Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 16 September 2020
Die Moya steckt in einem Weltraumnebel fest. Aeryn ist tags zuvor mit einem Shuttle aufgebrochen, und kehrt nun wieder zum Schiff zurück. Doch aus ihrer Sicht sind in der Zwischenzeit 165 Jahre vergangen…
Originaltitel: The Locket Episodennummer: 2x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25. August 2000 Erstausstrahlung D: 06. Mai 2001 Drehbuch: Justin Monjo Regie: Ian Watson Hauptdarsteller:
Ben Browder als Commander John Crichton,
Claudia Black als Officer Aeryn Sun,
Virginia Hey als Pa'u Zotoh Zhaan,
Anthony Simcoe als Ka D'Argo,
Jonathan Hardy als Dominar Rygel XVI,
Gigi Edgley als Chiana,
Lani Tupu als Pilot.
Gastdarsteller:
Wayne Pygram als Scorpius,
Paul Goddard als Stark,
Alyson Standen als Ennixx u.a.
Kurzinhalt:
Die Moya steckt in einem Weltraumnebel fest. Vor einem Tag ist Aeryn mit einem Shuttle aufgebrochen, um ihn zu untersuchen, nun kehrt sie zum Schiff zurück – als alte Frau. Aus ihrer Sicht sind in diesem einen Tag nämlich vielmehr 165 Jahre vergangen. Aeryn ist mittlerweile Großmutter, hat ihre drei Söhne überlebt, und lebt mit ihrer Enkeltochter auf einem Planeten. Anfangs können und wollen die anderen ihren Bericht nicht glauben, doch Zhaans medizinische Untersuchung bestätigt, was Aeryn ihnen mitgeteilt hat. Nun bereitet sie sich darauf vor, der Moya – zum vermutlich letzten Mal – Lebewohl zu sagen, und sich von allen an bord zu verabschieden, um wieder auf den Planeten zurückzukehren. Doch John will sie nicht einfach so ziehen lassen, und beschließt, sie zu begleiten – auch wenn er selbst frühestens in 55 Jahren wieder zur Moya zurückkehren kann. An Bord des Schiffes hat man in der Zwischenzeit mit Hilfe von Stark herausgefunden, dass der Leviathan in einem temporalen Nimbus gefangen ist. Sprich, es ist nicht etwa so, dass innerhalb des Nebels die Zeit besonders schnell vergehen würde, vielmehr steckt die Moya in der Zeit quasi still. Bis John wieder vom Planeten zurückkehrt, wollen sie einen Weg gefunden haben, wie sie der Zeitblase entkommen können…
Review:
Um die möglicherweise mittlerweile bei jedem neuen Reviews von mir panisch aufkeuchenden "Farscape"-Fans zu beruhigen: Ja, "Das Bild in deinem Medaillon" war zweifellos wieder weitaus besser als die katastrophale Episode zuvor. Zwar war auch sie – leider – wieder nur bedingt meins, bevor wir zu meinen Kritikpunkten kommen will ich aber zuerst jene Aspekte positiv hervorheben, die für mich gut funktioniert haben. So fand ich das Altersmakeup sehr gut umgesetzt. Ok, bei den Falten hat man es vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ansonsten war das überzeugend gemacht. Die Idee rund um die Bäume mit eingefärbten Blättern ist zwar mittlerweile auch bei Farscape nicht mehr neu, ich fand es aber auch hier wieder effektiv wenn es uns darum geht, uns den Schauplatz als fremden Planeten zu verkaufen. Vor allem aber bot "Das Bild in deinem Medaillon" mit dem zur toten Aeryn sprechenden John, wo er sich an seine Kindheit erinnert, und schließlich dann das Medaillon öffnet und – natürlich – sein Bild erblickt, eine wirklich ergreifende Szene. Wundervoll geschrieben, mit schöner Musik unterlegt, und von Ben Browder sehr gut gespielt.
Leider war dies aber auch schon der einzige Moment aus "Das Bild in deinem Medaillon", der für mich so richtig funktioniert hat. Die Episode litt in meinem Fall ganz besonders darunter, dass von vornherein klar ist, dass am Ende auf den Resetknopf gedrückt wird. Zuerst dachte ich, dass man es eventuell "nur" dabei belässt, dass Aeryn wieder irgendwie verjüngt wird, als sich dann aber John ihr anschließt, war es praktisch unvermeidlich, dass die Episode rückwirkend quasi "gelöscht" wird – weil hätten Aeryn und John tatsächlich ein (3/4-) Lebensalter miteinander verbracht, hätte das die Dynamik zwischen den beiden unweigerlich – und dramatisch – verändert. Und genau mit solchen Geschichten, wo von vornherein klar ist, dass das alles am Ende nie stattgefunden haben wird, habe ich meistens halt doch meine Probleme (wenn es auch zugegebenermaßen Ausnahmen gibt, wie die YOY-Doppelfolge "Ein Jahr Hölle") – weil sich mir einfach dann die Frage aufdrängt, wenn das eh nie wirklich passiert ist, warum sollte mich das Geschehen interessieren? Die eine erwähnte emotionale Szene war insofern die Ausnahme, als der Moment, egal ob es ihn dann letztendlich gegeben haben wird oder nicht, zumindest für John völlig real war, und ich deshalb mit ihm mitfühlen konnte. Davon abgesehen war mir aber leider alles, was hier geschehen ist, herzlich egal. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Geschichte rund um Aeryns Kindern und Enkelkinder sehr entbehrlich fand; für die Story selbst sind sie letztendlich in keinster Weise von Belang. Vielmehr fragte ich mich unweigerlich, warum ihre Enkeltochter in den 55 Jahren die John unter ihnen weilt keinen Tag zu altern scheint (wobei Aeryn für ihre mehr als 165 Jahre ja auch noch ziemlich gut aussah; offenbar haben Peacekeeper also eine recht hohe Lebenserwartung). Und dass man für die Lösung des Dilemmas auf eine Deus Ex Machina zurückgreifen musste – mit Stark, der praktischerweise genau für dieses Abenteuer an Bord der Moya kam – war auch eher schwach. Zuletzt noch eine Randnotiz: Ich weiß schon, sind einige Jahre vergangen, aber dass D'Argo seinen eigenen Sohn nicht erkennt, erschien mir dennoch seltsam.
Fazit:
Episoden, bei denen sehr früh klar ist, dass am Ende unvermeidlich der Resetknopf gedrückt und alles auf Anfang gestellt werden muss, funktionieren bei mir nur in den seltensten Fällen – und "Das Bild in deinem Medaillon" reiht sich in diese Ausnahmen leider nicht ein. Im Wissen, dass diese ganzen Ereignisse letztendlich niemals stattgefunden haben werden (nicht nur wegen der Alterung von Aeryn und John, sondern nicht zuletzt auch deshalb, als diese Erfahrung ihre Dynamik unwiederbringlich und entscheidend verändert hätte), habe ich mich für die Handlung der Episode nur äußerst peripher interessiert. Die eine positive Ausnahme davon war die berührende Szene, wo John wegen Aeryn trauert, und sein Bild im Medaillon erblickt. Davon abgesehen hat mich die Folge aber leider eher gelangweilt. Die sehr bequeme Deus Ex Machina-Lösung rund um den zufällig- und praktischerweise gerade an Bord befindlichen Stark, sowie die irgendwie ins nichts laufende Story rund um Aeryns Nachwuchs, halfen "Das Bild in deinem Medaillon" auch nicht gerade. Immerhin, das Altersmakeup und die entsprechenden schauspielerischen Leistungen fand ich soweit gelungen, und das Finale war – trotz des klaren Ausgangs – dann durchaus spannend umgesetzt. Insgesamt also wieder bedeutend besser als der Totalausfall letzte Woche, letztendlich aber trotzdem wieder nur bedingt mein Fall.