Originaltitel: Hunter, Prey
Episodennummer: 2x13
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 01.03.1995
Erstausstrahlung D: 24.03.1996 (Pro7)
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Menachem Binetski
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Lt. Comdr. Susan Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Robert Rusler als Warren Keffer, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: Tony Steedman als Dr. Everett Jacobs, Bernie Casey als Derek Cranston, Richard Moll als Max, Wanda De Jesus als Sarah, Jeff Conaway als Zack Allan
Denkwürdige Zitate:
Kosh: "I will teach you.“
Sheridan: "About yourself?“
Kosh: "About you. Until you are ready.“
Sheridan: "For what?“
Kosh: "To fight legends.“
Kurzinhalt:Der ehemalige Arzt des Präsidenten hält sich auf der Station versteckt. Ein Sicherheitstrupp der Erdregierung kommt nach Babylon 5, um ihn ausfindig zu machen und zur Erde zurückzubringen – ist er doch angeblich im Besitz von Informationen zu neuen technologischen Errungenschaften, die er, so wird behauptet, an den meistbietenden verkaufen will. Von einer Kontaktperson innerhalb des Widerstandes der Erdstreitkräfte erfährt Captain Sheridan schließlich den wahren Grund, warum man hinter dem Arzt her ist: Er besitzt brisante Informationen zur angeblichen Erkrankung von Präsident Clark, die ihn dazu veranlasst hat, das Raumschiff Starship One kurz vor dem Anschlag auf den damaligen Präsidenten Louis Santiago zu verlassen. Sheridan muss ihn unbedingt vor den Suchtrupps der Erdregierung finden und diese Informationen sicherstellen. Er wendet sich an Garibaldi und Dr. Franklin, die sich daraufhin in die unteren Ebenen der Station begeben, um nach ihm zu suchen. Doch der Arzt ist mittlerweile in die Fänge eines Gangsters geraten. Als dieser erkennt, welche Informationen er bei sich trägt, wendet er sich an die Suchtrupps, und verlangt "Finderlohn". Garibaldi und Dr. Franklin droht die Zeit davon zu laufen…
Synchro-Fehler:
Übersetzer muss wirklich ein schwerer Job sein. Im Original sagt Sheridan über Kosh's Schiff zu Beginn der Episode "It's beautiful…“. Was macht die Synchro draus? "Das ist ja unglaublich…“. Das ist es in der Tat.
Auch beim Gespräch mit dem Ermittler der Erdstreitkräfte gibt es wieder ein paar Unschärfen. So hat Jacobs nicht, wie die Synchro behauptet, Informationen zu "geplanten Expeditionen“, sondern "covert missions“. Als Sheridan Ivanova anweist, dass sie die Startverzögerungen mit technischen Problemen begrüden soll, sagt sie im Original "That they'll believe.“ In der Synchro gibt es stattdessen ein "Ich werde es versuchen.“ zu hören.
Als Garibaldi mit den Vorwürfen gegenüber Dr. Jacobs konfrontiert, weist ihn dieser dazu an, aus seinem Bunker hervorzukriechen und die reale Welt kennenzulernen. Im Original erwidert Garibaldi daraufhin "I will, when people stop shooting at me“, und spielt damit auf den Zwischenfall aus "Chrysalis“ an. In der deutschen Synchro geht dieser Anspielung wieder einmal verloren, dort heißt es nur: "Ich weiß warum ich misstrauisch bin.“
Ordentlich gepatzt hat man bei der Informantin, die Sheridan in die Hintergründe der Fahnung nach Dr. Jacobs einweiht. In der Synchro sagt sie: "Jacobs ist eine Gefahr für den Präsidenten, daher versucht Clark ihn mit allen Mitteln auszuschalten. Und Sie auch.“ Hier haben die Übersetzer wohl etwas nicht richtig verstanden, denn im Original heißt es "Jacobs represents a threat, and he's using whatever resources he has to stop it. Including you.“ Sheridan ist also keine Gefahr, sondern eine Ressource, die Clark einsetzen will, um Jacobs ausfindig zu machen. Auch Sheridan's scherzhafte Antwort, nachdem ihm die Unmöglichkeit der Aufgabe bewusst wird ("You want mayo with that?“) hat man mit "Mehr woll'n sie nicht?“ nicht gerade optimal übersetzt. Davon, dass er im Original nichts gegen die Art, sondern die Chancen ("odds“) hat, ganz zu schweigen.
Auch als Dr. Franklin und Garibaldi auf ihre Geheimmission aufbrechen, haben die Humorkastrateure wieder mal zugeschlagen. Statt Dr. Franklin's lakonischem Galgenhumor "Why is my life suddenly passing in front of my eyes?“ präsentiert man uns dort ein witzloses "Warum musste ich auch Arzt auf einer Raumstation werden?“
Auch als Dr. Franklin und Garibaldi auf den unteren Ebenen nach Dr. Jacobs suchen, haben sich ein paar kleinere Fehler eingeschlichen. Zuerst fällt negativ auf, dass Dr. Franklin den Sicherheitschef um eine Erklärung bittet, als beiden auffällt dass die Sicherheitskräfte abgezogen wurden. Im Original darf er selbst darauf kommen, dass Captain Sheridan hier wohl erfolgreich eingreifen konnte. Auch kennt Stephen Dr. Jacobs nicht seit seinem Studium, wie die Synchro fälschlicherweise behauptet, sondern seit "before the big war“. Kurz darauf gibt es dann mal wieder einen der Standardfehler der Synchro zu bewundern: Die Verharmlosung von Garibaldi's Drohungen. Als der Shopbesitzer ihm nicht sagen will, wer ihm die Uhr verkauft hat, da dies schlecht fürs Geschäft sei, mein Garibaldi im Original "So is having your eyeballs spooned out and served on toast.“ Mit "Wenn sie in der nächsten Zeit nicht mit zwei blauen Augen herumlaufen wollen…“ agiert er in der deutschen Fassung wieder einmal um einiges zurückhaltender (und unorigineller).
Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber… Kosh sagt zu Sheridan im Original "I will teach you.“. "Lehren“ ist nicht notwendigerweise das gleiche wie "Wissen vermitteln“, wie es die Synchro behauptet.
Für eine äußerst freie Übersetzung hat man sich beim witzigen Dialog rund um Dr. Franklin's erste Hilfe-Künste entschieden. Im Original läuft das Gespräch folgendermaßen ab:
Garibaldi: "You were his teacher. What did he get in first-aid class?“
Franklin: "4.0“
Jacobs: "3.7“
In der Synchro ist stattdessen folgender Dialog zu hören:
Garibaldi: "Sie waren doch sein Professor. War er immer schon so brutal?“
Franklin: "Hören Sie nicht auf ihn.“
Jacobs: "Er war schon immer ein Sadist.“
Auch dass Garibaldi deshalb nicht im Medlab behandelt werden will, weil er dort zu viele Fragen beantworten müsste, geht aus der Synchro nicht hervor.
Und auch am Ende haben sich die Übersetzer noch einmal ausgezeichnet. Nachdem es erfolgreich gelungen ist, Cranston zu täuschen, meint Ivanova zu Sheridan: "Sie haben ihn getäuscht.“ Ach ne, wirklich? Da ist aber eine schnell von Begriff! Im Original darf sie hingegen ein deutlich weniger naives "You enjoyed that, didn't you?“ von sich geben, was auch Sheridan's Antwort um einiges amüsanter macht.
Review:
Nachdem man sich bisher in der Staffel nur rudimentär mit der Verschwörung rund um den Tod von Präsident Santiago befasst hat, rückt dieser Teil des Handlungsrahmens in "Der Arzt des Präsidenten" nun zum ersten Mal in den Mittelpunkt. Am Ende von "Alarm in Sektor 92" hat Sheridan seine Kollegen in seinen Geheimauftrag eingeweiht, nun ist er zum ersten Mal auf ihre Hilfe angewiesen. Der Kampf einer kleinen Schar von aufrechten Offizieren der Erdstreitkräfte gegen das Komplott, an dem möglicherweise auch der Vizepräsident und das Psi-Corps beteiligt waren, besitzt jenen David gegen Goliath-Charakter, von dem schon viele Serien und Filme gezehrt haben (wie z.B. die alte Star Wars-Trilogie). In "Der Arzt des Präsidenten" ist die Ausgangssituation noch dazu denkbar ungünstig, muss es doch irgendwie gelingen, den Arzt zu finden – und zu verstecken – ehe er von den Sicherheitskräften gefunden wird. Um so überraschender ist das für Babylon 5-Verhältnisse doch ein wenig untypische Friede Freude Eierkuchen-Ende, dass den "Guten" einen Sieg auf der ganzen Linie beschert: Jacob und die vertraulichen Daten rund um die angebliche Erkrankung von Nun-Präsident Clark sind in Sicherheit, der Spürhund der Erdstreitkräfte ohne jeden Verdacht wieder abgereist. Besser hätte es doch für Sheridan und Co. gar nicht laufen können…
Doch bevor es soweit ist und man Dr. Jacobs und die Daten in Sicherheit bringen kann, gilt es erst ihn ausfindig zu machen. Wie sich Garibaldi inkognito – inklusive Fedora-Hut! – in Marlowe-Manier gemeinsam mit Dr. Franklin in die unteren Ebenen begibt um Nachforschungen anzustellen, ist schon spaßig mit anzusehen – wenn man auch hier wieder anmerken muss, dass seine Ermittlungsarbeit nicht gerade Sherlock Holmes Konkurrenz macht. Immerhin macht es Spaß ihm und dem Doc bei ihren Nachforschungen zuzusehen, und vor allem jene Szene als Garibaldi den Dieb davon überzeugen kann, dass es seiner Gesundheit sehr zuträglich wäre den Datenkristall herauszurücken, weiß zu gefallen. Kurz zuvor gibt es auch noch einen sehr netten Dialog zwischen Garibaldi und Dr. Franklin, wo die beiden sich über das Leben austauschen und man den Eindruck gewinnt, dass sich die in den letzten Episoden langsam entstandene Freundschaft zwischen den beiden weiter festigt. Ein weiterer interessanter Aspekt der Folge ist die Geschichte rund um Kosh's Schiff bzw. die Annäherung zwischen ihm und Captain Sheridan. Endlich erfahren wir ein bisschen mehr über den geheimnisvollen Botschafter der Vorlonen, und schon allein sein plötzliches großes Interesse für die Menschheit im Allgemeinen und Sheridan im Speziellen ist eine äußerst interessante Wendung, die viele offene Fragen mit sich bringt.
Der letzte große Pluspunkt ist, dass Kontinuität bei dieser Folge (wie bei "Babylon 5" üblich) wieder einmal groß geschrieben wird. Nicht nur, dass Sheridan auf die Ereignisse aus "Alarm in Sektor 92" Bezug nimmt, bei der Suche nach Dr. Jacobs stolpert der Agent über die Möglichkeit, die internen Sensoren auf die Energiequelle die der Doktor in sich trägt auszurichten, wie das zuvor so ähnlich bereits im Pilotfilm und der Folge "Freiheit für den Mars" gemacht wurde. Gerade auch als in dieser Hinsicht etwas enttäuschter Star Trek-Fan (wo in einer Folge eine technische Lösung gefunden wird die in späteren Episoden bei ähnlichen Problemen auf einmal wieder in Vergessenheit gerät) fällt einem so etwas als sehr löblich auf. Weniger löblich sind einige logische Schwächen, insbesondere rund um Garibaldi. So muss man sich schon die Frage stellen, wie er sich während einer solch wichtigen Untersuchung einfach so davonstehlen kann, ohne dass es jemandem auffällt. Weder von einem seiner Leute noch von Agent Cranston wird seine Abwesenheit bzw. seine mangelnde Beteiligung an der Suche thematisiert. Das wirkt dann schon ein bisschen unglaubwürdig.
Auch die Szene, als Zack kurz davorsteht, Dr. Jacobs ausfindig zu machen, wurde ziemlich ungeschickt inszeniert, so dass man den Eindruck bekam er könne ihn doch eigentlich gar nicht übersehen. Zumindest war das wieder mal ein Moment, wo man an der Kompetenz des Babylon 5-Sicherheitsteams ernstlich zweifeln musste. Der letzte erwähnenswerte Kritikpunkt ist dann das fehlen einer Nebenhandlung. Hier fällt dann doch auf, dass "Babylon 5" was das betrifft bisher noch etwas unausgewogen agiert: In einer Episode gibt es gleich vier parallel verlaufende Handlungen (man nehme nur die nächste Folge "Minbari lügen nicht"), dann wieder nur eine. Letzteres muss für sich genommen zwar noch kein Beinbruch sein, solange die Folge interessant ist, "Im Arzt des Präsidenten" hätte eine B-Story aber sicherlich gut getan, da man dann zugleich auch das Tempo in der Haupthandlung hätte anziehen müssen. So entwickelt sich die Handlung doch etwas schleppend, zumal die Geschichte rund um die Entführung und Geiselnahme durch die Schmalspurganoven wie ein Lückenfüller wirkt, der nichts wesentliches zur Episode beiträgt (von einem weiteren Logikfehler mal abgesehen, denn man sollte meinen, dass Agent Cranston dieser Spur vehementer nachgeht; zumal es ein deutliches Indiz dafür ist, dass Dr. Jacobs die Station doch erreicht hat). Und so erinnert "Der Arzt des Präsidenten" dann auch ein bisschen an die durchschnittlicheren Folgen aus der ersten Staffel: Nicht schlecht, einige gute Ansätze, aber halt auch nicht überragend, und ohne das nötige Maß an Tempo und Dramatik…
Fazit:
Auch wenn die "David gegen Goliath"-Entwicklung rund um die Verschwörung durchaus interessant war, es Spaß gemacht hat zu sehen, wie sich Garibaldi im Phillip Marlow-artigen Trenchcoat auf die Suche nach dem verschollenen Arzt macht, und die Folge insgesamt durchaus unterhaltsam war, so kann "Der Arzt des Präsidenten" aufgrund einiger logischer Schwächen sowie dem Mangel an Tempo und Dramatik dennoch nicht 100%ig überzeugen.
Bewertung: Spannung: 2.5/5 | Action: 1.5/5 | Humor: 3/5 | Dramatik: 2.5/5 | Inhalt: 3/5 | Gesamteindruck: 2.5/5
Christian Siegel
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Produktionsnotizen:
Vom Skript zur Folge:
Erneut so gut wie keine Abweichungen; lediglich ein kurzer Dialog, nachdem Cranston erfolgreich ausgetrickst wurde und sie auf dem Weg zur Landebucht sind, erscheint mir erwähnenswert:
Garibaldi: "Jetzt wo Cranston weg ist, hatten Sie schon Gelegenheit, sich mit Kosh zu treffen?“
Sheridan: "Ja, vor ein paar Minuten. Ich dankte ihm für seine Hilfe.“
Ivanova: "Und was hat er darauf geantwortet?“
Sheridan: ""Alle Dinge haben ein Ende. Wenige Dinge haben einen Anfang."“
Ivanova: "Natürlich, warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?“
„Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4”
Hintergründe zur Produktion der Episode:
Während der Dreharbeiten zu dieser Folge litt Jerry Doyle unter einer schweren Grippe, und nahm starke Medikamente ein, um seine Rolle trotzdem wahrnehmen zu können. Dies ist auch der Grund dafür, dass seine Stimme in einigen Szenen – wie z.B. gleich zu Beginn im Gespräch mit Lt. Corwin – kratziger klingt als sonst.
„Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4”
Das sagen die Schauspieler:
Richard Biggs über Dr. Franklin in "Der Arzt des Präsidenten": „Wenn du Dr. Franklin in der Krankenstation siehst, ist er nicht in Gefahr, sondern versucht Leben zu retten. Aber nun bin ich in Gefahr, und daraus ergibt sich der Humor. Er ist völlig überfordert. Garibaldi ist ganz ruhig: Er macht das was er immer macht, und er hat diesen Doktor der mitkommt und sich ständig fragt "Was tue ich hier?"“
Jerry Doyle über die Szene, als Garibaldi angegriffen wird: „Ich hatte ein Problem damit, wie das geschrieben war. Franklin ist in meinem Quartier, und ich stecke eine Waffe hinter meinen Gürtel, eine weitere in mein linkes Bein, eine in mein rechtes Bein, eine Bazooka hinten in meine Hose, ich hab 'ne Atombombe unterm Hut und 'ne Sicherheitsweste an, und dann werde ich mit 'nem Schraubenzieher gestochen! Ich meine, ernsthaft! Ich fühle mich entmannt! So wie's geschrieben war dachte ich, "Das wird etwas lächerlich aussehen", aber sie haben es gut hinbekommen, so als hätte er mich überrascht und dadurch wurde ich verletzt.“
Bruce Boxleitern über die Szene mit Kosh's Schiff: „In diesen Momenten fühlt man sich ans Theater zurückversetzt, man muss seine ganze Vorstellungskraft einsetzen. Das gleiche musst du auf der Bühne tun, dir etwas für die Zuschauer vorstellen. Du musst versuchen dieses Gefühl der Ehrfurcht zu vermitteln. Ich denke, Sheridan war schon immer von außerirdischen Wesen fasziniert. Das ist auch einer der Gründe, warum er sich den Erdstreitkräften angeschlossen hat. Ich glaube er hat das sogar in einigen Szenen gesagt, dass er immer wissen will, was auf der anderen Seite ist, welche andere Welt dort drüben ist. Er hat also eine sehr kindliche, jungenhafte Faszination mit dieser neuen Technologie und vor allem den Vorlonen, von denen wir so viel gehört, aber nur so wenig Kontakt hatten. “
Jerry Doyle über seine Probleme mit einem Requisit: „Ah, die Müsliriegel-Episode. Ich bekam die verdammten Riegel einfach nicht aus der Verpackung. Ich schwöre, die müssen sie darin festgeklebt haben, weil die bereits aufgeschnitten waren und alles was du tun musstest war, sie herauszuschütteln, sie in deiner Hand zu halten und den Dialog zu beenden. Und ich sitze da und schüttle sie, und ich dachte nur "Jetzt geh schon auf, verdammt!"“
Richard Biggs über den Dialog über die Zukunft: „Es hat mich angesprochen. Es gab einige Momente wo ich dieses Zeug las und dachte, dass Joe spezifische Dinge aus meinem Leben widerspiegelt. Er weiß, dass ich über diese Dinge nachdenke, und er schreibt sie für mich. Es ist ein wundervoller Monolog, und die Art wie er ihn beschrieben hat berührt jeden.“
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”
Kommentare von JMS
Auch wenn die Auswirkungen von Präsident Santiago's Ermordung bis nach Babylon 5 spürbar sein würden, waren die Ereignisse und Leute, die direkt in diese Geschehnisse involviert waren immer noch auf der Erde. Dies führte zu einer schwierigen Situation wenn es darum ging, diese Bedrohung spürbar zu machen. Da unser Budget – weniger als 800.000 Dollar pro Episode – verhinderte, viel Zeit auf der Erde zu verbringen, musste ich einen Weg finden um diese Leute nach Babylon 5 zu bringen. Wie heißt es so schön: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, sprenge den Berg und bau 'ne Autobahn. Oder so was in der Art. Den Arzt des Präsidenten, der sich auf der Flucht vor Attentätern befindet, nach B5 zu bringen, schien ein guter Weg zu sein die Geschichte nicht nur relevant, sondern auch aktiv und dringlich werden zu lassen. Ich mochte die Symmetrie darin… er würde von beiden Seiten gejagt werden, während unsere Helden ihrerseits von dem Offizier der Erdstreitkräfte, dem ihre Aktivitäten verdächtig vorkamen, gejagt wurden. Und bei all dem ging es darum, die Wahrheit über Clark herauszufinden und ihn dadurch zu Fall bringen zu können. Und natürlich steckt Clark hinter dem Komplott, den Doktor aufzuspüren. Was wir im Titel "Hunter, Prey" abbilden ist eine Situation in der jeder zugleich Jäger und Gejagter ist.
Die Anfangsszene mit Sheridan und Ivanova, die vor Kosh's Schiff stehen, war nie ganz das was es sein sollte. Die CGI, die damals für das Fernsehen noch sehr neu war, gab diesen Szenen nie die gewünschte Tiefe und Realismus. Wir drehten die Schauspieler vor einer grünen Leinwand, es war also für sie nichts da auf das sie visuell reagieren konnten, das würde alles erst später hinzugefügt werden. Daher sind einige der schauspielerischen Leistungen etwas daneben, und fügten sich nicht so gelungen in die CGI ein wie ich das gern gehabt hätte. Als die Schrift der Vorlonen auf dem Schiff erscheint, sieht das irgendwie flach aus, fast wie draufgemalt, und die Waffe die hervortritt ist nicht viel besser. Das gleiche gilt für die Nachricht am Ende, die auf der Schiffshülle kaum erkennbar ist… und wenn ihr bei der letzten Szene an diesem Schauplatz genau aufpasst, werdet ihr bemerken, dass die Figuren auf einer breiten Plattform stehen die sich links und rechts bis zum Rand des Bildes erstreckt, aber im umgekehrten Winkel mit der CGI stehen sie auf einer schmalen Plattform, die auf beiden Seiten aufhört. Im Fernsehproduzentenjargon ist die offizielle Bezeichnung für so etwas ein "Upsie"…
In den späteren Szenen mit Kosh wird euch vielleicht auffallen, dass man ihn nie dabei sieht, wie er einen Raum betritt oder verlässt. Eines der Dinge die wir bei den Dreharbeiten bemerkten war, dass das Schulterteil des Schutzanzugs zu breit war um durch unsere Türen zu passen. Deshalb betrat Kosh in den fünf Jahren nie einen Raum. Er geht darauf zu, ist aber noch draußen… und dann, ganz plötzlich, ist er drinnen. Die Vorlonen sind echte Zauberkünstler, findet ihr nicht?
Der ganze erste Part der Vorlonen-Geschichte in dieser Episode ist in erster Linie dazu da, zu verdeutlichen, warum nur wenige Leute bisher versucht haben ein Gespräch mit Kosh zu beginnen: Sie waren verängstigt und zurückhaltend. Was wiederum die Bedeutung von Sheridan für die Geschichte verdeutlicht. Er schreckt vor Mysterien nicht zurück, sondern heißt sie willkommen. Daher ist es für ihn auch ganz normal dass er als er Kosh sieht auf ihn zugeht und "Hallöchen" sagt. Dies ist für den weiteren Verlauf der Serie wichtig, da es ihn zur einzigen Person macht, die sich Kosh entgegenstellen kann…
Die Wahrheit über diese Episode ist, dass sie, so sehr sie auch dabei hilft Sheridan's Figur und seine Verbindung sowohl mit Kosh als auch den aufkommenden Mysterien der Serie zu stärken… was die Handlung betrifft ist sie das, was TV-Schreiberlinge oftmals als "lauf und spring"-Episode bezeichnen, da sie viel laufen und springen beinhaltet. Sie hat all die typischen Zutaten: Ein Gegenstand oder eine Person nach der jemand sucht (in diesem Fall beides), ein Detektiv der den Fall übernimmt, eine Verschwörung, viele Verhöre und Drohungen und Faustkämpfe um die Tatsache zu verschleiern, dass die Geschichte dünner ist als Spinnweben: Person A kommt nach B, und Person C muss ihn finden bevor das Person D gelingt. Das war's auch schon. Daher ist diese Episode selbst wenn es darin einige Dinge gibt die gelungen sind eine jener, die mir am wenigsten gefallen. Sie fühlt sich sehr konventionell an, und das ist etwas dass ich bei dieser Serie eigentlich immer verzweifelt versucht habe, zu vermeiden. Daran trägt niemand anderer Schuld als der Autor…
Was die Episode aber davor rettet zu einer jener zu werden, die ich am liebsten mit Zementschuhen im Fluss versenkt hätte, ist die Szene in der unteren Ebene zwischen Richard Biggs und Jerry Doyle, wo sie über die Zukunft philosophieren. Es hat nichts mit Komplotts oder Verschwörungen zu tun, sondern beschäftigt sich nur mit schlichter Menschlichkeit, mit den Dingen nach denen wir uns sehnen und nie bekommen, und die Zukunft die uns allen versprochen wurde, die sich aber nie so recht eingestellt hat. Ich liebe diese Szene. Weshalb wir auch deren Ende nicht erwähnen wollen, in der Franklin Superman's Augen brauchen würde um die Innschrift von Dr. Jacobs Uhr von dieser Entfernung erkennen zu können. Ein weiterer Fehler des Autors. Dieser Bastard.
Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4”
Ihr müsst verstehen, wie ich mit meinen Figuren arbeite. Das ist meistens kein bewusster Vorgang. Ich erschaffe die Figur, und dann weiß ich in welcher Situation die Person gerade steckt, und ich beobachte sie und schaue, wie sie reagiert. Nach einer Weile haben sie irgendwie ein Art Eigenleben. Den besten Vergleich den ich ziehen kann, ist der: Stellt euch vor, euer bester Freund läuft in der Nacht durchs Zimmer und stößt sich sein Schienbein am Küchentisch. Ihr kennt euren Freund und ihr wisst, was er sagen wird wenn ihm das passiert. Ihr entscheidet nicht, was euer Freund sagen würde, ihr kennt ihn und wisst daher auch, was er sagen wird. […] Es klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber so funktioniert es für mich.
Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”
Was hat Sarah nach dem Treffen zurückgelassen?
Es ist eine Taschenlampe, und er hat auch eine. Da habt ihr einen klitzekleinen Fehler entdeckt. Eigentlich sollte er rauskommen, zweimal damit blinken, um das Signal zu geben, dann hätte sie das gleiche getan, und dann wäre sie aus dem Schatten getreten und hätte ihre Lampe neben sich gestellt. Das dauerte jedoch zu lange, eine halbe Ewigkeit, und so haben wir die Szene rausgeschnitten… und gehofft, niemandem würde die herumstehende Taschenlampe auffallen.
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt von Christian Siegel
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