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The Shadow Within Drucken E-Mail
Titel: "The Shadow Within"
Bewertung:
Autorin: Jeanne Cavelos
Übersetzung: -
Umfang: 259 Seiten
Verlag: Dell Publishing/Del Rey (Neuauflage)
Veröffentlicht: April 1997
ISBN: 0-345-45218-6
Setting: November 2256 – Januar 2257 (kurz vor dem Pilotfilm "Die Zusammenkunft")
Relevanz: Hoch
Spoiler? Ja, bis inklusive "Der Alleingang"
Wo erhältlich? Sowohl das Original als auch die Neuausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: Nach wochenlanger, unergiebiger Forschung an einem seltsamen außerirdischen Artefakt gelingt Anna Sheridan endlich ein Durchbruch. Sie vermutet daraufhin, dass das seltsame Gerät mittels Telepathie gesteuert wird, und heuert einen Telepathen an. Doch der Test endet in einer Katastrophe: Das Artefakt, von Sheridan liebevoll "Maus" genannt, explodiert, und der Telepath verfällt in einen apathischen Zustand. Nach diesem Misserfolg freut sie sich umso mehr, nach langer Zeit endlich ihren Mann John wieder zu sehen. Doch das geplante Treffen zum Jahrestag muss verschoben werden, als diesen eine misslungene Inspektion auf seinem neuen Schiff, der Agamemnon, aufhält. Während John Sheridan verzweifelt versucht, einen Haufen ungehorsamer Offiziere unter Kontrolle zu bringen, erhält Anna ein Angebot, dass sie nicht ausschlagen kann: Sie soll ihren Boss Chang gemeinsam mit einigen anderen Experten, wie u.a. dem Linguisten Morden, nach Alpha Omega 3 begleiten – dem Planeten, von dem offenbar Sheridans "Maus" stammt. Doch auf dem Forschungsschiff Icarus befindet sich ein Verräter, der die gesamte Mission gefährdet – und die Expedition schließlich in die Hände einer lang verschollenen und furchterregenden Zivilisation treibt, die in den Tiefen des Planeten lauert…

Review: Nachdem die ersten sechs veröffentlichten Romane teilweise eklatante Fehler aufwiesen, über keinen nennenswerten Bezug zur fortlaufenden Handlung der Serie verfügten, und auch qualitativ alles andere als das Gelbe vom Ei waren, beschloss JMS, sich bei der nächsten Tranche der Dell-Romane stärker zu involvieren. So gab er für "The Shadow Within" die Grundidee vor, sich mit der schicksalhaften Mission der Icarus zu befassen. Als Autorin wurde Jeanne Cavelos ausgewählt, die zum Zeitpunkt als die ersten Dell-Romane erschienen dort Redakteurin war, die Serie aus dem Fernsehen gut kannte, und die auch an der ursprünglichen Vereinbarung zwischen JMS und Dell für die Veröffentlichung von Lizenzromanen im "Bablyon 5"-Universum maßgeblich beteiligt war. Im Gegensatz zu den früheren Romanen stand JMS auch während des Schreibens für einzelne Detailfragen zur Verfügung, und las das Buch vor der Veröffentlichung, um es auf Kontinuitätsfehler zu überprüfen. Und auch wenn dies zu einem Zeitpunkt, wo er mit der Serie ohnehin schon mehr als genug zu tun hatte, für ihn eine nicht unerhebliche zusätzliche Belastung bedeutet haben mag, aber das Endergebnis spricht für sich. "The Shadow Within" ist der erste "Babylon 5"-Roman, wo ich sagen würde, dass man ihn als Fan der Serie nicht einfach nur gelesen haben kann, sondern ihn vielmehr gelesen haben muss. Umso bedauerlicher ist natürlich, dass der Goldmann-Verlag nur die ersten sechs Romane veröffentlichten und just zu dem Zeitpunkt, wo diese endlich begannen, richtig gut zu werden – und zudem für Fans auch aufgrund der Lücken in der Kontinuität, die sie schlossen, erst so richtig interessant und empfehlenswert wurden – den Stecker zog. Wobei ich zugleich sagen muss, dass es mich aufgrund der minderen Qualität der ersten sechs Bücher auch nicht wirklich überrascht.

Das Herzstück von "The Shadow Within" ist dabei zweifellos alles rund um Anna Sheridan und die Mission der Icarus. Neben den ganzen Einzelheiten, die man über Anna Sheridan, ihre Arbeit bzw. die Expedition an sich erfährt, fand ich dabei vor allen Dingen die Einblicke in Mordens Persönlichkeit interessant – erfahren wir doch hier endlich, wie er zum willigen Diener der Schatten geworden ist und vor allem, warum. Und die Antwort auf diese Frage hat zumindest mich doch ordentlich (und überaus positiv) überrascht. Aber auch den Handlungsverlauf an sich fand ich sehr interessant, angefangen mit den Experimenten an der "Maus" auf der Erde, über den Flug der Icarus nach Alpha Omega 3, der Vorstellung der Teilnehmer der Mission (inklusive der Telepathin Donne), der Verschwörung an Bord, bis hin zur Ankunft auf dem Planeten. Vor allem dieser letzte Teil, der die Erforschung der Höhlen des Planeten zeigt, und wo die Lage dann langsam eskaliert und man schließlich den dort schlafenden Tiger erweckt, ist dann ungemein packend und interessant geraten. Hier profitiert der Roman, neben der grundsätzlichen Handlung an sich, dann auch von Jeanne Cavelos Schreibstil – denn auch was das betrifft, übertrifft "The Shadow Within" die ersten sechs "Babylon 5"-Romane um Längen. Sie versteht es wirklich, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, und den Roman spannend zu gestalten. Dank ihres schriftstellerischem Könnens fühlt man sich nun mal wirklich involviert, und hat das Gefühl, selbst Teil dieser Expedition zu sein und mit den anderen Mitgliedern auf der Oberfläche von Z'ha'dum zu wandeln. Der aus der Serie bekannte, tragische Ausgang des Geschehens trägt dann noch einmal zusätzlich dazu bei, die Spannung zu erzeugen – weil man einfach schon in etwa weiß, was auf sie zukommen, und dass es für Anna & Co. überwiegend nicht gut enden wird.

Zudem findet sie genau die optimale Mischung aus einer Betrachtung der Figuren (und ihres Innenlebens) und dem Fortschreiten der Handlung. Sie hält sich einerseits nie zu lange auf, dennoch wirkt die Erzählung aber auch an keinem Punkt zu überhastet. Dazu kommen dann eben noch die unzähligen kleinen Details, die man über die Expedition erfährt, sowie ihr Bedacht auf die Kontinuität. So wird z.B. auch genau darauf geachtet, dass das letzte Gespräch zwischen Anna und John so verläuft, wie von ihm in "Rückkehr der Finsternis" geschildert. Und generell passt der gesamte Ablauf der Ereignisse zu jenen Informationen, die wir aus der Serie erhalten haben. Ich wünschte wirklich, bei den ersten sechs Romanen hätte man ähnlich genau darauf geachtet. Das einzige, was zugegebenermaßen ein bisschen abfällt, ist die Handlung rund um Sheridan. Ich hatte den Eindruck, dass sich Cavelos ein bisschen schwer damit tat, John während der Mission seiner Frau etwas Sinnvolles zu tun zu geben. Die Geschichte rund um die Inspektion sowie die nachfolgende Mission, um einen Terroranschlag der Homeguard auf Babylon 5 zu vereiteln, ist zwar zu keinem Zeitpunkt langweilig und/oder schlecht, aber halt auch längst nicht so spannend, packend und interessant wie alles rund um Anna und die zum Scheitern verurteilte Mission der Icarus. Dennoch gibt es auch dort die eine oder andere nette Wendung, und vor allem auch das Finale mit der Einweihungszeremonie auf Babylon 5 hatte es mir dann durchaus angetan – nicht zuletzt, da Sheridan und Sinclair dort dann gemeinsam auftreten, was den Bruch zwischen der ersten und der zweiten Staffel aufgrund des plötzlichen Kommandowechsels für mich wieder etwas verkleinerte. Insgesamt zählt "The Shadow Within" für mich jedenfalls ganz klar zu den besten Romanen, die zu "Babylon 5" geschrieben wurden.

Fazit: Nach den mäßigen bis katastrophalen ersten sechs Romanen entschloss sich JMS dazu, sich in die weiteren Veröffentlichungen stärker zu involvieren. Das erste Ergebnis dieses Umdenkens ist "The Shadow Within", und er stellt eben aufgrund dieser einschneidenden Veränderungen zugleich einen der besten und empfehlenswertesten "Babylon 5"-Romane dar. Denn statt einer belanglosen Geschichte ohne Bezug zur fortlaufenden Handlung (oder gar Kontinuitätsfehlern) werden hier vielmehr alle offenen Fragen bezüglich des Fluges der Icarus nach Z'ha'dum beantwortet – und damit eine wesentliche Lücke aus der Geschichte der Serie geschlossen. Eben jene Geschichte ist dann zweifellos auch das Herzstück des Romans. Die B-Handlung rund um Sheridan und seine misslungene Inspektion fällt im direkten Vergleich zwar etwas ab, aber selbst diese vergleichsweise weniger mitreißende B-Handlung ist nicht uninteressant und mit einigen netten Wendungen gespickt, und mündet schließlich auf höchst ansprechende Weise in einer spannenden Mission rund um die Einweihungszeremonie von Babylon 5. Wirklich packend und interessant fand ich jedoch in erster Linie alles rund um die todgeweihte Mission der Icarus –eines der wichtigsten Ereignisse aus der "Babylon 5"-Historie, das hier nun näher beleuchtet wird, und dabei einige Überraschungen bereit hält. Wobei der Roman neben der Geschichte an sich vor allem auch mit Jeanne Cavelos großartigem Schreibstil überzeugt, gelang es ihr doch so richtig, mich zu fesseln, und mir das Gefühl zu geben, selbst Teil der Geschichte zu sein. Eben diese beiden Stärken – der starke Arc-Bezug, sowie Jeanne Cavelos großartiger Schreibstil – sind es, die "The Shadow Within" so auszeichnen, und ihn zu einer absoluten Pflichtlektüre für alle B5-Fans machen, die das Glück haben, die englische Sprache ausreichend zu beherrschen.

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel





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