat die Tiefe, die wir vorher nur überfolgen hatten, war reines Fleisch, nirgends Fett. Diese und die nächsten paar Episoden stehen buchstäblich über den Dingen… B5, Narn, Centauri Prime, egal wo… es ist eine richtige Herausforderung. Und es sieht auch noch toll aus.
Hast Du Londo in seine alte Jacke gesteckt, damit nicht die gleiche Inkonsistenz in den Kostümen auftritt, wie bei Delenn in "Verloren in der Zeit" und "Tausend Jahre durch die Zeit"?
Ich mache keinen Fehler zweimal. Ich lerne einfach neue. (Und ich bin mit der Szene sehr zufrieden… sie ist etwas trottelig, besonders der Minister… er spinnt total. Naja, augenscheinlich nicht so sehr wie Cartagia…)
Zu Cartagia, der den Frauen unter die Kleider guckt: So weit ich das mit meinem (zugegeben eingeschränkten) Wissen um die Physiologie der Centauri beurteilen kann, hat er an der falschen Stelle gesucht - so als ob einer Menschenfrau auf die Socken guckt oder so.
Erzähl das einem Fußfetischisten.
Wusstest Du, was Sheridan passieren würde, als Du "Z'ha'dum" (dt. "Der Alleingang") geschrieben hast?
Nun ja, ich finde, man kann so etwas nicht schreiben, ohne zu wissen, wie man der Figur die Haut retten will. Und es muss Sinn machen. Ich glaube, die Leute werden zufrieden sein, mit dem was sie sehen.
"Warum die neue Musik?"
Wir ändern das Thema in jeder neuen Staffel, damit sie den Tenor und die Richtung der jeweiligen Geschichte wiederspiegelt. Jedes Mal, wenn sich die neue Staffel die Handlung der vorherigen aufnimmt, fragen eine Menge Leute, warum etwas ändern. Dann, am Ende der Staffel, wenn die Leute sehen, dass es doch passt, mögen sie in es in aller Regel sehr ... und dann fragen sie, warum es für die nächste Staffel geändert wurde…
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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