Originaltitel: The Long, Twilight Struggle
Episodennummer: 2x20
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. Oktober 1995
Erstausstrahlung D: 19. Mai 2006
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: John Flinn
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Lt. Comdr. Susan Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Robert Rusler als Warren Keffer, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: John Schuck als Draal, W. Morgan Sheppard als G'Sten, William Forward als Refa, Rif Hutton als ISN Reporter u.a.
Kurzinhalt:
Londo stattet Centauri Prime einen Besuch ab, wo ihm Mitverschwörer Refa verkündet, dass der Krieg mit den Narn schon bald beendet sein wird. Man hat vertrauliche Informationen aufgefangen, wonach die Narn einen Angriff auf die Nachschubposten der Centauri planen. Dafür sollen die Narn den Großteil ihrer Streitmacht einsetzen, sogar die Verteidigung ihres Heimatplaneten wird für diesen Angriff praktisch völlig aufgelöst. Den Centauri bietet sich damit die perfekte Gelegenheit für einen vernichtenden Schlag gegen den erbitterten Feind. Damit dieser Plan funktioniert, aber gleichzeitig die Versorgungsposten nicht verloren gehen, braucht man erneut die Hilfe von Londo's mächtigen Verbündeten. Dieser zögert zunächst, kann dann aber von Refa überzeugt werden, sich ein letztes Mal an Morden zu wenden, da dadurch der Krieg verkürzt und Tausende von Leben gerettet werden können. Währenddessen informiert Doktor Franklin G'Kar, dass die Centauri eventuell einen Angriff auf die Heimatwelt der Narn planen könnten. Dieser verständigt auch gleich seine Vertrauten, doch es ist schon zu spät. Und so bleibt ihm nur mehr das Gebet, während die Schlachtschiffe der Narn eines nach den Anderen von den mächtigen Schiffen der Schatten zerstört werden, und sich die Streitmacht der Centauri unaufhaltsam dem Heimatplaneten nähert…
Denkwürdige Zitate:
"Our work here…"
"…has cost me the life of one friend already. How many more do you have lined up?"
(Londo hat den Tod seines guten Freundes Urza Jaddo nicht vergessen.)
"Since our last discussion I have been studying your use of language. Do you approve?"
(Sheridans skeptischem Blick zufolge würde ich eher sagen: Nein.)
"No dictator, no invader can hold an imprisoned population by force of arms forever. There is no greater power in the universe than the need for freedom. Against that power, governments and tyrants and armies cannot stand. The Centauri learned this lesson once. We will teach it to them again. Though it take a thousand years… we will be free."
(Eines der denkwürdigsten Zitate der gesamten Serie.)
"Last time I offered someone my hand, we were at war 24 hours later."
(G'Kar an Sheridan, am Ende der Folge.)
Review:
Bevor ich mit meiner Lobrede zu "Die Armee des Lichts" beginne, möchte ich zuerst auf den einzigen (für mich) relevanten Kritikpunkt eingehen, um diesen gleich aus der Welt zu schaffen: Ja, die Draal-Handlung ist nicht aus sonderlich drängenden narrativen Gründen enthalten, sondern dient in erster Linie dazu, die Erinnerung des Zuschauers aufzufrischen. So in der Richtung "Ach ja, da war ja noch was." Noch viel mehr als das stört mich jedoch dieser eine kurze Kommentar von Draal an und über Sheridan, so in der Richtung: "Zu Beginn wusste ich nicht so recht, was ich von ihnen halten soll, aber mittlerweile haben sie mich überzeugt". Ähnlich wie die Szene aus "Die Feuerprobe" wo sich die Offiziere von Babylon 5 über ihren neuen Captain unterhalten, ist das wieder einmal Zuschauermanipulation der offensichtlichsten und aufdringlichsten Art. Ich ziehe vor, mir eine eigene Meinung zu bilden, und lasse mir diese von den anderen Figuren nicht vorschreiben. Dies ist dann leider auch der Hauptgrund, warum ich "Die Armee des Lichts" trotz aller sonstiger Stärken und großartiger Szenen die Höchstwertung denkbar knapp verweigern muss.
Doch so überflüssig (wenn auch nicht unbedingt langweilig/schlecht) die B-Handlung rund um Draal – von einem kurzen Moment als Draal einen bestimmten Namen ruft, der bei aufmerksamen Zuschauern großes Interesse am weiteren Verlauf der Handlung schüren sollte, und eine der großen offenen Fragen zumindest ansatzweise beantwortet – auch sein mag, so hochdramatisch verläuft die Haupthandlung rund um den Krieg zwischen Narn und Centauri. Viel früher als das alle Beteiligten, egal ob G'Kar oder auch Londo erwartet hätten, ist der Krieg, der erst elf Folgen zuvor von den Narn ausgerufen wurde, auch schon wieder zu Ende. Dies hat mich bei der Erstsichtung damals doch ganz schön überrascht, hätte ich doch vermutet, dass uns dieser Konflikt noch länger begleiten wird. Vor allem aber hätte ich eine solche große, wichtige Entwicklung frühestens fürs Staffelfinale erwartet. Hier ist es JMS also anno dazumal wieder einmal gelungen, mich ordentlich zu überraschen. Generell ist die Haupthandlung einfach nur phantastisch, und bietet vor allem auch für Londo wieder zahlreiche großartige Szenen, die von Peter Jurasik gewohnt grandios gespielt werden. Was mir dabei vor allem so gut gefällt, ist dass der große Widerspruch zwischen dem "privaten" und dem "offiziellen" Londo deutlich wird. Als er auf dem Schiff der Centauri steht – und damit auch zum ersten Mal mit eigenen Augen sieht, was der Krieg anrichtet den er mit Hilfe der Schatten angezettelt hat – und sieht, wie Massebeschleuniger (eine von allen anderen galaktischen Völkern geächtete Waffe) einsetzen, um Narn damit zu bombardieren, sind sein Ekel und seine Abscheu unverkennbar. Doch als es danach Zeit ist, in die Arena des Rates auf Babylon 5 zu treten, ist er wieder ganz sein bekanntes aufgeblasenes hasserfülltes selbst, das – in der Öffentlichkeit – keinen Anflug von Reue erkennen lässt. Vor allem auch letztere Szene dürfte es einigen schwer machen, mit ihm zu sympathisieren.
Allerdings darf man in meinen Augen auch nie vergessen, wie und wieso es dazu kam, und dass zu Beginn der Serie noch die Narn die großen Aggressoren waren, die am liebsten alle Centauri ausgelöscht hätten. Erst just zu jenem Zeitpunkt als er den Befehl zu jenem Angriff gegeben hat, der den Krieg letztendlich auslösen sollte, erkannte er zum ersten Mal, dass Frieden mit den Narn vielleicht möglich gewesen wäre. Womit wir schon bei der nächsten großen Stärke wären: Wir nähern uns "erst" dem Ende der zweiten Staffel, und schon jetzt ist klar dass viele Figuren eine große Entwicklung durchgemacht haben. Londo begann als desillusionierter Pausenclown, der von den längst vergangenen glorreichen Tagen der Centauri-Republik träumte. Er war eine zwar ein wenig mitleiderregende, aber nichtsdestotrotz sympathische Figur. Mittlerweile ist er zu einer der mächtigsten Figuren im Ensemble aufgestiegen – denn ohne die Hilfe seiner Verbündeten wäre der Angriff auf den Heimatplaneten und damit dieser frühe Sieg über die Narn nicht möglich gewesen – und hat zugleich doch einiges an Sympathie verspielt.
Am Ende mag er zwar endlich über seinen Erzfeind G'Kar triumphieren, als er diesen mit einem bestimmten, lauten "NOW!" aus dem Rat ausschließen lässt – aber es ist ein einsamer, freudloser Sieg (das selbst von Vir in dieser Folge jede Spur fehlte, darf man wohl als bewusste Entscheidung betrachten, um Londos Isolation zu verdeutlichen). Und trotzdem fällt es schwer, allzu viel Mitleid für ihn aufzubringen - immerhin hatte er hier zum wiederholten Mal die Chance, die Tragödie zu verhindern, in dem er Lord Refa seine Hilfe verweigert – und lässt sie ungenutzt verstreichen. G'Kar hat genau die gegenteilige Entwicklung hinter sich: Er begann als Störenfried, Aggressor und Bösewicht… doch spätestens hier in "Die Armee des Lichts", wenn er völlig gebrochen und besiegt vor Sheridan steht und um Asyl ersucht, kann man nicht anders als mit ihm mitzufühlen. Diese stolze Figur derart (nieder)geschlagen zu erleben, tut einfach weh. Und doch zeigt seine letzte Ansprache im Rat - zugleich eines der besten und denkwürdigsten Zitate der gesamten Serie – dass sein Kampfgeist trotz aller Rückschläge nicht gebrochen ist. Er ist davon überzeugt, dass die Narn die Centauri eines Tages neuerlich von ihrem Planeten vertreiben und wieder frei sein werden. Wunderbar ist dann auch die Szene zwischen Sheridan und ihm am Ende, als die beiden sich die Hand schütteln, und Sheridan ihm versichert alles in seiner Macht stehende zu tun, um für die Befreiung seines Volkes zu kämpfen. Ein Versprechen, dass man insbesondere für das Staffelfinale im Auge behalten sollte. Und trotz aller Düsternis zuvor endet die Episode dann mit einem kleinen Hoffnungsschimmer, in Form der den deutschen Titel spendenden Armee des Lichts, als Sheridan in das Geheimnis der Ranger eingeweiht und zugleich zu einem ihrer Anführer gemacht wird. Wobei die Rede von Sheridan zugegebenermaßen nicht mit G'Kars Worten zuvor mithalten kann, und ich sie generell als eine der vergessenswerteren der Serie ansehe. Dennoch ist dies ein netter Moment, und ein kleiner Funken Hoffnung in all der Düsternis.
Ich weiß, dass die Spezialeffekte von "Babylon 5" ja oftmals als veraltet angesehen werden, aber ganz ehrlich… wenn ich mir die Raumschlacht zwischen den Narn und den Schatten in dieser Folge anschaue, tue ich mir etwas schwer, diesen Vorwurf nachzuvollziehen. Ja, die Auflösung lässt – nicht zuletzt da für den DVD-Release in das 4:3-Bild hineingezoomt werden musste – etwas zu wünschen übrig, aber die künstlerische Gestaltung, mit den Nebeln und generell dem ungewöhnlich farbenfrohen Weltall, sowie die hohe Dynamik der Einstellungen, reißen es für mich locker wieder heraus. Ich finde die Effekte hier jedenfalls nicht wesentlich schlechter als z.B. beim Pilotfilm von "Enterprise", den ich mir erst kürzlich wieder angesehen habe. Und gerade auch so Szenen wie Londo, dessen Gesicht sich im Fenster des Raumschiffs spiegeln, finde ich selbst heutzutage noch ungemein beeindruckend. Ich frage mich ehrlich gesagt immer noch, wie sie das hinbekommen haben. Aber auch davon abgesehen sah der Angriff der Centauri-Flotte auf die Heimatwelt der Narn ebenfalls sehr beeindruckend aus.
Auch die schauspielerischen Leistungen haben mich in "Die Armee des Lichts" wieder einmal beeindruckt. Dabei stachen wie gewohnt in erster Linie Peter Jurasik und Andreas Katsulas hervor, denen es gelingt, die Gefühlszustände ihrer Figur weniger durch ihre Worte als vielmehr durch ihre Mimik zu vermitteln. Die Musik von Christopher Franke war auch wieder großartig. Vor allem das neue Thema welches bei der Raumschlacht zwischen den Raumkreuzern der Narn und den Schattenschiffen zum Einsatz kam hat es mir angetan. Der peitschende Teil daraus dürfte wohl auch JMS sehr gut gefallen haben – würde dieser dann doch auch im Intro der dritten Staffel verwendet. Und auch die Inszenierung fand ich bei "Die Armee des Lichts" sehr gelungen. Vor allem G'Kars Abgang aus dem Rat ist großartig inszeniert, mit der Kamera, die von oben auf die Szenerie herabblickt. Darüber hinaus wissen vor allem so Einfälle wie das mit den Kerzen (achtet bei der nächsten Sichtung da mal genauer darauf, was mit denen passiert, und behaltet dabei im Hinterkopf, dass bei "Babylon 5" das Licht der Kerzen oftmals für Leben steht) zu gefallen. Solche Details werten für mich die Serie zusätzlich auf, und zeigen, mit wie viel Sorgfalt hier vorgegangen wurde. Inszenatorisch braucht "Babylon 5" jedenfalls den Vergleich gerade auch zu anderen Serien der damaligen Zeit absolut nicht scheueren. Einzig die Schlägerei war wieder einmal weniger überzeugend umsetzt. Wie es bei der Serie ja leider im Falle einer (Massen)Schlägerei öfters mal passiert, gehen da Schläge und Tritte oft meterweit daneben, und trotzdem geht der Gegner zu Boden. Angesichts der hohen Produktionsqualität der restlichen Episode bin ich aber bereit, wohlwollend über diese Lappalie hinwegzusehen.
Fazit:
"Die Armee des Lichts" bietet so manche Entwicklung, die man sich eher in einem Staffelfinale erwarten würde – was beim Zuschauer die Frage aufwirft, was wohl in eben diesem noch auf uns zukommen wird. Dass der Krieg zwischen Narn und Centauri so rasch beendet sein wird, hatte ich bei der Erstsichtung jedenfalls nicht erwartet. Mit der Bombardierung des Heimatplaneten der Narn, G'Kars Ansuchen um Asyl, sowie der abschließenden Ratsszene wo Londo darauf besteht, dass G'Kar des Raums verwiesen wird, bietet "Die Armee des Lichts" einen packenden und hochdramatischen – vorläufigen – Abschluss dieses Handlungsstrangs. Zahlreiche weitere grandiose Szenen, wie der am Fenster des Raumschiffs stehende und die Zerstörung Narns beobachtende Londo, der herrliche Widerspruch zwischen seinen privaten Gedanken und der polternden Maske, die er in der Öffentlichkeit aufsetzt, die großartigen schauspielerischen Leistungen – allen voran von Peter Jurasik und Andreas Katsulas –, die künstlerisch hochwertigen Spezialeffekte, sowie Christopher Frankes phantastische Musik runden das positive Gesamtbild ab. Einzig die im direkten Vergleich doch eher verblassende Handlung rund um die Armee des Lichts, insbesondere aber der narrativ doch eher überflüssig wirkende Besuch bei Draal – inklusive eines enorm aufgesetzten, störenden Kommentars über Sheridan – verhindern die Höchstwertung.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
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Hintergrundinformationen:
Erwähnenswerte Synchro-Fehler:
Im Vergleich zu anderen Episoden konnte ich bei "Die Armee des Lichts" vergleichsweise wenig dramatisches ausmachen. So sagt Draal zu Sheridan und Delenn in der deutschen Synchronisation "Vieles liegt noch vor uns". Im Original meint er vielmehr, dass dies die erste Allianz sei; viele weitere würden noch folgen. Und angesichts des deutschen Titels entlockt mir auch die Übersetzung von "army of light" mit "Armee des Widerstandes" nur ein ungläubiges Kopfschütteln. Davon abgesehen wäre mir aber nichts Wesentliches aufgefallen.
Vom Skript zur Folge:
Lediglich ein paar kleinere Kürzungen, wohl aus Zeitgründen. So gibt Ivanova als sich Sheridan und Delenn in Shuttle auf den Planeten begeben den Befehl, diesen im Auge zu behalten, und beim geringsten Anzeichen von Problemen sofort den Captain zu informieren. Bei Sheridans Besuch in G'Kars Quartier am Ende der Episode fehlt ein kurzer Dialog, in dem Sheridan meint, dass seine Worte Eindruck gemacht haben, und er glaubt, dass G'Kar damit viele erreicht hat. Dieser erwidert daraufhin resignierend: "Worte. Nur Worte. Ich werde morgen an sie glauben. Doch nun…" woraufhin Sheridan sagt: "Sie haben recht. Nur Worte. Aber gute Worte. Und damit kann man viel erreichen. Imperien und Regierungen sind aufgebaut und gestürzt worden, mit den richtigen Worten, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit." Und zuletzt hätte bei der Vorstellung der Armee des Lichts auch noch einmal Draal erscheinen sollen, um diese B-Story etwas runder abzuschließen. Er meint, dass er ihm ein Passwort in sein Quartier geschickt hat, mit dem er auf die Systeme und Informationen des Planeten direkt zugreifen kann. Außerdem stehen ihnen die Waffensysteme des Planeten ab sofort zur Verfügung. Seine einzige Bedingung: Niemand außer Sheridan und ein paar ausgewählten anderen dürfen den Planeten betreten.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"
Produktionsnotizen:
Der Originaltitel der Episode geht auf die Antrittsrede von John F. Kennedy zurück: "Now the trumpet summons us again: not as a call to bear arms, though arms we need; not as a call to battle, though in battle we are; but as a call to bear the burdens of a long, twilight struggle – year in and year out, rejoicing in hope, patient in tribulation – a struggle against the common enemies of man – tyranny, poverty, disease, and war itself."
Als G'Sten kommt "Seelenjäger" W. Morgan Sheppard zu einem weiteren Auftritt bei "Babylon 5". Sheppard war damals auch einer der Kandidaten für die Rolle von G'Kar. Lt. JMS gibt sein G'Sten demnach einen kleinen Einblick, wie es wohl gewesen wäre, wenn man Sheppard als G'Kar gecastet hätte.
Die Rolle von Draal wird ab dieser Episode von John Schuck übernommen, der für Louis Turenne einspringt. Das sich dadurch ergebende unterschiedliche Aussehen wird recht praktisch mit einer Verjüngungskur durch die große Maschine wegerklärt. John Schuck war sowohl davor als auch danach im Genre kein Unbekannter. Vor allem auch bei "Star Trek" war er in den Serien und Filmen ein gern gesehener Gast (in unterschiedlichen Rollen), wie z.B. als der klingonische Botschafter in "Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart" und "Star Trek VI – Das unentdeckte Land". Eigentlich hätte Draal nach seiner Rückkehr in dieser Folge nun wieder deutlich häufiger in Erscheinung treten sollen. Allerdings gewann John Schuck kurz darauf die Hauptrolle in einem Broadway-Stück, und war somit die meiste Zeit über nicht verfügbar. Da JMS die Rolle nicht noch mit einem dritten Schauspieler besetzen wollte, trat Draal in weiterer Folge – entgegen seiner Absichten – wieder überwiegend in den Hintergrund.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"
Stimmen zur Episode:
Peter Jurasik über die Szene, in der Londo auf Narn herunterblickt: „Ich liebe es, darüber zu reden, da es brillante Regiearbeit von John Flinn war. Hier war ich nun, und hatte meine Lektionen aus "Drei Frauen für Mollari" gelernt, wo ich um den Regisseur zufriedenzustellen zu weit gegangen bin und zu übertrieben gespielt habe. Ich dachte "Ich werde nicht zu viel machen". Doch was er dann tat, war, mich auf eine zehn Fuß große Plattform zu stellen und mich einfach dort oben stehen zu lassen. Das war mal eine Isolation der Figur! Er ließ mich auf der Plattform stehen und gab mir genug Zeit, hinauszustarren und mir die Geschichte durch den Kopf gehen zu lassen, und was dieser zugrunde lag. Wenn also diese Szene überhaupt funktioniert – und wir haben genug Reaktionen bekommen die mich glauben lassen, dass sie das tut – ist das John Flinn zu verdanken.”
John Flinn über die Herausforderungen an das Special Effects-Team: „Ich wollte unbedingt sein Spiegelbild bekommen. Ich sagte "Stellt eine Plexiglasscheibe dort hin, und ich will die in den Blue Screen hineinfilmen". Eine halbe Stunde bevor wir es drehten schoss es mir dann ein. Ich dachte: "Oh mein Gott, das wird schwierig. Das wird wirklich schwierig werden." Aber es hat dann doch geklappt.”
Peter Jurasik über die Szene im Babylon 5-Rat: „Die Szene ist einfach nur wundervoll zusammengestellt. Ich denke Andreas hatte ganze drei oder vier Sätze in der kompletten Szene, aber in gewisser Weise gehört die Szene G'Kar. Londo, selbst in diesem Moment des ultimativen Triumphs, fühlt wie er hier übertrumpft wird. Er fühlt wie sich die Machtverhältnisse in dieser Szene, statt zur Gänze bei Londo zu liegen, wo sie seines Erachtens hingehören, sich immer mehr in Richtung G'Kar verschieben.”
Andreas Katsulas über die Rats-Szene: „Ich bekomme wenn ich sie mir ansehe immer eine Gänsehaut. Das ist so, als wenn deine ganze Identität ausgelöscht wird. G'Kars Grund, dort zu sein, wird auf einmal ausgelöscht, sein Status wird ausgelöscht. Es ist fast so als nach Hause zu kommen und dein Haus ausgeraubt vorzufinden. Alles ist weg, und du fühlst dich verwundbar. Diese Rede am Ende ist einfach nur Dynamit, wenn er darüber spricht "Wir werden frei sein, und wenn es tausend Jahre dauert". Es berührt mich innerlich. Man sieht wie sich die Figur verändert hat: Der alte G'Kar hätte sich dagegen gewehrt, aber er akzeptiert es mit sanfter Entschlossenheit.”
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows"
Kommentare von JMS
Ich liebte es, Peter beim Arbeiten zuzusehen, vor allem in seinen gemeinsamen Szenen mit Andreas als G'Kar. Wann immer ich in der Früh (zumindest meiner Version von "in der Früh") ans Set kam überprüfte ich immer gleich den Drehplan, und falls es eine Londo/G'Kar-Szene gab tat ich mein bestes, am Set zu sein um mir anzusehen, wie die Szene gefilmt wird – selbst wenn es mir mein Terminplan unmöglich machte, den Rest des Tages am Set zu sein. Was ich bis zu diesem Zeitpunkt in der Produktion nicht wusste war, das Andreas und Peter dachten ich war deshalb immer für ihre Szenen dort, weil ich nicht mochte was sie taten, und deshalb ein Auge auf sie warf, oder dem Regisseur Anweisungen gab um ihre Performance in Ordnung zu bringen. Als mir Peter dies endlich erklärte, erzählte ich ihm dass ich im Gegenteil immer deshalb zu ihren Szenen anwesend war, da sie für mich der Höhepunkt des Tages waren, und mir den nötigen Antrieb gaben um in mein Büro zurückzukehren und weiterzuschreiben. Danach waren sie dann immer besorgt wann immer ich nicht am Set war während sie gearbeitet haben. Schauspieler…
Aufmerksame Zuschauer werden bemerken, dass Londos Kostüm dunkler geworden ist, sein Haar glatter und dunkler, dass alles um ihn herum aufpoliert ist… aber auch ominöser. Der purpurne Mantel und die grelle goldene Weste sind fast völlig verschwunden. Auch die Freude die er früher genossen hat ist überwiegend aus seinem Leben verschwunden. So sehr Londo auch an Macht gewonnen hat, verleiht Peter der Figur das Aussehen und Gefühl von jemandem, der in einem von ihm selbst geschaffenen Alptraum gefangen ist, aus dem er nun nicht mehr entkommen kann.
Diese Episode beinhaltet einige unserer bis dahin ambitioniertesten Spezialeffekt-Szenen. Ich bin besonders stolz auf die Schlacht bei Gorash 7, und den Massebeschleuniger-Angriff auf die Narn Heimatwelt. In ersterer gibt es ein Gefühl von Größe, von Flotten im Kampf, das wir bisher in diesem Ausmaß nicht gesehen hatten; in letzterer, da die Action ein ungeheures emotionales Gewicht trug, vor allem in den Szenen wo wir Londo in die Einstellung eingefügt haben, wie er auf die Verwüstung blickt, und wir sehen wie seine Seele mit jedem Einschlag schrumpft. … Ein Problem in das wir hineinliefen war das sich die Crew auf dem Set als die "live action"-Teile gefilmt wurden nicht sicher war, wie viel wir für die Szene brauchen würden, und sie zudem nicht wollten dass Peter etwas tat, was auf die CGI störend einwirken würde. Deshalb stand er für die komplette Einstellung fast völlig still, was für die CGI zwar toll war, aber nicht so toll für die Performance. Dann bemerkten wir dass nachdem der Regisseur "Schnitt!" gerufen hatte, Peter seinen Kopf gesenkt und genickt hat. Wir wählten daher diesen Filmtake… aber sobald "Schnitt!" geschrien wurde, drehte der Kameramann die Kamera ab, weshalb wir nicht genug Material hatten damit die Szene wirklich funktioniert; sie endete zu abrupt. Deshalb haben wir das Filmmaterial verlangsamt, weshalb es etwas seltsam und ruckelnd aussieht als auf schwarz abgeblendet wird.
Nachdem eine Episode geschnitten wurde und alle oder fast alle CGI-Effekte drinnen waren, beginnen die Tonbearbeiter damit die Soundeffekte einzufügen. Ich machte sie oftmals verrückt, weil sie all diese Kanonenschüsse und Explosionen und Laser Soundeffekte für die Kampfszenen wie die Schlacht von Gorash 7 designten… und ich dann vieles davon aus dem Fenster warf um Platz für Christophers wundervolle, opernhafte Musik zu machen. Das war einer der Stempel die ich "Babylon 5" aufgedrückt habe. Wenn ihr euch eine Schlachtsequenz anseht, dann habt ihr Schiffe die vorbeirauschen, Laserschüsse, Explosionen, sowie Musik die oftmals hohe und tiefe Frequenzen beinhaltet, die sich mit den Soundeffekten spießen können. Als Ergebnis daraus geht oftmals viel an Details verloren, wenn alles zusammen zu einem akustischen Brei wird. Was ich früh in der ersten Staffel erkannte, und über den Verlauf der Serie mehr und mehr umzusetzen begann, war das Christophers Musik immer einen Track mit Perkussion-Tönen enthielt, der genau zu den meisten wenn nicht allen großen Actionmomenten passte. Schüsse. Explosionen. Was auch immer.
Bei der Tonabmischung ging ich daher oftmals von den Sitzplätzen herunter und stellte mich direkt vor die große Leinwand, so dass ich jedes Detail sehen konnte, und sagte den Leuten am Mischpult dass sie alles wirklich laut abspielen sollten. Dann isolierte ich nacheinander die Soundeffekte heraus, die an genau den gleichen Stellen trafen wie die Perkussion, und entfernte die ersteren zugunsten letzterer. Als Ergebnis daraus waren die Musik und die Soundeffekte völlig ineinander verwoben. An einem Punkt würdest du nur die Schlacht hören… dann die Schlacht und die Musik… und dann würden die Schlachttöne schwächer werden während wir die Perkussion hochbrachten. Wenn die Soundeffekte wirkungsvoller waren als die Perkussion, nahm ich die Perkussion heraus und ließ die Soundeffekte an ihre Stelle treten, so dass die Soundeffekte in die Musik einflossen. In manchen Fällen wurden wiederum die Soundeffekte völlig ausgeblendet, und die Musik würde die Szene allein übernehmen. Manchmal wurde die Musik zu Soundeffekten und die Soundeffekte zu Musik.
Es war ein langsamer, akribischer Prozess der manchmal ewig zu dauern schien… aber das Ergebnis war ein Musik- und Geräuschkulisse, die anders war als alles, das zu dieser Zeit gemacht wurde, zumal wir auch in einer sehr aggressiven Surround Sound-Palette abgemischt haben. Viele Fans fragten uns wie wir es geschafft haben, diese Schlachtszenen so dynamisch und aufregend zu gestalten. Nun… das muss zu einem großen Teil Christopher zugeschrieben werden, und der Art und Weise wie wir die Soundeffekte und seine Musik zu einem nahtlosen Ganzen miteinander verbanden.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 4"
Ohne zu viel verraten zu wollen… ja, hinsichtlich dessen habe ich immer erwähnt, dass im übergeordneten Handlungsverlauf ein gewisser Nachhall des Zweiten Weltkrieges zu finden ist, und manches trifft hier in dieser Episode zu. Außerdem nochmal, der Sinn des hohen Maßstabes dieser Serie ist es, Diskussionen über Sachen wie diese auszulösen… wo ist die moralische Verantwortung in solch einer Situation? Wo ist die Ethik bei massiver Kriegsführung? Wo beginnt die Zweckmäßigkeit und wo endet das Mitleid? Sollte Mitleid einem höheren Ziel weichen? Wenn wir einige Kneipenschlägereien provozieren können, habe ich meinen Job gut gemacht.
Tatsache ist, ich habe, verdammt noch mal, nicht eine einzige gute Antwort. Aber ich habe eine MENGE Fragen…
Es war nicht beabsichtigt, dass Delenn Draal anfassen sollte; es passierte einfach so auf dem Set, niemand bemerkte es richtig, und die Sache war es später auch nicht wert, das Ganze nochmal zu drehen. Meinem Gefühl nach müsste sie in einer solchen Situation der virtuellen Realität ihn auch "fühlen" können, wenn er nicht da ist, wenn das Bild korrekt im Gehirn ankommt. Aber in beiden Fällen ist das Abbild kein fester Körper und sollte auch nicht so aufgefasst werden.
Kerzen stehen, wie ich finde, wunderbar symbolisch für das Leben und für einen einzelnen Schimmer des Lichts oder der Hoffnung an einem dunklen Ort. Der Graue Rat steht zwischen der Kerze und dem Stern. Schau Dir mal die Handlung mit G'Kar an bezüglich der Frage: eine Kerze in seinem Quartier… und in dieser Szene (für diejenigen, die "Die Armee des Lichts" gesehen haben) achtet darauf, wieviele Kerzen zu Anfang und am Ende im Raum waren.
Wir sind die Kerze, die hell leuchtet, hartnäckig, effektiv… aber kurz.
Der Grad der Aufmerksamkeit, der Details gewidmet wird, ist die einzige Möglichkeit, daß diese Geschichte richtig erzählt werden wird. Das bedeutet, daß Du Dich mit dem Regisseur und anderen hinsetzt und total klar machst - hier und in dem Drehbuch -, was Du zum Zeitpunkt des Schreibens in Deinem Kopf gesehen hast. Das gleiche gilt für das Wiederholen von verbalen Leitmotiven, Hinweisen, Terminologie. Es ist wichtig (da dies ein visuelles Medium ist), visuelle Hinweise hinzuzufügen, welche zu dem thematischen Schub des Stückes beitragen, eine Stimmung kreieren oder eine Emotion oder einen Gedanken auf meist kleinster Ebene vermitteln können. Der schwierigste Teil ist, damit vorsichtig zu sein und sie nicht zu OFT zu benutzen, da sie dann an Bedeutung und Einfluss verlieren.
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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