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Tyrannenmord PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: The Long Night
Episodennummer: 4x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 27. Januar 1997
Erstausstrahlung D: 20. Juni 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: John LaFia
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Bryan Cranston als Ericsson, Wortham Krimmer als Emperor Cartagia, Ron Campbell als Drazi Ambassador, Carl Reggiardio als Centauri #1, Mark Bramhall als Centauri #2, Kim Strauss als G'Lorn, William Scudder als Jester u.a.

Kurzinhalt: Londo und seine Mitverschwörer haben auf Narn alles in Stellung gebracht, um Imperator Cartagia zu ermorden. G'Kar soll vor seiner Hinrichtung noch einmal vorgeführt werden – eben dies will Londo für eine Ablenkung nutzen, in dem er seine Ketten lockern lässt. G'Kar soll sich losreißen und für Wirbel sorgen, woraufhin Londo Imperator Cartagia schnappt und ihn eine vergiftete Nadel zwischen seine Herzen rammt. Doch als der Zeitpunkt gekommen ist, verläuft das Attentat nicht nach Plan. Währenddessen bereitet sich Captain Sheridan auf Babylon 5 darauf vor, den Vorlonen und den Schatten entgegenzutreten. Die Flotte, die er für diese alles entscheidende Schlacht zusammenstellt, wird dabei von Tag zu Tag größer. Dennoch werden sie die Unterstützung der Allerersten brauchen, wenn sie siegreich aus der Schlacht kommen wollen, weshalb er Ivanova zusammen mit Lorien losschickt, um noch einen letzten Versuch zu starten, sie aufzuspüren und für ihre Sache zu gewinnen. Captain Sheridan arbeitet indes an einem Plan, um sowohl die Vorlonen als auch die Schatten ins Coriana-System zu locken, um sich ihnen dort mit vereinten Kräften entgegenstellen zu können. Doch damit dies gelingt, ist ein großes Opfer erforderlich…

Denkwürdige Zitate: "I can see things now, that were invisible to me before. An empty eye sees through to an empty heart."
(G'Kars leeres Auge scheint ihm die Augen geöffnet zu haben.)

"How fast does the poison work?"
"Very quickly. He said almost instantaneously."
"Almost? How fast is 'almost'? Time enough for him to stagger back into the main room and cry out 'Londo killed me'?!?!"
(Unter diesen Umständen ist verständlich, dass es Londo gerne genauer wüsste.)

"If this information comes too easily, they won't believe it. We need them to believe it's real. Real enough to fight for, real enough to…"
(Sheridan macht Ericsson den Ernst der Lage klar.)

"I did not fight to remove one dictator just to become another myself!"
(G'Kar versucht den anderen Narn Vernunft einzuimpfen.)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. "Tyrannenmord" bietet wieder eine gelungene Mischung zwischen persönlichen bzw. Einzelschicksalen und den großen Ganzen. Beides findet sich bereits in der Handlung auf Babylon 5 wieder. Einerseits geht es dort in erster Linie darum, die Weichen für den anstehenden Showdown zwischen Sheridans Kräften sowie den Vorlonen und Schatten zu stellen. Letztere haben mittlerweile begonnen, in nicht minderer Härte aus die Vorlonen zurückzuschlagen und ebenfalls Planeten mit Vorlonen-Präsenz vollständig zu vernichten. Falls sie nicht aufgehalten werden, droht sich Koshs Prophezeiung zu bewahrheiten und die gesamte Galaxis "in einem großen Brand" verschlungen zu werden. Doch um sowohl die Vorlonen als auch die Schatten an jenen Ort zu locken, wo er sich ihnen mit seiner Streitmacht in den Weg stellen will, muss Sheridan den Ranger Ericsson und seine Crew in den Tod schicken. Es ist eine düstere, deprimierende Szene, die – wie auch der nachfolgende Moment als sich Sheridan eine Aufzeichnung von der Zerstörung des Weißen Sterns anhört – ihre gewünschte, berührende Wirkung zumindest bei mir nicht verfehlte.

Auch wenn wir Ericsson bisher nicht kannten, schafft es der spätere "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston (in einem seiner ersten TV-Auftritte), ihm Tiefe zu verleihen, und ihn uns in nur wenigen Momenten sofort sympathisch zu machen. Auch die dahinterliegenden Emotionen vermittelt er sehr gut und glaubhaft. Davon abgesehen leidet man natürlich in erster Linie auch mit Sheridan selbst mit – macht Bruce Boxleitner doch deutlich, wie schwer dieses Opfer dass er von der Crew des Weißen Sterns verlangen muss auf seinen Schultern lastet. Eine weitere nette Szene gab es bereits relativ zu Beginn, nämlich sein Gespräch mit Ivanova – wo diese sich in einer tragischen Geschichte an ihre Mutter erinnerte. Zudem hatte das Gespräch fast ein bisschen etwas von einem Abschied – so als würde Sheridan nicht damit rechnen, sie leben wieder zu sehen. Am Ende begibt er sich zusammen mit Delenn zum Weißen Stern, um mit der mittlerweile beeindruckend großen Flotte nach Coriana 6 aufzubrechen – unterlegt mit Sheridans Lesung jenes berühmten Zitats aus Tennysons "Ulysses", dass ihm jemand (man darf wohl von Sinclair ausgehen) beim Amtsantritt auf den Schreibtisch seines Büros gelegt hat: "Though we are not now that strength which in old days moved earth and heaven, that which we are, we are. One equal temper of heroic hearts, made weak by time and fate, but strong in will, to strive, to seek, to find, and not to yield." Mit dieser gänsehauterzeugenden Szene wurde man perfekt auf die anstehende, alles entscheidende Konfrontation im Schattenkrieg eingestellt.

Episodenbild (c) Warner Bros. Doch auch rund um Imperator Cartagia geht es dramatisch weiter. Während die Handlung auf Babylon 5, von Ericssons Tod abgesehen, in erster Linie noch Vorbereitungsarbeit für den anstehenden dramatischen Höhepunkt liefert, wird dieser auf Narn bereits erreicht, als Londo seine Pläne zur Ermordung Cartagias erfolgreich in die Tat umsetzt – wenn dieses auch nicht ganz nach Plan verläuft. Es war für mich eine der größten Überraschungen und Schocks bei der Erstsichtung von "Babylon 5": Imperator Cartagia wird nicht etwa, wie gedacht, von Londo ermordet (der dies wohl mit einem Schulterzucken abgetan hätte), sondern vielmehr just vom unschuldigen Vir – den dies in eine tiefe Krise stürzt, aus der er sich mit Alkohol zu fliehen sucht. Seine Schuldgefühle ob dieser Tat, so notwendig sie auch gewesen sein mag, sowie sein nachfolgendes Gespräch mit Londo, ist für mich mit Abstand der Höhepunkt der Episode, und zählt für mich generell zu den besten Szenen der gesamten Serie. Ein unheimlich starker Moment, sowohl von Peter Jurassik als insbesondere auch Stephen Furst phantastisch gespielt.

Zudem macht diese Szene auch wieder einmal deutlich, wie weit die Figuren gekommen sind. Wenn sich Londo an den Vir erinnert, der damals in "Ragesh 3" vor ihm stand, kommt man als Zuschauer nicht umhin, sich ebenfalls diese Figur – aber auch den damaligen Londo – in Erinnerung zu rufen, und dabei wird deutlich, wie sehr sich die beiden seither verändert haben. Gleiches gilt übrigens auch für G'Kar, dessen Wandlung vor allem am Ende, nachdem Londo Wort gehalten und den Narn ihre Freiheit wiedergegeben hat, deutlich wird. Die Narn beginnen daraufhin, die von den Centauri mitgebrachte Einrichtung zu zerstören. Sie lechzen nach Blut und nach Rache. Narn ist noch keine Stunde befreit, da überlegen sie schon, wie sie zurückschlagen können. Der G'Kar aus "Ragesh 3" hätte enthusiastisch in die Schreie nach Vergeltung eingestimmt – doch mittlerweile ist auch er ein geläuterter Mann. Die Centauri wurden besiegt und vertrieben, Narn ist frei – reicht das nicht? Sollte man sich nicht vielmehr auf den Wiederaufbau konzentrieren, und darauf, dem eigenen Volk zu helfen? Auch auf die Aussage des Narn, er könne dies nicht verstehen, und was habe er denn schon durchgemacht – die uns, der wir seinen Leidensweg mitgegangen sind, mindestens so schwer trifft wie ihn – hätte er früher wohl deutlich anders reagiert. Nun tut er es, da der Vorwurf derart absurd ist, mit einem Lachen ab, und lässt die anderen Narn verdutzt (und wohl auch ein bisschen ratlos) zurück. Ein ebenfalls sehr starker Moment in einer insgesamt sehr guten und überaus kurzweiligen Episode.

Episodenbild (c) Warner Bros. Abschließend noch drei Anmerkungen zu sowie mein einziger Kritikpunkt an "Tyrannenmord": Die Szene zu Beginn mit Londo und seinen (überraschend zahlreichen) Mitverschwörern war verdammt gut inszeniert, mit der langen Einstellung bzw. der Kamerafahrt um den Tisch herum. Sehr amüsant fand ich die Selbstironie die man mit Cartagias Kommentar, sein Raum auf Narn wäre zum Thronsaal auf Centauri Prime fast identisch, beweist – denn natürlich wurden die besagten Szenen auf genau dem gleichen Set gedreht. Und mit G'Kar am Kreuz, der auf dem Weg zu Cartagia sogar hinfallen darf, woraufhin man ihm aufhilft, wird die Jesus-Analogie endgültig auf die Spitze getrieben. Einzig jener Moment, wo Cartagia Londo sagt, er habe die Ketten verstärken lassen, wirkte sehr gekünstelt und konstruiert auf mich. Warum sollte Cartagia ihm dies genau in diesem Moment und unter diesen Umständen mitteilen? Die Antwort darauf ist natürlich: Damit die Szene für den Zuschauer noch einmal ein bisschen spannender wird. Ich wünschte nur, JMS hätte einen etwas natürlicheren Weg gefunden, uns diese Information zukommen zu lassen.

Fazit: Auch wenn sie in vielerlei Hinsicht erst noch das Vorspiel zum großen Finale des Schattenkonflikts ist, finde ich "Tyrannenmord" einfach nur grandios. Neben der herrlichen Wendung rund um Vir, die zumindest für mich damals bei der Erstsichtung völlig unerwartet kam, verdankt sie das vor allem einigen Dialogszenen, die wieder einmal die Vorzüge des "holographischen" Erzählungsstils der Serie deutlich machen – da eben jede Episode nicht nur für sich selbst steht, sondern sie insgesamt ein großes Ganzes bilden. Wenn G'Kar am Ende gefragt wird, was er denn schon für sein Volk durchgemacht hätte, würde man den Narn am liebsten schnappen und ihm eine verpassen. Früher hätte dies wohl auch G'Kar getan. Stattdessen fängt er, aufgrund der Absurdität dieses Kommentars – die wir da wir G'Kars Leidensweg miterlebt haben nachvollziehen können – zu Lachen an und wendet sich ab. Herrlich. Nicht minder gelungen das Gespräch zwischen Londo und Vir, nachdem letzterer zwangsweise den Imperator ermordet hat. Vir ist völlig fertig und wird von Schuldgefühlen geplagt – da er einen Mord begangen hat, den er erst in der Episode davor als notwendig erachtet und akzeptiert hat. Vermutlich hat seine Tat Tausende, vielleicht sogar Millionen von Leben gerettet, dennoch lastet es schwer auf seinem Gewissen. Im Vergleich dazu wirkt Londos Gewissen geradezu verkümmert. Und genau darum beneidet er ihn – was in einer grandiosen, minutenlangen Dialogszene, die dennoch keine Sekunde zu lang oder gar langweilig ist, deutlich wird. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann die berührende, nachhallende Szene, als Sheridan den Ranger und seine Crew in den Tod schicken muss, um die Schatten nach Coriana 6 zu locken. Und mit dem aus der Serie bereits bekannten Zitat aus Tennysos "Ulysses" (das ja auch im letzten Bond-Film "Skyfall" prominent vertreten war) wird man schließlich perfekt auf die kommende Episode eingestimmt. Hinein ins Feuer!

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel


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Vom Skript zur Folge:
Sieht man davon ab, dass zwei Szenen zwischen Lorien und Ivanova (ihr Gespräch in seinem Quartier auf Babylon 5, sowie auf dem weißen Stern bezüglich Geduld) von "Tyrannenmord" nach "Das dritte Zeitalter" verschoben wurden, gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen dem Drehbuch und der fertigen Folge.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"


Stimmen zur Episode:
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Regisseur John LaFia über die Szene mit den Verschwörern: „Das war einer meiner kühneren Einfälle, und ich hoffte, man würde mich dafür nicht einäschern. Ich hatte zuvor viele Szenen aus vielen verschiedenen Einstellungen gemacht, und als ich mir diese Szene genauer anschaute, entdeckte ich einen konspirativen Ton. Manchmal bist du dazu angehalten, die ganze Zeit die Gesichter zu zeigen, aber hier dachte ich, ich kann hören was sie sagen, und ich mochte dieses Gefühl um sie herumzuschleichen als wären wir ein unsichtbarer Zuhörer der sie insgeheim belauscht. Ich drehte die Szene, und es funktionierte so toll dass ich es dabei belassen habe. Wenn du dich auf den Spielplatz von jemand anderem begibst, weißt du nie wie er darauf reagieren wird, wenn du sein Spielzeug verwendest, aber hier schienen alle damit glücklich zu sein, was nett war.”

  • Peter Jurasik über Londo: „Er behauptet gegenüber Vir zwar, kein Herz zu haben, aber das stimmt leider nicht. Er hat sehr wohl ein Herz, sonst würde er seinen Schmerz nicht mehr erdulden müssen; sowas gibt es nicht. Das Schicksal und die Götter sind nicht gütig genug um uns zu erlauben, völlig ohne Reue oder Schuldgefühle zu sein. Wir können uns von unserem Gewissen nicht vollständig befreien; Londo kann es jedenfalls nicht. Er würde gerne glauben, dass er kein Herz oder Gewissen mehr hat, aber seine Taten – oder vielleicht das, was diesen zugrunde liegt – strafen ihn Lügen.”

  • Stephen Furst über Virs Schuldgefühle: „Ich glaube dass wir, um als Person zu wachsen, Schmerz empfinden müssen. Wenn alles immer für jeden richtig läuft und alles gut wird, wachsen wir nie als menschliche Wesen, und das gleiche gilt auch für eine künstliche Figur wie Vir.”

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


    Kommentare von JMS
  • Über den gesamten Verlauf der Serie sieht man immer wieder meinen Theater-Hintergrund durchscheinen. Ich bin dahingehend immer auf der Hut, weil mein Kopf mir irgendwo sagt "Ja, du hast Theater-Erfahrung, und lässt du es an deinen Zuschauern aus!" Aber es gibt Szenen, da ist es gerechtfertigt und notwendig. Die Szene mit Vir und Londo muss so lang sein um an den Punkt zu gelangen, den sie letztendlich erreicht. Ich hätte natürlich in die Szene hineingehen können mit einen Vir der seinen Schuldgefühlen bereits freien Lauf lässt, ohne die Comedy zu Beginn, aber dann wäre es sehr einseitig gewesen, und was mich an einer Szene interessiert ist die Achterbahn, wo du im einen Moment lachst, und dann im nächsten Augenblick plötzlich tief bewegt von etwas bist.

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bei den meisten Autoren beginnen die Figuren nach einer Weile, mit dir zu reden. In meinem Fall galt das unter anderem für G'Kars Abschlussmonolog bei Staffel 3, und insbesondere für die Szene in der Londo Cartagia ermorden will. Es war immer meine Absicht, dass Londo derjenige ist der die Nadel in Cartagias Brust sticht. Aber als es Zeit war die Szene zu schreiben, konnte ich mich nicht dazu bringen, sie zu beenden. Irgendetwas war falsch. Und da trat Vir – oder jener Teil meines Gehirns der zum Zweck dieser Diskussion für ihn gesprochen hat – nach vorn und sagte "Lass mich es tun." "Warum?" "Weil wenn Londo Cartagia tötet, ist das für ihn 'business as usual'. Aber wenn ich es mache, werde ich gewaltige Reue empfinden, und Schuldgefühle, und das kannst du für einige Zeit ausspielen. Es wird stärker sein. Vertraue mir." Und das tat ich. Und es funktionierte.

    Das ist eines der Schlüsseldinge die ich jedem zu vermitteln versuche der an mich mit der Absicht, Schriftsteller zu werden, herantritt: Hör auf deine Figuren. Schubse sie nicht herum, sondern lass sie sich auf eine Art und Weise verhalten die für sie natürlich ist, und erlaube ihnen zu dir mit ihren eigenen Ideen zu kommen, und ihrer eigenen Stimme. Mache sie real genug dass sie mit dir in deinem Kopf debattieren können. In dem Moment wo du eine Figur dazu zwingst etwas zu tun, wird sich alles was danach kommt unaufrichtig anfühlen. Vir war voll und ganz die richtige Person um Cartagia zu töten. Und es war ganz seine Idee, ich hatte damit nicht das Geringste zu tun.

  • Nachdem ich in der vorangegangenen Episode einen Planetenkiller der Vorlonen vorgestellt hatte, brauchte ich nun etwas für die Seite der Schatten, was ebenso mächtig sein würde, aber nicht genauso aussah; einfach ein weiteres großes Schiff. Ich zerbrach mir Tagelang den Kopf um mir etwas cooles zu überlegen, aber es kam nichts. Schließlich ging ich zu Harlan Ellison, Babylon 5s kreativem Berater, der genau für jene Fälle da war wo ich nicht mehr weiter wusste. "Ich brauche einen Planetenkiller für die Schatten", erklärte ich ihm als wir im unteren Bereich seines Büros waren und Pool spielten. "Etwas, dass cool aussieht, und sehr, sehr furchteinflößend." Er versenkte eine weitere Kugel im Loch – er ist beim Pool ein Killer, wohingegen ich in etwa so gut spiele wie ein Blinder – und fünf Sekunden später hatte er eine Antwort für mich. Ich erwähnte die Schnelligkeit seiner Antwort vor allem auch um die Frage zu beantworten "Was hat Harlan bei der Serie gemacht?". Denn das war genau das, was er tat wenn es erforderlich war: Mir den Arsch gerettet.

    "Du machst folgendes", sagte er. "Du hat diese unheimlich aussehende Wolke, und sie umschließt einen Planeten zur Gänze. Im inneren der Wolke sind tausende, TAUSENDE von Raketen mit Nuklearsprengköpfen, die alle zur gleichen Zeit auf den Planeten zuschießen. Aber sie explodieren nicht etwa an der Oberfläche. Sie dringen tief in den Planeten ein, und lassen ihn vom Innern her zerbersten. Ist das cool genug für dich?" Ich sagte, das war es, und am nächsten Tag, während einer Produktionssitzung, erklärte ich das Konzept den anderen. Produzent George Johnsen hörte sich die Erklärung an, und nickte danach für eine Weile still vor sich hin. "Abertausende von Raketen", sagte er. "Huh. Muss ja ganz schön schwierig sein, nachzuladen." Es gibt halt in jeder Runde einen Klugscheißer…

  • Episodenbild (c) Warner Bros.
  • In gewisser Weise ist der Subtext für die meisten der ersten Episoden der vierten Staffel das Thema der Wiedergeburt. Imperator Cartagia glaubt, dass er als Gott wiedergeboren wird, Sheridan wird von den Toten zurückgebracht, selbst Morden wird wieder zum Leben erweckt. Aber die wichtigste Wiedergeburt in dieser Episode, und vielleicht der gesamten vierten Staffel, ist jene von G'Kar. Der G'Kar der zu Beginn von Babylon 5 von Rachegedanken gegenüber den Centauri besessen war, der in seiner Zukunft nichts sehen konnte außer deren Zerstörung, existiert nicht länger. An seiner Stelle steht nun jener G'Kar der die Centauri als ein Volk sieht, das zu bemitleiden ist, und der selbst gegenüber seinen Feinden Mitgefühl zeigt. Er hat einen Punkt in seiner Entwicklung erreicht wo er über das Verlangen nach Rache hinausgewachsen ist… etwas, dass selbst seine Leute nicht verstehen können. Als wir G'Kar zum ersten Mal kennenlernten, war er ein Krieger… dann war er ein Anführer seines Volkes… und nun hat er selbst dieses Ziel beiseite gelegt, und ist auf dem Weg etwas noch größeres zu werden, eine religiöse Figur.

    Diese Reise war eine der wichtigsten Elemente die ich beim Erzählen von "Babylon 5" abbilden wollte, und als ich damit fertig war "Tyrannenmord" zu schreiben, fühlte ich mich insofern zufrieden als dass wenn dies tatsächlich unsere letzte Staffel sein sollte, es mir dennoch möglich war diesen Wandel in vollem Ausmaß darzustellen. Zu zeigen, dass Mitgefühl aus Grausamkeit erwachsen kann, dass Veränderung für uns alle in Griffweite ist, und dass es letztendlich, ganz egal wie tief wir glauben gefallen zu sein, immer Hoffnung gibt.

  • Cartagia merkt in dieser Episode an, dass der Thronsaal der auf Narn gebaut wurde mit jenem auf Centauri Prime "fast identisch" war. Das liegt daran, weil es das gleiche Set ist. Wir konnten es uns nicht leisten, für diese Reihe an Episoden zusätzliche Sets zu bauen, und da wir bereits etabliert hatten dass es auf Narn einen Korridor gibt der gebaut wurde um wie jener zu Hause "auszusehen", dachte ich mir, wir könnten das bis zur Grenze ausreizen. Aber nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte brauchte ich jemanden, der es laut aussprach, um das was bestenfalls eine alberne Idee war zu verkaufen. Diese Aufgabe fiel Cartagia zu, der dafür gerade verrückt genug war. Was hingegen nicht kommentiert wird, ist das auch die Zelle und die Tür die zur Zelle führt genau das gleiche Set ist. Nur die Beleuchtung wurde verändert, um ihr einen blutroten Narn-Farbton zu geben. Aber irgendwie war die Idee, Cartagia auch noch sagen zu lassen "Oh, und habt ihr gesehen? Sie haben sogar unsere Zellen so wie wir sie zu Hause haben nachgebaut, ist das nicht rührend?" schien… oh, ich weiß nicht… lächerlich. Und so machten wir weiter und hofften, es würde niemandem auffallen. Und, interessanterweise, soweit ich feststellen kann, tat das auch nie jemand.

    Was auch nie jemand bemerkte ist dass wir eine Einstellung in die Szene hineingeschummelt haben, während G'Kar ausbricht. Ihr werdet sehen wie er seine rechte Hand hebt um die Ketten auf der Seite zu greifen, und kurz darauf sieht man in einer zweiten Einstellung, wie er das gleiche mit der linken Hand macht. Aber wir hatten im Schneideraum nur eine Einstellung mit seiner rechten Hand. Da ich seinen Ausbruch wirklich zu einem Höhepunkt machen wollte, spiegelten wir die erste Einstellung um aus seiner rechten Hand seine linke Hand zu machen. Davon abgesehen ist es genau die gleiche Einstellung.

  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Die Mission des Weißen Stern in dieser Folge hatte bestimmte Wurzeln: Um im Zweiten Weltkrieg die Deutschen davon zu überzeugen, dass wir nicht in der Normandie landen würden, wurden unsere eigenen Agenten mit falschen Informationen gefüttert und losgeschickt… dann ließ man Informationen zu den Deutschen durchsickern, die es ihnen ermöglichte, die Agenten zu fangen und die Informationen aus ihnen herauszufoltern. Dies hier war nicht ganz so schlimm, die Besatzung wusste wenigstens, worauf sie sich einließ… aber im Krieg gibt es oft keine guten Entscheidungen.

  • Die Ericsson-Szene war ergreifend.
    Danke… Ich denke die Leistung des Schauspielers, der Ericsson spielte, hatte viel damit zu tun. Er hat der Rolle Tiefe gegeben.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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