Der Tag eines Drehbuchautors beginnt
meist mit einer Leere...
Eine Leere, die mit dem stillen Nichts
vor dem Urknall vergleichbar ist, der sich auf Biegen und Brechen
einfach nicht einstellen will.
Und so wartet man auf diesen Knall, der
die Leere mit Masse füllt und den Raum unendlich ausdehnt und
ihn mit der einzig wahren und beständigen Materie füllt..
dem Wort!
Ohne das Wort gäbe es keine
Geschichten und ohne Geschichten gäbe es nichts, an das wir uns
erinnern könnten.
Als Autor kommt man an diesen
Geschichten, die man tief in sich trägt, einfach nicht vorbei.
Über Umwege und Entgleisungen finden sie irgendwann wieder den
Weg zurück ins Bewusstsein. Denn mit guten Geschichten ist es
wie mit allen bedeutenden Dingen.. sie sitzen tief in unserem Herzen
und gehen da nie ganz weg.
Was mich nun zu meiner ganz
persönlichen Leere bringt.
Eine Leere, die sich zu füllen
begann, als die bewegten Bilder des Kinos, die meinen eigenen Urknall
auslösten, einen Prozess aktivierten, der die tief in mir
schlummernden Geschichten finden und zu Tage fördern sollte.
So weit, so romantisch..
Die Realität jedoch entbehrt jeder
verklärten Hemingway Romantik und bringt den jungfräulichen
Autor schnell auf den eisglatten Boden der Tatsachen zurück.
Denn die Realität wird zu Beginn aus dem Wort „Ablehnung“
gebildet. Und an dieses Wort sollte man sich gewöhnen und
lernen, es als einen hartnäckigen Begleiter an seiner Seite zu
akzeptieren. Doch es gibt ein Gegen-Wort, einen Bannspruch voll
positiver Energie, den man immer dann ausspricht, wenn die Ablehnung
zu mächtig wird.. „Geduld“!
Geduld ist die mächtigste Waffe
des Drehbuchautors im Kampf gegen Ablehnung und Frustration.. Geduld
und Ausdauer und der unerschütterliche Glaube an sich und seine
Fähigkeiten.
Und irgendwann stößt man
dann auf diese eine, ganz persönliche Geschichte und das
Schicksal nimmt seinen Lauf.
Zur Geburt von VEDUNIA hatten eine
Reihe von Entscheidungen und glücklichen Zufällen geführt..
wie so oft, wenn lang ersehnte Babys endlich auf die Welt kommen.
VEDUNIA ist dieser eine Apfel ohne
Wurm, dieser einzelne Sonnentag inmitten eines Regentiefs, das Kreuz
auf dem Lotto-Joker!
Wenn man dann noch zu allem Überfluss
Menschen findet, die dieses Geburtserlebnis mit einem teilen und das
Baby auch noch mit einem groß ziehen wollen, ja dann steht
unendlichen Elternfreuden wohl nichts mehr im Wege.
VEDUNIA war wohl schon immer in mir..
Geschichten über Donaunixen, garstige Teufel und sagenhafte
Gestalten prägen die Landschaft an der Donau, wo ich
aufgewachsen war, und krallten sich in mein Unterbewusstsein, wo sie
bis jetzt konserviert worden waren. Und dieser interne
Arbeitsspeicher behält wohl nichts ohne Grund auf der
Festplatte. Das Kunststück ist nur, dass man zur rechten Zeit
darauf zugreift und die Daten abruft.
Und egal, wie sich VEDUNIA auch in
Zukunft entwickeln wird, ich werde mich wohl nie für dieses Kind
schämen oder es gar verstoßen. Weil es mein Fleisch und
Blut ist, meine Seele und mein Herz.. und all jene, denen jetzt
aufgrund dieser geballten Ladung Melodramatik schlecht geworden ist,
sollten sich mal Gedanken zu ihrer eigenen, ganz persönlichen
Leere machen.. vielleicht ist sie ihnen noch gar nicht aufgefallen!
„Die wahren Abenteuer sind in deinem
Kopf, und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo“
philosophierte schon der Ausnahmekünstler André Heller
und er hat damit wohl zweifellos recht. Wie schon Bastian in der
„Unendlichen Geschichte“ müssen wir gegen das alles
verschlingende NICHTS ankämpfen und versuchen die tief in uns
verborgenen Träume und Sehnsüchte zu reaktivieren. Denn
verlieren wir diese Geschichten in uns, verlieren wir uns selbst und
das NICHTS wird NICHTS übrig lassen, außer einer
unendlichen und dunklen Leere.. und kein Urknall weit und breit.
Dietmar Zahn
Autor und kreativer Kopf hinter dem
„sagenhaften“ Projekt VEDUNIA.
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