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Stirb Langsam 4.0, USA 2007
Stirb Langsam 4.0
(Live Free or Die Hard, USA 2007)
 
Studio/Verleih: 20th Century Fox
Regie: Len Wiseman
Produzenten: U.a. Michael Fottrell, John McTiernan und Bruce Willis
Drehbuch: Mark Bomback und David Marconi, basierend auf einem Artikel von John Carlin
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Simon Duggan
Schnitt: Nicolas De Toth
Genre: Action
Kino-Start (Deutschland): 27.06.2007
Kino-Start (USA): 22.06.2007
Laufzeit: 130 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Homepage: klick
Trailer: klick
Schauspieler: Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant, Maggie Q, Mary Elizabeth Winstead, Cliff Curtis, Kevin Smith u.a.

Inhaltsbeschreibung: ImageGerade hat sich John McClane erneut mit seiner Tochter Lucy gestritten, da erhält er einen neuen Auftrag: Er soll einen jungen Hacker namens Matt Farrell zum FBI bringen, der in Verdacht steht, für einen Angriff auf den Hauptrechner der Behörde verantwortlich zu sein. Was wie ein langweiliger Babysitterjob klingt, entwickelt sich schon bald zu einem Kampf ums nackte Überleben, als die für den Angriff verantwortlichen Terroristen versuchen, Matt um jeden Preis auszuschalten. Doch das Lahmlegen des FBI war erst der Anfang: Systematisch werden zuerst der Verkehr, dann sämtliche öffentliche Behörden lahm gelegt, und zuletzt sogar die Finanzmärkte angegriffen. Über eine Videobotschaft machen die Terroristen deutlich, dass das öffentliche Leben in den USA nun in ihrer Hand liegt. Matt erkennt hinter dieser Vorgehensweise das Schreckensszenario eines Firesales, dessen nächster Schritt nun das Ausschalten sämtlicher Stromnetze wäre. John McClane und Matt versuchen, den Plan der Terroristen zu vereiteln - während sie selbst von ihnen gejagt werden...

Christian Siegel

Review: Der erste Teil ist ein Meisterwerk des Actionkinos, der zahlreiche Nachahmer nach sich zog und mit seiner genialen Handlung, dem klaustrophobischen Setting, den bedrohlichen Bösewichten und natürlich McClane für großartige Unterhaltung sorgte. Der zweite war eine eher laue Fortsetzung, der bis auf ein paar gute Szenen zwischendurch nichts zu bieten hatte und einfach nur altbekanntes wiederkäute. Zudem scheiterte er daran, die klaustrophobische Stimmung des ersten Teils auf einen eher offenen Schauplatz wie einen Flughafen zu übertragen. Der schwache Bösewicht tat schließlich sein übriges. Der dritte brach zwar mit einigen alten Traditionen, weshalb er bei vielen Filmfans eher durchfiel, mir gefielen aber die frischen Elemente und neuen Ideen, wo endlich mit dem bis dahin eher festgefahrenen Konzept der Reihe gebrochen wurde. Zudem war die Handlung mit zahlreichen Wendungen gespickt, sehr spannend gehalten, und das Zusammenspiel zwischen Bruce Willis und Samuel L. Jackson war einfach nur genial. Und wie schlägt sich nun der Vierte? Nun, er ist alles in allem eine würdige Fortsetzung - wenn auch mit Schwächen.

ImageViel ist im Vorfeld darüber gesprochen worden, dass 20th Century Fox darauf bestanden haben, dass Stirb Langsam 4.0 – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – nicht mit einem R-Rating (ab 16), sondern einer Jugendfreigabe "ab 13" in die amerikanischen Kinos kommt. Selbst Bruce Willis, der versicherte der 4. Teil wäre genau so hart und kompromisslos wie seine Vorgänger, konnte die verunsicherten Filmfans kaum mehr besänftigen. Und in der Tat: Die weichgespülte Action ist allgegenwärtig und einer der größten Schwachpunkte des Films. Bitte versteht mich jetzt nicht falsch: Ich bin grundsätzlich nicht geil auf Gewalt, und kann auch ganz harmlose Filme prima genießen. Aber zu einem Stirb Langsam-Film gehören die kompromisslos-brutalen Actionszenen einfach dazu. Und wenn beim 4. Teil der Reihe ähnlich viele Gegner um die Ecke gebracht werden wie bei den Vorgängern, dabei aber kaum Blut fließt, fällt das mit der Zeit doch negativ auf. Vor allem merkt man aber auch deutlich, dass der Film ursprünglich auf ein R-Rating ausgerichtet war, und Len Wiseman im Schneideraum sehr kreativ vorgehen musste, um wieder auf eine ab 13-Freigabe herunterzukommen. Da wird direkt beim Einschuss kurz mit der Kamera weggeschwenkt oder abgeblendet etc. Bleibt nur zu hoffen, dass es auf DVD einen Director's Cut geben wird, der dann auch über die für einen Die Hard-Film einfach notwendige Härte verfügen wird – dann könnte sich der Film bei der Wertung auch noch um einen Punkt verbessern.

Ein weiterer, in US-Medien oft kolportierter Kritikpunkt wurde durch die Synchronisation erfreulicherweise ausgemerzt: Während John McClane in der englischen Sprachfassung kaum fluchen darf, wird auf deutsch ordentlich ge-arschloch-t... und auch DAS Zitat schlechthin darf nicht fehlen, und ist vollständig zu vernehmen (im Original wird "motherfucker" durch einen Schuss übertönt und damit unterbrochen). Und da McClane im Gegensatz zum 3. Teil Gott sei Dank wieder von Manfred Lehmann gesprochen wird, dürfte Stirb Langsam 4.0 einer jener seltenen Fälle sein, in denen die Synchronisation – zumindest vorerst – besser ist als das Original. Zumal ich auch unter den anderen Sprechern keine Schwachstelle ausfindig machen konnte. Tatsächlich dürfte es hier generell so sein, dass einige Schwächen des Originals kompensiert werden. So wird z.B. Kevin Smith's schauspielerische Leistung in den USA eher kritisiert – auch hier dürfte die Synchronisation einiges ausmerzen, denn zumindest mir wäre seine Performance nicht negativ aufgefallen.

ImageEgal ob nun etwas weichgespült was Flüche betrifft oder nicht, die humorvollen Dialoge und coolen Sprüche zählen zu den größten Stärken des Films. Für letztere ist natürlich Bruce Willis hauptverantwortlich, aber auch sein Sidekick Justin Long hält gut mit und darf den einen oder anderen guten Spruch von sich geben. Gemeinsam haben sie einige amüsante Dialoge, und auch wenn ihre Chemie nicht an McLane und Zeus heranreicht, so tragen sie doch einiges zum Unterhaltungswert des Films bei. Doch auch abseits der Dialoge gibt es einiges an Humor, wofür vor allem einige witzige Anspielungen sorgen, wie z.B. "Agent Johnson" (siehe Teil 1) oder auch der Star Wars-Gag (an dem natürlich, wie könnte es auch anders sein, Kevin Smith beteiligt ist). Besonders positiv: Trotz aller Action und des Humor bleibt auch noch Zeit für ein paar ruhige, durchaus ernste Momente, in denen die Figuren – insbesondere natürlich McClane – näher beleuchtet werden.

Was wäre ein Actionheld wie McClane ohne einen Gegenspieler? Als eben solcher wurde Timothy Olyphant gecastet – und dieser hat es nun wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass er den meisten deutschen Kinobesuchern nicht bekannt sein wird (lediglich ein paar Insider werden ihn aus der empfehlenswerten Westernserie "Deadwood" kennen), und schon allein dadurch mit einem Malus zu kämpfen hat, tritt er zudem auch noch in die Fußstapfen so großartiger Schauspieler und Bösewichte wie Alan Rickman und Jeremy Irons – denen er naturgemäß nicht das Wasser reichen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass er eine schlechte Leistung abliefern würde, ganz im Gegenteil: Timothy Olyphant holt das Maximum aus einer Rolle raus, die damit zu kämpfen hat, als angeblich skrupellos-harter Bösewicht dargestellt zu werden, der jedoch den ganzen Film über praktisch nichts tut außer hinter seinem Computer zu hocken. Dass es ein solcher, recht passiver Schurke natürlich niemals mit den Gruber-Brüdern aufnehmen kann, die sich trotz all ihrer genialen Pläne nie zu schade waren, sich die Hände selbst schmutzig zu machen, ist verständlich. Nichtsdestotrotz offenbart sich Thomas Gabriel im Laufe des Films als würdiger Gegenspieler. Die Gespräche zwischen ihm und McLane bzw. ihre "Chemie" muss sich jedenfalls nicht wesentlich vor den Vorgängern verstecken.

ImageVon den Gewaltschnitten mal abgesehen, ist die Action in "Stirb Langsam 4.0" sehr gelungen. Len Wiseman versteht es, diese durchaus schnell und spektakulär zu inszenieren, sogar mit ausreichender Verwendung von Handkamera und ähnlichen modernen Stilmitteln, trotzdem ist es einem immer möglich, der Action zu folgen. Diese Übersichtlichkeit – von der sich Stirb Langsam 4.0 stark von anderen modernen Filmen überaus positiv abhebt – ist für mich eine der größten Stärken des Films. Außerdem merkt man deutlich, dass Len Wiseman – wie auch schon Martin Campbell bei Casino Royale – mehrheitlich auf echte Stunts setzt und CGI nur dort verwendet wo es sich nicht vermeiden lässt. Einige der enthaltenen Stunts und Actionszenen sind wirklich beeindruckend, originell und spektakulär – exemplarisch sei jene Szene genannt, als McClane den Hubschrauber mit seinem Auto "abschießt". Kleines Manko daran: Die spektakulärsten Szenen sind einem leider bereits aus dem Trailer wohlbekannt, der wirklich die besten Momente des Films zusammengefasst hat, anstatt sich darauf zu beschränken, Interesse für ihn zu wecken.

Das größte Problem an der Action ist aber, dass es Wiseman bei seinem Versuch, Spektakuläres zu bieten, stellenweise etwas übertreibt. Vor allem die Szene mit dem Kampfflieger war derart übertrieben, dass sie hart an der Grenze zur Lächerlichkeit balanciert. Sicher hat der entsprechende Moment einen gewissen Coolness-Faktor, aber angesichts der eher bodenständigen und realistischen Action der Vorgänger fällt dieser Stilbruch in den übertriebenen Szenen schon sehr unangenehm auf. Man kann argumentieren, dass eine gewisse Modernisierung der Action angesichts heutiger Möglichkeiten und Ansprüche ans Actionkino wohl notwendig war, aber teilweise schießt man halt in meinen Augen etwas übers Ziel hinaus – zudem ich auch nicht das geringsten gegen einen eher altmodischen Actionfilm im Stile der 80er bzw. frühen 90er gehabt hätte. Und noch einen letzten Kritikpunkt habe ich vorzubringen: Die Inszenierung ist zwar soweit ziemlich gelungen und weiß mit einigen interessanten Einstellungen und Bildern zu gefallen, aber es fehlen die wirklich denkwürdigen Szenen und Momente bzw. die genialen Kniffe wie z.B. die bei Teil 1 und 3 eingestreuten klassischen Musikstücke und/oder der explosive Einstieg mit "Summer in the City" in Teil 3. Eben deshalb mag "Stirb Langsam 4.0" zwar sehr gut unterhalten, aber vom Kultcharakter und/oder der Unvergesslichkeit des Originals ist er doch weit entfernt.

Fazit: Die Kritik bezüglich der aufgrund des PG-13-Ratings etwas weichgespülten Action muss ich leider bestätigen. Zudem hat Len Wiseman einige übertriebene Szenen eingebaut, die sich (zu) nah an der Grenze zur Lächerlichkeit bewegen. ABER... der Film ist von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam, die Story ist spannend und entwickelt sich mit den nötigen Tempo weiter, und die Action schafft es, zugleich spektakulär und übersichtlich zu sein. Alles in allem gute Blockbuster-Unterhaltung und eine würdige Rückkehr DES Actionhelden der 80er, jedoch mit Schwächen die verhindern dass er an die Qualität von Teil 1 und 3 anschließen kann. Den in meinen Augen eher schwachen 2. Teil lässt 4.0 aber ganz knapp hinter sich.

Wertung: 7 von 10 Punkten
Christian Siegel
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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 22 Februar 2013 )

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