Kurzinhalt:
Commander Sinclair ist ratlos: Soeben wurde er als Commander von Babylon 5 abberufen. Bei einem Besuch bei Präsident Clarke erfährt er nicht nur die Hintergründe dieser Entscheidung, er wird zudem in den Grund für die Kapitulation der Minbari in der letzten Schlacht des Erd-Minbari-Krieges eingeweiht. Kurz darauf bricht er nach Minbar auf, wo er von nun an als erster Botschafter der Erdregierung tätig sein soll. Kurz nach seiner Ankunft wird er Opfer eines Komplotts rund um den geplanten Anschlag auf den neuen Führer der Minbari. Während Jeffrey Sinclair immer noch damit beschäftigt ist, zu verdauen, was er von Präsident Clark über die Kapitulation der Minbari bei der letzten Schlacht erfahren hat, versuchen sein Freund Garibaldi und der neue Captain von Babylon 5, John Sheridan, Beweise zu finden, die ihn betreffend des Anschlags entlasten. Wie so oft führt sie die Spur auch bei dieser Verschwörung zum Psi Corps und zur Pro-Erde Gruppe Homeguard…
Anmerkung:
Der Sonderband "The Price of Peace" beinhaltet die Comics "In Darkness Find Me", "Treason", "In Harm's Way" und "The Price of Peace", die auch in Deutschland in 2 Bänden ("Verrat" & "Der Preis des Friedens") im Verlag Feest Comics erschienen sind. Als weiterer Bonus befindet sich in dieser Sonderedition der Comic "The Psi Corps and You!", der im deutschsprachigen Raum nicht veröffentlicht wurde und auch im Sonderband "Babylon 5" (der ebenfalls die 4 Sinclair-Comics beinhaltete) nicht enthalten war.
Review:
Seit Jahren schwebt ein potentieller "Babylon 5"-Reboot im Raum. Obwohl JMS diesen selbst übernehmen will und es sich bei mir um einen riesengroßen Fan der Serie handelt, stehe ich einem solchen Projekt doch sehr skeptisch gegenüber – finde ich doch nicht, dass es viel gibt, was man an der Serie noch verbessern könnte. Lediglich zwei Punkte stechen da für mich hervor: Ivanovas Weggang in der fünften Staffel (der es nicht nur erforderlich machte, fünf vor zwölf eine neue Figur einzuführen, sondern auch die Storyline rund um Byron und die Gruppe der abtrünniger Telepathen einem Großteil ihrer Dramatik beraubte), sowie der holprige Übergang von Sinclair zu Sheridan. Selbst im Wissen ob der wahren Hintergründe von Michael O'Hares Ausstieg (nämlich seine psychische Erkrankung) finde ich nach wie vor, dass man das eleganter hätte gestalten können, mit einer Episode, in der O'Hare noch Auftritt und quasi das Zepter an Sheridan übergibt. Immerhin, wenn schon nicht im Fernsehen, so gibt es zumindest in der Welt der Comics Abhilfe. Denn im Gegensatz zu den ersten sechs "Babylon 5"-Romanen des Dell-Verlags (bedauerlicherweise zugleich die einzigen, die den Weg in den deutschsprachigen Raum geschafft haben), die keine große Relevanz für den fortlaufenden Handlungsrahmen der Serie besitzen, sondern eher davon unabhängige Einzelgeschichten erzählen, schlossen die ersten vier Comicbände zur Serie genau diese Lücke. Vor allem der allererste Band, "In Darkness Find Me", der von J. Michael Straczinsky selbst geschrieben wurde, stellt aus meiner Sicht essentiellen Lesestoff für jeden "Babylon 5"-Fan dar. Dort werden wir Zeuge, wie Sinclair auf die Erde kommt, dort im Zentrum der Erdregierung in Genf auf den neu ernannten Präsident Clark trifft, und von ihm sowie einem Minbari nicht nur erfährt, warum er von der Station abkommandiert wurde, sondern auch, warum die Minbari während der letzten Schlacht des Erd-Minbari-Krieges kapitulierten (und dass die Erdregierung davon wusste). Das sind absolut essentielle Momente, die ich aus dem "Babylon 5"-Kanon nicht missen wollen würde. Eben deshalb stellt der erste hier versammelte Band auch mit Abstand das Beste an "The Price of Peace" dar.
Die restlichen drei Bände des ersten Comic-Zyklus, die dann von Mark Moretti geschrieben wurden, können daran dann nicht mehr ganz anknüpfen. Dies liegt in erster Linie an der doch recht belanglosen 08/15-Verschwörung rund um die Homeguard, das Psi-Corps, und Sinclairs vermeintlichen Anschlag auf den neuen Anführer der Minbari (letzteres stellt zudem einen bedauerlichen Kontinuitätsfehler dar, da der Rat ja eben nach Dukats Tod keinen Anführer mehr hatte, und man in "Alarm in Sektor 92" Delenn in dieser Rolle einsetzen wollte). Der gesamte Plot ist sehr klischeehaft, und lässt es auch an Spannung vermissen. Zwar trotzdem soweit ganz unterhaltsam, und recht gut in die Ereignisse der Serie (wie z.B. Garibaldis Rekonvaleszenz oder auch Delenns Verwandlung) eingebunden, aber halt absolut nichts Besonderes, und letztendlich – ähnlich wie bei Büro 13 aus "Freiheit für den Mars" – mit einer Verschwörung, die in weiterer Folge in der Serie nicht mehr aufgegriffen wurde. Und auch die Art und Weise, wie Sinclair dann doch noch freigesprochen wird, wirkt etwas beliebig. Insofern liegen die Stärken dieser drei Bände eher in einzelnen Momenten, wie z.B. dem ersten Wiedersehen zwischen Sinclair und Delenn nach seiner Abberufung und ihrer Verwandlung, oder auch Sinclairs Nachricht an Garibaldi. Beides Szenen, die ich ebenfalls gern in der Serie gesehen hätte. Und auch Talias Besuch bei Garibaldi, wo sie nun endlich seine zweitliebste Sache im ganzen Universum zu sehen bekommt, war nett (wie auch die Übernahme des Running Gags mit dem immer auf Talia wartenden Garibaldi, wenn sie den Lift verlässt). Die Geschichte selbst war aber halt leider nichts Besonderes.
Letzteres muss man leider auch gegenüber dem Zeichenstil festhalten, der einen sehr durchwachsenen Eindruck macht. Bilder, die sowohl was die Darstellung der Station (wie z.B. die Magnetbahn) als auch die Porträts der Gesichter betreffen, 1:1 aus der Serie entnommen zu sein scheinen, wechseln sich mit solchen ab, wo die bekannten Personen kaum mehr zu erkennen sind (vor allem Sheridan ist auf einzelnen Zeichnungen grauenhaft getroffen, und auch Keffer ist bei seinem Kurzauftritt praktisch nicht zu erkennen), oder auch die Umgebung ganz anders aussieht, als man das aus der Serie gewohnt ist. Seien es die Korridore oder Quartiere auf Babylon 5, oder auch die Erdzentrale in Genf (recht gut getroffen erscheint hingegen die Heimatwelt der Minbari). Dadurch schwankt man ständig zwischen sich wie zu Hause fühlen und wie ein fremder in einem fernen Land vorzukommen. Generell sind die Bilder bestenfalls ok, aber sowohl von den Zeichnungen als insbesondere auch der eher laschen Farbgebung keine Augenweide. Insofern liegen die Stärken des Sammelbandes fast ausschließlich im inhaltlichen Bereich – wenn sich auch zwischendurch auch einzelne Bilder einschleichen, die durchaus gefallen können. Den Abschluss von "The Price of Peace" bildet dann der Einzelcomic "The Psi Corps And You", bei dem es sich nicht um eine Geschichte, sondern eine Comic-Broschüre des Psi-Corps für Kinder handelt. Dementsprechend ist der Informationsgehalt des Inhaltes mit Vorsicht zu genießen (und tatsächlich widerspricht dieser, soweit es die Vorgeschichte von Alfred Bester betrifft, der später erschienenen Telepathen-Trilogie von Greg Keyes); ähnlich wie der kurze Werbespot aus "36 Stunden auf Babylon 5" hat das Ganze aber doch einen gewissen Reiz. Zumal der Comic auch mit so netten Einfällen wie einem abschließenden Fragebogen "How to find out if you're a Telepath" aufwarten kann. Und auch die Zeichnungen machten auf mich im Vergleich zu den Comics davor einen etwas besseren und hochwertigeren Eindruck. Letztendlich ist "The Psi Corps And You" jedoch nur eine nette Draufgabe; der Hauptgrund, sich den Sammelband zuzulegen, ist jedoch ganz klar die Geschichte rund um Sinclairs Abberufung.
Fazit:
Die Stärken von "The Price of Peace" liegen definitiv eher in der Geschichte denn in den Bildern, denn letztere schwanken von gut bis akzeptabel. Vor allem bei der Darstellung der Gesichter leistet man sich gelegentlich Schnitzer, so dass die Personen kaum mehr zu erkennen sind. Und auch die Umgebungen sehen teilweise anders als aus von der Serie gewohnt. Dies ist jedoch eben kein Dauerzustand, sondern schwankt teilweise von einem Bild zum nächsten enorm stark. Mal sind die Schauspieler gut getroffen, dann fragt man sich wieder, ob das ein Kind gezeichnet hat. Dadurch entsteht optisch ein recht inhomogener Eindruck. Inhaltlich kann "The Price of Peace" schon wesentlich mehr überzeugen. Die zugrundeliegende Verschwörung ist zwar wenig originell, und lässt auch ein bisschen den Bezug zum größeren Handlungsrahmen der Serie vermissen, dafür bekommt man hier jedoch so manchen essentiellen Moment spendiert, der einige wichtige Lücken in der Geschichte der Serie – in erster Linie im Hinblick auf Sinclairs Abberufung – schließt. So erleben wir hier, wie Sinclair die Wahrheit über die Kapitulation der Minbari erfährt, und sind auch bei seinem ersten Wiedersehen mit der transformierten Delenn dabei. Es sind vor allem diese einzelnen Momente, die "The Price of Peace" – trotz der vorhandenen Schwächen – zu einer Pflichtlektüre für alle "Babylon 5"-Fans macht.