Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 02 April 2021
Die Moya fliegt zur Ruhestätte der Leviathans, um Talyn dort zu begraben. Doch ein anderer Leviathan hat – da Talyn ein Peacekeeper-Hybrid ist, etwas dagegen. Währenddessen hat John Visionen seiner Rückkehr auf die Erde…
Originaltitel: Dog with Two Bones Episodennummer: 3x22 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 31. Januar 2002 Erstausstrahlung D: 07. Juli 2002 Drehbuch: David Kemper Regie: Andrew Prowse Hauptdarsteller:
Ben Browder als Commander John Crichton,
Claudia Black als Officer Aeryn Sun,
Anthony Simcoe als Ka D'Argo,
Jonathan Hardy als Dominar Rygel XVI,
Gigi Edgley als Chiana,
Wayne Pygram als Scorpius,
Paul Goddard als Stark,
Tammy Macintosh als Jool,
Lani Tupu als Pilot.
Gastdarsteller:
Melissa Jaffer als Old Woman,
Kent McCord als Jack Crichton u.a.
Kurzinhalt:
Die Moya fliegt zu jenem Ort, der als Ruhestätte für verstorbene Leviathans dient. Moya möchte Talyn, dessen Überreste man an Bord genommen hat, dort quasi "begraben", da sie davon überzeugt ist, dass er sich mit seiner letzten, aufopfernden Reaktion rehabilitiert und diese Ehre verdient hat. Einem anderen, die Stätte umkreisenden Leviathan, ist dies jedoch offensichtlich ein Dorn im Auge. Da es sich bei Talyn um einen Hybriden aus lebendigem Leviathan und Peacekeeper-Technologie handelt, versucht dieser, sie davon abzuhalten, Talyns Überreste dort zur letzten Ruhe zu betten. Währenddessen wird John von Visionen geplagt, die ihn, Aeryn und den Rest der Moya-Crew nach seiner Rückkehr auf die Erde zeigen. Darin bereiten sich John und Aeryn auf ihre Hochzeit vor, wobei Aeryn schon bald deutlich macht, dass sie sich auf der Erde nicht glücklich zeigt. Bei der Hochzeit selbst kommt es dann schließlich zu einem Massaker, als eine Peacekeeper-Horde einfällt. Während John versucht, sich damit abzufinden, dass er sich zwischen seiner Liebe zu Aeryn und seinem Wunsch, auf die Erde zurückzukehren, entscheiden muss, bereitet sich Aeryn darauf vor, Moya ein für alle Mal den Rücken zu kehren…
Review:
Das ist mal wieder eine jener Episoden, die sehr schwer zu besprechen sind. Weil von der ersten Hälfte war ich noch nicht wirklich begeistert. Beginnen wir mit der Geschichte rund um Talyn (auch wenn die Kritik eigentlich eher die Episode davor betrifft): Im Review zur letzten Episode habt ihr ja bemerkt, dass ich an seinen (und Crais) Tod nicht wirklich geglaubt habe. Ich dachte, die wären tatsächlich gestarburstet, und daraufhin verschollen – und dass man zwar denkt, dass die tot wären, aber eben die Chance besteht, dass sie es doch irgendwie überlebt haben. Immerhin ist Talyn ein ganz neues, nie dagewesenes Schiff – wer sagt, dass ein Hybrid das nicht hätte schaffen können, bloß weil es für einen reinen Leviathan unmöglich wäre? Stattdessen erfahren wir also hier nun, dass sie sich tatsächlich in der letzten Folge geopfert haben. Die betreffende Auflösung fand ich aber sehr unspektakulär und beiläufig, und das Ganze eben insgesamt schlecht umgesetzt. Hätte man uns am Ende der letzten Episode die Überreste von Talyn gezeigt, und dass er tatsächlich tot ist (und Crais somit auch), hätte das eine ganz andere Wirkung gehabt. Klar könnte man jetzt sagen, ich bin selber schuld wenn ich ihnen nicht vertraute, weil gesagt haben sie's ja, dass Talyn und Crais das nicht überleben werden. Nur kam meine betreffende Skepsis ja nicht von irgendwo, sondern wurde über insgesamt drei Staffeln hinweg durch zahlreiche Scheintode genährt. Sprich: Das hätte man einfach eindeutiger und definitiver machen müssen. Weil so verfehlte ihr Tod – wie ihr ja bemerkt habt – die gewünschte Wirkung bei mir.
Wesentlich schwerer als das wiegt aber, dass ich mit den ganzen Traumszenen von John – seine Rückkehr zur Erde, wie er dort Aeryn heiratet, und so weiter – überhaupt nichts anfangen konnte. Da es sich ja offensichtlich nur um Visionen handelte, war mir überhaupt nicht klar, warum mich das alles – inklusive dem Massaker bei der Hochzeit – auch nur in irgendeiner Art und Weise kümmern, geschweige denn schockieren, soll. Ja, ich weiß schon: Das war in erster Linie dafür da, um John deutlich zu machen, dass er sich zwischen Aeryn und der Erde wird entscheiden müssen, aber mir persönlich war das eigentlich nun schon sehr lange klar. Und selbst wenn, hätte man das wie ich finde auch um einiges effizienter rüberbringen können, als mit diesen ausgedehnten Visionen. Jedenfalls fiel jedes Mal wenn wir offenkundig eine solche Traumszene vor mir hatten mein Interesse am Geschehen in den Keller. In der zweiten Hälfte wurde es dann etwas besser. Einerseits, da die Effekte rund um den Kampf mit dem anderen Leviathan durchaus gefallen konnten, und es damit generell wieder ein paar nette, spektakuläre Aufnahmen gab, die mich aus meiner Lethargie rissen. In erster Linie war es dann aber die Szene zwischen Aeryn und John, die es mir angetan hatte. Die fand ich nämlich wirklich sehr stark, und auch ansatzweise berührend; definitiv einer der besten Momente, den uns die Serie bislang geschenkt hat. Dass John zuvor die Offenbarung der alten Frau, dass Aeryn schwanger sei, irgendwie vergessen/verdrängt hat, und sich dann just in der Sekunde nachdem Aeryn weggesprungen ist wieder daran erinnert, war mir dann allerdings wieder entschieden zu blöd und aufgesetzt. Wie ich es generell besser gefunden hätte, hätte man uns was den Ausgang des Münzwurfs nicht so auf die Folter gespannt, sondern uns diesen einfach gezeigt. Und der Cliffhanger war zwar grundsätzlich nett, aber nur bedingt effektiv – weil ja eh klar ist, dass die Moya-Crew im Verlauf der vierten Staffel wieder zusammenfinden wird. Abseits dieser einen wirklich tollen Szene war ich somit von "Norantis Zukunftsvision" nicht wirklich begeistert.
Fazit:
Wie bewertet man eine Folge, die in erster Linie mit einer einzigen Szene besticht, während ich mit dem Rest wenig bis gar nichts anfangen konnte? Vor dieser Herausforderung stehe ich bei "Norantis Zukunftsvision". Denn der Abschied zwischen Aeryn und John war einfach nur großartig; toll geschrieben und gespielt, und die gewünschte emotionale Wirkung bei mir nicht verfehlend. Davon abgesehen hatte mir die Episode aber maximal noch ein paar nette Schauwerte zu bieten – während ich finde, dass man den Tod von Talyn und Crais leider ziemlich vermurkst hat (wenn das auch zugegebenermaßen eher ein Problem der letzten Folge ist), und ich insbesondere mit den ganzen Visionen von John absolut nichts anfangen konnte. Und auch, dass ihm dann just als Aeryn weg ist, plötzlich wieder einfällt, dass er zuvor von Noranti erfahren hat, dass diese vom anderen Crichton schwanger ist, fand ich konstruiert. Dennoch ist und bleibt da diese eine großartige Szene, den ich mit für das Beste halte, was man uns bei "Farscape" bislang beschert hat. Ich wünschte nur, das ganze Drumherum hätte bei mir besser abgeschnitten.