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Das dritte Zeitalter PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: Into The Fire
Episodennummer: 4x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. Februar 1997
Erstausstrahlung D: 27. Juni 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Kevin Dobson
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Wayne Alexander als Lorien, Julian Barnes als Durano, Damian London als Minister, Ed Wasser als Morden, Ardwight Chamberlain als Kosh u.a.

Kurzinhalt: Nachdem seine Intrige, um Imperator Cartagia auf Narn zu töten, erfolgreich verlaufen ist, kehrt Londo Mollari zusammen mit Vir Cotto wieder nach Centauri Prime zurück. Ihnen bleibt nur mehr rund ein Tag, ehe die Flotte der Vorlonen den Planeten erreichen und in Schutt und Asche legen wird. Bis dahin muss Londo seinen Planeten von jeglichen Einflüssen durch die Schatten befreit haben. Währenddessen ist es Ivanova und Lorien gelungen, die letzten der Allerersten für ihre Sache zu gewinnen. Nach einem kurzen Abstecher auf Babylon 5 schließen sie sich John Sheridans beeindruckender Streitmacht beim Planeten Coriana 6 an. Kurz darauf treffen die beiden Flotten der Schatten und der Vorlonen ein, und es kommt zur alles entscheidenden Schlacht…

Denkwürdige Zitate: "Only those whose lives are brief can imagine that love is eternal. You should embrace that remarkable illusion. It may be the greatest gift your race has ever received."
(Lorien belehrt Ivanova über die Mühen der Unsterblichkeit.)

"In my experience, if you cannot say what you mean, you can never mean what you say."
(Durano, Minister der Geheimdienste, zu Londo.)

"First rule in a fight against superior forces: If you can't win, do as much as you can to make sure at least some of your forces survive."
"We can't win?"
"Against the Vorlons and the Shadows? No."
"Then what are we doing here?"
"Hoping that the truth will set us free before it kills us."
(Über diesen Schlachtplan scheinen nicht alle besonders erfreut zu sein.)

"What are you going to do? Blow up the island?"
"Actually, now that you mention it…"
(Londo nimmt Mordens Vorschlag dankend an.)

"Captain? They're pissed…"
(Lyta zu Sheridan, nachdem man die verminten Asteroiden gezündet hat.).)

"You were left here as guardians, as shepherds for the younger races. But you've lost your way. This isn't about teaching us or helping us, it's about you being right. You want to force us to decide which of you is right. You're like parents arguing in front of their kids, manipulating them, trying to get them to take sides, not for their benefit, but for yours."
(Sheridan bringt die Hintergründe des Schattenkrieges auf den Punkt.)

"Now get the hell out of our galaxy!"
(Und mit diesen Worten bricht das dritte Zeitalter der Menschheit an…)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Selbst wenn man bedenkt, dass die letzten Episoden – insbesondere natürlich das Ende von "Tyrannenmord", mit Sheridans Plänen, der großen bei Babylon 5 versammelten Flotte, sowie dem Tennyson-Zitat – auf eine große, vielleicht alles entscheidende Schlacht hingearbeitet haben, kommt das Ende des Schattenkrieges, der die letzten zwei Staffeln dominiert hat, dann doch ein wenig plötzlich und unerwartet (zumindest bei der Erstsichtung). Etwas, dass mir allerdings schon immer sehr gut gefallen hat. Bereits damals in den 90ern war ich mir der üblichen Serienstruktur, die sich die ganz großen, wichtigen, spektakulären usw. Episoden meist für das Staffelfinale aufhoben, bewusst. Insofern fand ich es sehr erfreulich, dass "Babylon 5" hier – neuerlich – aus diesem Muster ausbrach, und den Schattenkrieg viel früher beendet, als man sich das als unbedarfter Zuschauer im Vorfeld wohl erwartet hätte. Ich mag es, wenn mich eine Serie überrascht, bzw. mit bekannten Mustern bricht; zudem fragt man sich am Ende der Folge unweigerlich "Was nun? Was kommt denn noch?" – was natürlich genau das ist, was JMS mit dieser Folge beabsichtigt hat.

Noch mehr als der Zeitpunkt wurde jedoch von vielen die Art und Weise kritisiert, wie der Konflikt letztendlich aufgelöst wurde. Vielen war das Ende "am Verhandlungstisch" zu unspektakulär, hätten sich nach der letzten Folge eine groß angelegte Raumschlacht erwartet. Eine Meinung, die ich zwar grundsätzlich nachvollziehen kann – die ich jedoch nicht teile. "Babylon 5" hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige beeindruckende Weltraumschlachten geliefert; aber einen Krieg durch eine ebensolche zu beenden, ist der übliche Standard für diese Art der Space Opera. Ich fand es sehr erfrischend, dass "Babylon 5" hier eine andere Richtung eingeschlagen hat. Zumal es ja dennoch auch in "Das dritte Zeitalter" durchaus einiges an Spektakel gab (bereits zu Beginn gibt es eine nette, dynamische kurze Kampfszene, und bis die Verhandlungen mit dem Schatten und Vorlonen beginnen, werden ja doch so einige Schüsse abgegeben; es ist also nicht so, als würde "Das dritte Zeitalter" auf dieser Ebene so überhaupt rein gar nichts bieten. Zumal die entsprechenden Szenen wieder sehr gut – und deutlich dynamischer, als es zu diesem Zeitpunkt im TV Standard war – getrickst waren, wobei mir vor allem der Sternennebel im Hintergrund wieder einmal sehr gut gefallen hat. Vor allem aber stimme ich mit JMS überein, dass es die Schatten und Vorlonen rückwirkend weniger bedrohlich aussehen hätte lassen – und eigentlich ihre Darstellung in der bisherigen Serie auch Lügen gestraft hätte – wenn die Flotte auf einmal einen militärischen Sieg gegen beide auf einmal errungen hätte. Ein solcher hätte sich wohl nur durch eine Deus Ex Machina-Lösung erreichen lassen – und ich bin sehr froh, dass JMS diese Richtung nicht eingeschlagen hat.

Episodenbild (c) Warner Bros. Wobei: So ganz ohne Deus Ex Machina geht es dann auch bei "Das dritte Zeitalter" nicht. Denn die Szene, wo Lorien Sheridan und Delenn berührt und ihre Gespräche mit den Vertretern der Schatten und Vorlonen an alle Mitglieder der gesamten Flotte telepathisch weitergibt, hat mich nicht wirklich überzeugt. Hier stellt er eine zuvor nie etablierte Fähigkeit zur Schau, die zudem nur bedingt Sinn ergibt (da beide Dialoge parallel zueinander stattfinden, stelle ich mir das ganze recht verwirrend vor; so als hätte man nebenher zwei Fernsehsendungen laufen). Dies – und eben nicht das frühe und/oder nicht in der Schlacht errungene Ende des Schattenkrieges – ist für mich dann auch einer von zwei wesentlichen Kritikpunkten, welcher für mich die Höchstwertung knapp verhindert. Davon abgesehen haben mir diese Szenen aber sehr gut gefallen. Wie die Starrheit der Vorlonen hier durch eine Frau in einem Eisblock und die im Hintergrund und in erster Linie durch Vertreter arbeitenden Schatten durch die Verwendung bekannter Personen (inklusive der typischen Schatten-Sounds im Hintergrund) dargestellt wird, hatte schon was. Wunderbar auch ihre Frage an Lorien, ob sie eh nicht allein sein würden; hier wirken die beiden so mächtigen Völker auf einmal verunsichert, verloren und menschlich. Auch die letzte Einstellung, mit dem langsamen Flug in Richtung Babylon 5 (wo man deutlich sieht, wie die Station im Hintergrund laufend größer wird) hat es mir angetan. Dort wird auch endlich der Begriff des dritten Zeitalters erklärt – und generell deutlich, dass ein eben solches nun in gewisser Weise auch bei "Babylon 5" anbricht.

Der zweite große, wesentliche Handlungsstrang findet auf Centauri Prime statt – und steht in meinen Augen der Geschichte bei Coriana 6 in nichts nach. Der erste signifikante Höhepunkt ist dabei sicherlich, wie Londo erfährt, dass Adiras Mord nicht auf Lord Refa, sondern vielmehr auf Morden zurückgeht – etwas, dass wir als Zuschauer zwar seit "Zeit des Abschieds" schon vermuteten, jedoch erst hier endgültig bestätigt bekommen. Die betreffende Szene besticht nicht nur mit der intensiven schauspielerischen Leistung durch Peter Jurasik, sondern vor allem auch durch die Inszenierung – wird sein Wutanfall doch in einer Einstellung ohne Schnitt dargestellt, was es dem Zuschauer erlaubt, diesen Moment so unmittelbar zu erleben, als würden wir neben Londo im Zimmer stehen. Wunderbar dann die nachfolgende Konfrontation mit Mister Morden, sowie die süffisante Art und Weise, wie Londo gemäß Mordens "Vorschlag" die Insel Celene sprengt und damit die Schiffe der Schatten mit einem Schlag vernichtet. Morden selbst geht es ebenfalls an den Kragen; die Szene mit seinem Kopf auf der Pike bringt uns dann auch zum zweiten wesentlichen Kritikpunkt der Folge. Ich wünschte einfach, JMS hätte genug Vertrauen in sein Gedächtnis der Zuschauer gehabt, um uns Virs Winken ohne verkrampft eingefügte Rückblende zu präsentieren. Letztendlich hätte die Szene ja auch für all jene grundsätzlich funktioniert, welche "Das Geheimnis von Z'ha'dum" vielleicht noch gar nicht gesehen hatten; dass ihm damit sein alter Wunsch erfüllt wird, ist letztendlich ja nur Dreingabe.

Episodenbild (c) Warner Bros. Alles was danach kam, war allerdings wieder wunderbar. Wie sich Londo einen Haxn ausfreut, weil es ihm vermeintlich gelungen ist, seine Heimatwelt zu retten. Wie Vir ihm die schockierende Wahrheit offenbart, dass es sehr wohl noch eine Person auf dem Planeten gibt, die von den Schatten berührt wurde. Londos Ungläubigkeit, dass die Vorlonen den gesamten Planeten nur wegen einer einzigen Person – wegen ihm – zerstören würden. Wie er Vir anfleht, ihn umzubringen, um seine Welt zu retten. Insgesamt ist dies eine ungemein starke, hochdramatische Szene. Letztendlich wird Centauri Prime, dadurch, dass die Vorlonen sämtliche Verstärkung nach Coriana 6 berufen, in letzter Minute gerettet – und so wie Londo atmen wir auf. Danach schenkt das Universum – bzw. JMS – Londo einen unbeschwert glücklichen Moment, wie er ihn schon lange nicht mehr erleben durfte. Nach seiner Opferbereitschaft zuvor sowie der Befreiung von Narn ist nun auch Londos Rehabilitierung endgültig abgeschlossen, weshalb man sich als Zuschauer mit dem neu ernannten Premierminister mitfreut. Die wunderschöne Szene zwischen Londo und Vir, inklusive inniger Umarmung, schließt dann auch den Handlungsstrang auf Centauri Prime auf wundervolle Art und Weise ab.

Fazit: In "Das dritte Zeitalter" nimmt der seit Mitte der ersten Staffel seine Schatten vorauswerfende, in Season zwei im Hintergrund schwelende und in der dritten Staffel schließlich ins Zentrum rückende Schattenkrieg ein – bei der Erstsichtung durchaus unerwartet – frühes Ende. Einigen mag dieses zu unspektakulär bzw. zu wenig actionreich gewesen sein, mir persönlich hat dieser Ausklang aber sehr gut gefallen. Einerseits, da es im Genre durchaus ungewohnt war, dass nicht alles "in einem großen Brand" endet, und andererseits, da ich mit JMS übereinstimme, dass ein Sieg mit Waffengewalt gegen diese Übermacht unrealistisch gewesen wäre. Zudem war es ein Krieg, der aus einer philosophischen Meinungsverschiedenheit heraus entstanden ist – und daher eben auch mit Worten, und nicht mit Taten, gelöst werden musste. Insofern hat mir dieser Ausgang des Geschehens sehr gut gefallen. Fast noch eine Spur besser fand ich aber alles auf Centauri Prime, angefangen von Londos Wutausbruch als er von Mordens Rolle in Adiras Tod erfährt, über die starke, hochdramatische Szene als er sich mit diesem trifft, bis hin zu seiner Verzweiflung, dass die Vorlonen drohen, Centauri Prime nur wegen ihm zu vernichten. Neben dem Drehbuch stechen auch die schauspielerischen Leistungen (insbesondere von Peter Jurasik), die Inszenierung (besonders bei der einen oder anderen längeren Einstellung ohne Schnitt), die Spezialeffekte (denn auch wenn man auf die ganz große Schlacht vergeblich warten mag, so gab es doch das eine oder andere toll umgesetzte Scharmützel; und vor allem der Nebelhintergrund bei Coriana 6 hatte es mir wieder einmal angetan) sowie Christopher Frankes großartige Musik hervor. Zwei kleinere Kritikpunkte mögen zwar ganz knapp die Höchstwertung verhindern, dennoch bot "Das dritte Zeitalter" einen packenden, überzeugenden und hochdramatischen Abschluss des Schattenkrieges – nach dem man sich unweigerlich die Frage stellt: "Was nun?"

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel


Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Das dritte Zeitalter" im SpacePub!


Stimmen zur Episode:
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Delenn über die Szene mit ihrem anderen Ich: „Ich versuchte eine Differenzierung in der Art und Weise wie ich sie darstellte zu erreichen. Ich nannte die andere Delenn die "böse" Delenn, und stellte sie mir als Wächterin in einer Art Konzentrationslager oder so etwas vor. […] Mein Stand-In hatte nicht das volle Makeup, sie hatte nur den Knochen aufgesetzt, da sie sie nur von hinten drehten. Wenn sie die Nahaufnahme drehten, war das ich, und sie würde die andere Delenn darstellen. Wir mussten es einige Male drehen und die Szene mehrmals wiederholen da es nicht geklappt hatte. Es ist kompliziert, solche Szenen zu drehen.”

  • Peter Jurasik über die Szene, in der er – in einer Einstellung – die Einrichtung seines Zimmers ruiniert: „Es hat viel Spaß gemacht, diese Szene zu drehen. Du bekommst buchstäblich nur einen Versuch, und du passt immer auf dass der arme Kerl die die Steadicam herumträgt nicht getötet wird! Letztendlich war dies aber eine Szene mit der ich unglücklich und unzufrieden war. Wenn wir in der Position gewesen wären, wo uns ein größeres Budget zur Verfügung gestanden wäre, mehr Geld und vielleicht auch etwas mehr Zeit, hätten wir an dieser Szene wirklich arbeiten und sie so richtig zum Leben erwecken können. Wie ich früher schon erwähnte, haben wir insgesamt deutlich mehr Bedauern gegenüber Szenen als dass wir uns denken "Wow, das war großartig!"”

  • Peter Jurasik über die Szene mit Vir im Garten: „Der gute alte Joe, nicht? Clever geschrieben. Es war eine großartige Szene zum Spielen, da sie völlig manisch war; es fühlte sich so an als würde Londo in viele verschiedene Richtungen gezogen werden. Er war zu diesem Zeitpunkt sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne betrunken. Er hatte buchstäblich getrunken, und war auch betrunken von seinen eigenen Erfolgen. Betrunken vom Gedanken dass er soeben Mr. Morden getötet hatte. Er geht in diesem Zustand in den Garten und muss nun noch diese letzte Sache tun; er sagt zu Vir "Töte mich", und er meint es auch, zum Wohle von Centauri Prime. Es gibt keine größere Liebe als jene die einen dazu bringt, das eigene Leben für seine Leute zu geben.”

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


    Produktionsnotizen:
    "Morden"-Darsteller Ed Wasser lieh im englischen Original dem Schatten, der als Projektion an Bord des Weißen Sterns erscheint, seine Stimme.


    Vom Skript zur Folge:
    In der Episode fehlt ein kurzer amüsanter Dialog zwischen Vir und Londo, nachdem letzterer dem Minister mehrere Aufgaben übertragen hat und gerade dabei ist, ihn wegzuschicken: "Auf Ihrem Weg, könnten Sie bitte ein Tablett hereinschicken lassen… Früchte, Fleisch, Gemüse, etwas Spoo, gut durch." "Ich dachte du wärst noch auf Diät." "Bin ich. Aber etwas an der Möglichkeit des bevorstehenden Todes regt den Appetit an." Zudem ist in dieser Episode nun der Dialog zwischen Ivanova und Lorien enthalten, der eigentlich schon für "Tyrannenmord" vorgesehen war. Davon abgesehen konnte ich keine nennenswerten Änderungen ausmachen.
    Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 9"


    Kommentare von JMS
    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Zur Frage, warum er den Schattenkrieg nicht noch ein paar Episoden länger ausgedehnt hat.
    Aus mehreren Gründen. Einerseits fühlte ich, dass sich der Krieg bereits soweit gesteigert hatte, wie er das nur konnte. Zudem wollte ich die vierte Staffel in bestimmten Bereichen voranbringen, und ein paar der kleineren Handlungsfäden zusammenführen. In meinen ursprünglichen Notizen dauerte der Schattenkrieg in etwa drei Episoden länger, aber er endete immer auf die Art und Weise wie er geendet hat, wodurch sich die Frage ergab, mache ich doch ein paar weitere Episoden in denen ich Pyrotechnik verwende und Dinge explodieren lasse um die Technik-Geeks glücklich zu machen, oder ziehe ich weiter?

    Ich war zunehmend besorgt dass immer mehr Leute dachten, dass die gesamte Serie über den Schattenkrieg war, was nicht der Fall ist. Den gab es noch nicht einmal in der ersten Staffel, und er nahm erst Mitte der zweiten Staffel Fahrt auf, und dennoch dachten einige dass dies die Gesamtheit der Serie wäre, und das war es nie. Ich musste die Zuschauer schockieren, um ihnen klar zu machen dass es um den Prozess vor und in Vorbereitung auf den Krieg geht, den Krieg selbst, dessen Nachwehen, und wie daraufhin Frieden geschaffen wird. Das sind die fünf Stufen, weshalb ich dachte, lass uns damit lieber früher als später fertig werden, und das Ergebnis davon war natürlich, dass viele Fans sprachlos waren, und sagten "Was passiert nun? Jetzt kann es ja nur mehr den Bach runtergehen." Doch was sie nicht verstanden war, dass wenn du einen Krieg auf dieser Ebene behandelst, du dich nur mehr mit großen unpersönlichen Streitkräften und Schaubildern auf einer Karte beschäftigst, was in gewisser Weise sehr kalt und unpersönlich ist. Wo es, zumindest in meinen Augen, deutlich interessanter wird, ist wenn dich ein Freund betrügt, da ein Freund weiß wie er dir wehtun kann. Und für jeden Dramaturgen – wenn ich diesen Begriff in Bezug auf das Fernsehen verwenden darf – liegt genau dort das interessante Zeugs, wird es genau dort so richtig intensiv. Ich hatte das Gefühl, dass wir an diesem Punkt die Schattenschiffe schon hundert Mal gesehen hatte, und was auch immer sie früher an Mystery hatten mittlerweile durch Gewohnheit aufgehoben wurde, und lasst uns doch lieber zu etwas übergehen, dass dramatischer ist.

  • Die Vorlonen und die Schatten hatten sich schon so lange bekämpft und waren so lange in diesem Zermürbungskrieg gefangen, dass sie vergessen hatten, worum es dabei eigentlich ging. Sie waren genauso verloren wie jene, die sie zu leiten versuchten, und mit dieser Tatsache mussten sie konfrontiert werden. Hätte man sie ungehindert weitermachen lassen, hätten sie genau das zerstört was sie ja eigentlich beschützen sollten, auf die gleiche Art und Weise wie wir Dörfer in Vietnam bombardierten beim Versuch, sie zu retten. Aber so erreichst du das nicht. Wir mussten aus Vietnam herausgeschockt werden, und sie mussten aus dem herausgeschreckt werden, dass sie taten.

  • Viele Leute wollten dass es in einer großen Schießerei endet, was sie dabei aber vergaßen war dass dies im Grunde keine Frage von Stärke war, sondern eine Frage von Philosophien – die nur auf philosophischer oder ideologischer Basis geklärt werden konnte. Zudem wollte ich mich nicht wiederholen, da es später in der Staffel noch den sich zusammenbrauenden Konflikt mit der Erde geben würde, der dann dadurch geklärt werden würde, wer der Stärkere ist, und in einer Reihe von großen Raumschlachten münden würde.

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • So sehr ich die Szenen von Sheridan und Delenn in dieser Episode auch mag, die wirkungsvollsten Momente gehören Londo. Was schiere, rohe Emotion anbelangt haben wir Londos Moment des unbändigen Zorns als er erkennt, dass ihn Morden die ganze Zeit über manipuliert hat… ein Moment der Charles Foster Kane's Zusammenbruch in einer durchgängigen Einstellung ein bisschen Tribut schuldet. Nachdem dies vorüber ist, sehen wir allerdings einen Londo den wir selten, wenn überhaupt jemals, gesehen haben: Einen der Befehle gibt, das Kommando übernimmt, und der nicht nur gerissen sondern auch klug ist – und cleverer als all die Kräfte die sich gegen ihn verschworen haben. Er reagiert schnell, schmiedet spontan Pläne und Absichten, und amüsiert sich dabei. Dies ist der entfesselte Londo, der sich in seinem Element befindet, und das tut was sonst niemand wagen würde, um seine Welt zu retten. Hier sehen wir nun endlich dass er nicht nur jemand ist, der Imperator werden, sondern dabei möglicherweise sogar ein großartiger Anführer sein könnte. Als Autor war ich froh zu sehen, wie Londo diese Momente genießt, im Wissen dass diese Freude schon bald verloren gehen würde… aber er wenigstens diese Momente hatte, so kurz sie auch gewesen sein mögen. Ich wusste, dass er in den langen Jahren und den großen Tragödien die folgen würden, er sich an diesem Momenten festhalten würde, da sie es ihm erlauben würden, im Angesicht der schwarzen, undurchdringlichen Wand die seine Zukunft darstellen würde, seinen Verstand nicht zu verlieren.

  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 9"


  • Bis jetzt war die allgemeine Reaktion: "Aber… aber… was NUN?" Es war genau die Reaktion, auf die ich gehofft hatte. Jeder sagt: "Das ist die Art von Folge, die man am Ende zeigt, nicht 6 Folgen nach Beginn der Staffel." Jepp. Wir sind da schon etwas seltsam…

  • Etwas Besonderes an der Art in der die Handlung in "Into the Fire"/"Das dritte Zeitalter" zu einem Höhepunkt und Ende kommt, ist, dass es einen sehr nervös macht… okay, was nun? Der ständige Konflikt war etwas, auf das man zählen konnte, man wusste ungefähr was nun kommen würde. Nun ist das alles über den Haufen geworfen worden und man muss sich mit dem nächsten Aspekt befassen: Ein neues Leben aufzubauen. Was mich interessiert und was ich machen wollte, indem ich diese Serie schuf waren in einem großen Rahmen die Gründe, Emotionen und Vorgänge die einem Krieg vorausgehen, einen Krieg verursachen, die Auswirkungen des Krieges selbst, das Ende des Krieges und die Nachkriegszeit zu untersuchen. Der Krieg ist die Hardware. Die Personen stehen im Mittelpunkt der Story.

  • Eines meiner Lieblingsbücher ist "Alas, Babylon" von Pat Frank, ein Buch über einen Atomkrieg (geschrieben in den frühen Sechzigern). Aber der Krieg findet hinter den Kulissen statt, in weiter Ferne… das Buch konzentriert sich auf eine kleine Gemeinde, darauf wie sie die Nachwirkungen meistert, und auf die alltäglichen Realitäten des Überlebens in einer veränderten Welt. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für diese Art des Erzählens.

  • Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Ganz am Anfang fragte mich John Copeland worum es in dem Krieg geht. Darauf antwortete ich "Es geht darum seine Eltern zu töten." Er riss seine Augen weit auf und ich erklärte ihm "Nein, nicht wörtlich… aber zu einem bestimmten Zeitpunkt musst du dich der Kontrolle deiner Eltern entziehen und dein eigenes Leben beginnen. Dieser Prozess ist unausweichlich… und wenn es tatsächlich diese älteren Völker gibt, und diese sich in die Entwicklung einmischen, dann stehen sie irgendwann auch an diesem Punkt." Dies ist eindeutig eine Eltern/Kinder-Dynamik. Lorien spielt – in gewisser Weise – diese Rolle für die Vorlonen und Schatten. Diese haben wiederum für uns die Elternrolle. Und wir sind für die Völker, die nach uns kommen, in derselben Position. Es ist ein endloser Kreislauf. Es geht nicht darum wer die größte Kanone hat, denn es findet sich immer jemand der eine noch größere besitzt… es geht darum, den Weg aus einem Problem zu verstehen.

  • Die Idee, dass die Vorlonen und Schatten Ordnung und Chaos repräsentieren geht auf babylonische Schöpfungsmythen zurück. Gegenstand dieser Mythen ist, dass das Universum im Konflikt zwischen Ordnung und Chaos entstanden ist. Dies ist einer der Gründe aus denen ich die Serie Babylon 5 genannt habe. Das nennt man Recherche. Es macht zwar nicht die ganze Show aus, aber es prägt sie.

  • Nur eine schnelle Mitteilung mit zwei Absichten:
    1.) um Leute, die sich für Lightwave interessieren, darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich die B5-Folge "Into The Fire" ("Das dritte Zeitalter"), die übernächste neue Folge, ansehen sollten, um ein paar hübsche Sachen zu sehen, die man machen kann, wenn man sich anstrengt. Diese Folge hat ungefähr 114 CGI-Szenen in 43 Minuten, einige davon sind sicher das Aufwendigste, was jemals für das Fernsehen produziert worden ist. (Es kommen auch einige nette Sachen in der zweiten Hälfte der Folge von dieser Woche, aber die kommende Folge ist der große Knüller.)
    und
    2.) um jene hier zu rüffeln, die erklärt hatten, dass sie aus "gut informierten Quellen" wissen, dass die CGI-Effekte von B5 entweder schlechter oder weniger werden würden als in jeder den bisherigen Staffeln. Wir produzieren jetzt wesentlich mehr Effekte als in allen vorausgehenden Staffeln, und außerdem aufwendigere Szenen. Ich habe damals schon gesagt, dass diese Individuen nur heiße Luft produzieren, und die Tatsachen haben seither für sich gesprochen. Die Betreffenden sind inzwischen aus der Schusslinie verschwunden und richtig still geworden. Ich hoffe, sie werden so offen, wie sie in ihren ursprünglichen Erklärungen waren, jetzt auch zugeben, dass sie widerlegt wurden. Sonst müssten wir nämlich annehmen, dass diese Individuen bewusst falsche Informationen verbreitet haben, nur um die Atmosphäre zu vergiften und uns Kummer zu machen, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendwer so etwas tun würde…

  • Der Regisseur wollte Londos Wutausbruch ursprünglich nicht an einem Stück drehen; ich hatte das Gefühl, dass es so sein müsste und ich glaube, es wirkt gut.

  • Die Frau war in Eis eingefroren als Symbol ihrer Unbeweglichkeit und Unflexibilität – "in der Zeit erstarrt", wie die Schatten sagen.

  • Ich wollte es auf gar keinen Fall mit einer großen Explosion enden lassen. Davon haben wir schon viele gesehen und mit der Zeit sehen sie alle gleich aus. Wenn wir alles zerstört hätten, wie hätten wir dann zeigen können, daß wir uns weit genug entwickelt haben, um ein neues Zeitalter zu schaffen? Es geht um Evolution, nicht um Zerstörung.

  • Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bist Du froh darüber, dass Du die vierte Staffel raffen musstest, für den Fall, dass es keine fünfte Staffel geben würde?
    Die Wahrheit: Mal so, mal so. "Into The Fire" ("Das dritte Zeitalter"), z.B., wäre wahrscheinlich eine Doppelfolge geworden, aber sie hätte genauso geendet, wie sie geendet hat. Einige große Explosionen mehr, aber ich frage mich, ob das ab einem gewissen Punkt noch etwas bringt. Von Standpunkt der Produktion her war es vermutlich verdammt gut, dass die Folge keine Doppelfolge war – die Effekte haben uns in der CGI-Abteilung fast umgebracht. Dieses Schätzchen hatte irgendwas zwischen 120 und 140 CGI-Szenen. Im Allgemeinen bin ich ganz zufrieden mit dieser Staffel, was die Intensität des Arc, der Emotionen und Ereignisse angeht. Einige Teile wären wohl etwas entspannter geworden, wenn ich mich nicht entschlossen hätte, mich für den Fall, dass es keine 5. Staffel gibt, abzusichern. Vielleicht hat sich die Situation auch zum Guten ausgewirkt (wieder das Prinzip der Kunst durch Zufall). Ich weiß es nicht genau… ich weiß nur, was in den Episoden dieser Season ist – und das ist ziemlich cool.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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