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Im Kreuzfeuer Drucken E-Mail
Titel: "Im Kreuzfeuer"
Originaltitel: "Accusations"
Bewertung:
Autorin: Lois Tilton
Übersetzer: Torsten Dewi
Umfang: 286 Seiten
Verlag: Goldmann (D), Dell Publishing (E)
Veröffentlicht: Dezember 1996 (D) bzw. Mai 1995 (E)
ISBN: 3-442-25014-5
Setting: April 2259, zwischen "Der Gedankenpolizist" und "Drei Frauen für Mollari"
Relevanz: Gering
Spoiler? Kleinere Spoiler bis ca. "Eine Frage der Farbe".
Wo erältlich? Sowohl die deutsche als auch die Original-Ausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: J.D. Ortega, Ivanova's ehemaliger Fluglehrer, kommt auf die Station, und möchte sich mit ihr in einer dringlichen und wichtigen Angelegenheit treffen. Er scheint in Schwierigkeiten zu stecken, und Ivanova staunt nicht schlecht, als sie herausfindet, dass nach ihm gefahndet wird: Er soll ein Terrorist der "Freier Mars"-Bewegung sein. Leider erscheint Ortega nicht zur geplanten Verabredung, und so hat Ivanova keine Gelegenheit, ihn nach den Hintergründen der Fahndung bzw. nach dem Grund seines Besuches auf Babylon 5 zu fragen. Ivanova informiert Garibaldi, und schon bald wird klar, warum sich Ortega nicht wie vereinbart mit Ivanova getroffen hat: Er wurde ermordet, und seine Leiche in einen Schrank gesteckt. Nur kurz darauf treffen Sonderermittler der Erdzentrale auf Babylon 5 ein, und reißen die Ermittlungen an sich. Als diese jedoch Ivanova verdächtigen und man sie deshalb vorerst vom Dienst suspendiert, und sich zudem eine weitere Leiche findet, beschließt Garibaldi, die Anweisungen zu ignorieren, und die Ermittlungen auf eigene Faust fortzusetzen. Doch bei seinen Nachforschungen stößt er auf eine Welle des Schweigens – alle scheinen zu viel Angst vor den mächtigen Hintermännern zu haben. Doch Garibaldi gibt nicht auf, und stößt schließlich gemeinsam mit Ivanova auf eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise der Erdstreitkräfte reicht…

Review: Zu "Im Kreuzfeuer" gilt grundsätzlich mal das bei "Tödliche Gedanken" gesagte. Auch der zweite "Babylon 5"-Roman ist – im Gegensatz zu späteren Büchern, und insbesondere den drei Trilogien – vom epischen Handlungsrahmen der Serie gänzlich losgelöst, und erzählte eine davon unabhängige, eigenständige Geschichte – so wie die Einzelepisoden, welche die erste Staffel der Serie dominierten. Dies gibt dem Roman nicht nur einen eher belanglosen und unwichtigen Touch, sondern wirkt sich insbesondere auf die Auflösung der im Mittelpunkt stehenden Verschwörung negativ aus. An eben solchen mangelte es "Babylon 5" nämlich ohnehin nie. Der Umsturz in der Erdregierung, die Einflussnahme der Schatten, die Machenschaften des Psi Corps, und und und. Im Vergleich zu diesen Komplotts, die auch alle große Auswirkungen auf den Handlungslauf der Serie hatten, wirkt die Verschwörung, die hier am Ende aufgedeckt wird, doch eher belanglos. Insofern hat mich die Auflösung am Ende, was es mit dem Mord an J.D. Ortega und so weiter auf sich hat, doch ziemlich enttäuscht – und liegt eben darin für mich die größte Schwäche des Romans. Jedoch nicht die Einzige. So schlichen sich bei der Übersetzung wieder einzelne Begriffe ein, wo nicht der deutschen Synchronisation gefolgt wurde (wie z.B. bei "Earth Central" statt Erdzentrale). Etwas irritierend war es zudem, von einem Gauner namens Welch zu lesen – weil zumindest ich musste da gleich an Lou Welch, Garibaldis Assistenten, denken.

Vor allem aber störte ich mich an jener Szene am Ende, wo sich Susan von Talia scannen lässt. Das widerspricht nicht nur völlig ihrem Charakter, es wirft zudem die Frage auf, warum Miss Winters Ivanovas Geheimnis, welches in "Verräter ohne Schuld" offenbart wurde, nicht entdeckt hat. Womit es zum Abschluss nochmal einen ziemlich gravierenden Kontinuitätsfehler gibt. Davon abgesehen ist "Im Kreuzfeuer" soweit jedoch gelungen, und machte auf mich insgesamt auch einen besseren Eindruck, als "Tödliche Gedanken". Dies liegt vor allem daran, dass Lois Tilton sowohl den Ton der Serie als vor allem auch die Figuren besser trifft. Ivanova und Garibaldi (aber auch Sheridan, wobei wir von diesem hier verhältnismäßig wenig zu sehen bekommen) verhalten sich genau so, wie man sich das aus der Serie erwarten würde. Zudem ist die Geschichte zwar nichts Besonderes, sorgt aber mit den Morden an Bord der Station, den Angriffen der Rangers sowie der Verschwörung die es aufzudecken gilt, für solide Unterhaltung, ist ansatzweise spannend, und auch recht abwechslungsreich. Traurig, aber wahr: Diese magere Ausbeute reicht letztendlich schon, um "Im Kreuzfeuer" zum Besten jener "Babylon 5"-Romane zu machen, die auf Deutsch erschienen sind. Zu einer Pflichtlektüre macht ihn das jedoch selbst für B5-Fans noch lange nicht.

Fazit: "Im Kreuzfeuer" liefert solide, kurzweilige – wenn auch sehr oberflächliche – Unterhaltung, und ist der einzige der von Goldmann in Deutschland veröffentlichte "Babylon 5"-Roman, den ich ansatzweise empfehlen kann. Die Geschichte ist angenehm verzwickt, abwechslungsreich, und ansatzweise spannend. Zudem trifft Lois Tilton nicht nur den Ton der Serie besser als John Vornholt, auch die Figuren sind passender beschrieben, als dies bei "Tödliche Gedanken" der Fall war. Dank ihres flüssigen Schreibstils lassen sich somit als B5-Fan mit "Im Kreuzfeuer" durchaus ein paar angenehme Lesestunden verbringen. An den Problemen, von denen alle sechs "deutschen" B5-Romane geplagt werden, ändert das jedoch auch in seinem Fall nichts: "Im Kreuzfeuer" erzählt eine vom großen Handlungsrahmen gänzlich losgelöste Geschichte, und ist damit letztendlich irrelevant. Zudem fand ich die Auflösung der Verschwörung doch ziemlich banal. Vor allem aber störte mich, dass sich Ivanova zum Ende hin von Talia scannen lässt, was nicht nur ihrem Charakter widerspricht, sondern auch einen Kontinuitätsfehler mit "Verräter ohne Schuld" schafft. Eben diese Wendung ist es dann auch, die trotz des soliden Rests eine überdurchschnittliche Wertung verhindert.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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