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To Dream in the City of Sorrows Drucken E-Mail
Titel: "To Dream in the City of Sorrows"
Bewertung:
Autorin: Kathryn M. Drennan
Übersetzung: -
Umfang: 337 Seiten
Verlag: Dell Publishing
Veröffentlicht: Juni 1997
ISBN: 0-345-45219-4
Setting: 2259, zwischen dem Comic "Der Preis des Friedens" und der Folge "Das Schattenschiff".
Relevanz: Hoch.
Spoiler? Ja, bis inklusive der Folge "Das Rätsel von Grau 17"
Wo erhältlich? Sowohl das Original als auch die Neuausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: Nach seiner Abberufung als Commander von Babylon 5 wird Jeffrey Sinclair zum ersten Botschafter der Erdregierung auf Minbar ernannt. Anfangs noch geehrt, ist er seines neuen Postens aufgrund des Eindrucks, dass ihn die Minbari vom Rest der Galaxis isolieren, und wieder einmal etwas vor ihm verbergen, zunehmend überdrüssig. Erst als er sie über seinen Entschluss informiert, sein Amt zurückzulegen, erfährt er endlich, warum ihn die Minbari wirklich auf ihren Heimatplaneten geholt haben. Sie erzählen ihm von der Bedrohung durch die Schatten, von Valen, den Rangers… und dass sie Sinclair dazu auserkoren haben, diese anzuführen. Jeffrey stimmt zu, und beginnt schon bald mit der Ausbildung weiterer Ranger, damit die Anla'shok wieder zu alter Stärke zurückfinden und für die Rückkehr des alten Feindes bereit sind. Unter den Anwärtern findet sich nicht nur Marcus Cole, dessen Bruder ein Ranger war und bei einem Angriff der Schatten sein Leben verlor, sondern auch Jeffreys Verlobte Catherine Sakai – sehr zum Missfallen des auf Minbar stationierten Vorlonen, Ulkesh, der Sinclair mit einem Pfeil vergleicht, der nicht vom vorgegebenen Weg abweichen soll. Doch davon lässt sich der neue Ranger Eins nicht beirren – und führt Marcus und Catherine schließlich in den ersten entscheidenden Kampf gegen die Schatten…

Review: Der – wie JMS auf der Phoenix ComiCon 2013 offenbarte – aufgrund seiner psychologischen Probleme erforderliche Ausstieg von Michael O'Hare stellte nicht nur den ursprünglichen Plan für die Serie auf den Kopf (denn ursprünglich wäre die Serie ganz anders verlaufen, und hätte in eine zweite Ablegerserie "Babylon Prime" gemündet, die ebenfalls wieder fünf Staffeln lang hätte laufen sollen), und brachte der Serie – neben dem Ausstieg von Claudia Christian nach der vierten Staffel – die auffälligste Änderung der Besetzung ein, sondern sorgte vor allem auch für einen ziemlichen narrativen Bruch. Zwar war es JMS möglich, die Nachricht von Jeffrey Sinclair an Garibaldi (und Delenn) aufzunehmen, bevor O'Hare wieder nach New York zurückkehrte, und zudem Sinclairs Geschichte mit seinem Auftritt im Zweiteiler "War Without End" auf befriedigende Art und Weise abzuschließen. Doch mit der Frage, was Jeffrey Sinclair eigentlich zwischen "Chrysalis" und "Ranger Eins" bzw. "Tausend Jahre durch die Zeit" erlebt hat, entstand zweifellos eine der größten (wenn nicht gar die größte) Lücke innerhalb der fortlaufenden Handlung der Serie. Im neunten und letzten Roman der Dell-Serie (ehe die Reihe zu Del Rey wechselte, die abseits der Romanfassungen der TV-Filme auf Trilogien setzten) wurde diese Frage dann endlich beantwortet. Der Roman knüpft dabei direkt an "The Price of Peace" an, weshalb es unbedingt empfehlenswert ist, auch die ersten vier Bände der "Babylon 5"-Comicreihe (hierzulande unter den Titeln "Verrat" und "Der Preis des Friedens" erschienen) zu lesen, die unmittelbar an "Chrysalis" anschließen, und u.a. zeigen, wie Sinclair den wahren Grund für die Kapitulation der Minbari erfuhr. "To Dream in the City of Sorrows" erzählt nun davon, wie Jeffrey Sinclair zum Anführer der Rangers ernannt wurde, und daraufhin damit begann, die Anla'shok zu alter Größe aufzubauen, neue Mitglieder zu rekrutieren und auszubilden, und sie auf den großen Kampf gegen den alten Feind vorzubereiten.

Die Bürde, diese große, klaffende Lücke in der "Babylon 5"-Kontinuität zu schließen, wurde Kathryn M. Drennan auferlegt, die bereits das Drehbuch zu "Mit allen Mitteln" beigesteuert hatte. Als damalige Lebensabschnittspartnerin von J. Michael Straczinsky hatte sie von allen AutorInnen der "Babylon 5"-Romane den direktesten Draht zu ihm, was dazu führte, dass JMS bei einem anderen Buch ähnlich stark involviert war, wie hier. Das Ergebnis ist, seinem Vorwort zufolge, der einzige "Babylon 5"-Roman, der zu 100% als Kanon anzusehen ist (der einzige Schönheitsfehler dabei ist die Information, dass die Rangers ursprünglich nur aus Mitgliedern der militärischen Kaste gebildet wurde, was "In Valen's Name" widerspricht; letztendlich ist dies aber vernachlässigbar). Eben darin liegt dann auch die größte Stärke des Romans, weil man eben nicht einfach nur eine Antwort auf die Frage erhält, was Sinclair nach seiner Abberufung von Babylon 5 erlebt hat, sondern vielmehr die ultimative und von höchster Stelle bestätigte Antwort. Und der größte Reiz von "To Dream in the City of Sorrows" ist es, eben diese Lücke endlich zu schließen. Vor allem wenn man den Roman das erste Mal zur Hand nimmt ist es ungemein interessant, zu erfahren, wie es Sinclair auf Minbar ergangen ist, wie er von den Rangers und den Schatten erfuhr, was in weiterer Folge mit ihm und Catherine Sakai passiert ist, und so weiter. Darüber hinaus erfahren wir hier zudem ganz genau, wie es Marcus zu den Rangers verschlug. Klar, die Hintergründe sind bereits aus der Serie bekannt, erzählte Marcus dort doch vom Tod seines Bruders, der sich zuvor den Rangers angeschlossen hatte. Aber so unmittelbar dabei zu sein und es direkt mitzuerleben, und so auch noch einige weitere, neue Details zu erfahren, ist schon nochmal etwas anderes. Nicht minder interessant war es, z.B. zu erfahren, was genau sich Sinclair bei seiner Nachricht an Garibaldi gedacht hat, und was er ihm dabei vermitteln wollte. Und während die ersten zwei Drittel des Romans erstmal "nur" interessant sind, wird es zum Ende hin mit der ersten wichtigen Mission der Ranger, an der sich neben Sinclair auch Catherine und Marcus beteiligen, noch einmal so richtig spannend.

Doch es ist nicht nur die Geschichte an sich. So erfahren wir hier auch ein paar neue Dinge über die Kultur der Minbari, lernen etwas mehr über die Geschichte des letzten Schattenkrieges und der Ranger, und bekommen auch einen näheren Eindruck von Tuzenor, der titelspendenden Stadt des Kummers. Und auch wenn die Geschichte hier von der Geschichte aus der Serie weitgehend losgelöst ist, so gibt es doch einzelne nette Überschneidungen, wie z.B. rund um Draal, die große Maschine, und den Riss in der Zeit. Ganz auf dem Niveau von "The Shadow Within" sehe ich "To Dream in the City of Sorrows" allerdings nicht. Zwar mag er genau genommen die größere und wichtigere Kontinuitätslücke schließen, allerdings sehe ich seine Stärken eher in der Wissensvermittlung als der Erzählweise. Kathryn M. Drennan ist sicherlich keine schlechte Autorin, aber ich denke, es sagt einiges aus, dass dies ihr einziger Roman geblieben ist (davor hat sie zwar auch schon ein paar Kurzgeschichten geschrieben, trat jedoch in erster Linie als Autorin von Artikeln für das Starlog-Magazin in Erscheinung). Rein vom Schreibstil und der Erzählweise her ist Jeanne Cavelos halt schon noch einmal ein anderes Kaliber. Diese verstand es, die Geschichte ungemein packend und mitreißend zu erzählen, und eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Drennan schildert die Geschehnisse ganz sachlich, aber teilweise halt auch ein wenig trocken; fast so, als würde man ein Geschichtsbuch (oder einen Wikipedia-Eintrag) lesen. Zudem übertreibt sie es teilweise, was den Umfang der Gespräche zwischen den Figuren betrifft. Vor allem die Unterhaltung, als Sinclair in den wahren Grund seiner Versetzung nach Minbar eingeweiht wird, geht dann doch etwas zu lange. Unter Kritikern wird die Serie ja aufgrund der teils ausschweifenden Dialoge auch gern mal als "Babble on 5" verunglimpft. "To Dream in the City of Sorrows" machte diesen hämischen Namen teilweise alle Ehre. Schade fand ich zudem, dass der Roman nur die Ereignisse bis kurz vor "Das Schattenschiff" erzählt, und uns Sinclairs Erlebnisse im Jahr 2060 (bis zu seiner schicksalhaften Rückkehr nach Babylon 5) somit ein Geheimnis bleiben. Und einen kleineren Logikfehler meinte ich dann auch ausgemacht zu haben. Weil angesichts des weiteren Verlaufs der Geschichte rund um Catherine (der den Vorlonen bekannt sein müsste) machte Ulkeshs ablehnende Haltung ihr gegenüber nicht so recht Sinn. All diese Kritikpunkte ändern aber auch nichts daran, dass "To Dream in the City of Sorrows" für jeden englischkundigen "Babylon 5"-Fan eine absolute Pflichtlektüre darstellt!

Fazit: Wer wissen will, was Sinclair zwischen "Chrysalis" und "Ranger Eins" wiederfuhr, kommt an "To Dream in the City of Sorrows" (sowie den Comic-Sammelband "The Price of Peace") nicht vorbei. Der Roman von Kathryn M. Drennan ist der einzige zu "Babylon 5", der vollständig als Kanon gezählt werden kann – und eben darin, sowie generell der Beantwortung der großen Frage "Was geschah mit Sinclair?", liegt seine größte Stärke. Schriftstellerisch würde ich "The Shadow Within" jedoch noch eine Spur stärker einschätzen. Der hat für mich die größere Wiederlesbarkeit und wird selbst beim x-ten Lesen nicht langweilig, während sich "To Dream in the City of Sorrows" wenn man die Eckpunkte schon kennt aufgrund der teils ausschweifenden Dialoge stellenweise doch ein wenig ziehen kann. Generell merkt man rückwirkend, dass die vorangestellte Frage letztendlich, von wenigen hervorstechenden Ereignissen abgesehen, mit "nicht viel" beantwortet werden kann; etwas, dass einem jedoch erst rückwirkend bzw. bei der Zweitlesung so richtig auffällt. Insofern sehe ich die Stärken des Romans eher in der Wissensvermittlung, als in seiner Erzählweise. Aufgrund des überwiegend sehr interessanten Inhalts zählt "To Dream in the City of Sorrows" aber trotz dieser Kritikpunkte ganz klar zu den besten – und für Fans essentiellsten – "Babylon 5"-Romanen.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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