Originaltitel: The Summoning
Episodennummer: 4x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. November 1996
Erstausstrahlung D: 06. Juni 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: John McPherson
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller:
Wayne Alexander als Lorien,
Wortham Krimmer als Emperor Cartagia,
Jonathan Chapman als Ambassador Lethke,
Ron Campbell als Ambassador #1,
William Scudder als Ambassador #2,
Eric Zivot als Verano,
Kris Iyer als Dome Tech,
Ardwight Chamberlain als Kosh u.a.
Kurzinhalt:
In wenigen Tagen möchte Delenn die Schatten mit einer Streitmacht angreifen. Während Ivanova und Marcus mit einem Weißen Stern aufbrechen um nach weiteren Allerersten zu suchen, die sie in diesem Kampf unterstützen könnten, … sich auf der Station der Widerstand gegen Delenns Angriffspläne. Die Gegner finden sich schließlich im Hauptkorridor von Babylon 5 zu einer groß angelegten Protestkundgebung zusammen – die schließlich von einem unerwarteten Gast "gesprengt" wird. Zack Allan folgt indes jener Spur, die G'Kar zum Verbleib von Michael Garibaldi gefunden hat. Als man ein Raumschiff verfolgt und dieses eine Rettungskapsel ausstößt, findet man den Sicherheitschef der Station dann tatsächlich darin. Allerdings kann sich Michael Garibaldi nicht daran erinnern, was ihm seit seiner Entführung widerfahren ist. Auf Centauri Prime wird währenddessen G'Kar wiederholt von Imperator Cartagia gefoltert. Dieser ist mit seinem neuesten Spielzeug jedoch alles andere als zufrieden – erträgt G'Kar sein Leid doch ohne einen einzigen Murks von sich zu geben. Imperator Cartagia möchte von ihm jedoch unbedingt einen Schrei hören – sonst hat er vor, den Narn in Kürze zu exekutieren. Damit sein Plan zur Ermordung Cartagias nicht gefährdet wird, appelliert Londo an G'Kar, seinen Stolz zum Wohle ihrer beider Völker herunterzuschlucken und Cartagia zu geben, was er will…
Denkwürdige Zitate:
"At least a dozen ships have reported seeing something rather godlike in the area. And since neither you nor I were there, it must be one of the First Ones."
(Marcus versucht die Stimmung ein wenig aufzulockern.)
"And I thought the First Ones were rare."
(Ivanova zu Marcus, nachdem sie von dessen Jungfräulichkeit erfahren hat.)
"If I give him what he wants, if I beg for mercy, cry out… I would no longer be a Narn."
"And if you're dead? Are you still a Narn then?"
(Londo versucht G'Kar mit Logik zu überzeugen.)
"Well, I'll be damned."
(Garibaldi als er sieht, wer sich in der Gondel befindet.)
"Captain, we're sorry. We thought you were dead!"
"I was. I'm better now."
(Sheridans trockene Replik zum entsetzten Botschafter.)
Review:
Zuerst einmal Gratulation an die Übersetzer, die sich diesen ja überhaupt rein gar nicht spoilerigen Titel ausgedacht haben! Natürlich konnte man es sich wohl auch ohne dieses Wissen denken, wer sich im unbekannten Raumschiff dass Kurs auf Babylon 5 nimmt befindet, aber der deutsche Titel stößt einen derart deutlich mit der Nase darauf, dass selbst der kleinste potentielle Überraschungseffekt zunichte gemacht wird. Zum Glück ist der Moment von Sheridans Rückkehr aber stark genug, um nicht allzu sehr darunter zu leiden. Zumal das Ganze auch wirklich phänomenal – und die Erwartungshaltung steigernd – umgesetzt wurde. Zuerst sehen wir nur das Schiff unbekannter Herkunft, dann können wir in der Gondel einen undeutlichen Blick auf Lorien und Sheridan erhaschen, dann sehen wir nur die Füße die die Treppe hochgehen, sowie die Reaktion der Menschenmenge – inklusive Lennier und Delenn – und erst dann erhaschen wir einen Blick auf Sheridan. Das war wirklich verdammt gut umgesetzt. Sein amüsantes "I was. I'm better now", seine mitreißende Rede sowie der zärtliche Moment zwischen ihm und Delenn waren nicht minder phantastisch. Eine Szene, die mir – nicht zuletzt dank Christopher Frankes erhebender Musik – nach wie vor Gänsehaut beschert.
Auch die schauspielerischen Leistungen sind in dieser Szene wieder mal großartig. Vor allem auf Mira Furlan und ihre Reaktion als sie Sheridan erblickt sollte man mal genauer achten. Wirklich grandios. Doch nicht nur Sheridan kehrt zurück, auch Garibaldi wird aus einem Raumfrachter gerettet. Seine Rückkehr gibt jedoch einige Rätsel auf. Was genau hat das Psi-Corps mit ihm angestellt? Warum hat man ihn wieder freigelassen? Hat man ihn einfach nur ausgefragt, und nun keine Verwendung mehr für ihn? Handelt es sich gar um einen Schläfer à la Talia? Jedenfalls ist man sich aufgrund seiner Rückkehr, die viele Fragen offen lässt, nicht so ganz sicher was man davon halten und ob man ihm trauen kann. Wobei zumindest seine misstrauische, mürrische Persönlichkeit immer noch die alte zu sein scheint, wie er am Ende beweist. Für etwas auflockernden Humor sorgt zunächst die Suche von Ivanova und Marcus nach weiteren Allererster. Letzterer darf sich dabei in einem amüsanten Dialog als Jungfrau outen. Es ist klar, wen Marcus bei "sie weiß es noch nicht" meint, nur Ivanova scheint es nicht aufzufallen. Als man schließlich die riesige Flotte der Vorlonen entdeckt inklusive eines Schlachtkreuzers, der in seiner Größe einfach nur beeindruckend ist, wird es aber auch hier dramatisch. Zugleich versucht Lyta von Kosh #2 mehr über die Pläne der Vorlonen zu erfahren. Wie er sie behandelt und dann auch für ihre Neugierde bestraft, zeigt wieder einmal, dass der erste Kosh ein ganz anderer, deutlich freundlicherer Vorlone war – und man fragt sich unweigerlich, welcher der beiden für die wahre Natur dieses Volkes repräsentativer ist. Am Ende, als man vom Angriff der Vorlonen hört, die gleich einen ganzen Planeten vernichten, fürchtet man, die Antwort darauf zu kennen.
Auch auf Centauri Prime geht es hochdramatisch weiter: Cartagia droht G'Kar umzubringen, wenn ihm dieser auch weiterhin seinen Schrei verweigert. Für Londos Pläne wäre dies eine Katastrophe, weshalb er G'Kar förmlich anfleht, nachzugeben – doch dieser will seinen Peinigern diesen Sieg nicht gönnen. Und so muss er sich letztendlich zwischen seinem Stolz und der Freiheit seines Volkes entscheiden. Die entsprechende Szene ist ungemein dramatisch, da wir während der Peitschenhiebe nicht wegblenden, sondern die Szene ohne Unterbrechung gezeigt wird. Jeder Hieb wirkt dabei wie das Ticken einer Uhr, und sowohl für G'Kar als auch für Londo scheint die Zeit abzulaufen. Dass sich G'Kar für seinen Schrei just bis zum allerletzten Peitschenhieb Zeit lässt, war mir dabei allerdings zugegebenermaßen doch etwas überdramatisiert. Zumal man auch hinterfragen könnte, woher die wissen wollen, dass er genau 39 Peitschenhiebe überleben würde und beim 40. Sterben wird (immerhin könnte er durch die Gefangenschaft und Folter schon so geschwächt sein, dass es ihn bereits beim 35. Schlag dahinrafft). Da die Szene sehr packend war und es zudem zu G'Kar passt, sich diesen Schrei erst im allerletzten Moment zu "gönnen" und damit sich und Londo zu erlösen, will ich es ihnen aber mal nachsehen.
Fazit:
In "Rückkehr vom Schattenplaneten" werden die einzelnen Handlungsstränge auf spannende und teils sehr dramatische Art und Weise fortgeführt; es gibt zahlreiche bedeutsame Entwicklungen, und die Lage scheint sich immer mehr zuzuspitzen. Der absolute Höhepunkt der Episode war dabei für mich Sheridans Rückkehr, die zwar im deutschen Episodentitel leider bereits vorweggenommen wird (wenn man es sich aber wohl selbst ohne diese Zusatzinfos angesichts der Ereignisse in der letzten Folge sowie der Inszenierung natürlich schon denken konnte), ihre gewünschte erhebende Stimmung bei mir aber nichtsdestotrotz nicht verfehlte. Hier passte einfach wieder einmal alles: Drehbuch, schauspielerische Leistungen, Inszenierung, und Musik. Ebenfalls ein starker Moment war G'Kars Auspeitschung – wobei mir dieser leider durch meinen inneren Vulkanier teilweise ein bisschen verdorben wurde. Zudem war es fast schon wieder übertrieben dramatisch umgesetzt. Garibaldis Rückkehr wiederum stellt in bester Mystery-Manier mehr Fragen als sie beantwortet. Lytas Behandlung durch Kosh #2 lässt neuerlich ernste Zweifel an der Gutartigkeit der Vorlonen aufkommen – und bereitet so in gewisser Weise die Offenbarung rund um die Flotte und ihre Zerstörung eines gesamten Planeten vor. Letzteres bietet auch einen phänomenalen Cliffhanger – fragt man sich doch so wie Garibaldi, wie die Armee des Lichts gegen die Schatten und die Vorlonen zugleich bestehen soll. Insgesamt gelingt es "Rückkehr vom Schattenplaneten" jedenfalls erfolgreich, die Spannungsschraube fester zu ziehen, und den Reigen starker "Babylon 5"-Episoden zu Beginn der vierten Staffel ungebrochen fortzusetzen.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
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Stimmen zur Episode:
Andreas Katsulas über die Auspeitschungsszene: „Zu wissen, dass du das zuerst in den Proben und dann für die Nahaufnahme und dann für die Einstellung über die Schulter in Richtung andere Schauspieler wieder und wieder machen musst… diesen Schrei aus der Tiefe deiner Seele heraus, der für den vierzigsten Schlag gefordert war… oh, Gott! Ich bin kein Method-Actor. Ich versuche nicht einen schrecklichen Moment aus meinem Leben zu finden den ich vor der Kamera abspule. Ich denke, die Figur ist viel größer als das. Ich spiele rein aus der Vorstellungskraft heraus, und nicht aus realer Erfahrung, was es für mich nur noch verstärkt, weil ich mir schlimmere Sachen vorstellen kann, als mir selbst passiert sind. Es war auslaugend. Ich war völlig erschöpft, und ich war so früh dass ich danach ein paar Folgen Pause hatte, allein von der Psyche her. Ich musste dort wieder herauskommen, aus dem Ort an dem du in diesem dunklen Gefängnis gehst.”
Peter Jurasik über Londos Bitte an G'Kar: „Was er tat war ihn darum zu bitten, dass was er als Individuum war für eine größere Sache zu kompromittieren. Was genau das ist, was Londo nun drei Staffeln lang getan hat. Einige mögen darin vielleicht seine tragische Schwäche sehen. Von Anfang an, als wir ihn in "Die Zusammenkunft" trafen, sprach er davon Centauri wieder dorthin zurückzuführen wo sie keine Attraktion in einem Vergnügungspark mehr sind, und Joe hat die Figur immer weiter an einen Ort vorangetrieben wo er seine eigenen persönlichen Angelegenheiten zum Wohl seiner politischen Ambitionen opfert. Darum sagt er zu G'Kar "Ja, du wirst aufheulen; ja, du wirst betteln, auch wenn es nicht deiner Seele oder deinem Herzen entspricht, es zu tun, aber du wirst es für Narn tun.”
Patricia Tallman über Lyta in "Rückkehr vom Schattenplaneten": „Sie fühlt sich völlig betrogen, benutzt und bedeutungslos. Sie ist nicht einmal mehr menschlich. Sie hat ihr Leben völlig aufgegeben um das zu sein was sie von ihr benötigten. Sie ist ein Gefäß für Vorlonen; sie trägt sie herum, und dann hintergehen sie sie. Sie lassen sie nicht an sehr wichtigen Entscheidungen teilhaben… was nicht so gemeint ist dass sie sie nicht zu Rate ziehen, sondern vielmehr dass sie ihr nicht einmal sagen, was vor sich geht.”
Bruce Boxleitner über Sheridans Rückkehr: „Von den Toten zurückzukehren ist eine große Chance. Es gibt dort einige sehr abergläubische Völker, und das ist ein guter Weg, um sie auf seine Seite zu ziehen. Ja, es ist manipulativ, und man kann hinterfragen ob ein guter Kerl so etwas tun würde. Genau das liebe ich daran. Es gibt an diesem guten Kerl eine dunkle Seite. Er kann sein Charisma dafür einsetzen um zu sagen "Folgt mir."”
Jerry Doyle über eine haarige Angelegenheit während der Dreharbeiten: „Ich ging in den Makeup-Wohnwagen und Kim, die Frau die sich ums Haar kümmert, fragte "Bist du sicher?" Und ich sagte, "Ja, passt schon, ich bin für diese Episode fertig, vertrau mir. Rasier mir einfach den Kopf. Ich will diese Haare loswerden." weil das etwas war, das ich schon länger tun wollte. Sie rasierte mir also den Kopf, und ich sagte zu den Jungs "Ich seh' euch dann Donnerstag", und sie meinten "Nein, wir sehen dich morgen." Und ich sagte "Oh Shit, wir werden hier ein kleines Kontinuitätsproblem haben, nicht?" Ich ging also und redete mit unserem Kameramann John Flinn, und er sagte "Ach was, vergiss es, wir stellen dich ganz einfach in den Hintergrund der Szene" Und so schmierten sie mir den Schädel ein und setzten mir einfach ein bisschen abgeschnittenes Haar auf. Es war ein bisschen wie diese Chia Pets (http://en.wikipedia.org/wiki/Chia_Pet), aber es hat funktioniert, denke ich.”
Jason Carter über Marcus' Offenbarung: „Es war ein ziemlicher Schock zu erfahren, dass Marcus noch Jungfrau ist. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt, und ich war vermutlich ein Ranger für zweieinhalb Jahre, aber davor war ich ein Mechaniker der Bergbau-Ausrüstung auf diesem abgelegenen Planeten repariert hat – ich war also eine dreiunddreißigjährige Mechaniker-Jungfrau? Seltsam. Meine Schlussfolgerung war dann, dass er ein unverbesserlicher Romantiker ist. Er hat viel Literatur gelesen, und hat daher vielleicht Wertvorstellungen die nicht in die moderne Welt passen – nach der wahren Seele zu suchen und die Beziehung nicht auf irgendeine Art und Weise davor zu beschmutzen, und keine Bindung zu irgendetwas oder irgendjemanden zu haben. Das passt auch irgendwie, da er in dieser abgelegenen Minengemeinschaft war, er war also ohnehin ein bisschen ein Einzelgänger, ein einsam wandelnder Ritter ohne jegliche Ausbildung. Das ironische an dieser Szene ist, dass er vor Ivanova seine Seele entblößt, aber sie merkt es nicht – oder wenn sie es merkt, ist sie zu sehr in Gedanken versunken. Andererseits erzwingt Marcus niemals irgendetwas. Es geschieht alles mit ungemein viel Respekt ihr gegenüber. Und außerdem macht er sich ja auch über Ivanova lustig. Er zeigt ihr gegenüber Respekt, macht sich jedoch auch über sie lustig – auf liebevolle Art und Weise.”
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"
Vom Skript zur Folge:
Die ersten beiden Episoden der Staffel begannen mit einem Voice Over-Kommentar bzw. einem persönlichen Logbucheintrag. Bei "Rückkehr vom Schattenplaneten" setzt dieser erst nach dem Intro ein. Dies liegt daran, dass die Szene mit Ivanova, Marcus und Delenn im Korridor aus der letzten in diese Folge verschoben werden musste. Dementsprechend beginnt auch das Drehbuch zu "Rückkehr zum Schattenplaneten" nicht mit dieser Szene, sondern mit Delenns Tagebucheintrag.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"
Kommentare von JMS
Ich denke wenn du dich zu akribisch und zu nah an die Formel der klassischen Heldenreise hältst, wirst du auf die Nase fallen. Das meiste von dem was an der Heldenreise funktioniert ist intuitiv und schon fast unterschwellig; es entspringt der menschlichen Seele und nicht Diagrammen. Das ist der Fehler den der Regisseur der "Mad Max"-Filme, George Miller, gemacht hat. Bei den ersten beiden verließ er sich auf seinen Instinkt. Zwischen "Der Vollstrecker" und "Jenseits der Donnerkuppel" machte er Berichten zufolge den Fehler, Joseph Campbell zu lesen und zu sagen "Oh, jetzt verstehe ich, was ich die ganze Zeit gemacht habe; jetzt weiß ich, wie ich es besser machen kann." Und hielt sich so rigoros und streng an dieses Schema, dass der dritte blutleer war. Ich behalte es daher als Wegweiser im Hinterkopf, fühle mich aber nicht dazu verpflichtet mich zu sklavisch daran zu halten. Ich lasse es in meine Entscheidungen einfließen, lasse es aber nicht meine Entscheidungen für mich treffen.
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"
Während Sheridans Handlungsbogen auf klassischer Mythologie basiert, gibt es wohl kaum einen Zweifel dass G'Kars Handlungsbogen der christlichen Symbolik entsprang: Den Feinden übergeben werden, gegeißelt, gefoltert, 39 Mal gepeitscht, das Blut dass seinem Schinder von den Händen gewaschen wird, und in eine Situation gebracht die an eine Kreuzigung erinnert. Es gab Momente wo ich mich wunderte ob das nicht alles etwas zu plump und offensichtlich war, aber ich dachte mir, dass die Anspielungen auch dann immer noch offensichtlich wären wenn ich versucht hätte, sie herunterzuspielen, warum also nicht alles auf eine Karte setzen? Heutzutage, allerdings, im Nachhinein betrachtet, bin ich mir nicht sicher ob ich noch einmal dieselbe Entscheidung treffen würde. Manchmal ist weniger mehr wenn es um solche Dinge geht.
Andreas hat es gehasst, die Narrenkappe in dieser Folge tragen zu müssen. Hasste es, hasste es, hasste es. Er kam in mein Büro, im Narn-Makeup aber bevor er in der Garderobe war, und knallte die Mütze auf meinen Schreibtisch. "Muss ich das wirklich tragen?", fragte er. "Kann ich meine Entrüstung nicht einfach spielen? Die Kappe lässt mich lächerlich aussehen." Ich stimmte zu, dass sie G'Kar lächerlich aussehen ließ… aber genau das war Cartagias Absicht. Es war für die Geschichte unerlässlich. "Sieh es positiv", sagte ich, "zumindest musst du in der Szene nicht quasseln." Er seufzte, setzte die Kappe auf seinen Kopf, und latschte auf das Set hinaus. Man sieht ihm seine immense Abneigung gegenüber der Mütze in der Folge an, was die Szene nur umso authentischer wirken lässt… und genau das war letztendlich ja auch der Sinn der Übung. Und ich denke letzten Endes hat er das eingesehen.
Am Tag an dem das Drehbuch an die Besetzung ausgegeben wurde, fand mich Jason am Mittagstisch und sagte "Nur um das klarzustellen. Ranger, Kämpfer, Martial Arts-Kerl der herumsitzt und dem ganzen Tag mit seinem Kampfstab spielt, hab meinen Bruder verloren, bin 30 Jahre alt, ziehe los um Welten zu retten, und ich bin Jungfrau?" "Du hast den Großteil deines Lebens als Jugendlicher auf einer Minenkolonie verbracht, wo überwiegend nur andere Kerle um dich herum waren", sagte ich. "Und das Ranger-Training auf Minbar verlangte von dir, Disziplin zu lernen, und dich von der Lust des Fleisches abzuwenden." "Gutaussehender, schneidiger Kerl der ich bin, und ich bin immer noch Jungfrau? Hebe es mir die ganze Zeit für die richtige Frau auf?" "Es ist weniger, dass du dich aufsparen würdest, als dass du einfach noch keine gute Gelegenheit hattest, es zu verbrauchen." "Klar", sagte er, und schlich davon um sich etwas Essen vom Catering-Truck zu holen. "Sind wir ok was das betrifft?" rief ich ihm hinterher. "Ich bin darüber hinweg", sagte er.
Letzten Monat, als ich diese Einleitung schreib, gab Jason Carter einem B5-orientierten Podcast ein Interview. Er verbrachte zehn Minuten in voller Lautstärke damit, sich darüber zu beschweren, dass Marcus immer noch Jungfrau war. Zehn Jahre später, und er ist immer noch angepisst deswegen. Ich finde das auf seltsame Art und Weise tröstlich…
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"
Über Londo und Vir,die sich vor G'Kars Folter-Szene gegenseitig den Vortritt lassen:
Das ist die Achterbahn-Theorie: wenn man jemanden aus einer neutralen Position heraus in Entsetzen, Angst oder Schock versetzt, ist der emotionale Sprung nicht so groß, als wenn sie vorher gelacht haben… dann versetzt man sie in das absolute emotionale Gegenteil.
Ein Planetenzerstörer ist so unwahrscheinlich, dass er eher Magie als Technik ist.
Re: "magictech"… Ich glaube, es war Arthur C. Clarke von dem die Bemerkung stammt: "Jede genügend ausgereifte Technologie ist nicht von Magie zu unterscheiden." Wenn Du Dich mit Clark streiten willst - bitte. Lasst es mich so erklären: In den wenigen Jahrzehnten zwischen der Entdeckung der Atomkraft und ihrer Anwendung in Hiroshima, haben wir gelernt wie man beträchtliche Stücke des Planeten in die Luft jagt und sie unbewohnbar macht. Aber man hätte hunderte der Hiroshima-Bomben gebraucht, um eine solche Wirkung zu erzielen. In den 50 Jahren, die seitdem vergangen sind, mit der Entwicklung der thermonuklearen Waffen, ist es einfacher geworden. Es wurde berechnet, dass man nur etwa 75 ausreichend große thermonukleare Explosionen braucht, um den gesamten Vereinigten Staaten auszulöschen und unbewohnbar zu machen. Die Schatten und die Vorlonen sind uns *Millionen* Jahre voraus. Wir sprechen hier über Unterschiede in Technologien in Größenordnungen, die unser Auffassungsvermögen übersteigen. Ich halte es durchaus für wahrscheinlich, dass man einen Planetenkiller bauen kann.
Ich sehe es nicht wirklich als tiefgreifende Änderung… sie waren immer ziemlich rücksichtslos in ihrer Art. Erinnere Dich, es waren die Vorlonen, die einfach entschieden, die Todesbringerin in der ersten Staffel umzubringen. Es gibt noch einige weitere Eskalationen dieser Art, die in den folgenden Episoden noch näher erläutert werden, aber sie sind schon immer so gewesen. Deine Auffassung von ihnen hat sich geändert, das ist alles. Vorlonen haben Dich sehen lassen, was Du von ihnen sehen solltest.
Wer ist der schlimmere Feind, die Schatten oder die Vorlonen?
Wer ist der größere Feind? Es ist immer der, der Dir am nächsten ist.
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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