Originaltitel: Acts of Sacrifice
Episodennummer: 2x12
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 22.02.1995
Erstausstrahlung D: 04.12.1997 (Pro7)
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Jim Johnston
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Lt. Comdr. Susan Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Robert Rusler als Warren Keffer, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: Ian Abercrombie als Correlilmerzon, Paul Williams als Taq, Glenn Morshower als Franke, Jeff Conaway als Zack Allan
Denkwürdige Zitate:
"You said many times that you would never rest until the Centauri had been utterly destroyed. So do we help you now, knowing that in a few years, when your forces are at full strength, the Centauri will ask us for help against you?“
(So sehr man mit den Narn auch mitfühlen mag, aber Delenn's Argumentation hat etwas für sich.)
"Six months ago, they were hardly aware of me. Now, suddenly, everyone is my friend, everyone wants something. I wanted respect… and instead I have turned into a wishing well with legs.“
(Londo's gestärkte Position hat auch ihre Schattenseiten…)
Kurzinhalt:Der Krieg zwischen Centauri und Narn verschärft sich. Verzweifelt versuchen die unterlegenen Narn, sich gegen die Angriffe der Centauri zu wehren. Botschafter G'Kar wendet sich angesichts der zunehmenden Rücksichtslosigkeit der Centauri, die auch vor zivilen Zielen nicht halt machen, hilfesuchend an Captain Sheridan und Botschafterin Delenn. Würde nur eine der beiden Fraktionen sich auf die Seite der Narn stellen, würde dies die Centauri wohl zum umkehren bewegen. Währenddessen drohen sich die Gewalttätigkeiten auch auf die Station Babylon 5 zu verlagern. Es kommt zunehmend zu Konfrontationen zwischen Narn und Centauri, und die Lage auf der Station gleicht zunehmend einem Pulverfass. Sheridan hält G'Kar dazu an, seine Leute unter Kontrolle zu bekommen – doch diese halten den Kurs ihres Botschafters für zu weich, und beschließen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: Binnen weniger Stunden wollen sie ausrücken und jeden auf der Station lebenden Centauri töten. Währenddessen muss sich Londo Mollari mit immer mehr Besuchern herumschlagen, die nun, da er über deutlich mehr Macht und Einfluss verfügt, seine Freunde sein wollen und ihn um einen Gefallen bitten. Der ewigen Bittsteller und Schleimer überdrüssig, wendet er sich an Garibaldi, in der Hoffnung, die alte Freundschaft wieder aufleben lassen zu können…
Synchro-Fehler:
Da es sich diesmal weniger um große Unterschiede als überwiegend um kleinere Ungenauigkeiten handelt, habe ich mal alle Synchrofehler kurz und knapp unter einem Punkt zusammengefasst: Als Delenn G'Kar vom Wahnsinn des Erd-Minbari-Krieges erzählt, sagt sie im Original "We nearly exterminated a whole species.“ In der Synchrofassung wird daraus "waren wir bereit, den Planeten in Staub zu verwandeln.“ Der Lumati erklärt Ivanova bei ihrer Begrüßung "Doch ich verliere mein Gesicht, würde ich mit einer Unbekannten sprechen.“ Im Original ist der Grund ein anderer: "But it would represent a loss of face for me to communicate with an inferior race.“ Auch das oben angegebene Zitat von Londo wurde mit "…in einen Geist aus der Lampe verwandelt.“ nicht optimal ins Deutsche gerettet. Etwas ungenau wurde auch Garibaldi's Kommentar gegenüber Londo übersetzt. Aus "I don't know you anymore, Londo. None of us do.“ wurde "Sie haben sich total verändert. Das sagt jeder.“
Etwas humorkastriert wurde auch Ivanova's Reaktion darauf, als sie erfährt, wie die Luminati üblicherweise ihre Verträge besiegeln. Aus einem an Captain Sheridan's Anweisung erinnernden ""Whatever it takes", he said.“ wird ein banales "Ich liebe solche Überraschungen.“ Noch schlimmer hat es Dr. Franklin's Rat erwischt. Darf er im Original ein witziges "Well, you could put a bag over his head and do it for Babylon 5.“ von sich geben, wird in der Synchro daraus ein eher plattes "Stülpen sie dem Kerl 'ne Tüte über den Kopf und denken Sie an den Vertrag.“ Auch ihre Lösung für dieses höchst delikate Problem wurde um einiges an Humor und Rafinesse beraubt, aber zugegebenermaßen hat es JMS den Synchronleuten hier auch recht schwer getan. Trotzdem rate ich allen Fans der Serie, zumindest 1x im Original in diese Szene reinzuhören. Beim "Nachspiel" hat man es dann aber wieder am nötigen humoristischen Feingefühl vermissen lassen: Aus "Old style, you roll over and go to bed. New style, you go out for pizza, and I never see you again.“ wird ein banal-humorloses "Also Sie geh'n entweder sofort schlafen, oder sie gehen was essen und das war's dann.“ Darüber hinaus gab es zwar auch noch die eine oder andere Unschärfe, aber nichts, was mir erwähnenswert erscheinen würde.
Review:
Im Zentrum von "Auf dem Pulverfass" stehen G'Kars Versuche, andere Völker auf die Seite der Narn zu ziehen, damit sie ihnen im Kampf gegen die Centauri beistehen. Seine Position ist dabei eine durchaus verzweifelte, sieht er doch ohne Einmischung von außen keine Möglichkeit, sich gegen die Übermacht der Centauri zu wehren. Gelingt es ihm nicht, Verbündete zu finden, droht seinem Volk möglicherweise die komplette Vernichtung. Doch die Erde möchte sich in den Krieg nicht einmischen, und Delenn macht G'Kar klar, dass es auch sein Verhalten in den letzten zwei Jahren schwer macht, sich nun auf seine Seite zu schlagen. Immerhin war er bis zum Ende der 1. Staffel immer wieder als Intrigant, Störenfried und Aggressor tätig, der seinerseits von Rache zerfressen und vom Wunsch angetrieben schien, alle Centauri auszulöschen. Ihnen heimzuzahlen, was sie seinem Volk angetan haben. Und so verständlich diese Reaktion auch ist, seine Taten der jüngeren Vergangenheit machen es Delenn und auch den anderen schwer, sich nun uneingeschränkt auf seine Seite zu schlagen. Denn wer sagt denn, dass wenn man den Narn jetzt hilft, diese sobald sie wieder gestärkt sind ihre Bestrebungen, die Centauri auszulöschen, nicht wieder aufnehmen werden? Jetzt zu intervenieren könnte zu noch viel mehr Gewalt und Opfern in der Zukunft führen.
Bereits in den vorangegangenen Folgen zeigten sich im Konflikt zwischen den Narn und den Centauri immer wieder Parallelen zum Krieg zwischen Israel und den Palästinensern – doch selten traten sie deutlicher zutage als hier. Vor allem auch der Vorwurf, die Narn würden militärische Einrichtungen ganz bewusst in zivilen Gebäuden unterbringen und damit ihre eigene Bevölkerung als Schutzschilde missbrauchen… solche Diskussionen konnte man während der Offensive Israels im Gaza-Streifen Anfang des letzten Jahres fast 1:1 vernehmen. Doch zurück zur Episode: G'Kar ist bewusst, dass jeder Ausbruch von Gewalt auf der Station die Chancen, Hilfe im Kampf gegen die Centauri zu erhalten, zunichte machen würde. Eben deshalb hält er die Narn-Bevölkerung dazu an, trotz der ständigen Provokation der Centauri Ruhe zu bewahren – eine Argumentation, die jedoch nicht von allen verstanden wird. Schließlich bleibt ihm sogar nichts anderes übrig, als sich in einem Kampf dem Anführer der Aufrührer zu stellen, um die Hoffnung auf Frieden zu bewahren. Eine Auseinandersetzung, die ihm, wenn er auch siegreich bleibt, immerhin eine vergiftete Wunde einbringt.
Um so berührender dann jene Szene, als G'Kar erfährt, welche Hilfe Sheridan und Delenn ihm anzubieten bereit sind. Einerseits ist es natürlich eine hilfreiche Geste, die vielen Narn das Leben retten wird. Zudem ist es für beide ein Risiko, da sie sich damit gegen die offiziellen Positionen ihrer Regierungen wenden. Und doch merkt man G'Kar seine Enttäuschung an und kann diese auch nachvollziehen - kommt diese Neuigkeit für ihn doch einem Todesurteil für das Volk der Narn gleich. Ohne militärische Intervention werden die Centauri ihre Angriffe unvermittelt fortsetzen, und aufgrund der Tatsache, dass die Hilfe von Sheridan und Delenn inoffiziell erfolgt und er Stillschweigen bewahren muss, kann er sie nicht einmal benutzen, um bei anderen Botschaftern und Regierungen Druck auszuüben, um sie zu einem direkteren Eingreifen im Konflikt zu bewegen. Dementsprechend verhalten und zwiespältig ist seine Reaktion auf dieses Hilfsangebot von Sheridan und Delenn. Ihnen gegenüber versucht er zwar den Schein zu wahren und sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen – doch auf dem Gang lässt er schließlich in einer sehr bewegenden Szene schließlich seinen Gefühlen freien Lauf und bricht ob der drohenden Auslöschung seines Volkes in Tränen aus.
"Auf dem Pulverfass" tut viel, um den ehemaligen Bösewicht G'Kar zu rehabilitieren und dafür zu sorgen, dass man mit ihm mitfühlt – interessanterweise verfolgt die Episode jedoch bei Londo, seinem Erzfeind und Hauptverursacher des aktuellen Konflikts, ganz ähnliche Ziele. Nachdem er sich immer nach Macht und Einfluss gesehnt hat, scheint er beides nun endlich erlangt zu haben. Eigentlich sollte man erwarten, dass ihn diese Entwicklung glücklich macht, stattdessen lernt er die Schattenseiten der Macht kennen. Nachdem sie ihn zuvor im besten Fall noch milde belächelt haben, wollen nun alle auf einmal seine Freunde sein. Die ständige Anbiederei ist ihm schon bald zuwider, und er sehnt sich nach echter Freundschaft. Wie er einsam und verlassen in der Bar sitzt, nachdem er vergeblich darauf gewartet hat, dass sich Garibaldi ihm anschließt… trotz all seiner Taten kommt man hier nicht umhin, doch auch ein wenig Mitleid für ihn zu empfinden. Großartig dann auch die letzte Szene zwischen Londo und Garibaldi, als sich beide doch noch in der Bar treffen, um zumindest für einen kurzen Moment ihre alte Freundschaft noch einmal aufleben zu lassen – im Wissen, dass diese aufgrund der aktuellen Ereignisse möglicherweise schon sehr bald der Vergangenheit angehören wird. Und so hängt selbst über dieser versöhnlichen Geste doch auch wieder ein drohender Schatten…
Damit die Folge trotz aller tragischer Ereignisse und Szenen nicht zu düster wird, sorgt die B-Handlung rund um den Besuch eines Vertreters der Lumati für den nötigen, auflockernden Humor – allerdings erst im weiteren Verlauf der Episode. Denn zu Beginn ist man in erster Linie einmal irritiert von diesem arroganten und überheblichem Gehabe. Mit minderwertigen Rassen kommunizieren die Lumati nicht direkt, sondern nur über einen Mittelsmann. Ihre Ansichten darüber, minderwertige Völker ihrem eigenen Schicksal zu überlassen, erinnert an die Erste Direktive aus Star Trek – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Die Ansichten der Lumati sind durchaus erschreckend; um so schockierender, dass just die Tatsache wie die Menschen ihre Armen und Schwachen ausgrenzen, ihn davon überzeugt dass die Menschheit würdig ist, um in Verhandlungen zu treten. Als der Vertreter der Lumati schließlich die Vereinbarung wie bei ihnen üblich mit Sex besiegeln will, schlägt dieser Teil der Handlung einen deutlich lockereren und amüsanteren Ton an. Herrlich das Gespräch zwischen Dr. Franklin und Ivanova – aber auch ihre Lösung für das Problem war sehr gerissen und originell. Zugegeben, es mag ziemlich plakativer Humor und nicht nach jedermanns Geschmack sein, doch dass es eine sehr erinnerungswürdige Szene ist, lässt sich in meinen Augen nicht bestreiten…
Fazit:
Wieder eine wirklich gute Episode. Die Philosophie der Lumati ist erschreckend, und Ivanova's Lösung für ein äußerst delikates Problem sehr amüsant. Die Herzstücke dieser Episode sind aber eindeutig G'Kar und seine Suche nach Verbündeten im militärischen Konflikt mit den Centauri (und seine Reaktion auf das Angebot von Sheridan und Delenn) sowie der einsame Londo, für den man – trotz seiner Taten – doch auch ein wenig Mitleid empfindet.
Bewertung: Spannung: 2.5/5 | Action: 2/5 | Humor: 3.5/5 | Dramatik: 3.5/5 | Inhalt: 3.5/5 | Gesamteindruck: 3.5/5
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Auf dem Pulverfass" in der SF-Community!
Produktionsnotizen:
Vom Skript zur Folge:
Wie bei den Drehbüchern von JMS üblich, sind es nur ein paar kurze Dialogzeilen, die dem Schneidetisch zum Opfer gefallen sind:
Gleich zu Beginn unterhalten sich Dr. Franklin, Garibaldi und Captain Sheridan über G'Kars Bitte um Intervention im Krieg gegen die Centauri.
Dr. Franklin: "Sie wissen, dass die Erde ablehnen wird. Die Narn haben zu viele Brücken verbrannt…“
Garibaldi: "Stimmt. Es gibt genug Leute die nur darauf warten, dass die Narn einen Dämpfer verpasst bekommen.“
Sheridan: "Wir müssen also einen Weg finden, für die Zivilisten zu intervenieren, ohne dass es so aussieht, als würde die Erde sich auf eine Seite stellen.“
Dr. Franklin: "Komisch… ich wusste nicht, dass es zwei Seiten gibt, wenn es darum geht, Leute davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen.“
Auch ein Teil des Dialogs zwischen Sheridan und Franke, dem Vertreter der Erdstreitkräfte (der wohl nach Christopher Franke benannt wurde), wurde geschnitten. Im Drehbuch verläuft das Gespräch folgendermaßen:
Franke: "Seitdem der Krieg vor zwei Monaten begann, diskutieren der Präsident und der Senat darüber, was sie tun sollen. Die Umfragen sind eindeutig: Jeder Versuch, militärisch einzuschreiten, wäre höchst unpopulär.“
Sheridan: "Wir müssen ja nicht ihre Militärkampagne unterstützen, sondern nur dabei helfen, die Zivilbevölkerung zu beschützen wenn sie zwischen die Fronten gerät.“
Franke: "Das ist eine feine Unterscheidung, von der ich nicht glaube, dass ihr ein normaler Bürger folgen kann. Außerdem, sobald unsere Schiffe in der Nähe sind, laufen sie Gefahr getroffen zu werden. Ich sage ja nicht, dass wir gar nichts tun sollen. Wir können eine Beschwerde bei der Botschaft der Centauri einreichen, und sie so darauf aufmerksam machen dass wir wissen, was vorgeht…“
Sheridan: "Ja, nun, das würde sie bestimmt fürchterlich verängstigen. Mit etwas Glück schneiden sie sich am Papier wenn sie den Umschlag öffnen.“
Nachdem G'Kar den aufrührischen Narn herausgefordert hat, gab es noch folgende kurze Dialogzeile im Drehbuch:
Narn: "Das wollen sie doch nicht wirklich tun, Botschafter. Sie sind alt, sie sind weich…“
G'Kar: "Warum bist dann du derjenige der schwitzt?“
In ihrem Gespräch darüber, wie sie den Narn helfen können, unterbreitet Delenn Captain Sheridan im Drehbuch noch einen recht ungewöhnlichen Vorschlag, der in der Episode nicht zu vernehmen war:
Delenn: "Das ist nicht genug. Haben Sie ein Budget für diverse Ausgaben, etwas dass vermutlich nicht genauer überprüft wird?“
Sheridan: "Ich habe gewisse finanzielle Mittel, über die ich frei verfügen kann, ja, aber…“
Delenn: "Dann schlage ich vor, dass wir unsere Ressourcen verbinden um damit inoffizielles Kopfgeld für alle Narn-Zivilisten, die vor dem Konflikt gerettet werden, zu bezahlen. Was wir nicht durch unsere guten Absichten gewinnen können, können wir immer noch auf dem freien Markt kaufen.“
„Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 3”
Das sagen die Schauspieler und der Regisseur:
Claudia Christian über die "Sex"-Szene: „Ich bat Joe darum, mir eine lustige Szene zu schreiben, aber das hatte ich nicht erwartet. Ich sagte "Tut mir leid, dass ich danach gefragt habe!" Ich bat einfach um etwas auflockernden Humor für die Figur, weil… ihre Mutter ist tot, ihr Vater ist tot, ihr Bruder ist tot, sie ist Russin, sie ist Jüdin, sie ist verschlossen, sie ist militaristisch, sie ist diszipliniert… Gib ihr etwas Spielraum! Und er kommt mit "boom shuck-a-lucka-lucka boom" daher, diese ganze Sache mit dem Lumati. Er schrieb es, ich spielte es, und da haben wir es nun. Aber ich hatte Spaß dabei, das zu drehen. Es war lustig, und die Fans lieben es.“
Regisseur Jim Johnston über Ivanovas Tanz: „Claudia und ich wussten nicht genau was wir damit machen sollten. Wir hatten mehrere Diskussionen darüber, wie wir das angehen sollten, und das ist letztendlich dabei herausgekommen. Ich dachte "Vielleicht sollten wir einfach einen symbolischen Tanz rund um Sex machen, und ihn damit verwirren." Daraus entstand der Tanz den wir erschufen, und er dachte das war die Art und Weise wie Menschen Sex praktizierten. Es hat lange gedauert bis wir das erreicht hatten, denn wir hatten auch noch ein paar andere Ideen, aber das sah nach so viel Spaß aus, und wir beschlossen, dass es genau das sein sollte: Spaß.“
Andreas Katsulas über die Hilfe, die G'Kar in dieser Episode angeboten wird: „Er weiß nicht ob er lachen oder weinen soll, weil er zwar Unterstützung gewonnen hat, aber es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zu dem, was er braucht. Ich verstehe völlig warum Joe diese Regieanweisung geschrieben hat. Er [G'Kar] geht in den Gang, und er weiß in diesem Augenblick nicht ob er gewonnen oder verloren hat. Beide Emotionen kämpfen in seinem Inneren um die Oberhand. Er hat jeden Impuls zu schreien und zu kämpfen unterdrückt. Er sagte "Ja, okay, wenn das alles ist was ihr für mich tun könnt." Und er denkt "Ich darf nicht die Kontrolle verlieren, da ich sonst riskiere, selbst diese Unterstützung zu verlieren. Wenn ich jetzt einen Wutanfall bekomme und sie verfluche und niedermache, dann wäre jedwede Hoffnung verloren für das Ziel, dass ich mir gesetzt habe. Ich habe zwar Unterstützung gewonnen, aber – bei Gott – es hat mich im Innern viel Kraft gekostet." Große Gefühle. In dieser Hinsicht ist Joe grausam, da er die Schauspieler dazu zwingt, diese Emotionen zu durchleben.“
Peter Jurasik über "Auf dem Pulverfass": „Um Londo an einen Ort zu bringen wo er eine wirklich tragische Figur wurde, musste Joe ihn seine Fehler bewusst werden lassen, und worin die Probleme seines Handelns lagen. Das war einer der erste Schritte in diese Richtung, ihn zu isolieren und die Leute von ihm wegzubringen. Als wir Londo im Pilotfilm zum ersten Mal trafen, und auch in der ersten Staffel, war eines der Dinge die ihn interessant machten – falls man an der Figur überhaupt interessiert war – dass er dieser lebenslustige Kerl ist, den man sich bei der eigenen Betriebsfeier wünschen würde, und es war wichtig, dass Joe ihn in der 2. Staffel all dessen beraubte und es ihm unter den Füßen wegzog, da er nur so an diesen Ort gelangen konnte, an dem er seine Fehler zu erkennen und zu verstehen beginnt. Joe begann damit in dieser Episode, in dem er ihn sich einsam fühlen lässt und ihm Garibaldi wegnimmt.“
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”
Kommentare von JMS
Ich habe zuvor Mira Furlan's Erfahrungen während des Bürgerkriegs zwischen Serben und Kroaten geschildert, der das frühere Jugoslawien entzweit hat. Dieses Drehbuch entstammt in vielerlei Hinsicht der Geschichte dieser Region, zur damaligen Zeit. Jeden Tag, als Regierungen stritten und debattierten und nach Gründen suchten sich nicht einzumischen, starben Menschen. Es gibt immer politische Faktoren, die man berücksichtigen muss, delikate diplomatische Beziehungen, und die Frage die an jene gestellt wird die sich möglicherweise einmischen: "Auf welcher Seite steht ihr?" Aber wie Franklin sagt, "Ich wusste nicht, dass es zwei Seiten gibt wenn es darum geht, Leute davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen."
Für mich ist der beste Teil der Episode Londo's Szene mit Garibaldi, in der er ihn auf einen Drink einlädt. Londo wollte sein ganzes Leben Macht erlangen, und hat fest daran geglaubt dass sobald die Dinge nach seinen Vorstellungen laufen, alles besser sein wird. Doch hier beginnt er zu erkennen, dass dies nicht notwendigerweise der Fall ist. Er ist einsamer als jemals zuvor, und der Schmerz, den Peter in seine Performance einbringt ist phantastisch. Das war einer der großartigen Dinge daran, ihn als Londo zu besetzen: Er konnte nicht nur die lustigen Szenen und die Charakterszenen bewältigen… er konnte aus Londo eine tragische Figur machen, und das ist ein Hattrick der schwer zu erzielen ist.
In einer früheren Episode sagt Londo "Für jede Aktion gibt es eine gleiche und entgegengesetzte Reaktion. Sie hassen uns, wir hassen sie, sie hassen uns zurück… und so stehen wir hier, Opfer der Mathematik." Aber Menschen sind keine Gleichungen, keine gedankenlosen Kräfte der Natur: Wir haben einen freien Willen. Der einzige Weg um eine Spirale der Gewalt und der Vergeltung zu beenden ist für eine Seite den letzten Angriff hinzunehmen und zu sagen "Nein, diesmal schlagen wir nicht zurück." Und das ist die schwierige Lektion, die G'Kar lernen muss, um seinetwillen und für sein Volk… und wie bei allen Anführern, die gewillt sind den ersten Schritt zu tun, kommt der größte Widerstand aus den eigenen Reihen.
Eine der am meisten gestellten Fragen lautet "Woher nimmst du deine Ideen?" Wie bei den meisten fremden Dingen, so hat auch die Lumati-Geschichte einen menschlichen Ursprung. Nach einem langen Tag des Produzierens und Dehbuchschreibens versuchte ich normalerweise ein paar Newsberichte zu verfolgen bevor ich für die 3-4 Stunden ins Bett fiel, die ich zu diesem Zeitpunkt der Produktion an Schlaf bekam. Eines nachts schaltete ich durch die Kanäle und fand ein Interview zwischen einer weiblichen Journalistin und dem Führer einer radikalen islamischen Provinz im nahen Osten. Es wirkte so als wäre es für ihn unter seiner Würde, überhaupt nur in Erwägung zu ziehen mit dieser Frau als Gleichberechtigte zu sprechen, weshalb er obwohl er perfekt englisch sprechen konnte das Interview durch einen Übersetzer durchführen ließ. Sie stellte ihre Fragen, und er verstand offensichtlich die Frage da sie ihm nicht übersetzt werden musste, aber die englischen Antworten kamen immer durch den Übersetzer. Diesem Interview entstammen die Lumati… vermutlich die nervigste Spezies, die wir im Babylon 5-Universum jemals kennengelernt haben. Nicht die Gefährlichste, aber die Ärgerlichste.
So wie die Sheridan-Story aus "Alarm in Sektor 92" könnte auch die Lumati-Handlung nicht dünner sein, aber sie ist einer meiner Favoriten aus Gründen die nicht das Geringste mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben, sondern dass ich schon immer ein großer Fan von Paul Williams war. Als wir hörten, dass er daran interessiert sein könnte, den Lumati-Übersetzer Taq zu spielen, haben wir ihn sofort besetzt. […] Ich bedaure nur, dass als wir ihn in die Maske gesteckt haben nicht mehr zu erkennen war, dass da auch wirklich Paul Williams unter all dem Latex steckte – was, wie Warner Bros. in einem etwas verstimmten Memo anmerkten (und um ehrlich zu sein waren sie völlig zu recht verstimmt), den Sinn eines bekannten Gaststars irgendwie zunichte machte…
Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 3”
Claudia Christian bat mich darum, eine lustige Szene für sie zu schreiben. Ich sagte, "bist du dir sicher dass du mich darum bitten willst?" und sie sagte "Ja." Also begann ich, mir eine amüsante Auflösung der Lumati-Situation auszudenken. Sie wollte was lustiges, ich gab ihr was lustiges. Die erste Regel bei dieser Show lautet: Sei vorsichtig, wonach du fragst, denn ich werde es dir geben, aber es mag dann nicht gerade das sein, woran du gedacht hast.
Was ich mit den Luminati versucht habe war, den Zugang den man in unserer Gesellschaft zunehmend findet, aufzuzeigen, in dem wir sagen "Lasst die Armen für sich selbst sorgen." Die "Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten minderer Rassen ein"-Regel wirkt wie eine sehr arrogante, niederträchtige Regel auf mich. Ich denke wenn jemand Schmerzen hat, ist es egal woher sie kommen, du tust was du kannst um ihnen zu helfen. Und wir sind, in vielerlei Hinsicht, zu einer Gruppe von "lasst die anderen in Frieden und kümmere dich nur um dich selbst"-Denkern geworden, und ich wollte das bis zur letzten Konsequenz führen und es den Leuten vors Gesicht halten.
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”
Zusammengestellt von Christian Siegel
|